FFF 2024 - Fantasy Filmfest

Habe mich jetzt mal mit dem Programm beschäftigt. Leute, sieht das düster aus dieses Jahr! Es gibt einen auffällig hohen asiatischen Anteil und mal wieder viel (zu viel?) Arthousedrama. Hier meine persönliche Prognose.

+++ must see ++ mal sehen + wenig Erwartung - Vade satana!

AZRAEL ++
Postapokalyptische Horroraction, hmm, da gab es schon mehr Schund als Treffer, aber Samara Weaving ist das Ticket eigentlich meistens wert. Und „ohne Dialog“ heißt, dass es zumindest mal keine schlechten gibt. Die Kritiken bei IMDb, Rotten Tomatoes und Letterboxed pendeln sich alle bei „gehobenem Durchschnitt“ ein.

BLOOD STAR +++
Das klingt nach einem coolen kleinen Thriller, Texas Noir Style. Ich erwarte zwar keinen zweiten HITCHER, aber das Setting ist genau meins, wie auch schon beim diesjährigen THE LAST STOP TO YUMA.

BREATHING IN +
Südafrikanischer Arthouse vom Regisseur des hochmoralischen Öko-Horrors GAIA. Mir schwant Bedeutungsschwangeres. Wenn’s gut läuft, wird’s ein atmosphärisch-spannendes Kammerspiel. Dread Central schreibt allerdings: „supernatural chamber piece with lots to show, little to say“. Und eine „Nacht, die nicht enden will“ (Programm) spricht nicht gerade für kurzweilige Unterhaltung.

ESCAPE FROM THE 21ST CENTURY/CONG 21 ++
Nochmal Zeitreise, diesmal chinese style. Versprochen wird eine „durchgeknallte Sci-Fi-Komödie“, was bei dem Herkunftsland bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen lässt. Viel Info gibt es noch nicht, auf Letterboxed heißt es „China mainland’s own Everything Everywhere All At Once“ und „amazing imaginations, but also full of backward, toxic masculinity“. Lassen wir uns überraschen.

DARK MATCH ++
Die Story klingt verdächtig nach GREEN ROOM mit Wrestlern. Vorabkritiken gibt es noch wenige, bei RT steht der Film bei 83 %, das will aber noch nichts heißen. Könnte lustig werden…oder eben nicht.

A DIFFERENT MAN +++
Juhu, mal wieder ein Film von meiner Watchlist! Zwar auch wieder eher Drama, aber dafür gut besetzt und mit vielversprechender Prämisse.

ELSE ++
Das Konzept dieser ELSE klingt wahnsinnig interessant, die wenigen bislang sichtbaren Bilder sprechen für ein visuelles Erlebnis, ich hoffe, dass es auch eine Story gibt und nicht nur abstrakte Visuals.

HANDLING THE UNDEAD ++
Wie schon angemerkt, ist das jetzt in etwa die drölfzehnte Version der unblutigen Untoten, mit denen man irgendwie umgehen muss, könnte aber ziemlich emotional werden („devastatingly bleak“, The Playlist, „focused … on grief, loss, and the quiet, tragic terror“, The Daily Beast, „a soulful rumination on loss“, The Hollywood Reporter). Eher ein Kritikerliebling als ein Horrorfan-Favourite.

HUMANIST VAMPIRE… +++
„Merci, j’ai pas faim.“ Süß. Also „mitreißend“ (FFF) sieht das zwar nicht aus, aber très sympa, mit schön trockenem Humor. Einer der wenigen augenscheinlich amüsanten Filme dieses Jahrgangs. Kritiker und Publikum sind sich hier mal einig: Daumen hoch!

HUNTERS ON A WHITE FIELD +
Drei Jäger jagen sich selbst. Sieht so aus als wäre das als wenig subtiler – und wenig origineller – Kommentar zu toxischer Männlichkeit gemeint. Mal sehen. Oder auslassen.

INTERSTATE ++
Herbulots SALOUM vor zwei Jahren war trotz ein paar Schwächen interessant und vielversprechend. Er scheint sich weiterentwickelt und mehr Budget zu haben. Der Trailer sieht nach coolem, hartem Thriller aus, dazu eine blonde Asia Argento, klingt eigentlich gut. Allerdings sind die wenigen bereits vorhandenen Bewertungen sehr gemischt (3.5/10 auf IMDb bei 60 Stimmen).

