FFF 2024 - Fantasy Filmfest

Oh Mann - schon die zweite Nacht, in der ich nach knapp fünf Stunden Ruhephase mir nichts, Dir nichts erwache, und dann nicht wieder zurück ins Reich der Träume finden kann… Das nimmt mich ziemlich mit, alldieweil it does no good to my analytical mind. Aber egal, ich zieh’ das jetzt trotzdem durch, mit dem Samstags-Resümee…

„When someone would kill you, you just wouldn’t die!“

Zum Einstieg in meinen ersten „richtigen“ Festivaltag (denn am Freitag sah ich ja nur einen Film) dann also der japanische Klassiker „Ningyo Densetsu“ (a.k.a. „Mermaid Legend“) aus den 80ern. Ein wirklich schöner Auftakt ins FFF-Wochenende, und mit seiner verwunschen-verzauberten Atmosphäre perfekt programmiert für einen entspannten Nachmittags-slot. Die in unnennbarer Trauer schwelgende, seltsam entrückt wirkende Geschichte um schmerzhaften Verlust, lebensmüde Verlorenheit und blutige Rache nahm sich alle Zeit der Welt, um sich ganz langsam und sacht vor unser Augen zu entfalten, ehe es dann im Finale aber mal so richtig zur Sache ging. Nun habe ich - meines Wissens nach - bislang noch keinen roman porn gesehen, im Laufe der letzten zwanzig Jahre wohl aber diverse pinku eiga (das JapanFilmFest Hamburg hatte dazu Anfang / Mitte der Nullerjahre mal eine Sonder-Reihe im Programm, da habe ich damals diverse Filme mitgenommen, und danach dann immer mal wieder den einen oder anderen pinku mit im Programm). Das Tolle an diesen Filmen ist ja, dass die produzierenden Studios den Regisseur(:Inn?)en meist so gut wie keinerlei Vorgaben machen, was den Inhalt und / oder die Form angeht, solange nur ein bestimmte Anzahl von (Soft)Sex- und Nacktszenen (meist so um die drei bis vier) im fertigen Endprodukt auftauchen… was das pinku-Genre zu einer unglaublich vielfältigen Spielwiese für angehende und auch etablierte Regie-Talente macht. Ich hab’ da wirklich schon alles Mögliche und auch Unmögliche goutieren dürfen - Streifen, die sich mit dem Mitte der 1900er erfolgten Sarin-Giftgas-Anschlag der Ōmu Shinrikyō-Sekte aufs Tokioter U-Bahn-Netz und daran anschliessend mit der Vergänglichkeit des irdischen Daseins und der Flüchtigkeit von Sinn und Erinnerung auseinandersetzen, Filme, in denen eine Frau mittleren Alters von einem Teenager (ich glaub’, die war Lehrerin, und er ihr Schüler, weiss aber nicht mehr so genau) an öffentlichen Orten zu exhibitionistischen Handlungen erpresst und genötigt wurde, und die darüber die soziale Vereinzelung und emotionale Verkapselung in der japanischen Gesellschaftsordnung thematisierten, und dann auch noch „Raigyo“, der mit Sicherheit zu den radikal-nihilistischten, trist-trostlosesten Filmen gehört, die ich jemals gesehen habe. Wer von Euch mal etwas wirklich hoffnungslos Niederschmetterndes und nachhaltig extrem Verstörendes sehen möchte, die:der sollte sich diesen Streifen mal zu Gemüte führen. Aber sagt nachher nicht, ich hätte Euch nicht zuvor gewarnt! Gibt’s übrigens auch für relativ wenig Geld beim südamerikanischen Regenwaldgebiet und andernorts zu mailordern…

Sei’s drum, zurück zum eigentlichen Thema: Denn auch „Mermaid Legend“ erzählt rund um seine wenigen Darstellungen von Koitus herum eine sehr eigene und eigenwillige Geschichte. Wie die Kamera hier ungeheuer behutsam und fast schon zärtlich den weiß gewandeten Körper der Hauptdarstellerin bei ihren Tauchgängen auf der Suche nach Muscheln, die sie zwecks Sicherung des gemeinsamen Lebensunterhalts zusammen mit ihrem Ehemann an Land zu verkaufen gedenkt, abfilmt und umschmeichelt, als wolle sie diese vor allem Unheil, das da noch kommen mag (und auch wird), beschützend in die Arme nehmen, das hat etwas überaus anrührend Poetisches, schlafwandelnd Traumverlorenes. Wie überhaupt die ganze stumme, aber dennoch in luziden Bildern von fast ausserweltlicher Schönheit zu uns sprechende Unterwasserszenerie als ein eigenes (Traum)Reich für sich, in dem alle Schmerzen und Gefahren meilenweit weg zu sein scheinen, geschildert wird. Und trotzdem bricht irgendwann auch in die Abgeschiedenheit dieser unterseeischen Idylle der Schrecken und die Gewalt der Oberwelt ein - wenn der harpunierte Körper von Migiwas Ehemann ganz langsam zum Meeresboden herabsinkt, dann ist auch die Brutalität des big business, dessen Firmenchefs und kaltherzig agierende Handlanger keinerlei Gnade walten lassen bei ihren Bestrebungen, gegen was für Widerstände auch immer, eher so semi-legal ein Kernkraftwerk an ebendem Küstenstreifen, welcher den Fischer:Innen des kleinen Örtchens als Fanggebiet dient, zu errichten, im zuvor unberührten Zufluchtsort under the sea angekommen. Einer kurzen Phase der introvertierten Trauer und sozialen Entwurzelung folgt alsbald Migiwas unumstösslicher Entschluss, sich an den Mördern ihres Gatten, und Allen, welche diese Tat durch ihr passives Zusehen und Unterlassen haben geschehen lassen, zu rächen… koste es, was es wolle. Wie Hauptdarstellerin Mari Shirato hier die eingangs resolut-praktische Ehefrau, später dann auf sich selbst zurückgeworfene, emotional verschlossene Witwe und schlussendlich gnadenlos entschiedene Rächerin verkörpert, das ist einfach nur die Wucht in Tüten! Allein schon ihr traurig-verlorener, gleichzeitig tief in sich selbst gekehrter und dann aber auch unendlich bekümmert ins äussere Nirgendwo schauender Blick hebt ihre performance nochmal auf ein ganz anderes Level. Wow, einfach nur wow! Schön auch, wie jede einzelne der durchaus auch interessanten Nebenfiguren (die resolute Bordell-Chefin, das ältere Ehepaar, und und und) ihren eigenen kleinen Moment zugestanden bekommt und sinnvoll in das narrative Geflecht eingebunden wird (das sollten wir später am Tag (I’m looking at you, „The Substance“) ja auch noch weitaus Schlechter erleben). Die sich daran anschliessenden Gewalt-Exzesse als Akt der gegenläufigen Penetration (nämlich des männlichen Körpers) und blutiger Ejakulation gleichen das aber mehr als wieder aus. Toll auch die ja schon aus anderen japanischen (S)Exploitation-Klassikern der Ära bekannten Krach-Zisch-Laute, wenn der menschliche Körper aufgebrochen wird, und das Blut Geysir-haft rauschend, in einem rubinroten Schwall fontänenhaft sprudelnd herausspritzt. Roman Porn goes „Lady Snowblood“, if you will. Aber auch an die „Sasori“-Filme („Female Prisoner Scorpion“) habe ich mich stellenweise leicht erinnert gefühlt.

