Aktuelle Genrefilme

Wie im Thread Ideen für die Forenstruktur schon angesprochen, schlage ich vor, aktuellere Genrefilme, die gerade im Kino, auf DVD/BR oder VoD erschienen sind, hier zu besprechen, statt im Thread Letzter Film, den ich gesehen habe. Auf diese Weise erhält man Tipps, die man im Kino vielleicht sonst verpasst hätte bzw. erspart sich eventuelle Enttäuschungen. Wem die Idee gefällt, der liked – und schreibt.

Was heißt „Genrefilme“? Grundsätzlich Filme, die auch auf dem FFF laufen könnten, vom Arthousedrama mit übernatürlichen Elementen über den klassischen Horror bis zum Blockbusterthriller. Was uns hier eben so interessiert.

Was heißt „aktuell“? Ich denke, es macht Sinn, hier über Filme zu sprechen, sie zu reviewen und zu empfehlen (oder von ihnen abzuraten), die nicht älter als etwa ein Jahr sind und innerhalb der letzten Tage, Wochen oder Monate veröffentlicht wurden.

Ich mache mal den Anfang mit…

Remake/Upgrade/Reboot des 80er-Hits, das genauso seicht, flach und harmlos daherkommt wie das Original – nur mit besseren Tricks. Die meisten Gags versanden und nur ein paar Szenen sind wirklich lustig, überraschenderweise die mit Chris Hemsworth (und Newcomerin KateMcKinnon). Alles in allem durchschnittliche, aber wenigstens kurzweilige Blockbusterunterhaltung mit ein paar netten, aber auch bemühten Hinweisen auf das Original.

Interessanter Effekt am Rande: Der Film überschreitet bei einigen Szenen die schwarzen Balken ober- und unterhalb der Leinwand und nutzt sie für einen zusätzlichen 3D-Eindruck, bei einer Sequenz wird es sogar formatfüllend. Dieses Spiel mit dem Format war m. E. zum letzten Mal bei Sam Raimis OZ-Remake zu sehen.

Die Bourne-Filme waren von 2002 bis 2007 tonangebend für den Actionfilm und zeigten unter anderem Daniel Craigs Bond die Richtung. Nach dem gefloppten Spin-off mit Jeremy Renner (das übrigens auf IMDB aktuell eine bessere Metascore-Bewertung vorweisen kann als der neue Film), bestand berechtigte Hoffnung, dass das alte Team um Paul Greengrass und Matt Damon Bourne wieder auf die Spur bringen würde. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist kaum zu glauben, dass der Regisseur intelligenter Thriller wie CAPTAIN PHILLIPS und UNITED 93 diese banale Story, diese platten Dialoge und diese klischeehaften Charaktere mitverantwortet.

Der Versuch, mit allgegenwärtiger Onlineüberwachung und Privatsphärenpanik dem Film so etwas wie Relevanz zu verschaffen, wirkt reichlich aufgesetzt – selbst die letztjährige HOMELAND Staffel hat heute noch mehr Aktualität. Und statt der harten realistischen Action der früheren Filme werden hier nur noch übertriebene Materialschlachten im Schnittgewitter geliefert, die durch den immergleichen treibenden Score an Spannung gewinnen sollen, auf Dauer aber nur ermüden. So ist der ganze Film „dumbed down“ und „sped up“ – was man einem durchschnittlichen Nobrainer-Blockbuster gerne verzeiht, aber nicht einem JASON BOURNE.

Von der Idee her eine Art PURPLE ROSE OF CAIRO des Slasherfilms, hat THE FINAL GIRLS sehr nette Ideen, von denen ein paar wenige auch gut im Film funktionieren (z. B. wenn die Darsteller in ein s/w-Flashback gebeamt werden), viele jedoch nur auf dem Papier.

Außer der Film-im-Film-Metaebene mit all seinen Slasherklischee-Kommentaren hat TFG nämlich leider nicht so viel eigenes zu bieten, der Humor ist recht flach und redundant (ja, in den 80ern gab es noch keine Smartphones, haha), Spannung kommt keine auf, weil die Regeln dieser Parallelwelt nicht wirklich klar sind, und einzig die Mutter-Tochter-Beziehung hält das emotionale Involvement aufrecht. Fazit: Einigermaßen kurzweilige Unterhaltung für Genrefans, aber kein Vergleich mit einem CABIN IN THE WOODS.

