Den hätte ich gerne gesehen aber diese Frühslots…ich mag es einfach nicht um die Zeit im Kino zu sitzen. Schön zu hören das er dir gefiel. Ich hoffe dann mal auf eine andere Chance. Oder Heimkino. Vielleicht zeigt ihn ja auch mal ein kleines Kino wie das 3001 oder so.
Die spannendste Frage der heurigen Nights…
…und tatsächlich:
Ja, es hat geklappt! War sehr nett und ein wenig surreal, jemanden kennenzulernen, dessen Texte man seit bald Jahrzehnten liest, dem man aber noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, wobei das auch schon nicht korrekt ist, weil wir uns natürlich schon viele Jahre gesehen haben, ohne aber sich der Identität als @Michaela und @splattercheffe bewusst zu sein.
@Michaela, es hat mich sehr gefreut! See you in september…
Nun aber zu Tag 4 in München!
Ich kann mich nicht beklagen. Auch wenn dieser Nights-Jahrgang nach euren Schilderungen nicht der beste war, bin ich mit meinem eingeschränkten Vier-Filme-Programm sehr gut weggekommen. LOVE LIES BLEEDING blieb mein Highlight, aber auch die drei von heute waren solide, toll und gut bis sehr gut.
BOY KILLS WORLD 6/10
Solide eben. Das, was er machen wollte, hat er gut gemacht. Prise Humor, blutige und schnell geschnittene Fights, beeindruckendes Sixpack vom Skarsgaard Billy, wie Marie schön anmerkte.
Ich stehe dann eher auf so handgemachte Kämpfe, BOY fährt dann spätestens ab dem letzten Drittel schon arg die CGI-Schiene, mir wurde es dann zu Videospiel-artig.
CONCRETE UTOPIA 9/10
Auf unsere Koreaner ist halt Verlass. Erschreckend real, wobei man sich fragt, wieso so ein Stoff nicht von einem europäischen Land mal so verarbeitet wird. Mit „so“ meine ich qualitativ hochwertig. Natürlich ist es ein disaster movie, aber die clevere Verengung eines weltweiten, ja nahezu existenziellen Problems auf einen eingeschränkten Schauplatz ist in Verbindung mit dem Kriminalfall schon sehr geil gemacht und klasse fotografiert obendrein. Und auch wenn manches ein wenig nah am Klischee entlangdriftet:
man lernt vieles über das Mensch-Sein. Leider. Ordinary people…
LATE NIGHT WITH THE DEVIL 8,5/10
Großer Hype, berechtigt?
Unbedingt! Eingeschränkt! Klares Jein!
Nein, Spaß beiseite. Der Film lebt natürlich von seiner Grundidee, vom Setting, von der Performance seines Hauptdarstellers. Und wer die Siebziger liebt und Interesse an amerikanischen Late-Night-Shows hat (und die Echtzeit-Perspektive schätzt), hat riesengroße Freude und einen tollen Abend. Ob ich zu dieser Fraktion zähle, könnt ihr an meiner Wertung ablesen…
Soviel zu später Stunde. Vielleicht noch Ausführlicheres die nächsten Tage, und obwohl bei uns Münchnern respektive bei mir 2 von 4 Filmen ausverkauft waren und die anderen beiden zumindest ordentlich besucht, blieb @Michaela und mir die gemeinsam gestellte Frage:
WO ZUM GEIER IST DER NACHWUCHS?
Aber das gilt ja nicht nur für die Plätze vor der Leinwand, sondern auch für unser Forum…
Danke - Jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen…
Letzter Tag, Start um 12:00 ist hart.
Bitten - La Morsure
Wunderschön gefilmter coming of age Film. Jugendliche auf der Suche nach sich selbst, Abschließen der Kindheit. Als Einstieg ganz ok.
Boy kills world
Hatte nen Videospiellook, war ganz unterhaltsam und Bill Skarsgårds Sixpack hatte definitiv Schauwert. Fand auch die story ganz gut.
Concrete Utopia
Katastrophenfilm. Recht gut gemacht, teilweise realistisch. Und Lee Byun hun finde ich eh super. War dann zum Glück kein Film mit großem Pathos.
Late Night with the Devil
Hat mir gut gefallen, fand den Darsteller des Nighttalk Show Hosts super, das Ende war mir dann zu seltsam.
Dann ließ die Kondition rapide nach, sodass ich dann doch viel gegähnt habe beim letzten Film:
The Funeral
Ein etwas merkwürdiger Film, der prinzipiell nur aus einem Roadtrip besteht. Die Geschichte wird unaufgeregt erzählt, plätschert vor sich hin, auf Hintergründe wird verzichtet. Da hätte man schon mehr erläutern sollen, dann wäre es auch spannender gewesen. Ein sehr wortkarger Film.
Fazit:
Insgesamt nun nicht die aufregendsten nights, eher Durchschnitt. Allerdings ein sehr abwechslungsreiches Programm. Ein Film, bei dem ich sagen würde, der war Zeitverschwendung, war nicht dabei. Eher mal die Frage: will ich sowas auf dem FFF sehen? Und so richtig vom Hocker hat mich auch keiner gehauen. Werbung ging, bis auf Knock Knock Knock.
Ich bin froh, dass Round-up und Boy kills World Tempo in das Programm reingebracht haben.
Oddity war dann der Horrorfilm, schade dass der Horroranteil inzwischen sehr gering ist. Suitable Flesh kann man auch dazuzählen, wobei hier viel Potenzial verschenkt wurde.
Mein highlight war Meanwhile on Earth.
Und ja, das Treffen zwischen splattercheffe und mir hat geklappt, wir haben uns auch sehr nett ausgetauscht. Bis September.