Die Sexszenen… nun ja, die sind eben auch noch da. Hätt’s jetzt für mich selbst zwar nicht unbedingt gebraucht, allein schon, weil sie - wie (zu) oft bei den Japanern - ja auch schon wieder ins Gewalthaft-Erzwungene abzugleiten drohen (wobei das bei ersten Szene aber auch ganz gut gepasst hat, weil ich es für Migiwa auch als Ventil empfand, den Schmerz und Verlust über den Tod ihres Mannes herauszulassen, und diese Emotionen ob des doch sehr rauhen und rohen Beischlaf-Exzesses zu kanalisieren). Auch diese seltsam anmutenden körperlichen Verrenkungen, so als sei der weibliche Körper bloss eine Puppe, und die leicht komischen femininen spasmischen Zuckungen und physischen Konvulsionen wirken auf mich oft doch recht befremdlich. Macht aber weiter nix, passt scho’! Und die Zensur-bedingt aus-geblurred-ten Intimbereiche ist man ja mittlerweile schon gewohnt. Unnötig doof find’ ich’s aber dennoch!

Das Finale… je nun. Wenn Migiwa im unbarmherzigen Blutrausch die Gegnerhorden gleich massenweise und zu gefühlt Hunderten abschlachtet, fünf Männer gleichzeitig sie niederringen und schon am Boden haben, und sie dann aber doch alle von ihnen mit nur einer leichten Wischbewegung des Arms mittels ihrem in mühsamer Handarbeit auf dem Beton der Strandwegs-Platten geschliffenen Fischspeer tötet, dann hat das schon etwas reichlich Absurdes und over the top-Haftes. Gehört aber halt auch unverzichtbar dazu, und muss irgendwie auch genau so und nicht anders! Interessant auch die Gleichsetzung der Frau mit dem Element Wasser, nicht nur anhand der schon weiter oben ausgiebigst gewürdigten Tauchszenen. Ganz gleich, wie oft Migiwa von den Klippen geworfen, mit Harpunenpfeilen angeschossen oder zu ertränken versucht wird, sie will einfach nicht sterben! Wie eine Art Wassergeist oder Meeresdämon taucht sie jedes Mal beinahe unversehrt wieder aus den Fluten auf, um ihr blutiges Handwerk unbeeindruckt fortzusetzen. Was dann im Finale beinahe schon metaphysische Züge annimmt, wenn sie, einer Wind-und-Wasser-Gottheit gleich, mittels eines heraufbeschworenen Meeressturms die angerückten Polizei-Hundertschaften einfach mal eben so von der Bildfläche hinwegfegt. In Verbindung mit dem wirklich wunderbaren Soundtrack, der mir einen veritablen Ohrwurm bescherte, hat das also schon etwas verträumt Märchenhaftes… und auch Märchen handeln ja oft von Sex und Gewalt, und enden meist blutig-brutal. Ein echtes Gedicht von einem Film, und höchst erfreulich, dass der nach Jahren, in denen er als unrettbar verloren und verschollen galt, wiedergefunden wurde, und somit neu entdeckt werden kann. Und tausend Dank an die Rosebud-dies, dass sie so eine kostbare (Muschel-)Perle mit ins Programm aufgenommen haben. Für mich der schönste Film des ganzen gestrigen Tages!

Ich leg’ jetzt erstmal 'ne kurze Pause ein, und bin dann nachher wieder zurück mit „Blood Star“ und „The Substance“.

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Blind In Texas / Mute in New Mexico

Die angehende Latina-Krankenpflegerin Bobbi ist mit ihrem klapprigen Ford Mustang „on a deserted stretch of a county two-lane“ (Bruce Springsteen) irgendwo im Nirgendwo der Wüste von New Mexico unterwegs, als sie in Konflikt mit dem (es mit Recht und Ordnung selbst nicht so genau nehmenden) county officer, will meinen: sheriff gerät, der sie in ein grausames Spiel um Leben und Tod verwickelt, und ihr fortan nicht mehr von der Heck-Stoßstange weichen will.

