Aktuelle Genrefilme

Auch von mir dickes Danke :slight_smile: Direkt mal auf die Playliste gesetzt. Spanier gehen immer!

A CURE FOR WELLNESS ist bestimmt einer der schönsten Horrorfilme aller Zeiten. Allerdings nur aus ästhetischem Blickwinkel: Die fantastischen, wunderbar komponierten Bilder, die man vielfach bereits aus dem viel zu ausführlichen Trailer kennt, tragen insbesondere die erste Hälfte des Films.

Seine Ästhetik ist gleichzeitig sein einziger „USP“. Sie ist essenziell, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers aufrecht zu erhalten. Denn zum einen ist die Hauptfigur, von Dane DeHaan ordentlich gespielt, reichlich unsympathisch und schafft es auch im weiteren Verlauf des Films nicht, Empathie zu wecken. Zum anderen passiert in Anbetracht der zweieinhalb Stunden Laufzeit herzlich wenig – die Ausgangssituation ist nicht gerade neu und wurde erst vor wenigen Jahren u. a. in Brad Andersons STONEHEARST ASYLUM und vor allem in Scorseses SHUTTER ISLAND in sehr ähnlicher Weise durchgespielt (auch dies ein Style-over-Substance-Film mit unerwartet pulpigem Finale).

Im Gegensatz zu Scorsese schafft es Gore Verbinski erstaunlicherweise nicht, aus dem großartigen Setting und der bis ins Detail stimmigen Ausstattung (das Schweizer Sanatorium wurde in Süddeutschland auf Burg Hohenzollern gedreht und ausnahmsweise sind in einem amerikanischen Film mal alle deutschsprachigen Dialoge und Schrifttafeln einwandfrei – mit dem kleinen Manko, dass hier keiner schweizerdeutsch spricht) eine unheimliche Atmosphäre zu generieren. Es gibt zwar den einen oder anderen Suspensemoment, aber man vermisst eine durchgängige Bedrohung, Beklemmung und Düsternis, die das klinische Retro-Ambiente durchaus hergeben würde.

Mit seiner lang herbeigesehnten Auflösung rutscht der Film dann plötzlich in ebenso unerwartete wie unpassend trashige Gothic-Gefilde mit schlechtem CGI ab und man bleibt selbst als Genrefan kopfschüttelnd zurück über diesen hanebüchenen Unsinn, den man hier vorgesetzt bekommt. Fazit: Ein schöner Trash, toll gemacht, aber miserabel erzählt.

Hentai Kamen 2: The Abnormal Crisis (2016)

Erstaunlich schnell erschien diese Fortsetzung nach ihrem Japan-Start bei uns auf DVD und Blu-ray. Und ich bin überrascht, wie gut sie ist! :slight_smile: Bei Fortsetzungen ist man ja oft ein wenig skeptisch, aber er steht dem ersten Teil kaum nach. Klar, das ungläubige Staunen über die Grundidee eines Superhelden mit Schlüpfer im Gesicht hat man nur beim ersten Mal. Aber es wurden genug neue Ideen und nette Gags eingebaut, um bei Laune zu halten. Wir hatten jedenfalls Spaß in unserer Hentai Kamen erprobten Gruppe. Und nach wie vor schaffen es die Filme, sympathisch und irgendwie putzig zu wirken, obwohl es die ganze Zeit um Perversitäten geht. Er ist so pervers… aber sooo cool. :smiley: Außerdem haben die Monster einen hohen Power Rangers Trash Faktor. Schade nur, dass es nicht mehr verschiedene waren, aber die Gegner, die vorkommen, sind dafür ziemlich gut. Ansonsten sind noch die Spider-Man Anspielungen und knackigen Pobacken erwähnenswert.

7,5/10

Shin Godzilla kommt Mai ins Kino:
http://www.blairwitch.de/news/shin-godzilla-kommt-in-deutsche-kinos-event-56762/

Hoffentlich Frankfurt :slight_smile:

Es braucht schon einen Regisseur wie Paul Verhoeven, um aus der Verarbeitung einer Vergewaltigung statt eines schwermütigen Dramas einen von bissigem Humor durchzogenen Erotikthriller zu machen. Doch ELLE handelt nicht in erster Linie von einer Vergewaltigung, sondern von schwierigen Beziehungen und Machtspielen: Ob Freundschaften, Ehen oder Geschäftsbeziehungen, überall geht es um – vor allem weibliche – Manipulation, die so dezent zum Einsatz kommt, dass lange Zeit nicht klar ist, wer denn nun der „Täter“ ist.