Mit dem Wortvogel konnte ich auch ein paar Worte wechseln.
Schon lustig, da sieht man sich seit Jahren, und dann kann man plötzlich Namen und Gesichter zuordnen.
Ah, sehr schön! “Bitten” habe ich verpasst, aber der Trailer ist genau mein Geschmack. Französischer Horror mit Herz, wie auch Teddy, etc.
Im Grunde genommen ist das eigentlich gar kein Horrorfilm - wie @Michaela schon schrieb, eher coming of age-Drama / Teenager:Innen-Identitätsfindung… und auch mehr ein reines mood piece mit minimalster Story und ohne wirkliche Genre-Bezüge, denn ob der Typ nun wirklich Vampir ist oder nicht, bleibt eigentlich im Unklaren, und ist für die (so gut wie nicht vorhandene) Handlung im Grunde genommen auch schnurzpiepegal - aber ach, so schön oldskoolig ausgeleuchtete Bilder zum Einfach-nur-darin-Schwelgen, ein Sixties-Soundtrack zum Mitgrooven, und einfach nur eine melancholisch-aufbegehrend-traumverlorene Stimmung, wie sie so vielleicht wirklich nur die frenchies hinbekommen… Halt eher ein dreamy Film zum Sich-Fallen-Lassen, als zum Mitfiebern.
Ziemliches Nischenkino, welches den heutigen Sehgewohnheiten eher zuwiderläuft, und wohl auch den Wenigsten gefallen dürfte - aber halt genau meinen persönlichen sweet spot trifft.
Klingt alles nach dem perfekten “Feel good film.” Hätte ihn gerne auf dem FFF ganz ohne Ablenkung gesehen. Wird dann ein Heimkino Ding. Trailer nochmal gesehen und der Look spricht mich sehr an.
Dauerkarte ist bei mir leider nicht mehr. Ich merke körperlich doch deutlich, wie mich fünf Filme am Tag ziemlich anstrengen. Insbesondere dann, wenn man unten im Parkett, ohne Kopflehne, auf die erhöhte Leinwand schauen muss. Die fehlende Kopflehne ist meiner Meinung nach ein absoluter Konstruktionsfehler in dem Kino. bei den ausverkauften Veranstaltungen wurde es auch recht warm und damit unangenehm im Kino. Da will ich nicht wissen, wie es wieder im Sommer ausschaut. Daher bleibt nichts anderes übrig, als die Filme bewusst auszuwählen.
Davon abgesehen war in Frankfurt aber wieder alles super, super nett, super freundlich, super chillig, mit angenehmer Festival Atmosphäre.
7/10 - The Roundup: Punishment
Ohne große Erwartungshaltung habe ich mich hier auf eine innigst erhoffte Prügelorgie eingelassen. Und auch wenn natürlich nicht die ganze Zeit über die Fäuste fliegen, wurde ich dennoch nicht enttäuscht. Man merkt den Machern eine gewisse Routine an. Der Film ist von vorne bis hinten äußerst professionell inszeniert, gefilmt, geschnitten, sieht wunderbar aus, hat tolle Schauspieler, Humor, Action, alles was da Herz begehrt. Ok, für Tiefgang hat es nicht gereicht, aber das würde zu dem Format auch nicht so sehr passen. The Roundup: Punishment bietet das, was man von dem Film erwarten kann und wenn Bud Spencer koreanischer Abstammung einmal loslegt, dann kommt das wirklich einem Erdbeben gleich. Derart gewaltige Faustschläge habe ich im Kino noch nie vernommen. Wer wie ich von I’ll Crush Y’all immens enttäuscht war, der findet hier zwar keinen 100 % adäquaten Ersatz, aber durchaus eine Empfehlung.
5/10 - The Soul Eater
The Soul Eater fühlte sich für mich mehr nach einem ZDF Krimi, denn nach einem FFF Thriller an. Zwar gibt es einige blutige Errungenschaften zu bewundern und das Showdown wurde einem FFF Thriller dann auch gerecht, aber zu 90 % werden in erster Linie die Lokationen abgeklapptert, Interviews geführt und naja, das übliche halt. Gibt sicher Fans die diesem Detektiv Schema gerne passiv beiwohnen, ich fand es persönlich etwas ermüdend. Nicht schlecht, muss man aber mögen.
4/10 - STING
Ich muss zugeben, dass ich STING nur geschaut habe, weil ich eigentlich The Soul Eater sehen wollte und STING dann einfach vorher noch mitgenommen habe. Schon als ich das erste Mal das Poster von STING sah, wusste ich, das ist nichts für mich. Dazu wirkte das Ganze einfach zu ideenlos. Der bereits zig Mal runtergenudelte Stoff wird hier einfach wieder neu aufgewärmt, ohne dem Ganzen etwas neues, kreatives beizumischen. Irgendwie war die ganze Story schon vorab grob klar. Und nachdem ich den Film nun gesehen habe, kann ich auch genau das bestätigen. Hinzu kommt, dass der Film auch sehr Mainstream lastig wirkt und ich die Spinne auch nicht als besonders eklig empfand, darum ging es dem Regisseur scheinbar gar nicht. Allerdings hat STING durchaus seinen Charme und insgesamt hat man sich wirklich Mühe gegeben. Wer den immer gleichen Stoff, in kommerziell verwertbarer Aufmachung herbeisehnt und so etwas mag, findet sicher Gefallen daran. Ich habe mich furchtbar gelangweilt.