Die meisten modernen Horrorfilme folgen einem klassischen Aufbau: Nach einem schockierenden Auftakt folgt ein tendenziell ruhigeres Setup, bis dann nach und nach die Spannungsmomente zunehmen und sich bis zum Finale steigern. Alistair Legrands Debut startet mit einer der vielleicht gruseligsten Erscheinungen seit THE RING und bleibt danach unberechenbar.

Auch wenn die Motive des Films nicht neu sind und das Ende durch die Schlussszenen etwas abfällt, tragen Atmosphäre, Sounddesign, ungewöhnliche Aufnahmen und das Spiel mit Genreerwartungen insgesamt zu einem sehr effektvollen Horrorerlebnis bei. Die unerklärlichen Ereignisse und die ungeklärte Familiengeschichte sorgen für innere wie äußere Spannung und am Ende wird tatsächlich alles überraschend und genregerecht schlüssig aufgelöst. Es ist schwer verständlich, warum THE DIABOLICAL (4.7/25) auf IMDB so viel schlechter bewertet wird als der zumindest teilweise ähnlich gelagerte THE BABADOOK (6.8/86). Für mich eine kleine übersehene Heimkinoperle.

Wenn man schon eine so schön simple, klare Storyline wie THE DIRTY DOZEN meets ESCAPE FROM NEW YORK klaut, ist es eine echte Leistung, daraus so ein hektisches und chaotisches Durcheinander zu fabrizieren. Aber man sieht ja hier keinen Unterhaltungsfilm, sondern ein Marketingprojekt für mindestens zwei Nachfolgefilme – und diesen Kraftakt spürt man deutlich.

Wenigstens ist der SUICIDE QUATSCH nicht ganz so düster und schwerfällig geworden wie der letzte DC Unfall DAWN OF JUSTICE und das liegt fast ausschließlich an Margot Robbie, die in der Rolle der charmant durchgeknallten Harley Quinn völlig aufgeht und bei der ein einzelnes Kopfwackeln schon mehr Spaß macht als all die austauschbaren Ballereien und CGI-Blitze zusammen. Der groß gehypte neue Joker Jared Leto hat in seinen wenigen Gastminuten dagegen kaum Zeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – wohl auch nur ein Teaser für JUSTICE LEAGUE und Co.

Einen ganz guten Einblick in die Produktionsgeschichte (und die aktuelle Entwicklung in Hollywood) gibt es hier bei SPIEGEL Online.

Es ist immer wieder erfreulich, wenn ein Film von meiner Watchlist, dessen Veröffentlichung in Deutschland noch nicht mal angekündigt ist, plötzlich unvermittelt bei einem Streamingdienst meines Vertrauens – in diesem Falle Netflix – auftaucht.

HUSH ist eine echte Genreperle, was nicht weiter verwundert, stammt er doch von Mike Flanagan, der mit ABSENTIA und OCULUS bereits zwei sehr atmosphärische, intelligente Ausnahmehorrorfilme inszeniert hat. Prämisse und Setting sind zunächst nichts besonderes – der (Home Invasion) Thriller mit psychisch oder physisch eingeschränkten meist weiblichen Opfern ist ja schon fast ein eigenes Subgenre geworden – von WAIT UNTIL DARK über SEE NO EVIL bis zu BLINK und MUTE WITNESS sowie RESTRAINT und DEADLY HOME.

Was HUSH jedoch so außergewöhnlich macht, ist, dass er sein Thema im Rahmen der selbst gesteckten Genregrenzen komplett realistisch ausspielt – und zwar verdammt brutal. Hier gibt es keine künstlichen Twists und keine kreativen HOME ALONE-Fallen, hier geht es ums nackte Überleben. Da kann der verzweifelte Versuch, eine Armbrust zu spannen, schon mal die letzten Nerven kosten. Sowohl Täter als auch Opfer sind clever, jede ihrer Handlungen ist nachvollziehbar, beide gehen bis zum Letzten, jede Verletzung tut weh, jeder Todesfall ist tragisch, jeden Moment kann alles passieren. Das macht HUSH teilweise extrem spannend. Das Beste aber ist – endlich mal wieder ein Genrefilm, in dem man sich keine Sekunde über die Protagonisten ärgern muss.