Diese Komplexität macht den Film um ein Vielfaches spannender als das vordergründige Rätselraten um den offensichtlichen Täter. Und Verhoeven gelingt ohne wirklich spektakuläre „Twists“, allein mit Hilfe eines intelligenten Skripts, die selten gewordene Kunst, den Zuschauer fasziniert, aber weitgehend ahnungslos durch den Film zu geleiten – man weiß hier wirklich nicht, wo das alles hinführt.

Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die weiblichen Hauptfiguren – beide zwischen Mitte 50 und 60 – völlig unnötigerweise Chefinnen einer Videospielfirma sind, worunter nicht nur die Glaubwürdigkeit des Films leidet, einige Szenen wirken dadurch auch unfreiwillig komisch bis deplaziert.

17 Jahre nachdem der erste X-MEN Film die neue Superheldenwelle ausgelöst hat, ist das Genre nun soweit, auch Geschichten abseits des üblichen Schemas zu erzählen und sich dabei auch anderer Genres zu bedienen. Die Comics machen das schon lange und Regisseur James Mangold hat sich im Vorgängerfilm THE WOLVERINE bereits am Samuraifilm versucht – mit durchwachsenem Erfolg.

LOGAN nun, der letzte Film der Wolverine-Reihe (vor dem unvermeidlichen Reboot), bedient sich beim Western, beim Roadmovie und ein Stück weit auch beim Familiendrama und kombiniert Elemente aus MIDNIGHT SPECIAL, MAD MAX und TERMINATOR mit dem Westernklassiker SHANE zu einem weiteren viel zu ernsten und teilweise auch prätentiösen Comicdrama, das seine Wurzeln mehr als einmal wörtlich zu Kinderkram deklariert. Auch auf die traditionelle Stan Lee-Cameo oder den Post-Credit-Sting wartet man hier vergebens.

LOGAN will anders sein. Fast wie um seine Edgyness und Credibility zu betonen drischt er dabei um sich: da werden Stahlkrallen in Köpfe und Leiber gerammt, es spritzt das Blut, es werden Kinder geschlagen, es wird gefoltert und verstümmelt, als ginge es darum, irgendetwas zu beweisen. Dabei hätte der Film das gar nicht nötig. Die Brutalitäten wirken in ihrer Heftigkeit und ständigen Wiederholung deplaziert und führen dazu, dass man noch weniger Sympathie für den Film und seine Figuren empfindet, auch wenn er mit ein paar tragischen Sterbeszenen quasi darum bettelt.

Insbesondere als Fan der X-MEN-Reihe kann man sich LOGAN gut ansehen, der Film ist kompetent gemacht und bringt die Saga zu einem schlüssigen Ende. Allerdings bleibt kaum eine Szene wirklich in Erinnerung und danach hat man dann auch für eine Weile genug ernsthafte, zweifelnde und sich quälende Superhelden gesehen und freut sich auf den nächsten DEADPOOL.

Schauspieler und Regiedebütant Macon Blair hat sich für sein Erstlingswerk offensichtlich von seinem Stammregisseur Jeremy Saulnier inspirieren lassen: der Film könnte in derselben Welt spielen wie BLUE RUIN und GREEN ROOM, mit dem Unterschied, dass die Gewaltausbrüche hier weniger realistisch sondern vielmehr grotesk ausfallen. Dass es dennoch ein sehr eigenständiges Werk geworden ist, verdankt der Film seinem trockenen, bisweilen absurden Humor und den interessanten Charakteren. Melanie Lynskey als vom Alltag frustrierte Pflegerin und Elijah Wood als etwas zu selbstbewusster Martial Arts-Fan sind ein herrlich verschrobenes Paar.

„Fremd in der Welt“ läuft exklusiv auf Netflix. Danke an @Leimbacher-Mario für den Tipp!