KILL +++
Ich mag meine indischen Filme ja lieber mit Gesang, Tanz und Shah Rukh Khan, weil die Actionfilme ja doch meist zu unfreiwillig komisch sind, aber der hier scheint es ernst zu meinen und die Kritiker sind auch mit an Bord.

MALDOROR +
Puh, zweieinhalb Stunden französisches True Crime-Drama über den belgischen Kindermörder Marc Dutroux vom Regisseur von CALVAIRE und INEXORABLE. Mache ich stark abhängig vom Slot, kann man sich denke ich gut auch im TV geben.

MERMAID LEGEND ++
Ah, ein Throwback in selige CAT III Zeiten! Ein Meisterwerk wird uns da sicher nicht erwarten, aber sicher eine schöne Abwechslung zum stark arthouselastigen Programm.

PARVULOS ++
Die vorigen Filme von Isaac Ezban (THE SIMILARS, EVIL EYE) waren immer liebevolle Genre-Hommagen, auch wenn sie mich beide nicht vollends begeistern konnten. Bestimmt einen Blick wert.

PEG O’ MY HEART/SUK MUNG +
Nochmal ein asiatischer Schlafmangelfilm. Die bisherigen Werke von Nick Cheug (der hier auch als Autor und Hauptdarsteller fungiert, hallo Egoprojekt?) wurden auf der IMDb nicht besonders gnädig bewertet und der Trailer sieht super generisch aus. Werde ich je nach Slot ggf. auslassen.

A PLACE CALLED SILENCE ++
Zwei Stunden OTT-Violence aus China, könnte anstrengend werden. Die Bullying-Thematik finde ich interessant, erwarte hier aber eher keine differenzierte Aufarbeitung des Themas. Kritiken sind auch nicht gerade begeistert.

PLASTIC GUNS +++
Meurisses BLODDY ORANGES fand ich aufgrund seines Twists und seiner gesamten Erzählhaltung schon sehr interessant und bin natürlich gespannt, ob hier etwas Ähnliches gelingt. Eine Komödie kann das Programm dieses Jahr auf jeden Fall gut vertragen, vor allem in Abwesenheit von M. Dupieux.

PROJECT SILENCE ++
Hui, weil eine Massenkarambolage ja für einen koreanischen Katastrophenfilm nicht ausreicht, packt man noch Giftgas und Kampfhunde in den Mix? Das Tomatometer von RT liegt bei 46 %, dem (weniger anspruchsvollen?) Publikum gefällt’s besser. Ich erwarte Humbug und CGI in katastrophalem Ausmaß, denke aber, wenn man sowas schon schaut, dann wenigstens im Kino.

SAYARA +
Eine Frau sieht rot. Im Grunde nichts Neues, im türkischen Umfeld aber nochmal eine andere Nummer. Ich fürchte beim Regisseur von BASKIN nur, dass er das Thema rein exploitativ ausschlachtet, ohne eine relevante politische, bzw. gesellschaftliche Komponente. Schauen wir mal.

SCARED SHITLESS +
Da ist sie also, die diesjährige Ekel-Funsplatter-Komödie. Ich hoffe, dass der Humor nicht ganz so fäkal und pubertär ausfällt, wie ich mir das angesichts der Filmbeschreibung vorstelle.

SHE LOVED BLOSSOMS MORE ++
Auch hier wieder eine herausragende Ästhetik, die offenbar nicht von der Qualität des Drehbuchs gematcht wird: „Arresting Visuals Compensate for Limp Characters“ (Disappointmantmedia). Ansonsten scheint der Regisseur (eigentlich Norweger) von Lanthimos inspiriert, nicht das schlechteste Vorbild. Und Dominique Pinon ist auch mit dabei. Aber eben auch wieder Arthouse, der sich in Trauer und Verlust suhlt.

SKUNK +++
Koen Mortier hat mit EX DRUMMER einen meiner (FFF-)Lieblingsfilme gemacht, sein 22ND OF MAY war mir zu experimentell und nichtssagend. Das hier sieht massiv depressiv, düster, gewalttätig und tragisch aus, wie EX DRUMMER ohne Humor. Bin trotzdem sehr gespannt.

