Von den neuen Filmen habe ich bis auf zwei alle geguckt.
Hier paar Zeilen:
Beasts Clawing at Straws {2020, Kim Yong-Hoon}
Gute Geschichte mit dem bekannten Motiv der Geldtasche im Schließfach. Fäden die zueinander finden und eine geschickte Erzählweise halten die Spannung oben. Die Besetzung ist gut mit einigen bekannten Gesichtern. Es gibt einige Gewaltspitzen, der Humor ist eher schwarzer Natur, ist toll gefilmt. Diese Mischung kriegen die Koreaner einfach immer wieder gut hin.
8/10
Kim Gun {2019, Kang Sang-woo}
Beeindruckende Doku zu den blutig niedergeschlagenen Studentenprotesten in Gwangju 1980 (siehe A TAXI DRIVER). Sehr bewegend und äußerst interessant. Es kamen viele Zeitzeugen zu Wort, deren Schilderungen das ein oder andere Mal eine ordentliche Gänsehaut bescherten. Man sollte unbedingt Vorkenntnisse zum Geschehen von damals haben.
8/10
Maggie {2018, Yi Ok-seop}
Irgendwie ein typischer Indie mit kleiner Beziehungsgeschichte. Teilweise ganz pfiffig, hin und wieder ein wenig langweilig. Mäandert etwas ziellos vor sich hin. Einige gute Schmunzler und die sympathischen Charaktere sind auf der Habenseite. Ganz nett.
6/10
Kim Ji-young: Born 1982 {2019, Kim Do-Young}
Souverän inszeniertes Sozialdrama um eine junge Mutter, die zwischen Beruf, Erziehung und Familie/Verwandtschaft steht und an den einschnürenden sozialen Rahmenbedingungen zu zerbrechen droht. Besetzung ist top (die zwei aus Train to Busan in den Hauptrollen), Hoffnung und Verzweiflung wechseln sich munter ab und die Geschichte wird einfach spannend und mitfühlend erzählt.
8/10
A French Woman {2019, Kim Hee-jung}
Drama um eine im Leben etwas verlorene Frau, die in Paris lebt und einen Besuch in der Heimat macht, um ihr alten Kollegen von der Schauspielschule zu besuchen.
Ein schöner, melancholischer Film, der geschickt Gegenwart und Vergangenheit verwebt. Toll gefilmt, erzählt und gespielt. Nimmt einen emotional schön mit.
8,5/10
Baseball Girl {2019, Choi Yun-tae}
Ordentliches Underdog-Sportdrama um eine Baseballspielerin, die in der Männer-Baseball-Liga einen Profivertrag erkämpfen will. Die Geschichte nimmt den üblichen Verlauf ohne besondere Überraschungen, profitiert aber von der sehr sympathischen Hauptdarstellerin. Und langweilig wird’s zwischendrin auch nicht.
6,5/10
By Quantum Physics: A Nightlife Venture {2019, Seong-Tae Lee}
Fängt ganz gut und schwungvoll an. Die Szenerie im neu eröffneten Club macht was her. Die Geschichte um organisiertes Verbrechen und Bestechung nimmt Fahrt auf, langweilt dann aber sehr schnell. Erst der gegen den, dann mit dem, gegen den andern, dann die gegen jenen und so weiter. Man verliert schnell das Interesse, da weder die glatte Inszenierung noch die Charaktere was reißen und man einfach keine Lust hat dem Verwirrspiel konzentriert zu folgen. Die Action braucht man gar nicht erst erwähnen, da rar und nicht wirklich gut. Der zu Beginn noch ganz sympathische Hauptdarsteller geht einem irgendwann auf die Eier. Die nervige Musik macht’s auch nicht besser. Ordentliche erste halbe Stunde dann nur noch zappelige Hochglanz-Langeweile.