Lawrence Jacomellis Regie-Debüt „Blood Star“ wurde, wie uns der Herr Regisseur selbst im Grußwort verriet, in der absurd-unmöglichen Rekordzeit von gerade einmal zehn (!!!) Tagen im kalifornischen Palmdale abgedreht, was eine kaum vorstellbare logistische Meisterleistung darstellt, zumal der Streifen (nicht nur) dafür auch noch fantastisch gut aussieht! Und, um mich mal kurz selbst zu zitieren: In der Zeit hätten andere, größere Produktionen gerade mal ‚ne Kaffeepause am Set geschafft… :wink: :rofl: Von daher: Hut ab, und alleine dafür muss man ihn schon lieben. Aber auch sonst macht der Film in seiner anfangs stringent-geradlinigen Art und seinem schnörkellos-effektiven Stil eigentlich Alles richtig. „Blood Star“ erfindet das Rad nun wirklich nicht neu, und macht auch überhaupt nichts anders oder besser als seine jederzeit klar und deutlich erkennbaren grossen Vorbilder, aber das, was er macht, macht er so dermaßen gut, dass man sich die meiste Zeit über doch gut unterhalten fühlt, und nicht eine Sekunde gelangweilt wird… die Narration ist simpel, aber stetig in Vorwärtsbewegung begriffen, die Bilder prägnant und eindrücklich. Und so sehr uns viele Tableaus und ikonischen Einstellungen auch vertraut sind - sie funktionieren auch in diesem Kontext dennoch ungemein gut (allein schon die verspiegelte Sonnenbrille als Symbol der sich nicht erklären müssenden, anonym unidentifizierbaren Staatsgewalt ist zwar altbekannt, aber in diesem Fall trotzdem höchst produktiv in Szene gesetzt). Auch die Spannungsschraube wird über lange Zeit hinweg langsam, aber stetig angezogen - auch hier kann sich eigentlich niemand beschweren. Dann aber verlässt der Film seinen eingeschlagenen Weg, legt einen neuen Gang ein (nee, das war bestimmt Automatik, oder? Hab‘ gar nicht so drauf geachtet…), und gerät darob leicht ins Schlingern - dann nämlich, wenn Bobbi der ihretwegen gefeuerten Kellnerin Amy einen lift gibt, und die Beiden dabei ihre jeweiligen Lebens- und Familiengeschichten austauschen. Syndey Brumfield liefert hier als eloquent-lebenslustige Amy eine wirklich tolle darstellerische Leistung ab, hat aber leider qua Script nicht mehr zu tun, als als unnötiger info dump device beständig Exposition und nervige back story auszuspucken. Absolut überflüssig und sinnbefreit, und hier möchte man dem Film am Liebsten zurufen: „Lass den albernen Sch**ss doch einfach sein und besinn’ Dich wieder auf das, was Du am Besten kannst!“ Das nimmt dann dummer Weise ziemlich den drive raus, da kann Bobbi noch so sehr aufs Gaspedal drücken. Zum Ende hin zieht es sich dann leider auch noch etwas, und wenn unsere zum zitternd-greinenden nervlichen Wrack gewordene Protagonistin schlussendlich dann in der typical Backwoods / Outback torture chamber angekommen ist und das übliche Arsenal an Folterinstrumenten ausgepackt wird, dann übernimmt sich der Streifen doch arg, und quetscht da noch einen albernen Showdown ran, den kein Mensch wirklich braucht und / oder gewollt hat. Auch die Beweggründe der beiden brüderlichen Pisser jucken doch keine Sau, und können letztlich nur dazu führen, dass sich der Film selbst entzaubert. Zudem empfand ich die Szene mit der Zunge als absolut unnötig, und glaube auch kaum, dass sich dieselbe wieder „annähen“ lässt, und dann wieder anwächst (Edit-To-Add: Die google-Suche sagt: „Doch, das geht!“). Im Endeffekt hat es sich „Blood Star“ auf den letzten 800 Yards :wink: also ein wenig selbst verscherzt, und unnötig das Leben schwer gemacht. Dennoch ein schönes kleines, mit viel Herzblut und Spass an der Sache gemachtes B-movie, das man sich gerne angesehen hat, und dem man deshalb letztendlich nicht wirklich böse sein kann.

Es kann eigentlich gar nicht genug gewürdigt werden, das auch so kleine gemeine Bastarde von Genre-Film, wie „Blood Star“ einer ist, noch die Chance bekommen, auf dem FFF auf der grossen Kino-Leinwand gezeigt und einem breiteren Publikum vorgestellt werden zu können. Früher gab’ es gefühlt viel viel mehr von solchen Streifen (ich erinnere nur an so Sachen wie "Retroactive", „Storm Warning“, „13 Eerie“ oder auch den tollen „Killing Words“), und ich vermisse die in letzter Zeit doch zunehmend sehr. Also Rosebud, gebt Euren Herzen einen Ruck und uns Fans wieder ein bisschen mehr davon! Es muss nicht immer nur schwermütiges Drama, sperriger Arthouse und abgedrehter Experimentalfilm sein! Die Mischung machts!

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„I’m a Sparkle Girl / In a fucked up world / Life in Plastic / It’s fantastic!“

Den krönenden Abschluss des Abends sollte dann also Coralie Fargeats mit jeder Menge Vorschuss-Lorbeeren, Jubelperser-reviews, Lobeshymnen und Filmkritik-Ehrerbietungen bedachtes Zweitwerk „The Substance“ darstellen… Tja, ich hab’s ja in der vergangenen Nacht schon angedeutet: Die Krönungs-Zeremonie musste leider kurzfristig abgesagt werden - ganz im Gegensatz zur Live-Ausstrahlung der TV-Neujahrsshow… :wink: Denn die Kandidatin erwies sich letzten Endes als der Bürde und Verantwortung des monarchischen Amts des royal-höchstgeadelten Genre-Films des Jahres dann doch nicht so ganz gewachsen und würdig. Allein: Woran lag’s? Nun ja, das vermag ich auch nach einer (wieder mal viel zu kurzen) Nacht des Drüber-Schlafens und das (Gefühltes-)Debakel-Sacken-Lassens immer noch nicht so ganz zu sagen… Stilistisch, von den blossen Schauwerten her, in Sachen phänomenal auf den Punkt gebrachten Schnitts, vom spektulären Sound Design her, der superben Kamera-Arbeit und den tollen Kostümen, dem herausragenden Set Design und der in wahnsinnig liebevoller Handarbeit gemachten prosthetics, war und ist „The Substance“ absoluter state of the art, und in diesem Jahrgang unter Garantie nicht mehr zu toppen. Nur, was hilft all das, wenn aber das letzte Quentchen zum großen Wurf fehlt, wenn der Streifen in seiner heisskalten Machart dennoch nicht wirklich mitzureissen und emotional zu begeistern weiss, und dann auch einer inhaltlichen Überprüfung, eines narrativen Auf-den-ausfallenden-Zahn-Fühlens nicht standzuhalten vermag, und es - all seiner exquisit abfotografierten Bilder von Essen, Speisen und Mahlzeiten zum Trotz - an der gebotenen Menge food for thought aber gehörig mangeln lässt? Wenn man sich zwar an den glänzend-funkelnden Oberflächen delektieren kann, aber, sobald man in die Tiefe gehen möchte, alsbald an allzu offensichtliche Grenzen stösst. Wenn sich zwar die Körper häuten und vervielfachen, in pervers anmutenden Akten auseinander heraus quellen, die narrativen Tropen und Sujets aber stur bei sich bleiben, und keinerlei erzählerische Transformationen sich erkennen lassen? Wenn Fargeat bei all ihrer Hingabe an den style dann irgendwo zwischendurch aber doch die substance vermissen lässt?