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31
Mega-Enttäschung Nr. 2. Was habe ich dem entgegengefiebert. Bin ein großer Fan von Rob Zombie und daher war die Erwartungshaltung 31 betreffend wohl etwas zu hoch. Der Film - und das ist sonderbar - fängt eigentlich sofort an, also keine Einleitung, keine sonst so geschätzte Figurenzeichnung. Ergo baut man null Bezug zu den Figuren auf, weder zu den Guten noch zu den Bösen. Und dann wird alles nach der Reihe in wilder Weise “abgefrühstückt”. Es gibt nicht einmal einen Zusammenhang, eine Erklärung zu der barocken, wettenden Gesellschaft und dem Gemetzel zu sehen, kein sogenannter “Establishing-Shot”, bei dem man “Murder World” mal von außen sehen könnte. Das kann Rob Zombie doch sonst irgendwie alles besser. Die Story entwickelt sich dann auch nicht weiter. Es passiert wirklich nur das, was der Einzeiler über den Film verlauten lässt. Die beste Performance, weil ausgearbeitete Figur mit Mini-Hintergrund (aber immerhin), bietet Richard Brake aka “Doom-Head”. Den in seiner Rolle spielen zu sehen ist eine wahre Freude. Dieses Review auf der IMDb bringt es gut auf den Punkt: http://www.imdb.com/user/ur67667809/

Dann noch ein paar aktuelle Genre Titel, die ich aber leider selbst noch nicht gesehen habe, da in meinem Freundeskreis leider immer weniger Leute ins Kino gehen…Aber ich hoffe auf Meinungen, Eindrücke von Euch!

Don’t Breath
Der neue von Evil Dead-Regisseur Fede Alvarez. Soll ja ganz gut sein.

Nerve
Soll wohl sehr aufs Teenie-Publikum zugeschnitten sein.

Blair Witch
Der kommt nächsten Donnerstag. Werd ich mir wohl reinziehen, weil ich großer Fan vom ersten bin.

Hey Neck*

Da nimmst DU mir abeor schon mal mit deinem Beitrag etwas 31 Wind aus den Segeln!
Ich dachte, dass wird er Extremste und Genialste Rob Zombie Movie aller Zeiten!?
Aber Danke für die Warnung, ich werde den Film danach wohl doch mit etwas weniger Vorschußloorbären angehen!

Auf Don´t breath, Nerve und Blair Witch freue ich mich ebenso.
Don´t breath dürfte hierbei wohl der Gewinner sein!

Sollte man wohl, ja. Leider. Ich hatte mir auch was „Größeres“ gewünscht…aber leider ist da am Ende wirklich nicht viel mehr als der One-Liner es verlauten lässt…„Five carnival workers are kidnapped and held hostage in an abandoned, Hell-like compound where they are forced to participate in a violent game, the goal of which is to survive twelve hours against a gang of sadistic clowns.“ Das Fazit vom filmchecker blog bringt es hier gut auf den Punkt: Filmkritik: „31 – A Rob Zombie Film“ (2016) – Filmchecker

Auch zu Blair Witch trudeln leider immer mehr schlechte Kritiken rein…der ist in US wohl äußerst gemischt am Eröffnung-WE aufgenommen worden…„One of the most over-hyped letdowns of 2016.“ Kann denn wirklich kein Regisseur mehr einen eigenständigen, originellen, unabhängigen Horrorfilm abliefern??? :blush: :sunglasses:

Schade, dass es mit dem Rob Zombie „31“ doch nicht so das Gelbe vom Ei geworden ist.

Aber der oder die BLAIR WITCH sollte eigentlich nicht so schlecht geworden sein?

Zitat deadline:

"Die BLAIR WITCH ist in THE WOODS zurück.

Ab 6. Oktober kehrt die BLAIR WITCH zurück auf die Kinoleinwand. Einen Vorgeschmack gibt es jetzt mit dem deutschen Trailer von BLAIR WITCH. Der Film wurde zunächst als THE WOODS beworben, auf der Comic Con San Diego enthüllte Lionsgate, dass es sich um eine Fortsetzung des Found Footage Klassikers handelt. Regie führt Adam Wingard, der Genrefans bereits mit THE GUEST und YOU’RE NEXT begeistern konnte.