Man hätte den Film auch gleich CONG betiteln können, denn so unverhohlen wurde das Vietnamtrauma der Amerikaner selten ausgeschlachtet. Keine Spur von der cleveren Metaphorik eines ALIENS, hier wird der Krieg einfach nahtlos fortgesetzt – mit stimmungsvollem 70s-Soundtrack und allen Klischees, die dazugehören (weil man sie aus den entsprechenden Filmvorlagen kennt).

War Peter Jacksons Verfilmung von 2005 noch eine liebevolle Hommage, die sowohl ihren Charakteren als auch Story und Spannungsaufbau Zeit ließ, sich zu enfalten, ist KONG im Zeitalter der Aufmerksamkeit nur noch ein reißerisches B-Movie mit A-Liga-Budget und -Darstellern, die hier jedoch mehr posieren als spielen, ein lauter Spektakelfilm, der von Anfang an in die Vollen geht und ein Monster nach dem anderen abfeiert, denn dafür haben die Leute schließlich bezahlt.

Das ginge grundsätzlich ok, wenn der Film sich nicht wieder mal so furchtbar ernst nehmen und stattdessen etwas augenzwinkernd zu seinen Exploitationwurzeln stehen würde. Eine Post-Credit-Szene schließlich lässt das Schlimmste befürchten: Nämlich den Beginn eines weiteren Franchises mit noch viel uninteressanteren Monstern.

Es ist natürlich etwas gewagt, nur wenige Wochen vor Start des nächsten ALIEN Films von Ridley Scott einen offensichtlichen Klon der Reihe starten zu lassen, aber LIFE ist nicht so übel wie die bisherigen Filme von Regisseur Daniel Espinosa (der miserable CHILD 44 sowie der mittelprächtige SAFE HOUSE) befürchten lassen.

Für einen Science Fiction-Film bringt er zwar zu wenig neue oder eigene Ideen (nämlich gar keine), als Horrorfilm mit SciFi-Setting macht er aber vieles richtig, orientiert sich an einigen besseren Originalen, hat ein paar unangenehme Szenen und ist zumindest so spannend, dass man ihm einige Logikschwächen und inszenatorische Ungenauigkeiten nachsieht. Es hätte vielleicht nicht unbedingt schon wieder ein Tentakelmonster sein müssen, aber dafür fährt der Film zu Anfang und am Ende andere nette Überraschungen auf, die man so nicht unbedingt hatte kommen sehen. Insgesamt also gute Mainstreamunterhaltung für Genrefans, um die Wartezeit auf ALIEN COVENANT zu verkürzen.


Hübsche Hülle, wenig Esprit: GHOST IN THE SHELL schafft es weder, die kontemplativen Qualitäten seiner Vorlage zu erreichen, noch das Material auf eine neue Ebene zu bringen, sondern bleibt ein überambitionierter BLADE RUNNER meets ROBOCOP-Klon, bei dem es selbst den Actionszenen an Substanz fehlt. Auch wenn die Form – Ausstattung und visuelle Effekte – vor dem Inhalt kommt, sollte man kein visuelles 3D-Feuerwerk erwarten, denn die Konvertierung ist zwar ok, doch der Film macht einfach viel zu wenig aus seinem Potenzial – er bleibt in jeder Hinsicht flach (siehe dazu auch die 3D-Analyse von Cinemablend).

Scarlett Johansson schaut man ja immer gerne zu, doch hier wirkt sie mit ihrem unnatürlich burschikosen Gang reichlich deplaziert; man nimmt ihr die Actionheldin noch weniger ab als in LUCY und THE AVENGERS, da helfen auch die schnellen Schnitte nicht. Einziger Lichtblick ist die stoische Präsenz Kitano Takeshis, der aber sowieso den Eindruck vermittelt, er sei hier in seinem eigenen Film unterwegs – zweifellos einer, den man sich jetzt lieber ansehen würde.

Dein Bericht zu Ghost in the Shell klingt ja nicht sehr überzeugend.