Kommen wir vielleicht erstmal zu den schauspielerischen Leistungen. Demi Moore ist keine sonderlich bedeutende oder gar exzeptionell hervorstechende Schauspielerin, das wissen wir, das weiss Fargeat, das weiss sie vermutlich auch selbst. Wie sie sich hier aber mit Verve, Bravour und verblüffender Furchtlosigkeit in ihre Rolle wirft (welche vermutlich auch stark von ihrer eigenen filmischen Biographie / Hollywood-Karriere eingefärbt sein dürfte), und Alles, aber auch wirklich Alles gibt, das ist schon überaus mutig, und verdient alle Anerkennung. Auch Margaret Qualley als Klon-Version ihres jüngeren Selbst spielt recht beeindruckend, wenn sie auch meist nicht viel mehr zu tun hat, als pseudo-unschuldig naiv in die Kamera zu lächeln und zu zwinkern, und ihren jugendlich-elastischen Körper in absurden (Sex-)Aerobic-, wir sollten wirklich besser sagen: Sexrobic-Posen zu verrenken und verbiegen. Dennis Quaid als schmierig-speckiger, übertrieben-jovialer TV-Produzent Harvey ist so dermaßen anwidernd over the top,das man ihn und seine performance nur angeekelt hasslieben kann. Auch das restliche Ensemble liefert gut ab, die Nebenrollen sind passend besetzt und stimmig umrissen - werden aber nur leider ein ums andere Mal lieblos-abkanzelnd verschenkt (der alte Schulkamerad, der heimlich in Elisabeth verknallt ist, und ihr seine Telefonnummer gibt; Oliver, der nervend-penetrante Nachbar von gegenüber auf dem Gang; der Krankenhauspfleger, welcher Elisabeth den ganzen Schlamassel ja erst einbrockt - sie Alle tauchen kurz mal auf, wenn das Script sie dringend braucht, und dann genauso schnell wieder ab). Aber so recht zusammen finden wollen weder cast, noch Doctor Sparkle und Miss Sue, oder Drehbuch und Erzählung, und erst recht nicht direktorialer Anspruch und filmgewordene (Alternativ-)Wirklichkeit. „The Substance“ fällt - bei aller scheinbaren Grandezza seiner einzelnen Teile - immer und immer wieder auseinander, beständig klafft da eine Lücke der Disparatheit auf, deren einzelne Komponenten sich auch nicht so einfach wieder miteinander vernähen lassen wie die Rückenpartie von Frau Sparkle - beziehungsweise wenn doch, dann ist das zumindest mal kein allzu schöner Anblick. Womit wir dann auch beim Hauptthema des Films wären: Schönheit, und was wir (was Frauen) dafür halten, was uns (und ihnen) als solche verkauft (<— hier bitte wortwörtlich nehmen / lesen) wird, und was die Diskrepanzen zwischen wahrgenommener Eigenschau und erhoffter Wunschvorstellung mit uns machen. Und was genau dasjenige Themenfeld ist, auf dem Fargeat zwar einige Denkprozesse anstoßen möchte, damit aber nicht so wirklich weit kommt. Nehmen wir zum Beispiel mal die schon erwähnte, kaum wirklich in „unsere“ gegebene Lebens- und Alltags-Realität zu übersetzende Sexrobic-Mitmach-Fernseh-Show. Unschwer zu erkennen ist hier, dass Fargeat das Ganze als Pornografisierung der Darstellung weiblicher Körper in den medialen Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten des 21sten Jahrhunderts in Szene setzt. Die pórnē als öffentliche Hure, als Frau, die jeder(mann) haben kann (nach Andrea Dworkin, die zwar viel Kritikwürdiges daraus abgeleitet und gefolgert hat, deren Ursprungsgedanke aber dennoch brillant und zutreffend ist), und auch in „The Substance“ jeder(mann) haben will („They all love you, they all want more of you!“) wird hier als auf ihre bloße Körperlichkeit reduziertes Objekt dargestellt, keine individuell-subjekthafte Wesenheit mehr, sondern ein oberflächenhaftes Ding, dessen Anblick (in der üblichen inszenatorischen Verfahrensweise der Pornografie) den Betrachter:Innen Lustgefühle verschaffen soll. Durch den von Fargeat erzeugten plastikhaft-artifiziellen look bei der Inszenierung von Körper(lichkeit) aber, der uns beim Betrachten verunsichert und verstört, weil es eben nicht die gewohnte und erwartete Art von körperlicher Oberfläche ist, wird dieser Lustgewinn unterlaufen und verunmöglicht. Der Effekt ist eher der, dass Einer:Einem bei Betrachten dieses „life in plastic“ eine verunsichernde Mulmigkeit, ein leichte Übelkeit erzeugender Schwindel, ein digestives Unwohlsein überkommt. Fargeat erzeugt hier also eine Art „uncanny valley“ der Pornografie als misogyn-sexistischer Darstellungsform, welcher ebendiese Misogynie und inhärenten Sexismus als solche(n) entlarvt und bloßstellt. Das Problem ist nur: Der Film kommt dann nicht weiter darüber hinaus. Er schlussfolgert rein gar nichts mehr, er setzt zwar diesen Ansatzpunkt, ein System anhand dieser Symptomatik zu dekonstruieren - und tut es dann aber einfach nicht. Er setzt den Hebel an, und drückt dann aber nicht, lässt die Hebelwirkung nicht nur nicht verpuffen, sondern macht erst gar keine Anstalten, diese überhaupt nutzen zu wollen. Stattdessen verweist er das zugrunde liegende Problem beinahe in Gänze wieder zurück an das Individuum, an Elisabeths Wunsch, von Allen / möglichst Vielen bewundert und geliebt zu werden. Und auch hier wieder die Problematik zwar aufzuzeigen (das Geliebtwerden(-Wollen) um der Schönheit, bzw. der sozial erzeugten und individuell verinnerlichten Imago davon, was Schönheit denn ist / sein soll, und nicht um Einer selbst willen), aber dann sich schlichtweg zu weigern, daran weiter zu arbeiten. Stattdessen erzählt er uns die tragische / tragikomisch dramatische Farce einer einsamen Frau, die am Ende (wortwörtlich) an sich selbst zerbricht. Und das genau auf ihrem eigenen „Walk Of Fame“-Stern. Sodass wir hier in der finalen Einstellung tatsächlich einen zweiten „Blood Star“ vor uns sehen. Und wir - trotz aller konsequent verfolgten eigenen Vision und Chuzpe, trotz aller Unbekümmertheit um den (vermeintlich guten) Geschmack Anderer und dem Pfeifen auf die Meinung von Dritten - mit dem unbefriedigenden Gefühl in die Nacht entlassen wurden, dass da noch soviel mehr hätte drin sein können, nein, drin sein müssen!

