Ich kenn ja die Kinderfilme, bin also nicht sicher, ob ich den sehen will.
Habe ich jetzt auch nachgeholt und aus seiner Perspektive hat er natürlich recht, nur dass die Regisseurin sehr wahrscheinlich eine komplett andere Perspektive im Blick hatte. Schmälert jetzt auch nicht mein Gutfinden. Witzigerweise hat Schmidt auch die Oscar Wilde-Parallele gesehen. Tja, „Great minds think alike“, oder, wie es in Deutschland heißt: „Zwei Dumme – ein Gedanke“.
Strange Darling
Straffes Pacing, toller Soundtrack mit Akustik Gitarre und Gesang, schön hell beides, gefiel mir sehr und hallte noch beim Nachhause Weg im Ohr nach. Fand die Schauspieler und deren Chemie auch okay, wenn auch keiner von beiden besondere Sympathien in mir erweckt hat, was schade ist. Strukturell musste ich anfangs erstmal schlucken, denn ähnliche Ansätze funktionieren mitunter nicht so gut (für mich). In diesem Fall schon, das ist definitiv ein Weg wie Story und Struktur Hand in Hand gehen können und man den Zuschauer an der Nase herumführen kann. Rundes Filmerlebnis bei dem ich mich nur kurz in der einen Hauch zu lang ausgedehnten Dialog Szene im Wagen gelangweilt habe. Außerdem finde ich, das mit den vielen Kills gegen Ende der Bogen etwas überspannt wurde..
7/10 Pkt.
Gerade THE WELL zuhause nachgeholt!
Was für ein billiger Schund! Das war also DER Horror-Splatter vom FFF 24???!!!??
Gibt es überhaupt noch einen Anderen?
Vom Regisseur von Tulpa, den ich damals echt ganz ok fand. Mochte den Giallo-Saxophon-Soundtrack und das Setting im Swinger-/BDSM-Club.
THE WELL könnte direkt ein Spätwerk des inzwischen leider gescheiterten Dario Argento sein. Unnötiger Genre-Mix aus 2000er- Torture-Porn und Hexen-/Creature-Feature.
Musste schon ungläubig lachen bei dem Clownsgesichtigen Wächter, der aussieht wie der Joker bei wish bestellt mit einer Palette an Tics. Quasi wie der Schwurbler Ken FM aka. Ken Jebsen!
Das jagt mir so gar keine Angst ein und belustigt mich nur. Bei der Flucht passieren so viel dumme Dinge… hab laut aufgelacht!
Hab aus ALL THE GODS IN THE SKY, der unfassbar gut war, eine Darstellerin erkannt, die jetzt anscheinend wegen ihrer besonderen Physiognomie in Horrorfilmen verheizt wird
3,0/10 Punkten
Ach so, die Make-Up-Effekte waren völlig unrealistisch und haben mich nicht überzeugt!
Das kam vielleicht ernster rüber als es gemeint war…
Ich war schon relativ sicher, dass Du damit locker umgehst.
Mann, Du hast ja ein gutes Gedächtnis. Das Dich auch nicht trügt!
Schöner Text zu HANDLING THE UNDEAD übrigens. Interessanterweise haben wir doch in etwa den gleichen Film gesehen , interpretieren oder empfinden ihn jedoch gegenteilig.
Da ist ganz sicher was dran, und bei letzterem kann ich leider mehr mitreden als ich mir wünschen würde. Nur dass es bei mir letztlich zum entgegengesetzten Empfinden führt. Vielleicht will ich so eine Darstellung einer Trauerarbeit und -verarbeitung auf der Leinwand einfach nicht sehen. Natürlich kann/soll man einem Film nicht vorwerfen, dass ihm die kathartische Wirkung abgeht (die etwa dem klassischen Revenge Movie so innewohnt). Aber eine schlichte Abbildung eines von mir als problematisch wahrgenommenen Geschehens weckt in mir eher Abneigung. Und ganz teile ich die Verbindung mit einer depressiven Phase auch nicht, sondern ärgere mich sehr über das von den Protagonisten ja aktiv(!) betriebene Bemühen, die Wiedergekehrten der Familie wieder einzuverleiben. Natürlich kann man nicht verlangen, nach so frischen Trauerfällen bereits alle Trauerarbeit erledigt zu haben (was sowieso keine Frage eines festgelegten Zeitfensters sein kann), insofern könnte man beispielsweise das Ausgraben der Leiche des Enkels seitens des Großvaters noch als Art Übersprungshandlung sehen, aber spätestens nach der völligen Unfähigkeit der Wiederkehrer, zu kommunizieren, wirkt das auf mich völlig surreal/unglaubwürdig. Fragwürdig ohnehin. Und damit, spätestens, verliert mich der Film.