Bin ja hin und her gerissen, weil mir der/das (?) anime recht gut gefällt. Scarlett Johannsen mag ich normalerweise auch, aber irgendwie bin ich a wengerl skeptisch. hmmmm

Ich muss dazu sagen, dass ich kein großer Manga- und Anime-Fan bin. Allerdings sind sich die Kritiken in diesem Fall ziemlich einig, dass GHOST kein besonders guter Film geworden ist, auch wenn einige Einzelteile gelungen sind. Wenn Du ihn Dir anschauen willst, empfehle ich aber in jedem Fall eine große Leinwand, ich glaube sonst lohnt sich der Film gar nicht.

… so wie 99% aller Filme die in den letzten 15 Jahren gedreht wurden. Ich geh schon gar nicht mehr ins Kino, alles nur noch Kommerz, Ramsch, Effekthascherei, Oberflächlicher Mist und Franchise für Teenies die keine Ahnung haben, weil sie noch nie nen guten Film gesehen haben. Wie genial war seinerzeit das Original, vor allem Teil II auf dem Filmfest… seufz.

Ja, das kann man so sehen. Allerdings war es ja insbesondere in den von uns präferierten Genres schon immer so, dass man sich durch eine Menge Dreck hindurchgucken muss, um die eine oder andere Perle zu entdecken. Das ist im Mainstreamkino nicht anders, auch hier kommt auf zehn aufgeblähte MARVEL/DC-Spektakel, Sequels, Reboots & Co. immer mal wieder ein ordentlicher bis guter oder zumindest interessanter Blockbuster wie CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR oder DOCTOR STRANGE, FANTASTIC BEASTS oder MISS PEREGRINE.

Hust hust, ehrlich Deine Meinung ? Ich habe die Comics GELIEBT, das filmische Ergebnis schwankte für mich zwischen plagiativer Story (die erste Hälfte fast 100% wie „Batman Begins“), zuviel „Spektakel“, relativ dünner Story und sehr sehr wenig Dr Strange - Magie (bis auf die ewig selben visual effects …). Im Nahchinein für mich ein langweiliger Film.

Ehrlich meine Meinung ; ). Ich kenne die Comics nicht, aber bei allen auch von Dir genannten Schwächen (siehe meine Review weiter oben) war DR STRANGE doch eine willkommene Abwechslung vom sonstigen Blockbuster-Einheitsbrei, für Mainstreamverhältnisse erstaunlich mutig (z. B. mit dem Verzicht auf den obilgatorischen Uber-Showdown) und visuell ein echtes Fest auf großer Leinwand in 3D.

Free Fire war gut, erinnert mich ein bißchen an Everly und Unknown mit Jim Caviezel. Für mich der beste Ben Wheatley Film bisher. Hätte auch gut auf das FFF gepasst aber da wollte Splendid wohl einen regulären Kinostart. Er und seine Filme sind ja mittlerweile bekannt. Wir waren allerdings nur zwei Leute im großen Hannoveraner Cinemaxx.

Dreimal so viele, nämlich sechs Leute waren anschließend in Mindgamers, ein Sci Fi Film vom Gallowwalkers Regisseur aus Österreich von einer Unterfirma von Red Bull. Ziemlich wirr und verschachtelt. So ein typischer Scientist Film mit futuristischer Optik wo aber eigentlich fast nichts passiert.Die Tanzszene und die Massen Schlachtszene am Ende waren cool. Bis dahin waren die letzten drei Zuschauer aber schon verschwunden, haben noch in den Saal hineingerufen: "Versteht irgendeiner diesen Film?"
Von Warner in Deutschland vertrieben, wahrscheinlich wieder ein Paket Deal, den man nur ins Kino bringt um ihn anschließend besser verkaufen/vermarkten zu können.

Eigentlich wollte ich dort meine Flyer verteilen aber bei so wenig Leuten bin ich nur einen losgeworden.

Gut eingestimmt auf GHOST IN THE SHELL (GITS) hatte ich kürzlich noch einmal den Anime von MAMORU OSHII gesehen und dessen Manga Vorlage von MASAMUNE SHIROW gelesen. Da diese schon einige Unterschiede aufweisen bin ich relativ erwartungs neutral in den Film gegangen. Ganz ohne Vergleiche läßt sich freilich der Film nicht sehen oder darüber schreiben, zumal einige Szenen eindeutig Hommage an die Vorlage(n) sind.
Das nachträgliche Konvertieren zu 3D hatte mich skeptisch gemacht weshalb ich gleich die 2D Version geschaut habe.

