Giallo-Tipps

Am 21.09.2014 19:42, schrieb Michaela:

@Meikl - meinst du „Memories of Murder“ - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen. Aber vielleicht meinst du ja einen anderen Film ?

Doch doch ich meinte schon diesen einen und einzigartigen koreanischen „Memories of Murder“, aber natürlich nur im weit entferntesten Sinne. Aber irgendwie haben mich diese einprägsamen Bilder von dem weitläufigen Reisfeld oder Grasfeld doch so ziemlich an manch eine Giallo Tatort Anfangs Szenerie erinnert.

:wink:

Am 21.09.2014 22:06, schrieb Lovecraft:

Am 21.09.2014 19:42, schrieb Michaela:
@Meikl - meinst du „Memories of Murder“ - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen.

Ich denke, Meiklsan meint schon den genannten Streifen. Unabhängig davon, daß ich den für ein absolutes Meisterwerk halte und zu meinen Lieblingsfilmen zähle, würde ich Michaela zustimmen. Es gibt zwar schon ein paar Elemente, die in Richtung „Giallo“ gehen, insgesamt würde ich den Film aber eher zum Genre „Serienkiller-Thriller-Gesellschaftsdrama-Black Comedy“ zählen. :wink:

korrekt, genauso sehe ich das auch :wink:

@Neck: Gialli sind sicher keine Kunst- oder Experimentalfilme, nur weil sie in der Regel einen Schwerpunkt auf Style legen. Das wäre schon ein wenig der Ehre zu viel. Du darfst auch Neo-Gialli wie AMER oder STRANGE COLOUR nicht als Maßstab nehmen.

Im Gegenteil, alle in diesem Thread erwähnten Filme erzählen eine Geschichte. Sie erzählen sie in mehr oder minder ungewöhnlichen, stark arrangierten und inszenierten Bildern - aber sie erzählen. Wie du sagst, ein Giallo ist “also wo man einer Geschichte folgt und trotzdem coole Bilder hat.”

Versuchs einfach mal mit meinen Vorschlägen zum Kennenlernen. Aber Vorsicht: Gialli machen süchtig.

Nicht wundern, dass ich aktuell einen Haufen uralter Threads wieder zum Leben erwecke, aber durch die Umstellung aufs neue Forum, sehe ich endlich mal, welche Threads ich bis dato schändlicherweise ungelesen in der Ecke hab liegen lassen.
Ich würde diese Möglichkeit auf Nacharbeit durchwegs als einen positiven Effekt des neuen Forums bewerten!

Doch jetzt hin zum Thema Giallo.
Sehr geehrter Herr George"Giallo"Kaplan.
Gibt es aktuell vielleicht irgendwelche nennenswerten neuzeitlichen “Neo-Giallo” Tipps?
Oder kann es diese “per definitionem” eigentlich gar nicht geben?
Dieses Jahr haben wir zwar 2 italienische Beiträge im Programm, die aber wohl sehr weit am Giallo Thema vorbeigehen.
Inwieweit soll/kann man sich eigentlich auf das US-Remake des Argento Kult-Klassikers “Suspiria” im Jahre 2017 freuen? Trotz US Cast immerhin von einem reinrassigen Italliener aus Palermo gedreht.

Natürlich gibt es Neo-Gialli. Einen davon, Tulpa, habe ich ja hier besprochen. Ein anderer, sehenswerter ist Blackaria. Aber warum möchtest du einen Neo-Giallo empfohlen haben, wenn es unter den originalen Gialli noch so viel zu entdecken gibt? Den 10 oder 12 Filmen, die man wie auch immer dem Neo-Giallo zurordnen kann, stehen über 250 originale Gialli gegenüber.

Ich bin auch durchaus nicht dogmatisch in Bezug auf die Definition des Giallo. Das ist eben ein weites Feld. Aber Suspiria ist nun wirklich kein Giallo. Das ist eins der großen Missverständnisse, die immer wieder kolpotiert, die dadurch aber nicht richtiger werden.

Suspiria ist und bleibt ein Horrorfilm. Ein Giallo kann den Horrorfilm streifen, er kann ihn aber nicht zum Zentrum machen. Denn ein Giallo ist in seiner Ursprungsform letztlich immer noch ein Krimi, der am Ende eine zumindest halbwegs logische Erklärung für das Geschehen liefert. Das tut Suspiria nicht.