Vielleicht tue ich dem Film ja auch unrecht, vielleicht will „The Substance“ das Alles ja auch wirklich nicht, und möchte weiter nichts sein als ein bewusst den Mut und Willen zur eigenen Monstrosität ausstellendes hässliches Genre-Entlein, ähem, deformiert-verwachsener, sich selbst entstellender und auf seine eigene Entstelltheit als radikaler Gegenentwurf zu normativ-sexistischen Schönheits-Idealen und (gerade und vor Allem unter Frauen) grassierendem Jugendlichkeitswahn beharrender und auf sie trotzig stolz seiender Horror-Bastard. Aber dann ist mir das trotzdem und immer noch zu wenig, nicht überzeugend und vereinnahmend genug. Zumal nicht nur der französische Film als solcher (in den gleichzeitig subtil-subversiv eigene Erwartungen, Konventionen und soziokulturelle Normen unterlaufenden und schamlos-offensiv vorgebrachten Bildwelten einer Julia Ducournau beispielsweise, oder auch schon vor fast fünfundzwanzig Jahren in der konfrontativ-tabulosen Radikalität von Virginie Despentes zu Unrecht mittlerweile fast vergessenem Meisterinnenwerk „Baise-moi“), sondern auch Fargeat selbst schon einmal viel viel weiter war. Wenn nämlich am Ende ihres Erstlings „Revenge“, während dessen Ansehens wir als Zuschauer:Innen uns auf der „richtigen“ Seite und in der Bequemlichkeit sowohl des Kinosessels als auch in der Rolle des blossen Voyeurs in (scheinbarer) Sicherheit wähnten, und johlend zustimmten und Beifall klatschten, während Jen ihre Peiniger Einen nach dem Anderen zur Strecke brachte, und dann in der allerletzten Einstellung in einem kongenialen fourth wall break Mathilda Lutz’ stahlharter Blick sich uns zuwandte, sie von der Leinwand herab und heraus in den Zuschauer:Innen-Raum schaute und ihre gnadenlosen Augen uns zu sagen schienen: „Allright fuckers, next, I’m coming for you!“, und mit einem Schlag all unsere vermeintliche Souveränität als nur passiv Anschauende unmissverständlich in Frage gestellt und aggressivst angegangen wurde.

„The Substance“ aber schreckt vor dieser letzten Konsequenz zurück.

Was ein Jammer.

P.S.: Was die Darstellung von Essen(zubereitung), Speisen und Nahrungsmitteln angeht, so hat seit Ruth Paxtons viel zu unbekanntem und sträflich unterschätzten, tragisch-verstörendem tour de force-No Budget-Familiendrama „A Banquet“ (vielleicht mach’ ich da bald auch noch mal 'ne Drittsichtung, um Euch den per getipptem Text etwas näher zu bringen) kein Film mehr kulinarische Köstlichkeit gleichzeitig so einerseits deliziös-appetitlich und andererseits im selben Moment auch abstossend-anekelnd ins Bild gesetzt. Hjamm-Hjamm / Kotz-Würg !!!

P.P.S.: Wer Verschreiber, Tippfehler, und Syntax-Probleme findet, darf die gerne erstmal behalten - ich muss gleich schon wieder zur Bahn, und dann ab nach HH ins Kino, und werde all das heute abend / nacht noch erledigen, und dann auch die Formatierung noch etwas kompakter / augenfreundlicher umgestalten.

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Das kann ich so unterschreiben aber lange nicht so poetisch formulieren. Mein Review steht in Warteschleife. Super, das das FFF diesen Film gezeigt hat!

Weiß irgendjemand, wie das mit dem Zensur geblurre technisch gemacht wird? Ist das bereits im Zelluloid Material so weil man das damals quasi standardmäßig so gemacht hat?

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Der Samstag war mein erster FFF Tag. Mein kurz Fazit.

Mermaid Legend:

Sehr poetischer Film mit hervorragendem, melancholisch-vertäumten Score.
Eine tolle Hauptdarstellerin, die sowohl die emotionale Verletzlichkeit wie die physischen Kampfszenen überzeugend darstellt und ein paar Nacktszenen, die unerwartet zum Humor beitragen. Und ein exzessives Finale. 7,5/10 :smile:

Blood Star:

Die ziemlich guten Bewertungen hier auf f3a kann ich so gar nicht nachvollziehen. Positiv überrascht hat mich allerdings die Optik, insbesondere zu Beginn, wenn man bedenkt das das ein Regie Debut ist. Erfreulich finde ich auch, das es viele wide shots (Drohnenshots nehme ich an?) von der Wüste New Mexikos gibt, der Regisseur sozusagen einen Überblick über die Spielwiese gibt und nicht gleich mit einem Close up nach dem anderen startet.
Auch stilistisch gibt es durchaus einige Pros; wie der Wagen in Szene gesetzt wird, die Sonnenbrille…

Doch zu oft habe ich mich entnervt gefragt, warum die Hauptprotagonistin nun gerade macht, was sie macht. Das Bild, welches der Regisseur hier zeichnet, gefil mir gar nicht. Typisch blöde Opferrolle schon zigmal gesehen. Mich hat vor allem die Inkonsequenz gestört, denn die ersten Minuten suggerieren ein ganz anderes (intelligenteres) Bild der Hauptperson. :unamused: Besonders im letzten Drittel summieren sich die vielen kleinen Handlungen, die immer blöder werden. Und wozu braucht dieser Film so eine Torture Szene?. Musikalisch bleibt gar nichts hängen. Gab es überhaupt Musik? 4,5/10 :neutral_face:

The Substance:

Ein Film der mich emotional nahezu komplett kalt gelassen hat. Ein Film dessen Aufbereitung seiner geistigen Ihnalte dem Hype um ihn nicht annähernd gerecht wird. Der allerdings mit seinen grotesken Body Horror Effekten und dem absurd langen und blutigem Finale unerreicht ist und vor dem sich so gesehen selbst ein David Cronenberg verneigen kann. Im Gegensatz zu The Substance berührt mich aber das Schicksal der Figuren bspw. in The Fly. Ich führe das u.a. auf eine schwache Narration von The Substance zurück. Ich möchte den FIlm noch sacken lassen aber als Denkansatz: Wenn ich verstehen möchte, wie schmerzhaft die sprichwörtliche Trennung eines Ganzen ist (nicht nur körperlich, sondern auch geistig), muß ich wissen wie denn die Harmonie des Ganzen aussieht. Coralie Fargeat zeigt uns das aber nicht. Ihre Demi Moore ist von Beginn an quasi gespalten, da sie nur das einseitige Leben ihres Showbiz Lebens und ihres Sex Symbol Daseins lebt..