9/10 - Oddity
Der für mich eindeutig beste Film auf dem Festival, ausgehend von den Filmen die ich gesehen habe und dem, was ich über die anderen Filme hier gelesen habe. Zwar wird im letzten Akt etwas von der zuvor mühsam aufgebauten Gruselwirkungskraft verschenkt, aber insgesamt habe ich mich lange schon nicht mehr so intensiv im Kino geängstigt. Zuhause könnte ich den Film nicht schauen. Damian Mc Carthy versteht sein Handwerk wirklich bis in’s kleinste Detail und ist für mich, wenn er so weitermacht, einer der absoluten Horror Hoffnungen in nächster Zeit. Richtig, richtig starker Gruselbeitrag, mit nur ganz kleinen Schwächen.
8/10 - Late Night with the Devil (2023)
Zum Glück hatte ich mich zu dem Film vorher überhaupt nicht informiert, so saß ich Kino und wusste absolut nicht, was auf mich zukommt. Irgendwas mit Devil, so weit so gut. Das mich ein derart kreativer Schinken erwarten würde, hätte ich kaum für mich möglich gehalten. Erstaunlich, wie authentisch das 70er Jahre Late Night Feeling auf die Leinwand gebannt wurde, hier waren echte Liebhaber am Werk. Interessant und kurzweilig ist der Film zudem von Anfang bis Ende, bleibt nur leider etwas Vorhersehbar und die Geschichte mit der verstorbenen Ehefrau, fand ich auch etwas konstruiert. Insb. weil dem Filmteam nach dem „netten“ Showdown wohl nicht mehr viel anderes eingefallen ist, um den Fillm sinnvoll abzuschließen. Wie auch immer, ein absolutes Kleinod, super kreativ, liebevoll umgesetzt und wäre quasi der perfekte FFF Centerpiece des Festivals.
Ich merke körperlich doch deutlich, wie mich fünf Filme am Tag ziemlich anstrengen. Insbesondere dann, wenn man unten im Parkett, ohne Kopflehne, auf die erhöhte Leinwand schauen muss. Die fehlende Kopflehne ist meiner Meinung nach ein absoluter Konstruktionsfehler in dem Kino. bei den ausverkauften Veranstaltungen wurde es auch recht warm und damit unangenehm im Kino. Da will ich nicht wissen, wie es wieder im Sommer ausschaut.
Das ist leider auch mein „Problem“. Am Samstag waren es „nur“ ca 23 Grad draußen, im Kino aber schon beim 3. Film extrem warm und stickig. Die Belüftung dort ist miserabel. Hatte nur ein T-Shirt an aber trotzdem geschwitzt wie Sau. Das verleidet einem den Spaß. Vielleicht bekommen die Betreiber es ja doch noch mal hin, eine Klimaanlage einzubauen …
Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Die Entwicklung des FFF
Als kleiner Nachklapp hier noch ein paar Internet-Fundstücke:
Fucking Fuck - „Cenaze“ sieht ja doch schon ziemlich geil aus… hoffentlich gibt’s den doch noch irgendwie, irgendwo noch mal zu sehen…
Edit-to-Add:
Hier noch der Link zu einem Interview mit Romain de Saint-Blanquat (<-- Link / Klick’ mich!), dem Regisseur von „La Morsure“ (a.k.a. „Bitten“).
Hatte ich erwähnt, dass wir ein sehr nettes Q and A nach Boy Kills World hatten? Action Director Dawid und sein Drohnenmann (wenn ich das richtig verstanden habe) Paul. Ich war bestimmt nicht die einzige, die Schnappatmung bekam, als enthüllt wurde, dass Bill Skarsgårds sixpack echt ist Die S in seinem Namen spricht man wie sch aus, btw.
If you knew you’d die tomorrow
Während ganz zu Beginn von „La Morsure“ (a.k.a. „Bitten“) die Film- und Vorspann-Titel eingeblendet werden, ist darunter das Bild von sich sacht im nächtlichen Wind wiegenden und nur zu einem kleinen Teil angeleuchteten Baumkronen zu sehen - eine schöne Metapher für das Gefühl einerseits der Faszination der dunkel unbekannten Verheißungen, die an der Schwelle von Kindheit / Jugendzeit zum Erwachsensein sich verbergen, und andererseits dieses unbestimmte Empfinden des Sich-Selbst-Verlorenfühlens in all den einander überlagernden Sensationen und ständig neuen Veränderungen, welchen die jungen Heranwachsenden sich in der Adoleszenz ausgesetzt sehen. Und hier ging es mir genau wie @splattercheffe beim von mir ja leider (noch) ungesehenen „Love Lies Bleeding“ - eigentlich schon da und dort, aber allerspätestens nach etwa weiteren zwei Minuten (nämlich nach der mit den expressiven Stilmitteln des europäischen Exploitationkinos der 1960er bebilderten Alptraum-Sequenzen der jungen Protagonistin) war ich unrettbar und mit Haut, Haaren und Seelenleben an den Film verloren. Regisseur Romain de Saint-Blanquat gelingt es mit seinen angenehm oldskool ausgeleuchteten, vom look und Stil an das franko-iberisch-italienische Genrekino erinnernden betörend-entrückten Bildern scheinbar mühelos, eine zwischen unterschwelliger Melancholie und entgrenzt-explosivem Aufbegehren schwankende, tagträumerisch-somnambule Stimmung von gleichzeitig tiefer Traurigkeit und unbändiger Lebenslust zu erzeugen, die mich auf der Stelle gefangen nahm und bis zum letzten Bild des Films nicht mehr los ließ.