Nachdem Heather Donahue und ihre Freunde vor 20 Jahren in THE BLAIR WITCH PROJECT im Black Hills Forest verschwanden, macht sich nun Heathers Bruder James (James Allen McCune) zusammen mit seinen Freunden Peter (Brandon Scott), Ashley (Corbin Reid) und der Filmstudentin Lisa (Callie Hernandez) auf, die Umstände des Verschwindens zu erforschen. Dass sich der Gruppe zwei Einheimische anschließen, um sie durch die Wälder zu führen, stimmt sie zunächst zuversichtlich. Doch schon bald wird ihnen klar, dass die Legende um die Blair Witch furchterregender ist, als sie es sich je hätten vorstellen können."

https://youtu.be/DCaV_LgBVeY

Für Tim Burton muss der Film nach Ransom Riggs’ Young Adult Bestseller ein Geschenk des Himmels gewesen sein. Denn die Vorlage bietet quasi ein „Best-of“ aller Burton-Motive – liebenswerte Außenseiter, morbide Fantasien, schräge Parallelwelten. Die Vermutung liegt nahe, dass Burton nach vielen vielen Jahren erstmals wieder mit Hingabe an einem Film gearbeitet hat. Das hat sich gelohnt: MISS PEREGRINE ist eines seiner bis heute besten Werke geworden.

Der Film wandelt sich von der Coming-of-Age-Fantasy über einen märchenhaften, romantischen Thriller bis zu einem actiongeladenen Spannungs-Showdown mit fliegender Zuckerwatte und Totenschädeln und wird dabei immer fantastischer, verspielter und überbordender in seinem Einfallsreichtum. Hier drin stecken mehr Ideen als in jeder HARRY POTTER-Verfilmung, vor allem aber ist MISS PEREGRINE die deutlich mutigere, gefährlichere Fantasy: Zwar schwächt Samuel L. Jackson mit seiner Over-the-Top-Performance den Bedrohlichkeitsgrad seines Über-Bösewichts etwas ab, aber die „Hollows“ sind wirklich furchteinflößende Monster, neben denen J. K. Rowlings „Dementoren“ wie schwache Schatten wirken.

Darüber hinaus ist der Film auch ein Fest fürs Auge: Selten wurde in einem nachträglich konvertierten Mainstreamfilm so viel Wert auf die 3D-Bildgestaltung gelegt. Insbesondere in seiner ersten, ruhigeren Hälfte ist es ein reines Vergnügen, dem Film zuzuschauen und Tim Burtons Liebe zum Detail zu bewundern. Es ist zu hoffen, dass der Film ein Erfolg wird und auch die beiden Folgebände eine adäquate filmische Umsetzung erfahren – idealerweise mit demselben Team.

Ich habe The Diabolical bei Amazon Prime gesehen und kann Herr_Kees nur zustimmen. Viel besser, als ich bei den mauen Bewertungen erwartet hätte! Gut gespielt, extrem ungewöhnliche Geschichte für einen zu Beginn „klassischen Geisterfilm“ und angenehm kurzweilig erzählt.

Ich kann mir allerdings schon vorstellen, wo das Problem des Films liegt… er erzählt eine sehr wendungsreiche, ungewöhnliche Geschichte, aber verheddert sich dabei etwas. Man sollte also als Zuschauer lieber nicht zu viele Fragen stellen. Dahingehend erinnert er mich ein wenig an „The Signal“, den ich auch angenehm überraschend fand, der aber auch bei näherem Hinsehen etwas löchrig wirkt. Man muss ein bisschen guten Willen mitbringen. :slight_smile:

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War denn hier wirklich noch niemand im neuen Blair Witch? :sunglasses:

Es ist für diesen Film bezeichnend, dass Stan Lee in seinem traditionellen Marvel-Cameo-Auftritt begeistert Huxleys „The Doors of Perception“ studiert: DOCTOR STRANGE ist der strangeste Superhelden-Mainstreamfilm, den je ein Studio herausgebracht hat. Im Prinzip ist er so etwas wie ein Gegenentwurf zu politisierten und inhaltsschweren Comicadaptionen wie CAPTAIN AMERICA – WINTER SOLDIER.