Ich saß im Kino neben einer dieser Pärchen Sitze und das Paar neben mir hatte danach eine ernste Diskussion, denn sie war eindeutig etwas aufgebracht und fassungslos, wie man denn darüber lachen könne.
Mal davon abgesehen, das mir das schon zu übertrieben war, um wirklich drüber zu lachen, finde ich, das eine ziemlich gesunde Frage. Denn nur weil die Darstellungsform die einer Satire oder Groteske ist, macht es das Dargestellte nicht automatisch zu einer Komödie. Mich wundert ohnehin, das bei all den Vergleichen mit anderen Filmen bislang nicht Der Elefantenmensch erwähnt wurde, dessen Story sozusagen die inverse Variante ist. Jener wurde wegen seines hässlich aüßeren Ausgestoßen und verachtet, hier wird jemand mit einem Top Body und Look überhaupt erst dermaßen integriert und muß quasi zur Häßlichkeit mutieren um wieder gesehen zu werden. Die Sache ist die Selbe.
Bewertung 6.5 bis 7 Pkt.

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Ja, das Gelächter und teilweise ja schon Gejohle ging mir da auch ziemlich gegen den Strich… …so, als sei das jetzt irgendeine x-beliebige Funsplatter-Komödie mit Szenen-Applaus, und nicht eine im Grunde genommen todtraurige, wenn auch arg abstrus-grotesk bebilderte Identitäts-Tragikomödie. Fand ich aber auch schon damals bei der Sexszene in „Border“ (nervös-verunsichertes, verschämt-ungläubiges Kichern und Lachen) anstrengend und unnötig. Manchmal ist es eben auch keine ganz leichte Sache, einen Genrefilm mit Genre-Publikum im Kino zu schauen.

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Tag 5 in München

Den offensichtlichsten Hotspot heute, den EX DRUMMER-Nachfolger SKUNK, musste ich meiden:
Allein schon die Beschreibung hat mich traumatisiert. Näher ausführen muss ich das nur denjenigen, die noch nie einen Post von mir gelesen haben :wink:

Stattdessen widmete ich mich den vermeintlich stilleren Filmen des Tages. Mit einer überraschenden Intensität.

A PLACE CALLED SILENCE
Ich bin händeringend auf der Suche nach jemandem, der mir die chinesische Zensurpolitik erklären kann. Es ist mir nämlich schlechterdings ein Rätsel, wie ein Blockbuster, der so offensichtlich als politische Allegorie auf das Land China gelesen werden kann, offensichtlich durchgewunken wird (nachdem Rainer ja die zunehmend komplexen Mühen, solche Filme zu ergattern, in seinem Vorwort geschildert hat).
Freilich weiß ich nicht, wie ein chinesischer Blick auf das Geschehen ist. Für mich waren die Schilderungen rund um das Verschwinden einer stummen Schülerin und die Ermordung der diese mobbenden und quälenden Mädchen-Clique im Mikrokosmos einer Highschool nicht anders zu verstehen, der äußerst kritische Blick auf Behörden- wie menschliches Versagen inmitten eines rigiden Regimes, wo die hierarchische Ebene das individuelle Leid zugunsten des Außenbildes manipuliert wie dominiert, absolut offensichtlich.
Filmisch gibt es wenig auszusetzen an Sam Quahs Thriller. Beginnt konventionell, fächert jedoch etwa ab Mittel des Films mithilfe zahlreicher Rückblenden eine Welt auf, in der so ziemlich alles, was man bis dahin zu sehen glaubte oder gesehen hat, auf links gedreht wird und die Vorgänge in einem völlig neuen Licht erscheinen. Das ist sehr gut gemacht, auch die Dialoge können punkten. Lediglich zum Schluss hin überzieht SILENCE vielleicht etwas, weniger durch die China-typischen Kitschbilder, eher durch die pure Zahl der Flashbacks, die nötig sind, um alle losen Fäden der Story noch zusammenzuführen - was aber schließlich doch eindrucksvoll gelingt. 8/10!

A DIFFERENT MAN
Sollte ich das Ziel verfolgt haben, nicht traumatisiert durch diesen Tag zu kommen, hatte sich das mit Aaron Schimbergs Werk erledigt.
Der Film hat mich an einem sehr persönlichen Punkt getroffen, den ich selbst noch nicht ganz verstehe.
Gut verstehen kann ich, dass Schimberg bisher als Kritiker-Liebling gilt, seine Werke aber kommerziell ausbaufähigen Erfolg haben. Ich fürchte, DIFFERENT MAN könnte ähnliches bevorstehen. Cineastisch gibt es nichts auszusetzen, nichts zu verbessern. Die Besetzung ist klasse, Sebastian Stan bastelt weiter mit Winter Soldier-Power an seiner Wahrnehmung als Charakterdarsteller, Renate Reinsve ist ein kommender Superstar, behaupte ich mal. Die Story ist gleichermaßen irre, witzig, satirisch, traurig, nachdenklich, tiefsinnig, surreal und vieles mehr, aber alles bleibt in schöner Balance, was ich angesichts des Stoffes für ein Wunder halte. So viele Gelegenheiten, etwas falsch zu machen, hier ein flacher Witz auf Kosten der Charaktere, dort ein Überzeichnen einer Emotion - und Schimberg nutzt weder im Drehbuch noch in der Regie auch nur eine davon.
Ich war nach Sichtung sowohl tief bewegt als auch völlig verstört und hatte Mühe, mich in der Realität zu verankern, mein Gesicht abzutasten und meiner Identität zu versichern. Sicher sagen kann ich dieses:
A DIFFERENT MAN zählt zu den jedes Jahr auftretenden kleinen, unscheinbaren Perlen, die viele kaum wahrnehmen oder unterschätzen, und dass A24 da wieder mal seine Finger im Spiel hat, wundert auch nicht.
Als Wertung eines Films, der solche Gefühle in mir auslöst oder anspricht, bleibt aber wie eh und je nur die 10/10.

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Yepp, war wohl besser - was dem kleinen Flauschekätzchen angetan wurde, hat man zwar nicht im Bildkader gesehen, wohl aber per Sound Effekt hören können. Im Anschluss wurde dann noch ihr Kadaver mit dem Feuerzeug angezündet und verbrannt. Davon ab gab’s dann danach aber, AFAIK / IIRC, keinerlei Gewalt gegen Tiere mehr, wohl aber noch die eine oder andere Fantasie darüber. Oder hab’ ich da eventuell doch noch was vergessen? @todi

Mir haben übrigens beide heute gesehenen Filme sehr gut gefallen - „A Different Man“ jetzt vielleicht nicht ganz so sehr wie Dir, dafür fand ich aber „Skunk“ absolut grandios! Mehr dazu aber erst morgen vormittag / mittag. Ich will jetzt erstmal noch eine Kleinigkeit verzehren, ein oder zwei Gläser Wein trinken, und dann nur noch schlafen…

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Nein, hast du nicht. Das war die einzige entsprechende Szene.