Auch das finde ich gut beobachtet und nachvollziehbar - von Dir. Der Film jedoch zeigt, dass die Mutter sogar schon wieder arbeitet, der Großvater zu unterstützen versucht. Er überwindet ja, wenn wir schon so symbolisch/metaphorisch denken, sogar schon wieder Treppen, wenn der Aufzug nicht funktioniert.
Summa summarum.
Es ist wirklich fast witzig, denn auch Dein Post zu STRANGE DARLING findet bei mir Anklang, in dem oben zitierten Sinne, dass wir den gleichen Film gesehen haben, aber ihn entgegengesetzt wahrnehmen/bewerten/sympathisch finden. Und daher kann ich nur vermuten, dass uns HANDLING beide sehr beeinflusst hat - wie ich in meinem Post schrieb, war DARLING für mich in jeder Hinsicht eine Erholung und Offenbarung nach HANDLING.
Gut möglich, dass meine Begeisterung für Mollners Film also ansonsten auf etwas normaleres Maß geschrumpft wäre, hätte ich nicht zuvor Norwegens Trauerarbeit mitansehen müssen…
(Jedenfalls nochmal Reschpekt und Dankeschön für diese Art der Auseinandersetzung/Debatte. Ist ja in heutigen sozialen Medien/Foren nicht selbstverständlich: Freundlich, selbstkritisch, -ironisch und inspirierend für das eigene Denken und Sehen.)
Ich empfand das schon als krotesk ketzerisch, einen meiner Lieblings-"Kinder"filme zu einem Horrorfilm umzustricken, muss allerdings auch zugeben, das der 2. Teil jetzt kein sooo schlechter Horrorfilm ist.
Den habe ich auch mal verlost.
Ach ja gestern war ja mein FFF Film dran, Handling the Undead und er hat mir wirklich gut gefallern, allerdings scheine ich da in Hamburg in der Minderheit gewesen zu sein. Zumindestens bei den Leuten, mit denen ich nacher kurz mioch ausgetauscht hatte, denen sagte die themengerechte Ruhe des Films wohl eher nicht so - tja… 8/10
Ich habe den Film gestern in Stuttgart gesehen und fand ihn (wie viele Zuschauer) nur langweilig. „Themengerechte Ruhe“ im Zusammenhang mit einem Zombiefilm ist gelinde gesagt eine etwas gewagte Theorie
Was mich störte waren die drei Erzählstränge, die letztlich die gleiche Aussage darstellten…da hätte die etwas intensivere Ausgestaltung eines Erzählstrangs völlig ausgereicht.
Wunderschön war, die Tanzszene der beiden älteren Damen. Da war die lange Einstellung völlig angemessen. Wenn ich allerdings mit dem Auto irgendwohin fahre brauche ich dagegen keine 30 Sekunden endlose leere Strasse vor der Windschutzscheibe zu sehen.
Und genau das ist das Problem, den Film als Zombiefilm zu vermarkten ist einfach daneben. Ich war darauf vorbereitet und habe mich drauf eingelassen und so hat er wunderbar funktioniert. Ich hatte gegen Ende etwas „Angst“, dass es noch umkippt und die Gore Freaks bedient werden, zum Glück passierte das nicht, das hätte für mich den Film kaputt gemacht.