Inhaltlich sehr simpel, mit recht eindimensionalen Figuren, und anfangs interessanten spirituellen Ansätzen, die sich aber schon bald in banalem (Marvel-)Universums-Mumbojumbo verlieren, punktet DOCTOR STRANGE vor allem auf der visuellen Ebene. Hier aber voll: Da werden Raum und Zeit in einer Art verschoben, dass man bald weder weiß, wo oben und unten ist, noch, wo man zuerst hinschauen soll. Da werden Leinwand und 3D endlich mal wieder lohnend genutzt, so dass der Kinobesuch zum Erlebnis wird. Und da werden die besten Visual Effects aus MATRIX und INCEPTION so neu zusammengemixt, dass es ein Vergnügen ist. Spaß macht natürlich auch Benedict Cumberbatch. Einen Großteil seines Humors bezieht der Film aus Stranges blasierter Art und seiner Unerfahrenheit im Umgang mit dem Marvel-Kosmos.

Da die Rückkehr des Doctors bereits feststeht, darf man sich für den nächsten Teil nur noch etwas mehr Inhalt, Tiefe, Emotion und so etwas wie eine Story wünschen.

Doch. War aber ein Fehler.

Das Original vermittelte glaubhaft, dass es sich um gefundenes Filmmaterial von Amateuren handelte. Das Ende gehört heute noch zu den gruseligsten Erlebnissen, die man im Kino haben kann. Dazu muss der Zuschauer sich durch eine extrem lange Einführung über 50 Minuten quälen. Die ist aber notwendig, um die zunehmende Spannung zwischen den Akteuren glaubhaft werden zu lassen. Und die überträgt sich den Zuschauer. Dazu kam echt wirkende Panik, die unter anderem erreicht wurde, in dem die Schauspieler sich im Wald selbst überlassen wurden. Vor allem aber: Bis zum Schluss blieb der Film uneindeutig. Es könnte auch einfach nur ein - zugegeben sehr böser - Streich gewesen sein, der außer Kontrolle geraten ist.

BLAIR WITCH macht alles falsch, was das Original richtig macht. Es folgen naturgemäß ein paar Spoiler, die ich aber nicht verberge, weil der Film es nicht verdient. .

Die Schauspieler sind Abziehbilder gängiger Klischees der Generation Y. Sie sind nicht nur Digital Natives, sie sind fotografisch geradezu professionell ausgestattet, inklusive einer Drohne, die aber für den Film keinen Mehrwert bietet. Das wirkt alles viel zu gut, um als Amateurprojekt durchzugehen. Dazu kommt, dass den heutigen Sehgewohnheiten viel zu viel Tribut gezollt wird. Die Spannungen zwischen den beiden Gruppen entwickeln sich nicht, sie sind sofort da. Und bereits in der ersten Nacht geht es ab. Die subtilen Geräusche auf der Tonspur des Originals weichen konsequenterweise auch einer Schockstrategie. Merke: Im Wald ist es extrem laut.

Der Zuschauer wird nicht mehr auf die Folter gespannt. Ein fundamentales Unverständnis für Horror, der Zeit und Raum braucht, um sich zu entfalten. Zudem verschießt BLAIR WITCH damit viel zu früh sein Pulver. Um doch noch etwas oben draufzusetzen, zeigt man Body-Horror, Zombies und Geister. Bis dahin hat BLAIR WITCH schon viel zu viel erklärt. Aber mit seiner Festlegung, dass es tatsächlich übernatürliche Phänomene im Wald gibt, schießt der Film sich endgültig selbst ins Knie.

Ich habe mich im Film aber tatsächlich doch einmal erschrocken. Irgendwann schrie sich hinter mir eine Zuschauerin im gefühlten Alter von 16 die Seele aus dem Leib. Vielleicht bin ich einfach nur zu alt für diesen Scheiß.

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Oh je…:neutral_face: Ja, irgendwie scheint mir, die heutigen Horrorfilme werden überwiegend für ein jüngeres Publikum konzipiert - zumindest aber auf massenkompatibel getrimmt und was eignet sich da besser (und luktariver), sich an einer ohnehin schon etablierten “Marke” wie Blair Witch zu bedienen.

Du hast vollkommen Recht, das Original überzeugt mit einer solch ungeschliffenen und glaubhaften Machart, die es bis heute zu etwas besonderem macht. Schade, dass sowas dann derart an die Wand gefahren wird. Und wenn ich höre, dass nun Body-Horror, Zombies und Geister (das gleißende Ufo-ähnliche Licht im Trailer ließ mich ja schon zweifeln) Einzug erhalten, dann hat das mit dem Original “Blair Witch” für mich nichts mehr zu tun. Wie ärgerlich!