SCARLETT JOHANSSON hat mich in Ihrer Darstellung des Major nicht überzeugt obwohl sie rein optisch (Form-Statur-Frisur) ziemlich nah an der Manga Vorlage liegt, der Film ohne Frage wirklich coole Einzelbilder von ihr bietet und ihr Anzug ihre Proportionen in den Kampfszenen gut zur Geltung bringt.
Die Unterschiede zum Anime sind größer als zum Manga, in der 2017er Filmversion ist ihre Figur trotz Ähnlichkeit ihrer Proportionen ein anderer Typus. Nicht nachvollziehen kann ich die Art ihrer Bewegungen, sie scheinen mir vom Konzept her falsch, schließlich ist sie so konzipiert über ein perfekt funktionierendes Körpersystem zu verfügen. Ihr seltsamer Gang springt einem ja förmlich ins Auge. Auch ihren Ausdruck empfand ich häufig als unpassend, so das sie mich letztlich emotional als Besetzung nicht überzeugt hat.

Die sogenannte White Washing Debatte habe ich nicht verfolgt, ich halte sie für unsinnig. Die Figur Kusanagi ist auch im Manga keine Vollblut Asiatin, weist jedoch stärkere asiatische Züge auf. Auch wenn ich - wie vermutlich viele andere GITS Liebhaber - eine möglichst ähnlich aussehende Schauspielerin bevorzuge ist dies letztlich irrelevant da als ihre konstruierte Shell jede beliebige Körper Konstruktion denkbar wäre.
Auffällig fand ich vielmehr, das insgesamt überhaupt wenig asiatische Gesichter zu sehen waren, was doch für den Background des Settings nicht so recht plausibel schien.

Wider Erwarten gefiel mir Batou Darsteller PILOU ASBAEK. Eine gute Wahl auch wenn die Ausarbeitung seines Charakters eher blass geriet. Er orientiert sich sehr an der Manga Vorlage. Top war TAKESHI KITANO als Aramaki wenngleich dieser nicht so ein herrliches :monkey_face: wie seine Figur aus dem Anime oder vor Allem dem Manga hat und eine Spur passiver gezeichnet war.

Obwohl die Idee Major so etwas wie eine Mutterfigur zur Seite zu stellen seitens des Drehbuchs durchaus gut ist, empfand ich die Erscheinung von JULIETTE BINOCHE als Dr. Quelet komplett deplatziert, sie befand sich im falschem Film, blieb klischeehaft oberflächlich weit hinter ihren schauspielerischen Möglichkeiten und konnte in meinen Augen emotional nicht die tiefe Verbindung herstellen, die es gebraucht hätte. Wobei die Frage warum sie so eine seltsame Schlafecke hat natürlich nicht weiter von Belang ist außer das ich das nicht übersehen konnte :thinking:
MICHAEL PITT, mir bislang unbekannt, füllt Story seitig als Kuze quasi den Part des Puppet Masters. Er hatte einfach etwas wenig Screentime um seinen Charakter besser zu entfalten aber ich fand die Wahl wie seine Darstellung ging in Ordnung: Kühles Kalkül, Boshaftigkeit sowie menschliche, verletzliche Züge wurden gut dargestellt und machen seine Figur glaubhaft.

Insgesamt hat Hollywood schon besser besetzt, das befürchtete absolute Casting Desaster blieb jedoch aus.