SLEEP ++
Interessante Prämisse, ausnehmend gute Vorabkritiken (IMDb Kritikerscore: 73/100, RT 94 %) und kurze Laufzeit, klingt nach einem kurzweiligen Asiathriller. Gerne.

SPEAK NO EVIL +
Alles zu gesagt. Kann nur positiv überraschen.

STEPPENWOLF ++
Mein erster Gedanke war: SISU? Mein zweiter Gedanke war: Brauchen wir gerade wirklich einen brutalen Söldnerfilm direkt von der russischen Grenze? Sieht auf jeden Fall auch nicht gerade nach einem Gutelaunefilm aus.

STRANGE DARLING +++
Okay, das könnte auch ein FFF-Darling werden – gut besetzt, twisty und mit 100 % auf Rotten Tomatoes. Inzwischen gibt es auch einen Trailer (schaue ich mir aber lieber mal nicht an, wegen besagter Twists): https://www.youtube.com/watch?v=B2gHXeNXKxE

THE SUBSTANCE +++
Ohne Frage mein meist erwarteter Film des Festivals. Ohnmachtsanfälle und Drehbuchpreis in Cannes – viel besser kann man mir einen Film eigentlich nicht verkaufen. Obwohl ich REVENGE nicht so abgefeiert habe wie viele andere. Allerdings schrieb ich damals: „…Dafür gibt es kurz vor dem Showdown noch einen beeindruckend inszenierten und hochspannenden one-take zu bewundern, der gespannt darauf macht, was Regisseurin Coralie Fargeat uns als nächstes zeigen wird.“ In diesem Sinne.

THINGS WILL BE DIFFERENT ++
Aah, der diesjährige Zeitschleifenfilm! Produziert von den liebenswerten Spinnern Benson & Moorhead! Das sieht jetzt zwar nicht so aus, als würde das Subgenre hier neu erfunden werden, aber zumindest als könnte man hier eine gute Zeit (…) haben.

TWILIGHT OF THE WARRIORS: WALLED IN +++
Wall-to-wall-Action mit Sammo Hung vom Regisseur von LIMBO (und leider auch MAD FATE)? Da lassen wir es zum Ausklang nochmal so richtig schön krachen.

WAKE UP +
Nachtwächter gegen Klimaaktivisten im Möbelladen? Das klingt nach Genrebaukasten. Und damit nach Pausenfüller. Was kommt als nächstes: Bademeister gegen Impfgegner in der Stadthalle? War noch nie ein Fan des Regietrios RKSS (TURBO KID, WE ARE ZOMBIES) und der Trailer (ja, es gibt einen) sieht entsprechend supergenerisch aus: https://www.youtube.com/watch?v=spMtApMBA8U

THE WASP +
Zwei Freundinnen schmieden einen Mordplan – das sieht mir stark nach Sonntagnachmittagskrimi aus. Absolutes Füllermaterial in meinen Augen, liegt hoffentlich in einem ersten Slot.

THE WELL -
Uii, trashyy! Wie schreibt Rosebud so schön: „…(der) Regisseur hat seine Kultvorbilder der italienischen Horrorwelle der 70er/80er Jahre genauestens studiert.“ Ja, das sieht man schon im Trailer, wie steif die Schauspieler agieren und wie billig das alles gemacht ist, gut getroffen. Werte ich jetzt mal unverbindlich als Gurke des Festivals, der nur absolute oldschool Gorehounds etwas abgewinnen können.


Insgesamt gibt es auch für mich wenig Grund zur überschwänglichen Vorfreude, mal abgesehen von THE SUBSTANCE. Ich hoffe auf positive Überraschungen (was anderes bleibt mir mit Dauerkarte auch nicht übrig :laughing:). Trotzdem ist die Liste der Filme, die es nicht geschafft haben, länger als die meiner „must sees“: kein HUMANE, kein THE COFFEE TABLE, kein I SAW THE TV GLOW, kein THE SHROUDS, kein STOPMOTION, kein TEUFELS BAD, kein SMILE 2, nicht mal einer von Dupieuxs letzten Filmen.

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