Gestern gab es die Insel der besonderen Kinder. Sehr fantastisch, burtonesque, traumhaft schön. Tolle Bilder, überzeugende Charaktere, was will man mehr. Storytechnisch hat mich der Film nicht ganz überzeugt, war nicht ganz ausgewogen und hatte ein paar Fehler. Tut dem Filmgenuß aber keinen Abbruch.und Eva Green war ja der Hammer. Vor nicht all zu langer Zeit hätte bestimmt Helena Bonham Carter diese Rolle gespielt. Für Freunde des fantastischen Films und Tim Burton unbedingt empfehlenswert.

Heute dann Nerve, der für meine Tochter und ihre Freundin (12, 13) sehr spannend und nervenaufreibend war. Ich fand die erste Stunde zwar ganz okay, aber ihr wisst, einem alten Hasen kann man mit sowas nicht schnell Angst einjagen. Die letzte halbe Stunde wurde jedoch die Spannungsschraube angezogen und war dann doch nicht so vorhersehbar wie gedacht. Im großen und ganzen auf das Teenie-Publikum abzielender Film, der einen guten Soundtrack hat. Man kann dem Film auch sowas wie Internet-Kritik, selfie-Kritik unterstellen und das macht er sogar besser als der diesjährige FFF-Beitrag “Cell”. Ein Film, den man gucken kann, aber nicht muss.

FSK 12 geht in Ordnung. Allerdings waren im Publikum definitiv Kinder unter 12. Denen hat dieser Film zwar bestimmt nicht geschadet, aber da ist man als Eltern dann halt auch in der Verantwortung.

Befreit vom Zwang und dem Erwartungsdruck, einer millionenfach beliebten Romanvorlage gerecht zu werden, zaubert Potter-Regisseur David Yates ein überraschend unterhaltsames Fantasyspektakel auf die Leinwand, das mit ebenso kreativen wie lustigen Fabelwesen und schönen 3D-Effekten zu gefallen weiß.

Im Bereich Handlung sieht es zwar eher dünn aus, aber das mag der Tatsache geschuldet sein, dass FANTASTIC BEASTS wie aktuell gerade üblich, auf serielles Erzählen angelegt ist und noch vier weitere Filme folgen werden. Dafür ermöglicht es der simple Plot, sich ganz auf die titelgebenden Tierwesen und die hervorragend besetzte und wunderbar ausgestattete Fantasiewelt einzulassen.

Zwei Probleme hat der Film dennoch: Zum einen ist er für eine 3D-Projektion viel zu düster angelegt, zum anderen fehlt es an einer echten Bedrohung – zwar wird gegen Ende ein großer neuer Bösewicht herausgearbeitet, doch während des Films steht für die Helden viel zu wenig auf dem Spiel, als dass man wirklich Anteil nehmen würde. Das hat bei Harry Potter noch besser funktioniert, kann hier aber noch werden.

Fantastic Beasts…

Stimme weitgehend Herrn Kees zu. Allerdings habe ich auf 3D lieber gleich verzichtet. Der Film ist gut besetzt, alles sehr sympathische Figuren, auch die Bösen. An die Tiefe der Figuren des Potter Universums kommen die Figuren (noch) nicht heran. Eddie Redmayne habe ich als die perfekte Besetzung für die Rolle empfunden, auch wenn seine Figur ein wenig einseitig wirkte (bzw. sein Schauspiel/Mimik etwas begrenzt schien).
Mich haben besonders der Flair des Films und sein Humor gefallen; Das New York der 20er Jahre, Autos, Kutschen…sehr lustig der Niffler - ein Tier, ähnlich wie ein Honigdachs, das alles cool findet was glänzt.
Der Soundtrack gefiel mir. Das Musik Theme von James Newton Howard: TOP! Vertraut, fein und einfühlsam.
Ich hatte eine deutlichere Verbindung zum Harry Potter Universum erwartet. Auch qualitativ ist noch Abstand vorhanden. Mal schauen, wie sich diese Fantasy Welt weiter entwickelt.