Obwohl ich GITS 2017 weder als Sci-fi Neu Adoption noch als Action Film und vor Allem weder in seiner emotionalen Wirkung noch den philosophischen Aspekten wirklich überzeugend oder richtig gut fand kann man ihm m.M.n. mangelndem Respekt vor den Vorlagen nicht vorwerfen. Der Look des Films ist schon sehr eigenständig und gibt eine überzeugende Oberfläche für solch eine urbane Gesellschaft in der Menschen, Cyborgs und Maschinen koexistieren.
Während die Großaufnahmen der City allerdings mit ihren Bonbon farbenen Akzenten sehr viel CGI Charme versprühen und das organische Feeling großer Vorbilder wie BLADE RUNNER vermissen lassen (ein nicht ganz fairer Vergleich, aber da er schon mehrfach zu lesen war…), wirken Nahaufnahmen sowie Innenraum Szenen mit viel Liebe zum Detail deutlich echter, woraus sich eine gewisse Diskrepanz im Look des Films ergibt mit der man Leben muss. Für mich ging das zwar noch okay doch streift GITS in diesen CGI Totalen gefühlt eher die künstlich digitale Aura von TRON. Bitte nicht missverstehen - ich mag TRON und seinen Look, möchte nur darauf hinweisen das die Gesamtaufnahmen als visuell-atmosphärische Kreation sich in ihrer Wirkung von den übrigen leicht unterscheiden. Ob das gefällt oder am Ende sogar gewollt und plausibel ist - Stichwort Maschinenstadt - kann man hinterfragen. Meine Vermutung ist jedoch das besagte Unterschiede im Look nicht als stilistisches Mittel in diesem Sinne teil des Konzeptes waren.
Trotz Großstadt Setting und einigen netten Details bleibt jedoch eine gewisse Substanzlosigkeit, die sowohl bei einigen Charakterzeichnungen als auch in einigen Action Szenen spür- und sehbar war. Es ist ein bisschen das, was ich hier mal als SURROGATES Phänomen beschreiben möchte. Dort sah Hauptdarsteller Bruce Willis nicht nur eigenartig aus, er blieb auch - analog zu S.JOHANSSON und BINOCHE - hinter seinen schauspielerischen Möglichkeiten bzw. Leistungen anderer Filme. SURROGATES wirkte darüber hinaus eigenartig leer und seelenlos trotz bzw. auch unter der Berücksichtigung der Erkenntnis das die Stimmung - die Atmosphäre des Raumes, ein Stilmittel zur Darstellung einer entmenschlichten Gesellschaft ist.

Action Szenen in GITS sind meist solide choreografiert doch sind mir an zwei Stellen fragwürdige Figuren Bewegungen aufgefallen oder die Kamera hat diese unglücklich eingefangen. So geht JULIETTE BINOCHE z.B. während der Schießerei auf ihre Bedrohung zu und seitwärts an ihr vorbei als hinten herum von ihr weg um sich zu verstecken, was dem natürlichem Verhalten in so einer Situation entspräche. Ein anderes Beispiel war bei der Begegnung von Major mit Kuze. Krieg ich jetzt nicht mehr genau abgerufen. Es gab auch ein, zwei deutlichere CGI Schwächen. Das kann man als Genhörgel abtun aber mir fielen diese Dinge in der Summe auf. Es handelt sich immerhin um eine Großproduktion mit stattlichem Budget. Allein SCARLETT JOHANSSON hat 10 Millionen Dollar für ihre Rolle bekommen. Leute, 10 Millionen!

Positiv hingegen war der meiner Wahrnehmung nach sehr gelungene Soundtrack des Films dem auch die musikalische Einbindung des alten CHANT Themes gut gelungen ist. Insgesamt zwar ein bisschen zu zurückhaltend - ist ja auch ein schweres Erbe, doch die teils subtil-elektronischen Sounds von CLINT MANSELL und LORNE BALFE passen gut zum Sujet. Wenn dann zum Abspann noch einmal dankenswerter Weise die Original Komposition von KENJIN KAWAI angespielt wird, wird einem spätestens jetzt noch einmal schmerzlich der große Unterschied des Films zum Anime bewusst, der leider zu keinem Zeitpunkt dessen philosophische Tiefe und nachhaltige Wirkung erreicht. Eine zweite Sichtung im Heimkino kann er haben. 6,5/10 Pkt.


Ben Wheatley scheint schon seit einer Weile nicht mehr an konventionellen Filmen interessiert zu sein. Waren KILL LIST und SIGHTSEERS noch als (ungewöhnliche) Genrefilme zu bezeichnen, hat er spätestens mit A FIELD IN ENGLAND das klassische Erzählkino verlassen und konzipiert vielmehr Versuchsanordnungen als Filme.