Suspiria ist natürlich eine Farborgie. Aber das sind seine Vorbilder (insbesondere L’orribile segreto del Dr. Hichcock) auch, ohne dass man sie deswegen dem Giallo zuordnet.

Was nun Remakes angeht: Ich will im Falle Suspiria nicht vorab urteilen, bevor ich es selbst gesehen habe. Aber wenn ein Film perfekt ist, stellt sich mir automatisch die Sinnfrage. Was soll, was kann das Remake dem bereits Gesagten noch hinzufügen? Wie kann es aus dem riesigen Schatten heraustreten?

Wenn es nichts zu verbessern gibt, hat ein Remake hat nur dann eine Existenzberechtigung, wenn es den Film nicht kopiert, nicht nacheifert (oder sich, noch viel schlimmer, durch Insider-Gags als Nerdprodukt outet), sondern eine vollkommen eigenständige Vision ist. Das aber ist in heutigen Zeiten zumindest im Mainstream-Kino nahezu ausgeschlossen.

Diesen Thread hatte ich bislang auch übersehen. Dann möchte ich mal die Gelegenheit nutzen, den m.M.n. sehenswerten Black Kiss zu empfehlen, auf den ich bereits hier Black Kiss Geheimtipp aufmerksam gemacht hatte. Mich würde durchaus andere Meinungen dazu interessieren…

Ansonsten stoße ich beim Stöbern öfters auf einen aktuelleren Film namens Francesca; Der sieht mir sehr nach Neo Giallo aus, aber ich kenne ihn nicht.

Schön, dass du Suspiria mal gesehen hast. Nur wie kommst du zur Feststellung, das sei ein Giallo?

Das ist eine Diskussion, die ich besser zu wacherer Stunde führen würde aber gesteinigt werd ich ja wohl für die Aussage jetzt nicht oder?

Das war eine ernstgemeinte Frage. Ich führe sie noch etwas weiter aus: Wie definierst du den Begriff Giallo, und welche Erfahrungen hast du mit dem Genre bislang gemacht?

Zählt man Suspiria dazu, war das tatsächlich mein 50. Giallo Film gestern. Mir war allerdings bis zu deiner überraschenden Nachfrage gestern Abend gar nicht objektiv bewusst, dass diese Zuordnung bei Suspiria so ein in der Tat durchaus streitwürdiger Punkt ist, denn auf meinem Radar war der bisher einfach immer unter Giallo verbucht.

Ich werde das in meinem recht schnell runtergeschriebenen Review ggf. etwas relativieren aber ein Giallo ist er für mich dennoch, wenngleich auch kein formelhaft typischer, das gebe ich zu. Soweit ich das online finden konnte, scheint Troy Howarth ihn in seinem Giallo Buch “So Deadly, So Perverse Volume 2” auch nicht aufzuführen aber er listet dafür Suspicious Death of a Minor, den ich auch gerade erst gesehen habe und welcher für mich definitiv weniger Giallo ist als Suspiria.

Meine Definition muss ich später nachreichen und erstmal ausarbeiten aber hier hast du schon mal eine Liste meiner bisher gesehenen Gialli, die durchaus weitere “strittige” Kandidaten enthält: https://letterboxd.com/blade57/tag/giallo/films/

Suspicious Death of a Minor ist zu gleichen Teilen Poliziesco und Giallo, ähnlich wie Der Tod trägt schwarzes Leder. Wenn das für dich dennoch kein Giallo ist, stärkt das meine Vermutung, dass du eine eigene Definition vom Genre hast. Und diese richtet sich nicht nach seinen historisch gewachsenen Wurzeln, sondern folgt eher einem Bauchgefühl.

Zu gleichen Teilen” hab ich bei Suspicious Death of a Minor ehrlich gesagt überhaupt nicht so empfunden. Dafür überwiegt dort einfach überraschend viel Slapstick und die Poliziesco Geschichte in meinen Augen. Bei Der Tod trägt schwarzes Leder sehe ich das schon eher, ja.