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So einen vielschichtigen, stimulierenden Science-Fiction-Film hatten wir schon lange nicht mehr. Von einem Kritiker treffenderweise zwischen Kubricks 2001 und Malicks TREE OF LIFE verortet, weckt ARRIVAL auch Erinnerungen an INCEPTION, THE DAY THE EARTH STOOD STILL und Filme ähnlichen Kalibers, bleibt aber absolut eigenständig und legt ungewöhnlich viele spannende und tiefgründige Themen frei, die noch lange nachwirken.

Dabei ist ARRIVAL kein reines Kopfkino, sondern sorgt insbesondere im ersten Drittel mit seiner authentischen Atmosphäre für ein fühlbar realitätsnahes, stets unangenehm bedrohliches Szenario, so wie es Villeneuve auch in SICARIO schon überzeugend gelungen ist.

Der Film hat auch kleinere Schwächen, das Aliendesign ist überraschend uninspiriert und beim Übersetzungsprozess der Aliensprache werden leider ein paar interessante Stufen übersprungen. Doch das fällt kaum ins Gewicht – ARRIVAL ist ein visueller und intellektueller Genuss.

Hihi, ich hab diesen Film für mein Obscura angefragt und fand ihn nicht so pralle. Hab ihn letztendlich auch abgelehnt, nun lest euch das mal durch. :joy:


„Demzufolge ist NIGHT OF SOMETHING STRANGE auch nur für jene zu empfehlen, die auch wirklich gar keinen Geschmack besitzen. Selbst von schlechtem Geschmack ist dieser Zombie-Schiss nämlich weit entfernt.“

Es ist alles ganz exquisit in diesem Film von Modedesigner Tom Ford: die Bilder und die Farben, die Kostüme und die Inneneinrichtung, die bis in die kleinste Rolle hervorragenden Schauspieler, die aggressiven Kunstobjekte und der verführerisch elegisch, an Pino Donaggios Arbeiten für Brian de Palma erinnernde Score.

So elegant wie das Styling sind auch die beiden Geschichten des Films ineinander verwoben – die Rahmenhandlung, die auf mehreren Zeitebenen spielt und die fiktive, metaphorische Film-im-Film-Handlung, die NOCTURNAL ANIMALS seinen nötigen Drive gibt und die bald realer scheint als die echte Kunstwelt, in die sich nach und nach Unschärfen einschleichen.

Was so komplex klingt, ist am Ende dann aber doch recht banal – ein Beziehungsdrama als Psychopuzzle, düster, künstlich verschachtelt und tendenziell prätenziös, scheinbar tiefgehend und doch nie seine Oberfläche verlassend, ein hochwertiger, atmosphärisch interessanter Film, der doch nur um sich selbst kreist und dem Zuschauer im Gegensatz zu Werken von Lynch oder Refn kein Geheimnis mit nach Hause gibt.

Ich hatte vor längerer Zeit mal eine beeindruckende Kurzgeschichte namens Geschichte Deines Lebens gelesen. Als ich vor zwei Wochen jemandem das Buch empfahl, sagte er mir das wäre doch die Story auf der Arrival basiert. Von da an konnte ich es nicht mehr abwarten den Film zu sehen. Nicht ohne das Buch vorher noch einmal zu lesen. Autor ist Ted Chiang. Der Sammelband mit 5 Stories heißt Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes. Ich glaube, ich war seinerzeit wegen des Titels darauf aufmerksam geworden.

Seltsamerweise hatte ich nach Arrival kaum das Bedürfnis über den Film zu reden. Ich knüpfe mal an @Herr_Kees an.
Es ist ein eigenständiges Werk geworden. Die genannten Vergleiche kamen mir zwar nicht direkt in den Sinn, doch ein Hauch von z.B THE DAY THE EARTH STOOD STILL kann ich ebenso darin finden. Da ich THE TREE OF LIFE nicht kenne kann ich obige Einordnung nicht nachvollziehen. Allerdings hat mich Arrival besonders in einer Szene, in der wir eine ganz emotional-staunende Amy Adams sehen, sehr an CONTACT (mit Jodie Foster) erinnert.