4/10
Fanfare {2019, Lee Don-ku}
Als hätten Studenten von der Filmhochschule die Möglichkeit bekommen, einen Gangsterthriller mit Tarantino-Vibes zu drehen. Spielt an nur einem Ort, einer Bar. Die knapp 90 Minuten fühlen sich an wie 3 Stunden. Langweilig, inspirationslos, kaum nachvollziehbares Verhalten der Charaktere, ödes Gelaber. Billig inszenierter Kappes, bei dem der Twist auch nur ein Gähnen hervorlockt. Wenigstens war ganz blutig.
3/10
Voice of Silence {2020, Hong Ui-Jung}
Zwei Freunde verdienen sich ein paar Won als Tatortreiniger und Leichenentsorger für die örtliche Mafia. Ein Spezialauftrag = Entführung mit Lösegelderpressung bringt sie aber in unvorhergesehene Schwierigkeiten. In satten Farben wunderschön gefilmt, die Mischung aus positiven und tragischen Ereignissen passt. Die Charaktere sind sind durchgängig sehr gut gezeichnet und die Zuspitzung der Ereignisse erfolgt ziemlich intensiv.
8/10
Moonlit Winter {2019, Lim Dae-Hyung}
Schönes und gemächlich erzähltes Drama um die Auffrischung einer alten Freundschaft. Spielt zu einem guten Teil in einem verschneiten Städtchen auf Hokkaido und sieht wirklich toll aus. War mir aber eine Spur zu spröde inszeniert, auch wenn sich das zum Finale hin immer mehr legt. Die Geschichte an sich ist aber schön und gefühlvoll erzählt und lebt von den Personen.
7,5/10
Hitman: Agent Jun {2020, Choi Won-Sub}
Die erste Hälfte macht echt Laune. Ganz coole Geschichte, viel zum Lachen, die integrierten Web-Comic-Sequenzen, das passt ganz gut. In der zweiten Hälfte gibt’s dann mehr Action, die ganz passabel ist, wenn auch sehr viel hin- und her geschnitten wird. Der Geschichte geht dann aber immer mehr die Puste aus, bringt nichts Überraschendes und läuft dann in einem Finale von der Stange aus. Die überdrehten Charaktere sind sicherlich nicht jedermanns Sache, sind aber der Comic-Referenz geschuldet. Ganz passable Unterhaltung mit einem guten Hauptdarsteller.
6,5/10
The Woman Who Ran {2020, Hong Sang-soo}
Typischer Hong. Sehr minimalistisch inszeniert. Eine Frau aus Seoul, deren Ehemann auf Geschäftsreise ist, besucht drei alte Freundinnen, spricht mit Ihnen über das Leben, Beziehungen, Belangloses. In den Dialogen offenbart sich die Leere in den Leben der Frauen, denen es materiell an nichts mangelt, dafür an Inhalt in ihren Leben. Die Dialoge sind sehr pointiert und es macht Spaß, zwischen den Zeilen zu lesen. Feiner Film.
7,5/10
Fußnote: Die Schlussszenerie spielt in einem Arthouse-Kino in Seoul, zu dem mein Kumpel und ich letztes Jahr gelatscht sind um PARASITE zu gucken und an der Kasse mitgeteilt bekamen, dass er schon ausverkauft sei.
Forbidden Dream {2019, Hur Jin-Ho}
Hur Jin-ho hat inszenatorisch mal wieder eine feine Hand bewiesen. Ein fesselndes Historiendrama über eine echte Männerfreundschaft zwischen dem König und einem Wissenschaftler und ehemaligen Sklaven. Schauplätze und Kostüme sind mal wieder vom Feinsten, die Story bietet große und kleine emotionale Höhepunkte. Spannend ist das Ganze trotz fast keiner Action in jeder der 130 Minuten. Die beiden Hauptdarsteller - einer davon Choi Min-sik - sind die Stützen des Films. Für Fans von Historienfilmen wie mich genau das Richtige.
8,5/10