Bauchgefühl finde ich gar nicht mal unbedingt. Ich bin mir der historischen Umstände des Giallo definitiv bewusst und hab da in Howarths Volume 1 auch entsprechend viel zusätzlich gelernt und dazu gehört unter anderem, dass sich nicht immer alle einig sind was die Einstufung angeht. Im Rausch der Sinne ist beispielsweise ein italienisch-spanischer Vertreter, den das Label X-Rated in einer Giallo Serie führt, der aber bei Howarth auch kein Giallo ist.

Vielleicht koppeln wir die Beiträge ab und diskutieren separat weiter? Ich schulde dir ja noch meine “Definition”.

@Todi: Danke für’s Verschieben.

Naja, wenn X-Rated Im Rausch der Sinne unter dem Lable Giallo verkauft, heißt das nicht, dass es einer ist. Sondern eben nur, dass X-Rated den Film so an den Mann/die Frau bringen will.

Markttechnische Entscheidungen sollten wir jetzt nicht zur Grundlage von filmwissenschaftlichen Überlegungen machen. Die Alternative “Eifersuchtsdrama mit pathologischen Einschüben” klingt ja jetzt auch nicht ganz so toll. Ohnehin bin ich bei Randerscheinungen wie eben diese spanisch-italienische Ko-Produktion durchaus flexibel und lass den zur Not als Giallo and friends durchgehen.

Und natürlich ist es auch immer eine Geschmacksfrage, wo man nun die Grenze zieht. Gerade bei Grenzgängern. Aber wenn ein Film tatsächlich der “perhaps most famous Giallo” sein soll, sollte sich das perhaps auf “famous” und nicht auf “Giallo” beziehen.

@todi: Auch von mir Danke fürs Verschieben. War ja fast zu erahnen, dass es bereits einen passenden Thread gibt.

Sagt ja auch keiner. Nur, dass eben jemand oder eine Gruppe Jemande den Begriff Giallo entsprechend weit definiert und auch solche Filme durchaus diesen Terminus aufgedrückt bekommen. Da ich durchaus um die Ursprünge des Ganzen weiß, kann ich diese Art Filme ebenfalls problemlos als Entwicklungen im Genre verstehen, da sie lediglich eine ursprüngliche Definition nicht mehr ganz widerspiegeln und ihre Schwerpunkte ganz woanders legen. Ohne abschweifen zu wollen ist „film noir“ denke ich ein vergleichbarer Begriff, wenn es rein um die Frage nach der Definition geht. Auch da wird die Antwort für die meisten eine Mischung aus filmgeschichtlichen Fakten und eigenen Kriterien sein, die ich jedoch wie gesagt nicht unbedingt nur auf ein Bauchgefühl reduzieren würde.

Nur falls Interesse besteht (evtl. auch für andere Mitleser) einfach mal unkommentiert ein Auszug aus dem Booklet zu „Im Rausch der Sinne“ (aka „Bitterer Whisky“):

„Bitterer Whisky“ erschien 1971 in der Hochphase des italienischen Giallo-Thrillers, als Regisseure wie Mario Bava und Dario Argento diesen Filone des Kriminalfilms prägten. Der Giallo hatte sich, angefangen bei seinen Wurzeln in der Literatur bis hin zu den legendären ersten modernen Kinoumsetzungen Bavas, zu einem Hybrid aus Crime, Mystery und Erotik bzw. Sex gemausert. Wo die beiden genannten Filmemacher ihren Schwerpunkt noch vor allem auf die ersten beiden Elemente legten und den Sex eher im Subtext verarbeiteten, erschienen andere Regisseure, die den Giallo mit ihrer Forcierung von Erotik in diese entsprechende Richtung puschten. „Bitterer Whisky“ ist ein Beispiel für diese Ausdehnung des erotischen Elements durch mehrere Szenen softerotischen Inhalts. Allerdings muss das eigentliche Thema des Films eher mit „Rache“ betitelt werden.

