…aber wie das nun mal so ist mit Zugaben: Oft werden genau da und dort ja nochmal die schönsten Songs ausgepackt - ein Lied beispielsweise, das nicht unbedingt zu den grössten Hits und bekanntesten Songs des:der Interpret:Innen gehört, einer:einem selbst aber im Laufe der Jahre trotzdem ans Herz gewachsen ist, und das man ewig lange nicht mehr live gehört hat, und sich umso mehr freut, wenn es dann doch mal wieder dargeboten wird…
„She’s from a different time, but she’s very nice.“
…und das movie-Pendant zu genau solch einem Song war und ist „The Well“. Ein filmischer Liebesbrief an die wilden, oftmals ja etwas chaotischen, nicht immer stimmig-stringenten, dafür aber atmosphärisch-stimmungstechnisch dichten Klassiker des italienischen Horror-Films à la Fulci, Bava, Argento, Michele Soavi und Co. Mit Allem, aber auch wirklich Allem, was da so dazugehört - nebelverhangene, unheimlich ausgeleuchtete Gutshäuser voller antiquiert wirkender Interieurs, immer leicht unscharf fotografierter, seltsam verwaschener Bilder voller intensiver Primärfarben, handgemacht old-skooliger Splatter- und Gedärm-Effekte, streng dreinschauender Adelsdamen, psychedelischer Synthie-scores, und einer bar jeder Vernunft allein der verwirrend-verirrenden Logik eines (Alp)Traums folgenden Story voller mittelalterlicher Hexen, tief in verborgenen Grüften und dunklen Katakomben hausender monströser Kreaturen, magischer Artefakte, und jahrhundertealter Flüche. Inclusive einer tollen leading lady - der mir zuvor unbekannt gewesen Lauren LaVera, die sich in ihrer nervös-unsicheren Präsenz und dem immer etwas zu stark akzentuierten over-acting nicht hinter der Leistung einer Jessica Harper aus „Suspiria“ verstecken muss. Klar war hier rein gar nichts perfekt… Das muss es ja aber auch gar nicht, und gehört bei dieser Sorte Film ja auch beinahe schon zum guten Ton. Mich jedenfalls haben die selbstvergessen-weltentrückte Atmosphäre und die gedankenverloren-fantasmatische Erzählweise durchaus auch in ihrer ausgestellten Unvollkommenheit wieder in Beschlag nehmen können… und das Wiedersehen mit Melanie Gaydos aus dem 2019er FFF-Beitrag „Tous les Dieux du Ciel“ war auch schön, obwohl sie hier ja nur eine Nebenrolle innehat. Eine stimmungsvoll-schwelgerische Zeitreise, ein nettes kleines Schauerstück wie in der „guten alten Zeit“. Und auch an dieser Stelle Tausend Dank nochmal an @Alexander , ohne dessen begeistertes review ich mir diesen schönen Streifen wohl doch noch durch die Lappen hätte gehen lassen, sowie auch an @Leimbacher-Mario , für seine den eigenwillig-morbiden Charme dieses südeuropäischen Kino-Kleinods ebenfalls sehr gut eingefangen habende Besprechung. Ich hatte eine wirklich schöne Zeit mit „The Well“, auch wenn es nicht der beste Film der Welt ist. Schade, dass solche kinematografischen Huldigungen an längst vergangene Zeiten nicht öfter gedreht und gezeigt werden. Und umso schöner, dass es „The Well“ gibt. Auch, wenn er unter Garantie nicht Jeder:Jedem zusagen wird - mir hat er gefallen.
„She’s from a different time, but she’s very nice.“, heisst es in einem Dialog über die Contessa.
Was genau so auch auf diesen Film zutrifft.