FFF 2024 - Fantasy Filmfest

„Are you the Electric Lady?“

Ich hätte schon von Anfang an gewarnt sein können und müssen - wenn sich ein Film bereits zu Beginn mittels vorangestellter Texttafel damit brüstet, er sei „entirely on 35 mm“ gedreht, dann sollte man misstrauisch werden… denn ein wirklich guter Film hat solch fremdschämhaft-peinliche Pseudo-Anbiederung beim zahlenden Publikum tatsächlich ja auch gar nicht nötig. Aber was dann in den darauffolgenden 96 Minuten für abstrus-alberner Bockmist und gequält-anekelnder Unflat von der Leinwand herab über mein cineastisches Haupt sich ergiessen würde, das hätte ich auch zu dem Zeitpunkt noch nicht mal ansatzweise erahnen können. Doch schon nach gut fünf bis zehn Minuten Laufzeit war mir bereits klar: Das wird heute abend noch äusserst schwierig, mit mir und dem „Strange Darling“… denn ja, „strange“, das war und ist dieser Film in der Tat - allein, (m)ein „darling“, das wird er für mich in diesem Leben nicht mehr werden und sein. Vor einiger Zeit habe ich zufällig mal meine in den Pausen zwischen den Filmen mit Kugelschreiber hastig hingeschmierten Anmerkungen, die als Vorlage / Inspiration für die reviews zu den von mir gesehenen Filmen des FFF-2019-Jahrgangs, welche ich dann aber aus Zeitmangel nie abgetippt habe, dienen sollten, wiedergefunden. Zu „I See You“ hatte ich damals nur wenige Sätze schreiben wollen (ich weiss, das hört sich jetzt unvorstellbar an, wenn man meinen sonstigen endlos ausufernden Text-Output kennt und hasslieben gelernt hat… :wink: ), und die wären gewesen: „Ich muss es jetzt mal klar und deutlich sagen: Ich bin einfach zu alt für diese möchtegern-schlauen, pseudo-neunmalklugen Fünf-Mal-um-die-Ecke-Gedacht-Filme, die sich für nichts Anderes als ihre eigene Überkonstruiertheit interessieren, und die ihre durchaus ernsthaften und wichtigen Themen nur als Aufhänger für ihre angeblich ach so cleveren, in Wahrheit aber bemüht lahmarschigen twists and turns benutzen, anstatt sich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit mit ihnen auseinander zu setzen. Gemessen an den (völlig unberechtigten) Vorschusslorbeeren wohl die grösste Enttäuschung des diesjährigen Festivals.“