Meine persönliche Definition zu finden ist schwer, aber für mich enthält ein Giallo in der Regel eine Mischung oder Auswahl der folgenden Aspekte, wenngleich es auch nicht nur diese sein müssen, wo du dann wieder sagen wirst „also doch Bauchgefühl“:

  • eine mordende unbekannte Gestalt (die nicht immer nur schwarzen Mantel, Hut, Maske und Handschuhe tragen muss)
  • kreative/stylische/ungewöhnliche Morde
  • eine Rätselkomponente
  • Wendungen, die das zuvor Gesehene auf den Kopf stellen
  • eine psychologische Komponente (Kindheitstrauma, unterdrückte Emotionen, vielleicht auch eine Prise „Warum glaubt mir keiner?“)
  • unter Umständen auch (scheinbar) übernatürliche Aspekte

Nach diesen Maßstäben, die denke ich nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, würde ich davon einige auf der Suspiria-Checkliste sofort abhaken und ihn entsprechend als Giallo zählen.

Was sind deine Kriterien und warum ist Suspiria für dich kein Giallo? Oder lese ich dich richtig und du sträubst dich eher gegen meine zugegebenermaßen etwas polarisierende Bezeichnung als „perhaps most famous Giallo“?

Mir gefällt übrigens auch Ernesto Gastaldis Meinung zu dem Thema aus Troy Howarths zuvor genanntem Buch, Volume 1:

A giallo is not a detective story, it is not a thriller, not a suspense movie, not a horror film. But it can be any one of these things and also all of these things rolled into one. What sets a giallo apart from another story? Two things: a difficult to explain event and its rigorously logical explanation based on the evidence and details provided in the story. The event is almost always a murder.

Erst mal danke für das ausführliche Post. Mir wird jetzt klarer, warum du Suspiria zum Giallo zählst. Ich will jetzt nicht sagen, dass sei falsch, aber ich habe eben eine grundsätzlich andere Definition von Giallo, die sich deutlich mehr an dem Bebriff und seiner Historie orientiert.

Denn deine Definition geht zwar auf ein paar Erkennungszeichen ein, aber ignoriert komplett die Rahmenbedingungen. Nach deiner Definition müsste man auch weite Teile von Brian de Palmas Oevre zum Giallo hinzuzählen. Und viele Filme des FFF. Um den Begriff aber nicht beliebig werden zu lassen, muss man ihn eingrenzen.

Zunächst kann man den Giallo auf sein Produktionsland konzentrieren. Ein Giallo ist ein uritalienisches Produkt, gegenfalls auch als Koproduktion mit anderen Ländern. Der Begriff des Giallo ist in Italien ein Synonym für Krimi, und er geht zurück auf die in Italien extrem populäre Krimi-Reihe im gelben (giallo) Umschlägen des Mondatori-Verlages. Man hat dann einfach den Begriff vom Buch auf den Film übertragen.

Alleine deshalb bestreite ich, dass ein Giallo tatsächlich übernatürliche Elemente haben kann. Sie sind dem fantastischen Film vorbehalten, vorzugsweise dem Horrorfilm. Zwar können Giallo und Horror Berührungspunkte haben, aber sie bleiben klar zu unterscheiden. Ich zitiere mich mal selbst.

Dann kann man den Giallo zeitlich eingrenzen. Er wird 1963 von Mario Bava „geboren“ und endet spätestens in den 90er Jahren mit dem Tod des gesamten italienischen Genrekinos. Spätere Filme werden gemeinhin als Neo-Giallo bezeichnet.

Nun hat aber Mario Bava den Giallo nicht aus der Luft gegriffen, sondern letztlich eine Stimmung aufgenommen und destilliert, die Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre im ganzen europäischen Kino spürbar war. Die inhaltliche Vorlage für Blutige Seide etwa ist ein schwedischer Film von 1957.

Zu der Stimmung zählt eine Vermischung von Eros und Tod, eine zunehmende Brutalisierung der Morde, die Fetischisierung von Mordwerkzeugen, die Psychologisierung des Mörders und/oder des Opfers. Bava führt das alles zusammen und packt es in eine neue Erzählform, die einen anderen Schwerpunkt - nämlich den auf die Inszenierung der Morde. Und er wählt wie immer eine extrem visuelle Form, die dann gerade durch Dario Argento zum Stilmittel schlechthin wurde.

Das bedeutet aber nicht, dass der Stil allein darüber entscheidet, ob ein Film zum Giallo zählt oder nicht. Es zählt - neben den Rahmenbedingungen - auch der Inhalt. Dazu gehört der/die unbekannte Mörder/in, der/die am Ende entlarvt wird. Dazu gehört das Rätsel, das gelüftet wird, etwa die Verschwörung um einen herum. Das alles geschieht in Suspiria nicht. Wir reden nicht von einem Mörder, sondern von Hexen. Und aufgelöst wird gar nichts.

