Der Vorverkauf läuft ganz ordentlich an heißt es im 3001 Kino. Weil es eine Planänderung gab, musste ich meinen Plan ändern 
Erinnerungen an Marnie wird nun auf deutsch gezeigt. Jap. Animes mit deutscher Tonspur sind immer ein Risiko, da häufig der Rhythmus darunter leidet. Habe zur Zeit keine Lust auf dieses Experiment und daher Karten für:
Tokyo Tribe
Tag
Chimamire Sukeban Chainsw
Why don’t you play in Hell?
The Garden of Sinners
That’s it
Blood Bead
Entgegen der Ankündigung im Programmheft nehmen sie auch Reservierungen an. Habe mir daher noch die Option auf das Kurzfilm Doppel Legacy Time und Tokyo Sunrise gesichert.
Bei Lust und Laune gehe ich morgen zu Undulent Fever schon mal Filmfest Luft schnuppern. Doch eigentlich hat das Filmfest für mich schon begonnen, denn ich sah gestern im 3001
The Whispering Star
Sono drehte seinen letzten Langfilm in gestochen scharfen und Kontrast reichen digital Aufnahmen in s/w und nutzte dafür die Kulisse des evakuierten Fukushima. Mit einigen Landschaftsaufnahmen großer Weite lädt der Film dazu ein ihn auf jeden Fall im Kino zu schauen. Bereits die ersten Minuten kündigen an, welch harte Geduldsprobe den Zuschauer erwartet; das langsame Tempo setzt er fort. Es wird kaum gesprochen und wenn, dann vor allem geflüstert. Musik gibt es so gut wie keine, so das ihr plötzlicher sparsamer Einsatz wie eine Erlösung auf den Zuschauer wirkt.
Wir verfolgen eine Frau, wie sie mit ihrem altertümlichen japanischem Holzhaus durchs All fliegt. Seit mittlerweile 14 Jahren ist sie unterwegs um ca. zwei Dutzend Pakete auszuliefern…
Den Film als langatmig zu beschreiben klingt wie eine Untertreibung, er vesprüht pure Langeweile und normalerweise gleicht das (bei mir) einem Todes Urteil für einen Film. Doch obwohl ihm eine Kürzung von 4-8 Minuten vermutlich gut getan hätte erzeugt er eine eigenartige melancholisch-nachdenkliche Stimmung, die die Selbstreflexion bedient.
Was bezweckt Sono mit diesem Film, was möchte er uns sagen? Sind wir bloß eingeladen zu philosophieren? Wollte er lediglich seine eigenen Erfahrungen mit der Katastrophe von Fukushima oder seine Sicht auf diese verarbeiten? Möchte er schlicht daran erinnern nicht zu vergessen? Treibt ihn die Suche nach Menschlichkeit in einer zunehmend unmenschlicheren Welt?
The Whispering Star beschäftigt mich wider Erwarten noch zwei Tage danach (heute morgen habe ich mir nach dem Aufwachen die Chronologie der Ereignisse in Fukushima durchgelesen), doch das cineastische Erlebnis ist kaum als angenehm zu beschreiben. Einer von 14 Zuschauern ist vorzeitig gegangen, unter Umständen besteht auch die Gefahr einzuschlafen.)
Ich bin neugierig auf weitere Eindrücke und Meinungen. Gute 6/10
Tokyo Tribe mit Publikum im Kino zu sehen war ganz großer Spaß. Der Film hat einen treibenden Soundtrack und entwickelt eine Dynamik und gerade durch die Musik eine Sogkraft, der man sich schwer entziehen kann. Japanischer Rap funktioniert, auch wenn der Sprechgesang nicht die Melodie und Eleganz der (amerikanischen) Rapper Elite erreicht. Harte Fights mit aggressiver Power und einigen kuriosen filmischen Zutaten lassen darüber hinwegsehen, das die Handlung um rivalisierende Clans und die Clan Herrschaft doch eher Nebensache ist. knappe 7,5/10
Unter den Filmen von Sion Sono hat Tag noch keinen allzu großen Bekanntheitsgrad und wenn sich das nicht noch ändert, muss man ihm wohl bald einen Geheimtipp Status geben. Tag war einer der Besten Filme, die ich dieses Jahr auf dem JFFH sah. Blutig, rätselhaft und intelligent. Großen Dank nochmal an Dvdscot für den Rat ihn im Kino mitzunehmen, auch wenn wir leider mit einer Promo DVD inkl. eingeblendetem Schriftzug vorlieb nehmen mussten. knappe 8/10
Chimamire Sukeban Chainsaw fing stark an, entpuppte sich leider jedoch annähernd als Flop. Es wurde in der kurzen Laufzeit fast nur geredet. Die Dialoge haben zwar ein wenig Humor transportiert, das war’s aber auch schon. Ein paar schräge Einfälle z.B. bei den Requisiten konnten den Film nicht retten. Das Publikum war sich einig; so dolle war das nicht. Er hatte es direkt nach Tag aber auch nicht leicht. 4,5-5/10
Why don’t you play in Hell? ist definitiv einer der abgedrehtesten Filme, die ich je im Kino gesehen habe. Zwei rivalisierende Yakuza Gangs, eine Tochter, die endlich Filmstar werden soll, ein Amateur/Independent Filmemacher und seine Crew “The Fuck Bombers” mit dem Traum vom großen Film Hit; Sono inszeniert seine schon 15 Jahre alte Idee als Kampf-Splatter-Yakuza Komödie und Medien Satire mit sympathischen Darstellern. Die Crew hatte sichtlich Spaß an Schauspiel und Dreharbeiten, was sich auf den Zuschauer übertragen hat. Es wurde viel gelacht in der Vorstellung im Hamburger Metropolis. Why don’t you play in Hell? steigert sich bis in die letzten Minuten und ist so überdreht Over the Top, das ich mir in 129 Minuten zuweilen eine kleine Pause davon gewünscht hätte. Ein Unikat dieser Film. Dicke 7/10
Ein paar Worte zu den letzten drei Filmen und ein kurzes Fazit folgt.
[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Frank am 14.06.2016 20:42 ]