Es ist hier weniger die nur notdürftig geschilderte, wie eher hingeworfen wirkende Story, die mich so in Besitz nahm, als vielmehr die heftigste Euro Gothic-vibes atmende, mal dicht-düstere, dann wieder federleicht-flüchtige Atmosphäre, wie sie in der Art und Weise vielleicht wirklich nur das französische Kino so unnachahmlich hinbekommt. Wozu sicherlich auch der ungemein catchy groovende Soundtrack voller zeitgenössischer Rock- und Popsongs sowie der sowohl an alte ProgRock-Psychedelika als auch frenchy chansons à la Juliette Gréco erinnernde und eigens für den Film komponierte eingängig-beunruhigende score vom mir bis dato unbekannten Émile Sornin beitragen. Dieses im einen Moment unbändig-ungestüme Drauflosstürmen, dann gleich darauf unsicher-verschüchterte, tastend-stolpernde Sich-ungewiss-Seiende, diese vorsichtig-vorlaute Suchbewegung, welche die juvenile Erlebniswelt so sehr bestimmt, ist hier jedenfalls perfekt eingefangen. Das Grenzenlos-Unverschämte einer Jugend, die gegen Alles rebelliert, ohne genau erklären zu können, warum, die Alles haben und erleben will, um zwar am Besten jetzt sofort, ohne überhaupt zu wissen, was genau sie wirklich will, die sich scheu-entschlossen ausprobieren und im überbordenden Exzess verschwenden will und muss, die so jung schon um den Verlust der eigenen Unschuld trauert, die Melancholie eines allumfassenden Weltschmerzes verspürt, der zwar die ganze Welt offensteht, und die aber doch noch so wenig damit anzufangen weiß… all das verströmen die vielen kleinen Momente dieses schwelgerisch-sanften coming-of-age-Dramas in sachten Berührungen, begehrend-verstohlenen Blicken, traurig-trister Mimik und überlebensgroß-übertriebenen Gesten. Diese eine Party, auf der man einfach dabei gewesen muss, diese eine Nacht, in der einfach Alles passieren kann, dieser eine Junge (oder dieses eine Mädchen), die einfach Alles bedeuten - all diese ersten und eben darum unvergesslichen Male, die dann im Strudel der Jahre oft genug irgendwann doch verloren gehen, und die man so nie mehr wird erleben können… die erste hustend-tief-inhalierte Zigarette, das erste Sich-völlig-verkaterte Auskotzen, der erste leidenschaftlich-verschämte Kuss. Das drängend-Dringliche, das Einfordend-Einhaltende der immer einen Tick zu weit ausschlagenden Pendelbewegungen einer Jugend, die schnell, vielleicht zu schnell erwachsen werden will, und dabei dennoch den schon verblassenden Idealen der ihr entgleitenden Kindheit anhängen möchte. Die mich ganz leicht an eine junge Anna Karina erinnernde, fabulös aufspielende Léonie Dahan-Lamort (<-- was für ein Familienname… ) verkörpert die Figur der temperantvollen, zwischen himmelhoch-jauchzend und zu-Tode-betrübt oszillierend stimmungsschwankenden, Sturm-und-Drang-Klosterschülerin Françoise mit einer jederzeit authentisch-stimmigen, vollkommen überzeugenden und nie aufgesetzt wirkenden, absolut umwerfenden Leinwand-Präsenz. Und wie die lebensechten Dialoge im scheinbar Beiläufigen, sich en passant nonchalant Ereignenden, im Reden über scheinbare Kleinigkeiten die ganz großen Themen verhandeln, das lässt durchaus auch ein wenig an die Nouvelle Vague oder auch die Filme eines Éric Rohmer denken. Ich hatte es ja am Sonntag im Gespräch mit @todi schon erwähnt: Wenn der Film, nachdem die beiden Mädels mit ihrem Loverboy in spe und „Maurice the Sadist“ zusammen im geklauten Auto zur party location düsen und sich dabei die ganze Fahrt über in scheinbar belanglosem Geplänkel ergehen, die nächste Stunde einfach nur genau so weiter gegangen wäre - ich hätte ihn trotzdem abgefeiert. Eine weibliche Jugend zwischen Kommunismus und Kommunion, zwischen Algerienkrieg und Beatlemania, zwischen nuklearer Vernichtungsandrohung und 68er-Aufbruchsstimmung, zwischen Mensis und Mensa, zwischen patriarchaler Bevormundung und feministischem Aufbegehren, zwischen Rock ‚n‘ Roll und Revolution, zwischen Klammerblues und Klassenkampf.
„La Boum“ und „Les Roseaux sauvages“ treffen Jean Rollin und Jean-Luc Godard auf einer ausschweifend-ausgelassenen Gutshaus-Party im nächtlich-verlorenen Traumwald der todessehnsüchtig-lebensleidenschaftlichen Teenage Goth Gauloises. Ein kleines großes Filmwunder. Day dreaming of dying while longing to live with every fibre of one’s body.
Die schönsten und ergreifendsten Kino-Momente sind für mich immer die, wenn ich urplötzlich so gerührt bin, dass ich unvermittelt weinen muss, ohne dass ich erklären könnte, warum. Ich weiß zwar genau, warum mir dann die Tränen kommen, aber dieses Angerührtsein geht so dermaßen tief, dass es äußerst schwer wäre, dafür passende Worte zu finden, welche dieses Gefühl auch nur ansatzweise adäquat beschreiben könnten. „La Morsure“ hat es während seiner Laufzeit gleich dreimal geschafft, mich derart zu Tränen zu rühren.