Selbst wenn man sich auf den Stil als Erkennungsmerkmal alleine stützen würde, würde das nichts bringen.

Mehr noch, Dr. Hichcock entstand vor Mario Bavas The Girl who knew too much. Damit würde man behaupten, dass der Gothic-Horror nichts anderes als ein Giallo sei. Und damit wäre dann die Begriffsverwirrung perfekt.

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Ein Tip von mir: First House on the Hill.

Endlich auch mal wieder etwas Bildung “in diesen Foren”.

Danke für die ebenso ausführliche Antwort.

Ich muss zugeben, dass ich es oben hätte deutlicher machen können aber im Prinzip ist mir das, was du schreibst, alles bereits bekannt. Howarth ist in seinem Buch da äußerst gründlich die Ursprünge, Übernahme des Begriffs von Literatur auf Film etc. zu skizzieren. Den Aspekt etwa mit „Produktionsland ist Italien“ hatte ich als instinktiv gegeben vorausgesetzt und nur deshalb nicht in meine Stichpunkt-Liste aufgeführt.

Allgemein verstehe ich es sonst so, dass du also eher ein Giallo Purist bist, was aber absolut wertneutral gemeint ist. Der von mir zitierte Gastaldi hat ja einiges an herausragender Giallo Kunst zu verantworten, daher wäre ich noch neugierig was du zu seinem Zitat sagst.

Gerade im Hinblick auf sein Zitat empfinde ich die Auflösung in Suspiria nämlich schon etwa als „in sich logisch“, da es ja nicht nur rationale Logik gibt. Zugegeben, welche Hexe jetzt die Morde zu verantworten hat, wird nicht geklärt aber grandios viele offene Fragen gibt es am Ende auch nicht unbedingt, je nachdem was man eben als „Lösung“ akzeptiert würde ich sagen.

Ich hab ansonsten weiter oben noch mal im Thread gelesen, da du dort ja auch schon mal aktiv warst und wir scheinen auf jeden Fall gleichermaßen begeistert vom Genre zu sein, denn eins unterschreib ich sofort:

Ich bin vielleicht Purist, weil ich etwas gegen die inflationäre Nutzung dieses Begriffes habe. Giallo ist nun mal aus meiner Sicht kein Ttiel, keine Auszeichnung, sondern der Versuch einer Kennzeichnung.
Und man bricht Suspiria auch keinen Zacken aus der Krone, wenn man ihn nicht als Giallo betitelt. Das Werk steht für sich.

Gastaldis Zitat ist schon ok, auch wenn es weniger zur Klassifizierung beisteuert, sondern mehr seine eigene Faszination spiegelt. Aber ein logisches Ende hat Suspiria nicht. Er hat nicht mal ein Ende. Er endet ohne Ende.

Die oben mal von dir verlinkte Reviewsammlung scheint den Begriff ja tatsächlich auch inflationär zu benutzen. Führt sie doch Blow-Up und Dressed to Kill mit auf. Soweit würde ich dann nämlich auch nicht mit dem Begriff gehen.

Dem würde ich inzwischen etwas mehr zustimmen denn, auch wenn das Bonusmaterial es leider nicht deutlich anspricht sondern alle so um den heißen Brei herumreden, wird schon relativ deutlich, dass Argento zwar für und durch den Giallo berühmt geworden ist aber dann nach Deep Red etwas Neues machen wollte, das nur dann eben für meine Wahrnehmung ziemlich viele Giallo Facetten hat, woher dann meine Zuordnung kommt.

Dann brauch ich deine Definition von einem „Ende“, denn für mich hat er ganz klar eins. Die Hexen sind als solche entlarvt, die Hexe Helena Markos wird bezwungen und das ganze Hexenhaus geht in Flammen auf, während unsere Protagonistin Suzy Bannion ein erleichtertes Grinsen im Gesicht trägt, weil der Spuk vorbei ist. Natürlich bleiben offene Fragen zurück aber wenn das ein Maßstab für ein fehlendes Ende ist, hätten dutzende andere Filme auch kein Ende. Oder wie meintest du das?