Natürlich kann man nun meckern, warum der überhaupt gezeigt wird und so weiter, bringt das was? Ich sehe aber gerade, dass auf der FFF Seite unter der Filmvorschau „Eindringlicher Zombie-Horror“ steht - das finde ich grenzwertig und mir fiel das vorher nicht auf, weil ich den Film des Autors wegen ausgewählt hatte…
Den zweiten Splatter-Poo habe ich mir nicht angesehen, aber der erste ist wirklich unter aller Kanone …
Naja, nö - Ich hätte „Strange Darling“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genauso panne gefunden wie gestern, selbst wenn ich „Handling The Undead“ nicht direkt davor gesehen hätte… Und soooo supertoll fand’ ich Hvistendahls Ultra-slow-mo-Trauergesang nach dem Verlassen des Kinos auch noch gar nicht - der hatte mir da durchaus schon gefallen, und mich - im Gegensatz zu Dir und Anderen - auch überhaupt gar nicht gelangweilt, brauchte dann aber auch noch 'ne ganze Zeit, um sich zu setzen, und in meinem Hirn zu „reifen“.
Passt scho’ … ich bin in anderen www-Kontexten / social media tatsächlich auch gar nicht (mehr) aktiv, und im Grunde genommen auch nur noch hier unterwegs… und „hier in den Foren“ kenn’ ich es auch gar nicht anders, bzw. wenn man sich dann alle paar hundert Jahre doch mal ein bisschen zankt, so wie z.B. @Alexander und meine Wenigkeit neulich, dann lässt sich das eigentlich immer auch recht schnell klären / wieder aus der Welt schaffen… man kennt sich und den / die Andere(n) mit all seinen / ihren individuellen Eigenheiten / Temperamenten Diskussionsverhalten nach all den Jahren ja gegenseitig auch schon ganz gut.
Heute nachmittag war nicht nur wunderbarstes Spätsommer-Wetter im schönen Hamburg an der Elbe, nein, nach einem schlechten Start ("Breathing In") war auch feel good-Stimmung angesagt (erst Grinsen und Ablachen bis zum Geht-nicht-mehr? Geht-doch-noch-mehr! bei „Les pistolets en plastique“, danach dann einfach nur noch schwelgerisches Beglücktsein in „Vampire humaniste…“). Schreib’ ich gleich noch mal was dazu… ja richtig, gleich (lies: in einer Stunde oder so). Erstmal aber noch die
Trigger-Warnungen:
Gewalt gegen Tiere: „Breathing In“ (Pferde-Erschießung ) , „Vampire humaniste…“ (Eine Fledermaus mit dem Badminton-Schläger erst aus der Luft runterhauen, dann mit dem Schlägerstiel totquetschen )
Gewalt gegen Kinder: „Les pistolets en plastique“ (Vater erschießt seine drei Kinder… das ist zwar nicht im Bild zu sehen (was ich irgendwie doof fand - bei der Ehefrau sieht man’s, aber die Kinder werden außerhalb des Bildkaders abgeknallt? Gleiches Recht für Alle! … aber nun gut, war vielleicht auch ein Problem mit den jungen Schauspieler:Innen, die sollen ja auch geschont werden, von daher isses schon okay so), passiert aber)
Mobbing / Bullying: „Vampire humaniste…“ (diverse Mobbing-Szenen, einmal wird ein Mobbing-Opfer kurz verprügelt)
Selbstmord / Suizid: „Vampire humaniste…“ (Mehrere (erfolglose / nicht durchgeführte) Suizid-Versuche)
Sexualisierte Gewalt: In keinem der drei Filme, die ich heute sah, kam etwas Derartiges vor
Gewalt gegen Augen: „Les pistolets en plastique“
Edit-To-Add: Eine Warnung hab’ ich noch vergessen:
Gewalt gegen Clowns: „Vampire humaniste…“
Tag 7 in Stuttgart
Wie es gute Tradition ist, haben sich ja schon einige über die viel zu kurzen Pausen beschwert. Was für Pausen?!? Wenn man darunter einen Rekreationszeitraum versteht, existieren diese hier schlichtweg nicht. Diesjähriger Negativrekord waren 5 Minuten, die nachfolgenden Sendungen verzögerten sich entsprechend. Während der Durchschnittskinogänger die Zeit zum Popcornholen nutzt, „muss“ ich als Dauer(karten)gucker in der Zeit aufs Klo, Sauerstoff/Nikotin tanken, ggf. kurz einkaufen und eine Review schreiben. Gut, dass ich nach dem Festival Urlaub habe. Der heutige Tag beginnt wenig vielversprechend mit einem der aktuell auf f3a.net am schlechtesten bewerteten Filme. Logischerweise kann es danach ja aber nur besser werden. Spoiler: Wird es auch.