Arrival hat vor allem eine großartige Atmosphäre und wäre ohne seinen genialen (im Sinne von harmonisch passenden) Soundtrack in seiner Wirkung für mich nicht denkbar. Auch wenn sich hinterher kein Ohrwurm festgesetzt hat. Als separaten Soundtrack, den man mal so hört kann ich mir die Soundkulissen ohnehin nur schwer vorstellen. Ich frage mich, ob es Zufall war, das mich die Musik an Walgesänge erinnert hat. Es geht ja um Kommunikation und die “Sprache” der Wale war oder ist ja auch seit langem Forschungsgegenstand um eine andere Spezies zu verstehen. Eine Oscar Nominierung ist das Mindeste, was Johansson für seine Kompositionen erhalten sollte. Die haben maßgeblich dazu beigetragen, das ich gefühlt mindestens die Hälfte des Films und außerdem von der ersten Minute an eine Gänsehaut hatte. Ich weiß nicht welcher Film das das letzte Mal bewirkt hat.
Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich ihn bei Erstsichtung ausnahmsweise nicht doch lieber auf deutsch gesehen hätte, denn einige Wörter und Sätze konnte ich nicht verstehen.

Kleinere Schwächen hat er, ja. Das bei der Übersetzung der Aliensprache einige Stufen übersprungen wurden, sehe ich allerdings als seine größere Schwäche. Vor Allem vor dem Hintergrund, das man die Umsetzung mit viel Respekt vor der Vorlage vorgenommen und deren große Stärke - Rhythmus und Atmosphäre- filmisch hervorragend angepasst und umgesetzt hat. Da finde ich es schade, das nicht noch konsequenter und fokussierter der Prozess der Kommunikationsherstellung ins Zentrum gestellt wurde. Der Blick auf die übrige Welt mit den Monitoren als Stilmittel war aus meiner Sicht eher störend und passte auch nicht besonders gut in die Stilistik des Film. Vermutlich ein Zugeständnis an die kommerzielle Seite um mehr Zuschauer zu erreichen?
Während Jeremy Renner eher fades Beiwerk war konnte Amy Adams in jeder Hinsicht überzeugen. Forest Whitacker hat gut hinein gepasst auch wenn wir wohl keine neue Mimik und Gestik mehr von ihm erwarten können. Ich war zuerst skeptisch wegen der Besetzung, im Nachhinein hat mich aber vor Allem die Darstellung der Hauptfigur durch Amy Adams überzeugt.

Auf jeden Fall ein sehr sehens- und hörenswerter Film. Atmosphärisch einer der Besten - wenn nicht der Beste Film aus diesem Jahr. Sollte im Kino gesehen werden, ich bezweifle das er zu Hause auch nur annähernd die Intensität erreicht wie im Großen Saal.

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Ich fand CONTACT fürchterlich langweilig und kitsch und war deshalb froh, dass ARIVAL trotz ähnlichen Inhalten so ganz anders war. Vielen Dank für den Literaturtipp!


„A long time ago in a galaxy far far away…“ – dass nach dem inzwischen legendären Intro hier keine Star Wars-Fanfare ertönt, spricht Bände. Das ist nicht das Star Wars, das wir kennen (und lieben). Das x-te Remake der Story „die Rebellen versuchen, den Todesstern zu verhindern“ verhält sich zu THE FORCE AWAKENS wie eine der schwerfälligen DC-Comic-Verfilmungen zu den spielerisch leichten Marvels, ist ein Star Wars-Produkt aus der zweiten Reihe mit AAA-Hype, aber nur B- bis C-Qualität.

Die Dialoge klingen ungeheuer bedeutend, sind aber in Wirklichkeit fürchterlich banal und redundant zum Gezeigten. Charme, Witz oder Überraschungen des geliebten Star Wars-Universums sucht man hier vergebens. Der einzige „comic relief“ ist K-2SO, ein Droid mit der Statur des Michelinroboters BAYMAX und dem Gemüt des sarkastischen Marvin aus Douglas Adams’ HITCHHIKER’S GUIDE, doch auch bei ihm hat man den Eindruck, es sei nochmal ein Gagschreiber übers fertige Drehbuch geschickt worden, damit das Ganze nicht so düster wird wie Garteh Edwards’ MONSTERS und GODZILLA.

Während Humor und Zitate bei THE FORCE AWAKENS noch organisch erschienen, wirkt hier das Meiste aufgesetzt, wie z. B. die Gastauftritte von Darth Vader und die in mehrerlei Hinsicht gruselige computergenerierte Erscheinung des 1994 verstorbenen Peter Cushing. Die nächste „Star Wars Story“ darf gerne wieder etwas entspannter werden.