Die franz. Filmtage sind offiziell beendet. Das Metropolis zeigt noch einige Wiederholungen.
Ich habe mir ausschließlich Filme der Retrospektive des Kameramanns Raoul Coutard angeschaut, des Auges der Nouvelle Vague, wie es im Prospekt heißt.
Aus den 5 Filmen die ich sah kann ich zwar noch nicht wirklich einen klaren Stil erkennen mit dem ich Coutard identifizieren würde. Allerdings scheint ihm eine besondere Vorstellung von der Geometrie der Bilder und Winkel innezuwohnen die eine bestimmte Präzision und Klarheit impliziert. So hat die Kamera bei Z z.B. dazu beigetragen die Hektik und Unruhe der Story des Films zu kompensieren und abfedern zu lassen.
Es war ein schönes Programm jedoch hat mich keiner der Filme so beeindruckt, das ich ihn gleich nochmals sehen oder in meine Sammlung aufnehmen müsste.
Sehr gut gefiel mir Lola in der OF mit engl. UTs. Die Story dreht sich um eine alleinerziehende Mutter und Tänzerin, die hofft das ihre große Liebe zurückkehrt als plötzlich ein alter Jugendfreund auftaucht. Der Film ist einfach wunderschön eingefangen und hat interessante (weibliche) Charaktere. Bildaufbau hat mich in zwei Einstellungen an Antonioni erinnert.
Die Verachtung - Le Mépris passte in der Tat zum heißen Wetter an dem Tag. Es lief die OmU auf 35mm. Perfekte Vorstellung mit dt. Uts. Eine sehr dünne Story - das Portrait einer Ehe und ein Filmdreh - die dem einfachstem Giallo gerecht wird, in wirklich wunderschöne Bilder verpackt. Die Villa auf dem Felsen am Meer hat mich sehr beeindruckt, der Film selbst in Anbetracht seines Status leider nicht ganz so sehr. Auch kann ich mit den angeblich vielen Referenzen nichts anfangen da mir Namen wie Ray, Minelli und Griffith und sogar Hawks nichts bis wenig sagen.
Die Besetzung gefiel mir gut. Das Ende kam unerwartet.
Jules et Jim war mein dritter Truffaut. Nachdem mir die Verfilmung des Ray Bradbury Klassikers FAHRENHEIT 451 nicht gut gefiel und ich SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN sehr gelungen in seiner neorealistischen Darstellung sowie unterhaltsam fand, siedelt sich Jules et Jim im Mittelfeld dieser Filme an, sodass ich zu Truffaut vorerst wieder ein recht ausgewogenes Verhältnis habe
Die anfänglichen Slapstick Elemente haben zwar bei mir sofort alle Warnglocken anschlagen lassen - irgendwie hat der Mann ein Hang zur Albernheit - doch das befürchtete Truffaut Desaster blieb aus und so entspannte sich in den folgenden 100 Minuten eine Ménage à trois mit Voice over erzählt und wechselnden Drehorten, in der auch Gesang und Heiterkeit die Melancholie und Eifersucht der Protagonisten nicht verbergen oder auflösen können. Und auch hier endet der Film mit dem Tod.
Gezeigt wurde die OmU mit englischen UTs. Ich hätte auch eine OmU mit dt. UTs sehen können, das wäre die bessere Wahl gewesen, denn der Film ist sehr Dialog reich. Mir war er in seiner (sprachlichen) Aufarbeitung etwas zu intellektuell.
Z hat mich überrascht. Spannungsgeladener Politthriller. Top besetzt bis in kleine Rollen und richtig gutes Schauspiel. Der Film ist stilistisch ziemlich rasant mit hervorragender Kameraarbeit, zum Teil mit ganz leichter Untersicht. Das hatte was. Einfallsreiche Editing Ideen, wenn z.B. Erinnerungen dargestellt werden; Ein Stilmittel welches ich häufiger in Gialli gesehen habe. Gegen Ende gab es ein paar gefühlte Längen für mich, da mich insbesondere die Dialoge mit englischen UTs angestrengt haben. Inszenatorisch wie schauspielerisch waren die Dialog jedoch großartig, da selbst schnelle, hektische Dialoge mit inszenatorischer Ruhe umgesetzt wurden. Kameramann Raoul Coutard hat dem seinem Wesen nach unruhigen Film Kontrolle, Lenkung ermöglicht.
Obwohl das Genre nicht unbedingt mein Favourit ist, ein 7,5 Pkt. Kandidat. War auch cool im Kino mit einigen gelungenen Clos ups und Massenaufnahmen. Das Bild der Restauration des Films gefiel mir sehr gut. Schön hell, tolle Kontraste. Der Projektor des Metropolis Kino hatte sogar gerade eine neue Birne erhalten. Vermutlich hat das zur positiven Lichtausbeute beigetragen. Der Film lief digital und ich bin froh nicht die dt. 16mm Synchro gesehen zu haben.
Elf Uhr Nachts - Pierrot Le Fou
Als Meilenstein unter den Arbeiten Godard’s hervorgehoben war dies der bislang unerträglichste Godard den ich (nicht bis zum Ende) sah. Ich habe noch nie einen Film gesehen der gerade in seiner Absurdität dermaßen unglaubwürdig auf mich wirkte. Es ist erstaunlich wie die Schauspielleistungen von Belmondo und insbesondere Anna Karina noch eine halbwegs gustierbare Vorstellung ermöglichen. Die Bilder in breitem Techniscope Format sind klasse, auch die Gestaltung durch die Farben gefiel mir gut, während mich die Dialoge, die auseinander gerissenen Sätze - ein Satz wiederholt oder von zwei Protagonisten gesprochen - mich schnell genervt haben und viel zu artsy und unglaublich belanglos auf mich wirkten wie letztlich alles an dem Film. Irgendwann habe ich mir einen Kaffee geholt und gehofft das alles besser wird. Wurde es aber nicht.
Nach der 35mm Opern Verfilmung von CARMEN durch Francesco Rosi und dem Film ZUM BEISPIEL BALTHAZAR von Robert Bresson schon mein dritter Walkout dieses Jahr, wobei ich Pierrot Le Fou einfach extrem unglaubwürdig sowie übertrieben kunstvoll und daher anstrengend und sehr ermüdend fand während die zwei anderen genannten schlicht kein Interesse an jenem Tag bei mir generieren konnten.
Es kann natürlich sein das Elf Uhr Nachts einer der Filme ist, bei denen die letzten 15-30 Minuten - Bäähm - alles verändern und eine unerwartete Auflösung bringen, den Film in ein komplett anderes Licht rücken oder so. Dazu muss mir ein Film zumindest jedoch vorher das Gefühl geben nicht belanglos zu sein (schöne Fotografien mal außen vor). Das hat er in 75 von 110 Minuten nicht geschafft.
Immer cool diese französischen Filmtage im Metro. Bis nächstes Jahr.