BREATHING IN
Südafrikanischer Arthouse vom Regisseur des hochmoralischen Öko-Horrors GAIA. Mir schwant Bedeutungsschwangeres. Wenn’s gut läuft, wird’s ein atmosphärisch-spannendes Kammerspiel. Eine „Nacht, die nicht enden will“ (Programm) spricht allerdings nicht gerade für kurzweilige Unterhaltung.
Meine Kurzkritik: Den größten Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass der Film derart laut und basslastig ausgesteuert war, dass es mir extrem schwer fiel, dabei einzuschlafen. So musste ich den theatralischen Hexenmumpitz bis zum Ende durchstehen. Da hätte ich lieber eine ganze Staffel AGATHA ALL ALONG geguckt – auf deutsch! Hexhex, schnell zum nächsten Film. 3/10
PLASTIC GUNS
Meine Vorab-Prognose: Meurisses BLODDY ORANGES fand ich aufgrund seines Twists und seiner gesamten Erzählhaltung schon sehr interessant und bin natürlich gespannt, ob hier etwas Ähnliches gelingt. Eine Komödie kann das Programm dieses Jahr auf jeden Fall gut vertragen, vor allem in Abwesenheit von M. Dupieux.
Meine Kurzkritik: Danke, das hab ich jetzt gebraucht! Schon in den ersten 5 Minuten habe ich hier mehr gelacht als bisher auf dem gesamten Festival. Gut, das ist bei dem Programm keine große Leistung. Ist aber wirklich eine Empfehlung für alle Freunde des leicht weirden, absurden, unerklärlichen Humors, den uns sonst Quentin D. serviert. 7/10
HUMANIST VAMPIRE SEEKING CONSENTING SUICIDAL PERSON
Meine Vorab-Prognose: Also „mitreißend“ (FFF) sieht das zwar nicht aus, aber très sympa, mit schön trockenem Humor. Einer der wenigen augenscheinlich amüsanten Filme dieses Jahrgangs. Kritiker und Publikum sind sich hier mal einig: Daumen hoch!
Meine Kurzkritik: Erinnert anfangs dezent an WHAT WE DO IN THE SHADOWS, wandelt sich dann jedoch zur humorvoll-melancholischen Coming of Age-Geschichte. Sehr hübsche, sanfte Vampirkomödie. 6.5/10
THE WASP
Meine Vorab-Prognose: Zwei Freundinnen schmieden einen Mordplan – das sieht mir stark nach Sonntagnachmittagskrimi aus. Absolutes Füllermaterial in meinen Augen.
Meine Kurzkritik: Noch ein Theaterstück, das sich als Film getarnt hat. Und noch einmal Bullying-Thematik. So überkonstruiert, dass man dem Drehbuchautor quasi bei der Arbeit zuschauen kann, zudem hölzern gespielt. Nur die junge Clare kann überzeugen. Triggerwarnung: Es werden eine Taube und eine Wespe getötet (wir wollen ja hier keinen Speziesismus betreiben). 5/10
Vorletzter Tag
Frag mich allerdings, wie ich die 10 Tage früher überstanden habe.
Breathing In
Der war grausam, im Sinne von: schwer zu ertragen.
Ein Theaterstück filmisch umgesetzt, was dann auch wie ein Theaterstück wirkt. Nun ja, kann man so machen.
Gewünscht hätte ich mir Untertitel, hab nämlich fast gar nix verstanden.
Die Vertonung / Musik war sowas von schrecklich. Wie da manche schlafen konnten, versteh ich nicht.
Die Mama fand ich gut.
Aber diesen verschwurbelten Hexen-Seelenfresser-Film kann ich echt nicht empfehlen.
Plastic guns
Der hat alles wieder rausgerissen.