Bei der Sexszene ganz am Ende dachte ich nur: „Bitte bitte bitte zeigt jetzt um Himmels Willen nicht ihre Brüste!“ Nicht, weil ich irgendwie generell ein Problem mit der filmischen Entblößung sekundärer weiblicher Geschlechtsmerkmale hätte, sondern weil ich befürchtete, dass der Film vielleicht doch noch Probleme haben könnte, dabei den richtigen Ton zu treffen, und eine Art übersexualisierte Zur-Schau-Stellung auf den letzten Metern die ganze fast perfekte vorherige Stimmung verderben könnte. Und dann macht der Streifen das Alles so behutsam und ungemein respektvoll, und framed diese ja doch sehr verletzliche Nacktheit auf so natürliche und beiläufig wirkende Art und Weise, dass ich mich gefragt habe, warum ich mir darum überhaupt Sorgen gemacht hatte, und darob beinahe schon wieder hätte weinen müssen.
In den Neunzigern hiess es in einem Artikel des Indigo-Musikvertriebs-Magazins zur Musik des großartigen Funny van Dannen einst:
„Man möchte am Liebsten die ganze Welt umarmen, und wird gleichzeitig doch ein kleines bisschen trauriger.“
Genau so fühlt man sich ja oft in der Adoleszenz.
Und auch nach diesem Film.
Ich hab’s ja gestern schon drüben im „Soundtracks“-thread gepostet, aber weil ich den Song so sehr mag und als so passend für die Stimmung des Films empfinde, hier einfach noch einmal:
Ahoi. Ich melde mich nach recht langer Abstinenz mal wieder zu Wort (was nicht heißt, dass ich nicht regelmäßig als stiller Mitleser zugegen bin). Aber bei den vielen schönen Berichten und Äußerungen hier fühle ich mich genötigt, meine Senf dazuzugeben…
War lange nicht mehr in Berlin, deshalb schon ein Grund, diese so hässlich schöne Stadt mal wieder aufzusuchen. War mit einem Kumpel dann auch zwischendrin bisschen flanieren, die Stimmung gefällt mir immer wieder, auch wenn ich dort nicht leben wöllte.
Die Nights im Frühling sind eigentlich immer ein fester Termin für mich, da die Qualität der Filme an einem Wochenende sich dort mehr ballt als beim eigentlichen Festival im September. Dieses Mal wars zwar nicht der stärkste Jahrgang, aber ein paar schöne Sachen gabs durchaus. Da ich erst Samstag angereist bin (Freitag überschnitt sich leider mit Basinski in Leipzig), hab ich nur 6 Filme gesehen, bin mit der Auswahl/Ausbeute aber durchaus zufrieden.
Riddle of Fire
Das war doch mal Coming of Age genau nach meinem Geschmack. Allein der grobkörnige Look sowie der optimal ausgewählte Ort des Geschehens holen schon eine Menge Punkte und da ist man noch nicht mal auf die so liebenswerte Story und die bis ins Mark sympathischen Darsteller eingegangen: diese Kinder haben von Beginn an ein Stein im Brett, da macht es auch gar nichts, dass sie hier und da etwas hölzern agieren, eher im Gegenteil. Herausstechend: Lorelei Olivia Mote, die mit ihrem so natürlichen Charme wirklich zu begeistern weiß. Eingebettet in eine hippiesk anmutende Märchengeschichte mit jeder Menge Szenen zum Schmunzeln, zieht Riddle of Fire genau die richtigen Register, um Freunde dieser Filmart gänzlich zu verzaubern. 8,5/10
Boy Kills World
Ich schätze durchaus die Ambitionen der deutschen Filmemacher, ein Projekt auf die Beine zu stellen, welches mit den amerikanischen Vorbildern auf Augenhöhe konkuriert. Leider ist der Plan mit Boy Kills World nicht aufgegangen, denn dieser Murks bedient sich hinsichtlich seiner Machart ungeniert bei Deadpool (den ich ja auch schon ganz furchtbar fand) und wirft dazu noch ideenlos Fragmente aus The Purge, den Tributen von Panem, John Wick etc. in den Mixer, in der Hoffnung, dass am Ende was Verdauliches bei rumkommt. Ist natürlich nicht der Fall, die lächerliche Story + entsprechende Dialoge kann man sich komplett schenken und als Tiefpunkt entpuppt sich ein Voiceover aus der Hölle, welches zu jeder Sekunde einfach nur unglaublich nervt. Bleiben schlussendlich die recht ordentliche Leistungen von Skarsgard (der laut Info die meisten Stunts tatsächlich selbst gemacht hat), Copley und Ruhian sowie gut gemachte Actionszenen, die vor allem im letzten Drittel heftig auf den Putz hauen und funktionieren. Das rettet Boy Kills World allerdings nicht davor, maximal als Fußnote in die Geschichte des Genres einzugehen. 3/10
Cobweb
Hat mir im Grunde ganz gut gefallen, ist aber deutlich zu lang, manchmal langweilig und hier und da etwas nervig. Trotzdem gibts viele lustige, absurde und unterhaltsame Momente, dass typische asiatische Overacting passt hier ausnahmsweise mal wie die Faust aufs Auge. Alles in allem trotzdem nicht ganz meins. 6/10
Bitten