Entsprechend ist FREE FIRE kein Genrebeitrag à la Tarantino geworden (was aufgrund von Setting und „Handlung“ nahegelegen hätte) sondern ein Shootout als absurdes Theater, RESERVOIR DOGS als A FIELD IN ENGLAND. So vielversprechend das Vorhaben auch klingt, einen Film auf seinen Showdown zu reduzieren (SHOOT EM UP hat das 2007 hervorragend und sehr kurzweilig bewerkstelligt) – FREE FIRE hat das Potenzial für einen guten zwanzigminütigen Studenten-Abschlussfilm und wirkt auf Spielfilmlänge entsprechend ermüdend: zu wenig Charme und Witz, redundante Ballereien statt gut gemachter Action und keinerlei Spannung.

Dass man sehr schnell den Überblick verliert, wer hier eigentlich auf wessen Seite steht, ist Programm: „I forgot whose side I’m on!“ ruft ein Charakter, nachdem die Schießerei schon voll in Gang ist. Ob es auch vom Regisseur beabsichtigt war, dass man sich mit der Geografie der Location schwer tut und die verstreuten Charaktere kaum verorten kann, ist fraglich. Vielleicht ist es auch einfach ein Mangel in der Inszenierung. So ist es kein Wunder, dass es einem nach einer Weile ziemlich egal ist, wer da gerade wohin verwundet durch den Dreck kriecht und wer das ganze Schlamassel überlebt.

GHOST IN THE SHELL kommt bei den Kritikern so schlecht weg, dass es dazu sogar schon einen eigenen Parodietrailer gibt. Der „Honest Trailer“ folgt bestimmt noch.

Das Niveau mag ein bisschen gesunken sein und gerade die großen Studios zeigen in der Mehrheit durch kalkuliertes, auf Jahre geplantes Fortsetzungskino. Doch es kann nicht jeder Film ein Meilenstein sein, ein bisschen Übertreibung liegt da schon in Deiner Aussage. Und wenn man nicht mehr ins Kino geht, bringt man sich auch um die Bereicherung solch Überraschungen wie LIFE im KIno zu sehen.

LIFE
Ich sah ihn im Hamburger Savoy. Gewiss erfindet auch er das Rad nicht neu, im Gegenteil, außer wenigen Details um die Beschaffenheit des Aliens gibt es im Grunde keine Innovationen wie auch @Herr_Kees weiter oben richtig feststellt. Doch es stellt sich schnell heraus das er richtig packend inszeniert ist, trotz weitgehend bekannter Story und bekanntem Setting. Erfreulich fand ich auch das er sich qualitativ noch gesteigert hat und nicht gegen Ende abfiel oder gar völlig enttäuscht, wie es leider manch anderen passiert (von PASSENGERS, den ich selbst nicht sah, hat mir das kürzlich jemand berichtet).
Zeitweise hatte ich sogar die „Befürchtung“ es könnte der spannendere ALIEN werden dieses Jahr, zumindest nach Sichtung der ersten 35 Sekunden (mehr wollte ich aus Spoiler Angst nicht sehen) aus diesem Trailer zu Alien Covenant, der zwar schöne Bilder zeigt aber sich anfühlt als hätte der Regisseur zu viele Werbefilme gedreht… Nuin ja, ich erwarte trotzdem freudig den neuen ALIEN und empfehle zum Aufwärmen LIFE eine Chance zu geben. Gefühlt war das ein 7,5/10 Pkt. Erlebnis für mich. Bei Wiederholung im Heimkino oder einer eher nüchtern-objektiveren Bewertung liegt er eher bei ca.7 Pkt. vermute ich.

The Heretics
Der neue Film von den Machern von Bite, Antisocial 1&2, Let Her Out usw…, ein netter Okkult Grusler, relativ harmlos aber professionell umgesetzt mit einer schönen Athmosphäre.

Another Wolfcop
Auweia, noch viel trashiger und billiger als der erste Teil. Mit lauter Penismonstern? oder so, Troma lässt grüßen. Der WolfCop ist nicht mehr so geheimnisvoll wie noch im ersten Teil und auch die Gore Szenen wurden zurückgeschraubt, bzw. billiger gemacht. Fürs Obscura nicht geeignet, zu trashy.