Schon allein der Einstieg in der Pathologie. Die Videokonferenz zwischen französischen und dänischen Polizisten. Alles herrlich politisch unkorrekt, jeder kriegt rundumschlagmäßig sein Fett weg. Skurrile Typen (einer sieht aus wie Stacy Keach), durchgeknallte Frauen, das Ende kam dann irgendwie abrupt. Gut fand ich, dass die Tat, um die es ja eigentlich ging, nämlich der Mord an der Familie, sehr ernst und ohne Musik gezeigt wurde und sich somit vom Rest des Films abhob .
Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person
Charmant, witzig auf eher leise Art, coming-of age Vampirgeschichte. Nett, harmlos, tut keinem weh.
The Wasp
Fand ich gut. Mir gefiel der Schlagabtausch zwischen den Frauen, die beiden haben gut zusammengepasst. Allerdings ist hier der Hintergrund zur Geschichte auch sehr unangenehm Mobbing, familiärer Missbrauch.
Hatte was von Roald Dahl oder Agatha Christie.
Tag 7 in München… French day!
PLASTIC GUNS
Was für ein Spaß! Wenn man schon keinen Dupieux am Start hat, sind diese GUNS der beste Ersatz. Im eigentlichen Sinne kein Film, eher eine Ansammlung von Stand-Up-Szenen, eine Nummernrevue - aber ich hab mich mehrmals sowas von weggeschmissen vor lauter Lachen, am meisten beim Videocall der Dänen und Franzosen. Kriegen so wahrscheinlich nur die Franzosen hin. Wir haben ja grade einen Thread zum Thema political correctness im Film nebenan: Also, wenn es darum geht, wie ich auf alle diesbezüglichen Regeln pfeife, mir aber trotzdem keiner böse sein kann, möge man bei Christophe Meurisse nachfragen. Sehr charmante Grußbotschaft von ihm auch vor dem Film mit der Ankündigung, dass das Publikum, das es schafft, bis zum Ende dabeizubleiben, dafür mit einem Liedchen der kleinen Tochter entlohnt wird. Done! Zurecht Szenenapplaus für die Belohnung und für den ganzen Rest sowieso. 8/10
HUMANIST VAMPIRE SEEKING CONSENTING SUICIDAL PERSON
Beim Reingehen noch mit @Michaela gescherzt, dass man an Vampir-Romanzen ja nicht gleich die höchste Hürde von LET THE RIGHT ONE IN anlegen muss, aber schon hofft, dass man nahe rankommt…
Na, aber hallo!, HUMANIST… ist zwar ganz anders, völlig anderer Tonfall, aber sogar noch bezaubernder, sweeter, hübscher in jeder Hinsicht.
Vielleicht sollte ich ehrlich sein und meine komplette Subjektivität outen, weil ich glaube, keine objektive Meinung über einen Film äußern zu können, bei dem ich spätestens nach 20 Minuten der Hauptdarstellerin verfallen bin. Sara Montpetit hat diesen leichten Goth-Touch, dazu diese Prinz-Eisenherz-Frisur (würde meine Frau sagen), die mich seit jeher in die Seile zwingt. Wenn sie dann noch in einer Szene eine Vinylplatte auflegt mit der Musik, die sie angesichts ihres Todes nochmal hören würde, sich dieser Song wie ein 50ies-Klassiker anhört, sie unter schüchternen Blicken zum suizidalen Verehrer mit dem Hundewelpenblick anfängt, Playback zu singen und zur Musik zu wippen, man weiß genau, solche Momente sind der Beginn einer großen Liebe, und ist nicht jede Liebe dieses Alterssegments ewig groß - nun, dann brauche ich nicht mehr, um hier die Höchstnote zu reservieren.
Der Streifen macht einfach alles richtig. Auch die Balance zwischen Coming-of-Age, Humor, Romantik und Blutdurst stimmt exakt. Ich hab hier gar nichts zu meckern. Ein Vampirfilm, der in meine Bestenliste aller Vampirfilme eingeht, und ich kenne mich aus, ich liebe Vampirfilme, zwengs mir könnten 50% aller Filme Vampirfilme sein.
Mein kleiner, persönlicher Lieblingsfilm des Festivals bisher. 10/10!!!