Es gibt Filme, die haben nicht viel zu erzählen, sind aber trotzdem ein Genuss. Bitten ist eine solch seltene Perle, die mit einem nahezu makellosen Score und sehr geschmackvollem Soundtrack eine Szenerie rahmt, die mich nicht loslassen will. Dieses Debüt verströmt eine so wundervolle, bittersüß morbide Melancholie, welche denjenigen hingebungsvoll umgarnt, der es zulässt. Getragen wird diese kleine, feine Romanze von der so geheimnisvollen wie auch widerspenstigen Francoise (fantastisch gespielt von Leonie Dahan-Lamort), die mich schlicht begeistert hat. Sie trägt all die Unsicherheiten, die quälenden Gedanken, die Minderwertigkeitskomplexe junger Heranwachsender in sich, strotzt aber zugleich vor Ungehorsam und trotziger Hoffnung. Die warme und entzückende Klangfarbe der französischen Sprache rundet ein Werk ab, welches für mich deutlich über dem Durchschnitt ähnlich gelagerter Filme liegt. Gerade weil es die Stimmung einer unsicheren Generation so wunderbar einfängt. 8/10
Oddity
Gelungene Mischung aus Thriller, Horror und Drama mit dem ein oder anderen augenzwinkernden Moment. Hätte meines Erachtens nach aber noch etwas stringenter sein können, irgendwie blieb am Ende doch ein leicht lascher Nachgeschmack. Aber ich mochte den Film und bin umso gespannter auf den Vorgänger Caveat, den ich nun endlich mal schauen sollte. Einen Bonuspunkt gibts für die wirklich stimmige letzte Szene. 7/10
Late Night With The Devil
Der dritte Streich der Gebrüder Cairnes funktioniert ungemein besser als der recht halbgare Horrorquatsch von Scare Campaign. Ich würde sogar von einem Quantensprung sprechen, denn Late Night ist originell, höchst unterhaltsam und fesselt den Zuschauer mit seiner latenten, nicht greifbaren Spannung. Das Böse lauert unter der Oberfläche und durchdringt nur langsam, dafür aber äußerst wirkungsvoll die Geschichte, um am Schluss dann ungemein schmerzhaft zuzuschlagen. Grandios: David Dastmalchian als charismatischer Showmaster, der mit (s)einer ganz eigenen Art diesen Film zusammenhält. Lediglich das Finale wäre in meinen Augen noch ausbaufähig gewesen, sowohl hinsichtlich des sich Bahn brechenden Wahnsinns als auch in puncto schlüssigem Ende. Nichtsdestotrotz ein durchgehend feiner Horrorthriller, der auf jeden Fall seine Stärken hat. 8/10
Die Nights sind schon wieder eine volle Woche her, und ich komme jetzt erst zu meinem Fazit. Das wahrscheinlich keinen mehr groß interessieren wird, darum fasse ich mich extra-kurz.
In der Harmonie in Frankfurt war es nett wie immer. Es gab auch wieder einen Festival-Drink, „The Soul Eater“, den ich diesmal aber nicht besonders aufregend fand. Das gilt leider auch fürs Filmangebot - vielleicht war ich aber (wegen viel Arbeitsstress) auch einfach nicht in der richtigen Stimmung, mich großartig begeistern zu lassen. Dann kommt bei mir auch noch das selbstgewählte „Sitges-Problem“ dazu: Bei den White Nights kannte ich 6 der 10 Filme schon von dort, jetzt bei den Nights waren es 4 von 17. Weitere 5 hatte ich in Sitges aber mehr oder weniger bewusst ausgelassen, weil sie für mich nicht so spannend klangen - und die Einschätzung hat sich dann jetzt auch bewahrheitet. Da ich auch dieses Jahr wieder in Sitges sein werde, muss ich mir das mit der Dauerkarte für die nächsten White Nights und Nights wirklich nochmal genau überlegen … Aber das ist natürlich nur mein persönliches Problem. Auf zu den Einzelwertungen:
LOVE LIES BLEEDING
Gefiel mir ausnehmend gut, auch, wenn ich ihm nicht gleich Legendenstatus geben würde. Tolle Farbgebung und Kameraarbeit, feine David-Lynch-Vibes zwischen LOST HIGHWAY und MULHOLLAND DRIVE, starke Hauptdarstellerinnen, ein paar angenehme Härten. Gute 7,5/10 Punkten.
THE ROUNDUP: PUNISHMENT
Ist langsam gut, jetzt. Bzw. Eben nicht mehr gut. Die Ermüdungserscheinungen bei allgemeinem Set-up und Charakteren werden überdeutlich, der dumpfe Charme nutzt sich ab. Aber ich war auch nie Bud-Spencer-Fan. 5 Punkte.
THE WEIRD KIDZ
Das war dann dagegen ein echter Charme-Bolzen, zumindest für Leute, die ihre Jugend in den 80ern verbracht haben Der altmodische und extrem simple Zeichenstil war jetzt auch absolut nicht meins (erinnert aber tatsächlich, wie von Artur erwähnt, an SOUTH PARK und v.a. BEAVIS & BUTTHEAD - die ja sogar einen Sozusagen-Cameo-Auftritt hatten), aber wenn man sich daran mal gewöhnt hat, unterhält der Film ausnehmend gut und lässt einem fast warm ums Herz werden. Solche Kids will ich sehen, nicht die Nerv-Tröten aus RIDDLE OF FIRE! 7 Punkte.
MEANWHILE ON EARTH
Berührend und wunderbar atmosphärisch, erfüllt von großer Schönheit und tiefer Traurigkeit. Leider mit teils viel zu vorhersehbaren Storyentwicklung(en) und ein paar Elementen, die man in Sachen Handlungslogik hinterfragen kann. Macht aber wenig, ergreift den Melancholie-offenen Zuschauer trotzdem mit Sicherheit. 7 Punkte.
THE INVISIBLE FIGHT
Als 20-minütiger Kurzfilm wäre der echt gut gewesen. Ein paar gelungene Schmunzler hat er auf jeden Fall drin, speziell in der Quersumme von Heavy Metal und orthodox christlichen Mönchen. Wiederholt viele Gags aber viel zu oft und hat eine erschöpfend lange Laufzeit. Empfehlung: Lieber noch mal KUNG POW schauen. 5 Punkte.