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Tag 5 in Stuttgart

Da ich bis auf wenige Ausnahmen die Shorties traditionell auslasse, beginnt der Tag für mich mit dem Silence-Film ohne die Killerhunde. Und wie sich herausstellen wird, ist heute Tag der psychischen Gewalt gegen Kinder. Na dann einen schönen Sonntag!

A PLACE CALLED SILENCE
Meine Vorab-Prognose: Zwei Stunden OTT-Violence aus China, könnte anstrengend werden. Die Bullying-Thematik finde ich interessant, erwarte hier aber eher keine differenzierte Aufarbeitung des Themas. Kritiken sind auch nicht gerade begeistert.
Meine Kurzkritik: Das Bullying tut wirklich weh, aber der Film nimmt sein Thema nicht ernst und versucht sich mit einem unnötig verkomplizierten Drehbuch interessant zu machen. Ich kam mir dabei allerdings etwas verarscht vor. 5.5/10 (Die Gewalt im Film ist übrigens hauptsächlich psychischer Natur, schmerzt aber dadurch nicht minder – im Gegenteil.)

A DIFFERENT MAN
Meine Vorab-Prognose: Juhu, mal wieder ein Film von meiner Watchlist! Zwar auch wieder eher Drama, aber dafür gut besetzt und mit vielversprechender Prämisse.
Meine Kurzkritik: Life imitating art imitating life. Der kleine Bruder von THE SUBSTANCE, sehr schön auch geeignet für ein Double Feature mit Charlie Kaufmanns SYNECDOCHE, NEW YORK. Doch kein Drama, sondern ein toller trockenhumoriger Schauspielerfilm mit parallel dazu laufender Metaebene. 7/10

SKUNK
Meine Vorab-Prognose: Koen Mortier hat mit EX DRUMMER einen meiner (FFF-)Lieblingsfilme gemacht, sein 22ND OF MAY war mir zu experimentell und nichtssagend. Das hier sieht massiv depressiv, düster, gewalttätig und tragisch aus, wie EX DRUMMER ohne Humor. Bin trotzdem sehr gespannt.
Meine Kurzkritik: Siehe oben – das gnadenlose Bild einer völlig abgefuckten Kindheit, nicht ganz so artifiziell und sensationslüstern wie in EX-DRUMMER, aber nicht minder krass. Ach ja, Triggerwarnung für Tierfreunde! 7.5/10

DARK MATCH
Meine Vorab-Prognose: Die Story klingt verdächtig nach GREEN ROOM mit Wrestlern. Vorabkritiken gibt es noch wenige, bei RT steht der Film bei 83 %, das will aber noch nichts heißen. Könnte lustig werden…oder eben nicht.
Meine Kurzkritik: So richtig lustig wurde es leider doch nicht, eher sehr trashig, aber dennoch ganz kurzweilig. Schon der zweite Rausschmeißer mit Steven Ogg, gestern auf dem Klo hab ich mich mit ihm aber deutlich besser amüsiert. 4.5/10

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Ach so: Mir ist während der heutigen Kinositzungen noch ein putziger Alternativ-Titel für mein ellenlanges „The Substance“-review eingefallen, den ich - aller üblichen Selbstbescheidenheit zum Trotz - dann aber doch zu gut fand, um ihn Euch vorzuenthalten, und der auf einen absoluten Coming Of Age-Klassiker, der vor über zwanzig Jahren (anno 2001, um genau zu sein) auch auf dem FFF gezeigt wurde, anspielt (damals noch mit stellenweise völlig anderer musikalischer Untermalung… als „West End Girls“ von den Pet Shop Boys gespielt wurde, sind mir zum ersten Mal während der Sichtung die Tränen gekommen…), anspielt:

„Sometimes, I doubt your commitment to Sparkle Multiplication!“
:wink: :smile:

Wurde er. Siehe hier:

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Heute war’s emotional anstrengend.

Zuerst meine geliebten shorties, ich fand sie dieses Mal ziemlich gut. Meine Favoriten waren Réel (kurz und knackig), One Satisfied Customer (hatte sowas Aniniertes an sich, hat dann auch meine Stimme gekriegt), Meat Puppet, Mothers and Monsters (jaja, wir Mütter lieben unsere Kleinen, auch wenn sie Monster sind).

Coléoptère
Lose auf Franz Kafkas Metamorphose basierend. War ganz ok

Dream Creep
Eklig, Bratenthermometer im Ohr. Yuck.

Minuit Frissons
War ganz nett, etwas übertrieben

Rotation
Koreanische Zeitschleife oder so, war ganz ok

Whodunit
Von der Idee her ganz nett, die Umsetzung war mir zu hektisch, übertrieben

Suck
Mit dem konnte ich irgendwie gar nix anfangen

War mit dem shorty Programm ganz zufrieden. Wär schön, hier vielleicht auch mal einen deutschsprachigen Beitrag zu zeigen.

Dann ging’s weiter mit
A silent place
Der ging an die Nieren. Filme mit Mobbing und Kindesmissbrauch sind für mich emotional grenzwertig. Fand ich sehr gut, allerdings gab es dann, ähnlich wie bei Lost in the Stars, eine Wendung nach der anderen, was dann bissi zuviel wurde.

Eine Zuschauerin war nach dem Film in Tränen aufgelöst aufgrund ähnlicher Erlebnisse.

Das Mobbing ist schlimm, aber wegschauen und nichts tun auch.

A different man
Jaja, geb es ja zu, ich mag Sebastian Stan :grin:

Das ist der kleine Bruder zu The Substance, wesentlich weniger over the top, ruhiger und auch trauriger. Erinnert an den Elephantenmenschen. Gefiel mir sehr gut, einer dieser kleinen Filme für die ich auf das FFF gehe.

Skunk
Der nächste Film, der für mich emotional grenzwertig war.

Ein Film, bei dem Tierfreunde auch keinen Spaß haben. Nicht nur wegen des Katzenbabies :pleading_face:, ich hatte auch mit dem Hund im Zwinger Mitleid und fürchtete um die Pferde

Ich finde, der Film war ziemlich realistisch und verdammt gut gespielt, ist aber ein reines Sozialdrama, bei dem ich mir schon die Frage stelle, wieso dieser Film auf dem FFF läuft.