„Tell me about the light!“
In der dunkelsten und längsten Nacht der Burenkriege betritt ein Armee-Adjudant das Haus zweier Frauen - Mutter und Tochter - um sich nach dem Wohlergehen seines verletzten Generals zu erkundigen, der von den Beiden gepflegt wird. Dabei sollte er sich vielleicht lieber um sein eigenes Wohlergehen Sorgen machen, denn noch vor dem Ende dieser Nacht wird es darum überaus schlecht bestellt sein…
Jaco Bouwers Verfilmung eines Theaterstücks von Reza de Wet krankt an den altbekannten Problemen, die solcherlei Adaptionen oft mit sich bringen: Dialog-überladen, Bild(er)-arm, kaum Schauplatz-Wechsel, und extrem handlungsreduziert. Dazu kommt in diesem Falle noch, dass zumindest ich eingangs große Probleme hatte, die Mutter (tolle performance: Michele Burgers - nur leider leider gibt ihr das script so gut wie nichts zu tun) überhaupt akustisch zu verstehen, weil die immer so in sich reingenuschelt / das Wort-Ende andauernd verschluckt hat. Und zu all dem gesellt sich dann auch noch der mit fortschreitender Laufzeit mehr und mehr das eigene Nervenkostüm aufreibende Umstand, dass so einige Dialogzeilen sich bis in die x-te Potenz wiederholen. Wenn man die Tochter beispielsweise zum gefühlt dreissigsten Mal „Please don’t leave me!“ oder auch „Are you going to come back?“ hat sagen hören, dann reisst auch bei dem:der geduldigsten Zuschauer:in (hier eher: Zuhörer:In) irgendwann mal der Geduldsfaden. Zudem stellt sich auch ganz entschieden die Frage, ob irgendjemand den Herrn Regisseur mal mit der „movie directing for dummies“-Prämisse „Show, don’t tell!“ bekannt gemacht hat… was umso bedauernswerter ist, als dass er ja in immer wieder mal sekundenkurz eingestreuten, überaus prachtvollen Tableaus beweist, dass er doch durchaus in der Lage ist, opulente Bilder in Szene zu setzen. Nur, um direkt im Anschluss daran dann doch wieder nur den nächsten nichtssagenden Redeschwall sich in unsere armen Ohren ergiessen zu lassen. Im Gegensatz zu „Strange Darling“ hat „Breathing In“ zwar wenigstens ein interessantes Grundmotiv (Was Frauen in einer Kriegssituation zu tun gezwungen sind, um überleben zu können), setzt dies jedoch so dröge und anödend um, dass man sich hier wirklich anstrengen muss, um nicht wie das liebe Töchterlein vielleicht doch alsbald in einen Schlaf zu versinken, aus dem man vor lauter Gelangweiltsein möglicherweise nie wieder erwacht.
„Erzählen, erzählen, um die Zuschauer:Innen zu quälen!“, das scheint das Motto dieses südafrikanischen Langweilers von einem Film zu sein - der nur deshalb gerade nochmal so eben um den Titel „Miesester Film des FFF 2024“ herumkommt, weil der cineastische Grützbeutel „Strange Darling“ eben noch schlimmer ist.
„Tell me about the Light“?
In diesem Film gibt es kein Licht, und das beileibe nicht nur, weil die ganze Zeit über Nacht ist.