STING
Die kleine Hauptdarstellerin wird mal eine ganz große. Und ich meine nicht die Spinne! Insgesamt aber leider ziemlich belangloses Mainstream-Futter, das mehr Wert auf Comic Relief als auf Schocks oder gar Grusel legt. Da war VERMINES eine ganze Klasse besser/effektiver/Gänsehaut induzierender. 6 Punkte.
THE SOUL EATER
TV-Krimi-Ästhetik. Gute Hauptdarsteller. Leidlich spannend erzählt. Allerdings ist die Story so dermaßen blöd komplett an den Haaren herbeikonstruiert, dass es mich fast schon ein wenig sauer gemacht hat. So einen herbeigeschriebenen Unsinn hat ein solch schmerzhaft reales Thema weder nötig noch verdient. Aber diese Herangehensweise mag Frankreich ja öfter mal, siehe DIE PURPURNEN FLÜSSE. Knappe 6 Punkte.
RIDDLE OF FIRE
Kannte ich schon, fand ihn jetzt ein wenig unterhaltsamer als beim ersten Sehen bzw. konnte ein paar Storydetails besser würdigen als am vorletzten Festivaltag morgens um 11:30 Uhr in Sitges Ist halt in erster Linie ein Kinderfilm, der wie ein klassisches (Text-based-) Adventure-Spiel am PC angelegt ist. Leider fand ich die den Film tragenden Kinder immer noch in vielen Szenen extrem nervtötend und „fremdschämend“. Einige Dialoge wirken auch nicht unbedingt „Kind-echt“. Ist aber allemal liebevoll gemacht. 5,5 Punkte.
THE EMPIRE
Hmmm… und was war das nun? Hatte ein paar nette Momente und interessante Figuren, war aber in erster Linie eine große Menge Nichts, die ich größtenteils schon wieder verdrängt habe. Zu viel langweiliger Sex, auch. Knappe 5 Punkte.
ODDITY
Hey, mal wieder ein Horror-Highlight. Hat mir sehr gut gefallen, da er mit seiner obskuren GOLEM-Story insgesamt tatsächlich mal ziemlich originell herüberkam und einige wirklich creepy Szenen enthielt. Aus offenkundig geringem Budget ein Maximum gemacht. Muss CAVEAT wohl doch endlich mal schauen. Knappe 7,5 Punkte, sehenswert.
COBWEB
Wegen anderer Verpflichtungen leider ausfallen lassen müssen. Genau wie in Sitges
SUITABLE FLESH
Kannte ich schon und hatte kein Problem damit, ihn ausfallen zu lassen. Miserabel ausgeleuchtete, unspannende, trotz der tollen Hauptdarstellerinnen wirklich enttäuschende 90er-Videotheken-C-Ware. 4 Punkte.
BITTEN
Kannte ich schon und habe lieber 90 Minuten länger im Bett statt im Kino schlafend verbracht. Der Film ist für mich eine einzige Enttäuschung, die ihr Versprechen auf Atmosphäre nicht einlöst und, abgesehen davon, ohnehin absolut gar nichts zu bieten hat. Die männliche Hauptfigur hat zudem das Charisma eines Badeschwamms. Jean Rollin hätte im Wachkoma einen verzaubenderen Film gemacht. 5,5 Punkte einzig der Hauptdarstellerin wegen (die einigen männlichen Kritikern vielleicht ein Stück ihrer Objektivität raubt ).
BOY KILLS WORLD
Die Festival-Schlaftablette ließ ich also bewusst aus, in die Festivalgurke Nr. 1 habe ich es dann leider pünktlich geschafft. Okay, „Gurke“ ist wohl etwas übertrieben, ich kann jede:n verstehen, der hier eine gute Zeit hatte. Für mich war dieser verkrampft Möchtegern-lustige Filmversuch jedoch wirklich schwer zu ertragen, und er fühlte sich in seiner ganzen Herangehensweise so fürchterlich „deutsch“ an. Kein Wunder, stammt er ja auch von der Bande, die schon SCHNEEFLÖCKCHEN verbrochen hat. Weder lustig noch spannend noch cool, findet sich selbst aber überdeutlich so. Speziell der Voiceover (mit der Stimme von „Bob Belcher“ aus BOB‘S BURGERS, wie witzig!) ging mir extrem auf die Nerven. Maximal 4 Punkte.
CONCRETE UTOPIA
Mindestens 20 Minuten zu lang, ansonsten aber sehr solide umgesetzter Katastrophenfilm. Mitunter ziemlich große Logiklücken, nur mäßiges Involvement mit nominellen Hauptfiguren schaffend. Dafür filmtechnisch ohne Fehl und Tadel, in einigen Momenten (Rückweg von Lebensmittelbeschaffung → Angriff mit Molotowcocktails) äußerst spannend inszeniert. Knapp 6,5 Punkte.
LATE NIGHT WITH THE DEVIL
Kannte ich schon und fand ihn beim zweiten Sehen genauso klasse, originell, stark gespielt. Habe ich schon in einem Lang-Review gebührend abgefeiert. 8 Punkte.
THE FUNERAL
Deutlich besser als erwartet. Sehr atmosphärisch. Stimmungsseitig nah an DELLAMORTE DELLAMORE, wenn auch etwas unterkühlter. Für den allerletzten Slot natürlich nur mäßig geeignet. Trotzdem allemal interessant. 6 Punkte.