So. Und da all das im Großen und Ganzen auch genau so für „Strange Darling“ zutrifft, könnte das review hier schon zu Ende sein. Und @Herr_Kees sich freuen, dass ich es - wider allen Erwartungen - dann doch geschafft hab’, mich in aller Kürze auszudrücken, und ein einziges Mal in meinem f3a-Forenleben auf den Punkt zu kommen. :wink: :smile: Aber: Ihr kennt mich - das war’s noch (lange) nicht. Denn genauso wie Inspektor Columbo doch immer noch ‚ne Frage, so habe auch ich immer noch ein paar (?) Anmerkungen. Geht also noch a bissi (?) weiter… Bereits nach dem ersten, oh, Verzeihung, dritten Kapitel (Ho ho ho, wie überaus edgy, mal eben kurz die Reihenfolge der einzelnen chapters durcheinander zu würfeln, um die Zuschauer:Innen zu verwirren und spannungstechnisch bei der Stange zu halten… ja, wenn ein Film ansonsten so wenig zu bieten hat, wie JT Mollners an den knallroten Perückenhaaren herbeigezogenes Machwerk, dann muss man wohl so verfahren, um das Publikum wenigstens vermittels dieses depperten guessing game, was die intrinsischen Motivationen der beiden Antagonist:Innen angeht, zu involvieren) war ich schon schwer angenervt vom selbstverliebten, von all den von sich selbst besoffenen, stilistischen Taschenspieler:Innen-Tricks und unnötig-unmotivierten individualistisches filmisches Rebell:Innentum vortäuschenden Möchtegern-independent movie-Mätzchen… diese knallig-übersatutierte Farbigkeit, diese geil eklektische, immer leicht neben der Spur seiende, voll panne wirkende over acting - Boah ey, so krass, wie früher, zu guten alten 70er / 80er-Zeiten noch. E-b-e-n n-i-c-h-t!!! Dazu kam noch, dass auch Schnitt und Kamera nicht besonders gut (lies: zeimlich mies) sind (auch das vermutlich gewollt, weil: Ey Mann, ich bin soo geil Anti-movie establishment!). Aber all das wäre ja noch zu verschmerzen gewesen, wenn der Film dann wenigstens eine halbwegs spannende / interessante / lustige Story und / oder coole Charaktere vorzuweisen gehabt hätte… Aber auch hier: Fehlanzeige! Schlimmer noch, die beiden Hauptcharaktere sind nicht nur vollkommen unsympathisch (hätt‘ mich nicht großartig gestört), der Film erzählt uns auch überhaupt so rein gar nichts über sie - und das, obwohl sie gefühlt 70% der Zeit nur am Sabbeln sind. Sie reden bloß nur gequirlte Scheisse, sind nur am Rumseiern. Gibt es überhaupt eine einzige leidlich interessante Dialogzeile in dem Streifen? Ganz im Ernst, das viele bestusste Gequatsche ging mir sowas von am Allerwertesten vorbei. Was soll mich das interessieren, ob sie die x-te Psycho Bitch from hell ist, oder er ein böser böser Cop, wenn ich ansonsten überhaupt nix über die zwei erfahre, ich keinen Anhaltspunkt zum An-die-Personen-Andocken habe? Die Beiden sind mir vollkommen egal geblieben, den gesamten Film über. Sie haben einander in all ihrer borniert-beschränkten Doofheit absolut verdient, keine Frage. Aber niemand, ich wiederhole: Absolut niemand, hat diesen Film verdient. Dazu kommt noch, dass sich viele Personen zudem auch vollkommen unglaubwürdig verhalten. Die beiden Cops, die zum Tatort gerufen werden, zum Beispiel - kein einzige:r Polizist:In auf Gottes schönem Erdenrund würde sich so dermaßen bescheuert verhalten wie diese Beiden. Zumindest würden sie eine Leibesvisitation vornehmen, wenn das Geschehen nicht vollkommen aufgeklärt werden kann. Würd’ ja auch nicht groß weiter von Belang sein, wenn aber nicht der ältere Mann sogar zwei-, dreimal in den Dialogen genau darauf hinweisen würde. Aber nun gut, das tut bei dem Debakel von crap movie auch nichts mehr groß zur Sache. Der einzige einsame Lichtblick in dieser ganzen filmischen Düsternis ist das schöne, unverhoffte Wiedersehen mit der wunderbaren Barbara Hershey.

„Strange Darling“ hat es nicht nur geschafft, all meine Erwartungen an einen guten (oder überhaupt irgendeinen) Genre-Film meilenweit zu unterlaufen, nein, er hat es sogar noch hinbekommen, darüber hinaus auch alle Kriterien, die ich an einen gelungenen Film stelle, in jedem einzelnen Punkt um Kilometer zu verfehlen! Und sowohl meine Aufmerksamkeit, Geduld als auch Zeit nicht nur über Gebühr zu beanspruchen, sondern ausserdem sogar regelrecht zu verschwenden. Ich vergebe hier auf f3a ja schon seit Jahren keine Punkte mehr, aber hätte ich welche vergeben, „Strange Darling“ hätte es sogar auf die (unverdiente) Rekordsumme von drei Punkten geschafft. Einen für Barbara Hershey, einen für Kyle Gallner, einen halben für die „Wie schaffen wir es, uns mittels Zubereitung und Verzehr eines einzigen Gerichts einen veritablen Diabetes Typ 2 anzulachen?“-Szene, und einen weiteren halben Punkt, weil man so unglaublich froh und erleichtert ist, wenn diese cineastische Folter von Film irgendwann dann endlich mal vorbei ist. Auch wenn das Filmjahr noch nicht rum ist, und ja noch ein paar Monate andauert, aber „Strange Darling“ hat sich seine derzeitige pole position im Rennen um den Titel „Schlechtester Film des Jahres“ redlich verdient. Ein einziges Desaster, eine grund- und bodenlose Frechheit, eine von den sengenden Strahlen der sommerlichen Mittagssonne dampfend aufgeheizte Pfütze lauwarmer Hundepisse, die Scheisse unter Deinem Schuh, die Du nicht wieder abgestriffen bekommst, der Schluck saure Milch, den Du trinkst, ohne vorher das Mindesthaltbarkeitsdatum zu checken, die verschimmelte Scheibe Brot, von der Du aus Versehen abbeisst, und sofort wieder angeekelt ausspuckst. Eine widerliche Grütze von Film, ein zum Himmel stinkender Kothaufen, eine Vergeudung von Geld, Talent, und Lebenszeit.

Is she the Electric Lady?

Do I look like I’d give a fuck?

Sorry @Herr_Kees , dass es mit der Kürze dann doch wieder nicht hingehauen hat (als hätten wir’s nicht sowieso schon geahnt… :wink: :rofl: ) - dafür aber hoffentlich mit der Würze…

2 „Gefällt mir“