„At 10:30, I love my wife, at 10:35, I want to kill her!“
Diverse Ermittler:Innen, Profiler und Kommissar:Innen sind dem flüchtigen Paul Bernadin, der seine eigene Familie blutigst ermordet hat, auf den Spuren, und stellen sich dabei so überaus geschickt an, dass sie so ziemlich alle Regeln, die mit guter und akribischer Polizei-Arbeit zu tun haben, um 360° auf den Kopf stellen, wenn nicht gleich völlig ausser Kraft setzen…
Willkommen zur Spaß-Granate des diesjährigen Festival-line ups! Was Regisseur Jean-Christophe Meurisse hier an Ausser-Rand-und-Band-Wahnsinn auffährt, wird Euch ein ums andere Mal ungläubig und mit debil-derangiertem Grinsen auf die Leinwand starren lassen - nur, um dann sogleich in ein befreiendes Lachen, Sich-Selbst-Bepissen und Nicht-mehr-Einkriegen-Können zu verfallen… Ein weirdes Sammelsurium an abgeschrägt-durchgeknallten Charakteren, aberwitzigsten Situationen (Die Videokonferenz! Das eitle Stolzieren durch die Flughafenhalle mit dem Zahnstocher-Jonglieren!) und vollkommen skurril-verrückten Dialogen (die Schwangere im Flugzeug! Das Verhör von Inspektorin Hammer! „Wüah möschden büddäh schweih Diggähds nahgh Arrgähnndiniähn!“), dass Ihr aus dem Prusten, Giggeln, Gackern und Kichern gar nicht mehr herauskommen werdet! Als hätte Quentin Dupieux im Stil von „OSS 117: Rio ne répond plus“ ein crime procedural gedreht - welches die Absurdität und Idiotie der Verfahrens-Fehler so mancher Polizei-Arbeit vermutlich mehr bloßstellen dürfte, als das einem „Maldoror“ je gelingen wird. Mit Sicherheit nicht der beste Film dieses Jahrgangs, aber meiner Meinung nach das absolute must see des FFF2024 (stattdessen rennen aber Alle in den doofen „Strange Darling“… Seufz! Manchmal verstehe ich das FFF-Publikum wirklich überhaupt nicht)! Geht da unbedingt rein! Und falls Euch der Streifen wider Erwarten doch nicht gefallen haben sollte, und Ihr das Eintrittsgeld zurückhaben wollt: Schreibt mich hier im Forum an, aber bitte mit Eurer Adresse! Ich komm’ dann persönlich vorbei, und bringe Euch das Geld mit… ach ja, und zwei Teelöffel bring’ ich auch noch mit (einen normalen, und einen mit scharfkantig gezackten Rändern) - von denen könnt Ihr Euch dann einen aussuchen…
P.S.: Auch wenn’s @splattercheffe ja bereits erwähnt hat: Most charming Begrüssungsworte überhaupt, und ja, bleibt unbedingt bis zum Ende des Abspanns sitzen…
„Emotions, what are you doin’?“
„Emotions, what are you doin’?
Oh, don’t you know, don’t you know you’ll be my ruin?“
(Brenda Lee, „Emotions“)
Wenn bei der Geburtstagsfeier der kleinen Sasha ein Clown vor der Tür steht, dann hat ihre Hämoglobin-durstige Verwandtschaft durchaus noch andere Hintergedanken, anstatt den gesichtsbemalten Spassmacher nur irgendwelche Kunststückchen vorführen zu lassen… Nur Sasha kann mit dem Verzehr von menschlicher Lebendnahrung nicht so richtig warmwerden. Eines Nachts aber trifft sie den von seinen Klassenkamerad:Innen gemobbten, schüchtern-verlorenen Teenager Paul, als der gerade zaghaft versucht, seinem tristen Leben ein Ende zu machen… und von da an wird für die beiden unverstandenen Seelen Alles anders sein…
Ariane Louis-Seizes schwermütig-leichtfüssige Teenager-Coming-of-age-Vampir-Romanze „Vampire humaniste cherche suicidaire consentant“ ist der diesjährige feel good-Hit im FFF-Programm. Auf ganz leisen Sohlen, mit verstohlenen Blicken aus dunklen Rehaugen, schüchtern-verhuschten Gesten und leise geflüsterten zaghaften Worten wird sich diese mitternächtliche love story von zwei Aussenseiter:Innen, die sich just im genauen richtigen Augenblick gefunden haben, und nie mehr wieder loslassen werden, in Euer Herz schleichen, und Euch ganz sachte mit ihrer still-verschlossenen Schönheit verzaubern, werden Euch die behutsamen Momente dieser zart aufkeimenden Zuneigung zweier Seelenverwandter, deren tiefstes Innerstes sich im Anderen wiederspiegelt, aufgehoben