Zum Abschluss Steven Ogg zum Zweiten in
Dark Match
Hätte fetziger sein können, war aber ganz ok als Abschluss. Für Wrestling-Fans.

So noch drei Tage mit jeweils vier Filmen, und 15:00 Anfang. Fünf Filme pro Tag werden doch ganz schön viel und der 12:00 Start heute ist einfach zu früh.

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Nun, ganz so schlimm empfand ich es nicht aber in der Summe dann doch etwas unangemessen. (Du saßt aber auch näher am Lachzentrum, ich klemmte einigermaßen geschützt hinten links in Reihe A. :wink: (weil ich so spät beim Kartenkauf war) Immerhin gab es auch Momente in denen ich lachen musste wie z.B. als das Gesicht sich auf den Broadway Stern zubewegt/setzt

Oh ja, hinter Spoiler Balken versteckt. Bin ich wohl drüber weggefegt.Dorian Grey habe ich nie gesehen. Lohnt der sich als Film oder ist der nur so bekannt weil die Literaturvorlage so beliebt ist?

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Tag 5 in Nürnberg, der lange Shorty Sunday.

Die Kurzfilmrolle war meines Erachtens nach sehr praktisch „climaxed“ zusammengeschnitten, kurzweilig, unterhaltsam und abwechslungsreich.
Die letzten 2 Beiträge waren meine und wahrscheinlich auch DIE Highlights der Mehrheit. (Es wurde sogar geklatscht!)
Insgesamt 7 von 10 knackige Kurze.
Platz 1: One happy Customer + Meat Puppet.
Coléoptère wäre mein Platz 3.
Ist Euch bei Coléoptère auch die Schauspielerin aus „Amelie“ aufgefallen (Isabelle Nanty), die dort die verrückte Zigaretten Verkäuferin spielt?

SKUNK
Hat mich weniger stark mitgenommen oder runtergezogen als ich erwartet hätte, aber starkes Schauspiel und sehr intensive Fallstudie einer familiären Kindesmißhandlung. Unser Nürnberg Host hat uns auf zwei sehr interessante Querverweise aufmerksam gemacht! Danke dafür. Muss mir dann wohl mal „Amenra“ anhören, die Hardcore-Band des Vocal Artists unseres „Skunk Vaters“ und den Film „Scalps“ uncut auf Amazon Prime streamen, dessen namensgebendes Ritual imitierend vom Sohn auf seinem „Rachefeldzug“ demonstrativ praktiziert wird.
6 von 10 familiäre Abgründe.

DARK MATCH
no match.
Gurke.
3 von 10.

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Ich meinte natürlich den Roman, aber die Verfilmung von 1945 ist tatsächlich auch sehr gelungen.

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Ist auch meiner bescheidenen Meinung nach die mit Abstand beste Verfilmung - und ich habe einige gesehen… Wir haben den im Frühjahr 1996 mal an einem schwülheissen Nachmittag auf dem Hotelzimmer im Indien-Urlaub geschaut, weil mein Mitreisender ihn noch nicht kannte - genau beim Finale war dann urplötzlich das Bild weg, nur noch schwarzer Bildschirm, und er schaute ganz belämmert in die Röhre… ich musste ihm dann das Ende erzählen. :wink: :smile:

Aber ja, Wildes opus magnum ist natürlich ein must read, und für mich ein unverzichtbarer Bestandteil der Weltliteratur.

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Ebenfalls Nürnberg, gestern.

Bei Skunk teile ich dein Feedback absolut, 6.5/10. Ich habe keinen dreckigen Ex-Drummer erwartet, aber muss gestehen: etwas roher und ernster hätte der Film bei der Thematik durchaus sein können bzw. war mir insbesondere bei der Mutter dann doch zu unfreiwillig komisch/off. Der Frontman von Amenra kann sich sehr gerne ein Hobby als Schauspieler aufbauen, starke Darstellung! Hochinteressante Persönlichkeit, Kann die 20-minütige Reportage von VICE zu ihm empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=nb0qX1kiqWM - Amenra ohnehin unglaublich wütender, aufwühlender Post-Metal/Doom. PS: Als Einstieg zur Band am besten mit Razoreater (live) beginnen.

Zu Dark Match:
Spontan dagegen entschieden, waren eigentlich genau meine zwei Filme für den Tag, deine aussagekräftige Meinung bestätigt mir die Vorahnung. :smiley:

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Danke für den / die Tipps zu Amenra - hab’ jetzt mal reingehört (hätte ich nach dem gestrigen screening von „Skunk“ sowieso noch gemacht), und bin doch auch ganz angetan… krass tonnenschwere Riffs und eine wall of sound, die Eine:n gleichzeitig unter sich begräbt und in der man sich wunderbar verlieren und neu wiederfinden kann, in den etwas ausufernderen, „melodischeren“ Passagen sehr schöne Gitarrenarbeit, dazwischen immer wieder sehr ruhige emotional berührende parts, und ganz generell Post Metal mit kathartischen Effekten beim aufmerksamen und längeren Zuhören. Ähnlich wie Sunn O))) für mich aber auch eine Band, die am Besten gut laut gehört werden sollte (was hier im Mietshaus nur bedingt möglich ist :wink: ), weil sich die Wirkung dann nochmal um Einiges besser entfalten kann.

Schöne (für mich) Neu-Entdeckung, in diesem Jahr neben Alcest wohl diejenige Band, deren Musik durch ihr unverhofftes Auffinden mir die wunderbarsten Klangwelten eröffnet hat. Ich hoffe, die kommen auch mal auf Tour. Dürfte ein echtes Erlebnis sein.

Edit-To-Add: Alter - die Gitarre am Ende von „A Solitary Reign“ !!! Zum Niederknien… unwürdig in den Staub werf! Instant neue Mit-(derzeit-noch-aktiv-seiende-)Lieblingsband, neben Dream Wife, King Buffalo und Still Corners!

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@Alexander - Vielen Dank für Dein tolles review zu „The Well“ :clap: :+1:, auch wenn Du mich damit ganz schön in die Bredouille gebracht hast… Menno, ich guck’ doch schon dreizehn Filme, und wollte eigentlich nicht noch ein weiteres Ticket ziehen… aber nun bin ich doch schwer am Überlegen, ob ich mir den tatsächlich nicht auch noch gönnen sollte… :wink:

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