Guardians of the Galaxy Vol. 2

Es könnte sein, das der Film die Gemüter der Fans des ersten Teils spaltet. Mir gefiel er gut. Der Spaßaktor war eben auf jeden Fall so groß wie bei Teil 1. Bei einer Szene war ich mir nicht ganz sicher ob das nun bewusst Persiflage war oder wirklich so haarscharf daran vorbei ging. So oder so hat sie mir gefallen. Es ist vor Allem der Humor und der Fanservice, die nicht zu übersehenen Hinweise auf Kulturelemente der 80er Jahre - ein alter Leinwandheld, eine bekannte Computerfigur, die Musik u.a. - , die hier nicht bloß gut funktionieren, sondern dermaßen konsequent und im positiven Sinne respektlos eingebunden über die Leinwand und durch die Story flitzen, die mir so gefielen. Ganz stark fand ich Groot. Der Soundtrack macht auch wieder richtig Spaß. Der Tonfall des Trailers lässt einen etwas dunkleren Film vermuten. Guardians ist jedoch vermutlich bunter als DER ZAUBERER VON OZ. Ich persönlich fand großen Gefallen daran, das der Film sich so viel Zeit für “Familienprobleme” nimmt. Aber wer will kann sich auch die offensichtlichen Schwächen als Bewertungsmaßstab nehmen, die sich hauptsächlich im Drehbuch finden; im Zusammenspiel bzw. der Wechselwirkung von Handlung, Action und Charakter Entwicklung. So richtig plausibel schien es mir zum Teil irgendwie nicht was da gerade so passierte. Und die emotionalen Zustände der Figuren hatten nicht zwingend etwas mit den konkreten Ereignissen zu tun. Ich war auch darauf eingestellt, das er thematisch direkt bei Teil 1 anknüpft, warum auch immer. Aber hey, lustig war’s, er kam insgesamt gut an in dieser Vorstellung.

“Haa Haa Haa!” (Drax)

Danke für die Vorlage, @Frank. Komme gerade zum zweiten Mal aus GUARDIANS VOL. 2:

Regisseur und Autor James Gunn hat mit seinem Sequel alles genau richtig gemacht: Er hat die größten Hits aus dem ersten Teil genommen und alle Regler ein Stück aufgedreht. Herausgekommen ist einer der unterhaltsamsten Filme der letzten Jahre und der vielleicht lustigste, bestimmt aber bunteste SciFi-Actioner aller Zeiten (3D und große Leinwand sind hier Pflichtprogramm).

Was von einigen Kritikern als „Zuviel“ moniert wurde, ist für andere genau die richtige Menge. GUARDIANS 2 steckt voller eigenständiger Ideen und bietet einige vor allem visuell grandios einfallsreiche Szenen. Dabei umgeht er geschickt viele (wenn auch nicht alle) Genrekonventionen und fügt bei drohendem Klischee- oder Kitschalarm sofort eine ironische Brechung ein.

Nach nochmaliger Sichtung (innerhalb einer knappen Woche) fällt außerdem auf, wie hervorragend Aufbau und Struktur des gesamten Films sowie die Choreographien der Actionszenen gelungen sind, insbesondere im Vergleich zu den üblichen Blockbustern: Hier greifen die Storyelemente ordentlich ineinander, die Setups sind subtil und werden sauber aufgelöst und selbst bei den aufwendigen Raumschlachten verliert man die Helden nie aus den Augen und weiß immer, wer gerade warum wo ist – eine echte Herausforderung bei einem Ensemblefilm wie diesem.

Womit wir bei den Schauspielern wären. Und bei den Animateuren, denn gerade Rocket und Baby Groot sind echte Highlights des Films, die zum Teil die emotionalsten Elemente des Films tragen. Für den Witz ist hauptsächlich Chris Pratt zuständig, der schauspielerisch zwar limitiert ist, aber als Komödiant von Film zu Film charmanter wird. Humoristische Geheimwaffe ist im zweiten Teil jedoch verblüffenderweise Dave Bautistas Drax, der einige der besten Dialogwitze des Films liefern darf.

Natürlich sind auch einige Kritiken nicht ganz unberechtigt: Der Mittelteil hängt etwas durch, ein paar wenige (aber prominente) Running Gags funktionieren eher mittelprächtig und das Finale bewegt sich gefährlich nahe am konventionellen Showdownbombast. Aber wer stört sich schon daran, wenn auf der Party auch mal ein Song läuft, zu dem man nicht so gut tanzen kann?! Eben.

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