CGI im Film

Wie haltet Ihr es mit der Verwendung von CGI, also Computer Generated Imagery, in Filmen? Ich habe den Eindruck, dass dieses Verfahren in Großproduktionen immer mehr zunimmt. Habe vorhin den Trailer zu Mortal Engines, der 2019 in die Kinos kommt, gesehen. Ich hatte den Eindruck, da ist alles animiert. Es fällt mir dann immer schwer, das irgendwie “toll” zu finden, so bombastisch der Trailer/Film dann auch rüberkommen will. Irgendwas sperrt sich da in mir.

Wohlgemerkt ist mir bewusst, was für eine Arbeit (vorallem zeitintensiv) dahinter steckt. Aber so ganz als Filmkunst will ich das nicht begreifen.

Ein Beispiel: Hugo Cabret, den ich vor kurzem zum ersten Mal sah. Da gibt es diesen Flug über das winterliche Paris. Ich kann mich zwar irren aber ich bezweifel, dass sie da tatsächlich mit einem Helikopter oder einer Drohne rumgeflogen sind. Das kam alles aus der Konserve. Oder diese Kamerafahrt, die in den Bahnhof führt, zwischen die Gleise, in einem Affentempo. Das ist auf klassische Art und Weise technisch gar nicht realisierbar. Aber früher haben sie es wenigstens versucht.

Bei Superhelden Filmen lasse ich das gerne noch gelten. Die sind ja teilweise so “übertrieben”, dass es gar nicht anders geht als mit Computer Tricks. Aber es hängt eben auch viel von der Qualität ab. Zum Beispiel fand ich den ersten “neueren” Hulk (2003) so billig und künstlich, ich konnte mir das nicht ansehen. Oder aber auch als jüngeres Besipiel Rise of the Planet of the Apes (2011). Ich sehe da immer eine Comicfigur. Ich glaube, bei den letzteren hat es an Qualität zugenommen aber es ist doch immer noch ein himmelweiter Unterschied zu den “practical effects”.

Es gab doch mal diesen “Skandal” um E.T… Man glaubte, es sei eine gute Idee, E.T. aus den 80ern mit einer modernen computergeneriertem E.T.-Version auszutauschen. Das brachte die Fans so sehr in Aufruhr, dass selbst Steven Spielberg zurückruderte und seine Entscheidung bereute.

Den Thread hätte man eigentlich vor 20 Jahren erstellen können, denn heute habe ich eher das Gefühl, dass keine Großproduktion mehr ohne CGI auskommt. Ich habe keine Zahlen (es wäre mal spannend, wie das in Prozent aussieht?), aber digitale Effekte werden ja inzwischen so selbstverständlich eingesetzt, dass es einem meistens gar nicht auffällt. Wenn das Wetter nicht dramatisch genug ist, wenn ein Schauspieler eine Amputation braucht, wenn ein von Hand gebautes Modell noch eine Spur beeindruckender aussehen soll, wenn man mehr Statisten benötigt… Das ist für mich übrigens die Idealform: Digitale Effekte sollten nach Möglichkeit so eingebaut werden, dass sie uns nicht aus der Welt des Films reißen, weil wir uns denken “das ist jetzt CGI!”, sondern sie sollten das Gezeigte so realistisch wie möglich ergänzen. Wie Make-Up, das auf den ersten Blick nicht auffällt. Bei völlig abgedrehte Actionsequenzen ist es natürlich etwas anderes, da kann man es mit den Effekten ruhig mal auf die Spitze treiben.

Mad Max Fury Road wird ja gerne als Beispiel genommen, dass gute, alte, handgemachte Action am besten ist. Was darüber aber häufig vergessen wird, ist, dass der Film eine Menge Computereffekte beinhaltet - ohne sie wäre der Film nicht möglich gewesen. Nur werden diese nicht als Basis genommen, sondern sie werden eingesetzt, um real gefilmte Szenen zu optimieren. Das, was im Fokus liegt, wurde versucht zu filmen.

Wenn man es anders herum macht, und eine Szene in erster Linie auf CGI aufbaut, bekommt man leicht das Problem, dass das Resultat wie ein Videospiel wirkt. Für mich ist das z.B. bei der Jungle Book Neuverfilmung so. Die Menschen sind das einzig reale, und das machte sie für mich zu Fremdkörpern. Egal wie beeindruckend die computergenerierten Bilder waren - wenn man sie komplett in den Mittelpunkt stellt, fällt immer noch auf, dass irgendetwas nicht stimmt. Das gleiche gilt ja auch für “falsche” Menschen, die meistens immer noch ziemlich “uncanny” wirken. Und was häufig an großen CGI-Seqzenzen kritisiert wird, ist, wenn sie die Regeln der Physik vernachlässigen. Nicht im Sinne von Inception, sondern wenn z.B. Legolas unrealistisch über abbröckelnde Steine springt. Sofort wirkt die Szene comichaft.

Ich bin nicht gegen CGI, denn ich denke, dass wir an einem Punkt sind, an dem das in bestimmten Genres gar nicht mehr aus unseren Sehgewohnheiten wegzudenken ist. Und wenn man die Möglichkeiten hat, sollte man sie nutzen. Aber ich finde, dass man sehr aufpassen muss, wie man sie einsetzt. In Kombination mit real gefilmten Szenen scheint es immer noch am besten zu funktionieren. Wenn Szenen zum Großteil aus CGI bestehen, ist das eine große Herausforderung. Die Technik ist da, aber damit umzugehen ist eine Kunst, genau wie früher das Malen von überzeugenden Kulissen.

2 „Gefällt mir“

Ich bin mir nicht sicher ob die CGI besser werden oder ich mich einfach nur daran gewöhne…
Tonfilm und Farbfilm waren sicher krassere Umbrüche, daher vermute ich, dass wir die kurze Episode von Rückprojektionen, Stopmotion etc. einfach bald vergessen haben werden.

Was mir fehlt: eine Liste mit Filmen die entweder ohne CGI auskommen oder die Technik subjektiv sinnvoll eingesetzt wird.

Quentin Tarantino wäre jemand, der CGI aus Prinzip ablehnt. Er sagte mal, dass er höchstens dann dafür wäre, wenn Schauspieler ansonsten bei einem Stunt sterben würden. Das ist aber schon eine sehr krasse Sichtweise, er geht nicht gut mit seinen Schauspielern um und ein Regisseur der sich das erlauben kann, muss wahrscheinlich einen gewissen Status haben. Das dürfte selten sein. Lange auf das richtige Wetter zu warten oder Stunts zu wiederholen kostet ja inzwischen mehr Geld als CGI.