fühlt und angenommen weiss, ganz sanft umgarnen, und Euch das Herz aufgehen lassen beim verzückten Zusehen, wie zwei bislang lebensüberdrüssige Heranwachsende einander und die Welt verstehen lernen, und Hand in Hand die ersten unsicheren Schritte auf einem gemeinsamen Lebens(-nach-dem-Tode-)Weg machen. „Vampire humaniste…“ ist nichts Anderes als ein kleines großes filmgewordenes Wunder, ein Love Song in the middle of the night, zu dem zwei todtraurige Seelen im gemeinsamen Rhythmus ihrer laut klopfenden Herzen tanzen, ganz schüchtern und vorsichtig zuerst, dann immer trittsicherer, zu einer Melodie, die nur sie Beide hören und nachempfinden können. Im blassen Licht des Mondes einer tief vergrabenen, jetzt endlich entdeckten Leidenschaft nachgebend, wie man sie in einer solchen Intensität und Unbedingtheit nur in ganz jungen Jahren und dann nie wieder verspüren kann, versunken in sich selbst und einander. Die wundervoll zurückhaltend aufspielende Sara Monpetit (was für ein Name… ), deren ebenmässige Gesichtszüge und schwarzhaariger Pagenkopf wahlweise an Emily The Strange oder Asami aus Miikes „Audition“ erinnern, ist einfach umwerfend in der Rolle der unverstandenen Vampirin-wider-Willen Sasha. Félix-Antoine Bénard, der mit usselig-zögernder, unbeholfen durch die Welt stolpernder, sich-selbst-nicht-verstehender social awkwardness ihren amourösen counterpart Paul gibt, ergänzt das melancholy morbid outcast love couple perfekt. In der schönsten Szene des Films tanzen die Beiden, jede:r für sich, und doch gemeinsam, nebeneinander zu den Klängen von Brenda Lees „Emotions“, sich anfangs nur verschämt ganz leicht hin und her wiegend, dann immer mutiger und ungestümer, bis sie selbst im Schock des Erkennens vor dem Ausmaß ihrer Gefühle zurückschrecken - ein stimmig-passgenaues Bild für den emotionalen Ansturm im Sich-selbst-und-einander-Gewahrwerden angesichts der ersten großen Liebe. Und natürlich hat die Tatsache, dass einer jungen Vampirin die Fangzähne nicht wachsen wollen, bzw. dies erst in Sorge um den heimlich angebeteten Geliebten tun, noch eine andere Bedeutung, als nur die offensichtliche. „Vampire humaniste…“ hat diesen mich jedes Mal wieder betörenden Touch des juvenil-Verzagten, des todessehnsüchtig-Melancholischen, der zu großen Gesten und kleinen Momente von jugendlicher Flüchtigkeit, die bittersüsse Schwere und schwerelose Leichtigkeit der Adoleszenz, wie ich sie erst im April auch im ebenfalls ganz wunderbaren „La morsure“ wiedergefunden habe - nur dass diese Vampir-Story nicht so drängend-ungestüm daherherkommt, sondern mit schlichter Stille und aufrichtiger Grösse im ganz Kleinen das schönste und allumfassendste aller Gefühle abbildet - die Liebe.
Und, ich habe auf der Arbeit andauernd mit Sterbenden zu tun, und kann deshalb die zum Ende hin praktizierte Methode zwecks Gewinnung des roten Lebenssafts nicht wirklich gutheissen - Aber Sara Montpetit als Sasha und Félix-Antoine Bénard als Paul sind definitiv und ganz bestimmt das coolste drop out-Pärchen seit Winona Ryder und Christian Slater in „Heathers“.
A young love, meant for all eternity.
Which they will spend together.
„Oh, can’t you see what you’re doing to me?
Emotions, please set me free“
(Brenda Lee, „Emotions“)
Ach so - lest I forget: Ich wünsche hiermit allen Frankfurter und Kölner Nachzügler:Innen - insbesondere @todaystomorrow , @Alexander , @Leimbacher-Mario , @Kumiho , und auch allen anderen Forenmitgliedern aus den zwei Abschluss-Städten, welche ich jetzt in meiner insomniastischen Übernächtigung vergessen haben sollte, eine wundervolle Festivalwoche, angefüllt mit tollen Sichtungen, dem Entdecken neuer filmischer Perlen, spannenden, schönen und schrecklichen Stunden im Dunkel des Kinosaals, und netten Begegnungen mit anderen Filmverrückten / Genre-Fans… have fun, y’all, und lasst gerne noch was von Euch lesen!