So viel von mir. Freue mich in jedem Fall schon auf September
Ich habe gerade „Badland Hunters“ auf Netflix gesehen, weil er wegen Don Lee, dem Regisseur und daher doppelter „The Roundup“-Verbindung passte. Wollte ich eigentlich noch vor den Nights sehen, nun kurz danach…
Und was merkt man dabei recht schnell: er spielt im gleichen Universum/Hochhaus wie „Concrete Utopia“?! Weiß da einer mehr?
Inhaltlich war das Setting größtenteils identisch, ansonsten wesentlich fantastischer, mit mehr Fight-Splatter und sich selbst heilenden „Reptilienmenschen“… Komisch.
BITTEN
5,5 Punkte einzig der Hauptdarstellerin wegen (die einigen männlichen Kritikern vielleicht ein Stück ihrer Objektivität raubt ).
Pfft… lahme Unterstellung. Ja, Léonie Dahan-Lamort ist exzeptionell großartig, aber davon ab hat der Film für mich auch sonst sehr gut funktioniert. Nur in puncto „männlicher Hauptdarsteller“ (falls Du damit den Schauspieler gemeint haben solltest, den den „Vampir“ dargestellt hat - für mich war eigentlich der Typ, der „Maurice the Sadist“ spielte (den mittelalten Herren, welcher das Auto geklaut hat), der wirkliche Hauptdarsteller) muss ich Dir zustimmen - der hatte leider wirklich mal so gar keine Ausstrahlung. Fiel für mich aber auch nicht weiter ins Gewicht, bzw. kann ich dem Film das aufgrund seiner sonstigen (für mich durchaus vorhandenen) Qualitäten nachsehen. Und auch, wenn das jetzt von Dir ja wohl nicht so wirklich ernstgemeint gewesen sein dürfte - „Objektivität“ hat mit „filmischer Beurteilung / Bewertung“ für mich ungefähr genau soviel zu tun wie Donald J. Trump mit Feminismus, oder Björn Höcke mit Demokratie… also rein gar nichts. Dafür sind die jeweiligen individuellen Perspektiven auf Film und Kino bzw. die je eigenen cineastischen Seh-Biographien sowieso viel zu unterschiedlich, als dass sich diese eigenen Sehgewohnheiten / Vorlieben auf irgendeine objektiv begründbare Formel runterbrechen lassen könnten…während meiner Person solche reinen mood pieces z.B. oft total nahegehen, auch wenn sie mal nicht perfekt gemacht sind, sehen Andere das dann halt als „Schlaftablette“ an. Sofern mich ein Film (aus was für persönlichen Gründen auch immer) emotional so sehr berührt wie „La Morsure“, kann ich dem Streifen dann auch die eine oder andere Schwäche „verzeihen“. Zudem sind ja Geschmäcker nun mal auch ausgesprochen unterschiedlich, kann man ja halt auch nix bei machen. Und das ist dann oft genug auch völlig losgelöst von diesen angeblich so unglaublich „objektiven“ Beurteilungs-Kategorien wie Dramaturgie, technische Umsetzung, etc. pp. Die man von mir aus ja gut und gerne auch heranziehen kann, um die technischen Aspekte eines Films zu beurteilen, die ja aber noch rein gar nichts über dessen emotionalen impact / die subjektiv-rezeptionistische Komponente, die beim Filmeschauen ja auch immer mit reinspielt, und für mein eigenes filmisches Wahrnehmen und Verstehen weitaus gravierender ist, aussagen. Ich z.B. fand den koreanischen „Parasite“ (weil wir da ja gerade im anderen thread dran zugange waren) damals ganz ganz fürchterlich, kann den allerorten und von Vielen so hoch gelobten Christopher Nolan auf den Tod nicht ausstehen, und würde mir tatsächlich jederzeit auch lieber hunderttausendmal „La Morsure“ in Dauerschleife ansehen, als abermals den zwar superb ausgestatteten und stilistisch-technisch umwerfenden, dafür aber storytechnisch arschlahmen und sich selbst viel zu wichtig nehmenden „Late Night with The Devil“ ertragen zu müssen…
Das ist wohl so 'ne Art „Stand Alone“- / Parallelhandlungs-Sequel zu „Concrete Utopia“ - laut @Kumiho, der das neulich genau hier „in den Foren“ (© @BoettgerB ) erwähnt hatte, soll eine Art filmisches „Concrete“-Universe in der Mache sein… scheint also, als ob da in Zukunft noch mehr Filme / Serien geplant sind, die in diesem Post-Erdbeben-Seoul spielen sollen.
Habe auch nirgendwo gesagt, dass man das nicht anders sehen kann, und ein flauer Witz (in Anspielung auf die überschäumende sexuelle Begeisterung mancher Mitforisten für manche Darstellerinnen) dürfte mir in reiner Ausnahme auch mal erlaubt sein, oder?
Vermutlich bin ich von LA MORSURE einfach noch mal besonders enttäuscht, weil ich mir so viel erhofft hatte. Wie hätte es mich gefreut, den Film so bewerten zu können wie zB du. Und ich hatte es halt nach Sichtung der Materialien eigentlich auch fest erwartet, zumal mir ähnliche Filme sonst fast immer zusagen. Dieser hier hat mich aber nun leider einfach nur komplett gelangweilt, und das nehme ich ihm (aufgrund meiner Erwartungshaltung) übler als anderen.
Du, alles gut soweit… ich hab’ das eigentlich auch nicht anders aufgefasst, als als eine Art Witz… nur triggert mich halt das Wörtchen „Objektivität“ immer ziemlich, auch aufgrund einer „leidvollen“ Vorgeschichte mit vielen ermüdend-redundanten On-und Offline-Diskussionen zu ebenjenem Thema. Insofern sorry, wenn ich da ab und an mal etwas „überreagieren“ sollte…