Ich würde gerne eine kurze Fragerunde in die Gemeinde entlassen…
Anlass ist der uns nur zu bekannte THE SADNESS, der jetzt grade in den Kinos angelaufen ist. Ich übernehme bei einem Teenager (der Sohn einer engen Freundin) so ein wenig die cineastische Bildung, sprich ich diene als Anlauf- und Fragestelle und gebe Einschätzungen und Empfehlungen ab. Ab und an kommt es dabei zu leichten Irritationen mit seiner Mutter wegen der bestehenden Altersfreigaben. Mama neigt dazu, sich punktgenau an die FSK-Freigaben zu halten, was ich (nicht nur, weil der junge Mann schon sämtlich GOT-Folgen intus hat) wesentlich lockerer handhaben würde. Für mich ist ein entscheidendes Kriterium, ob die dargestellte Gewalt zum Selbstzweck dient oder ein didaktisches Moment hat (worüber man bei THE SADNESS sicher streiten kann).
Jedenfalls aber hält sie mich für eine Ausnahme und nicht repräsentativ, weil ich bereits in sehr jungem Alter auf den (Horror-) Geschmack gekommen bin. Meine Argumentation, dass dadurch nicht nur die cineastische Lust geweckt, sondern auch kathartische Entwicklungen ausgelöst werden, überzeugt sie nicht sehr…
Daher jetzt meine Fragen an Euch, für Feedback wäre ich dankbar:
Was war Euer erster echter, bewusster Horrorfilm?
Wie alt wart Ihr bei der Sichtung?
Was hat der Film bei Euch ausgelöst?
Bei mir selbst war’s DON’T LOOK NOW (Wenn die Gondeln Trauer tragen) von Nicolas Roeg, ich glaube, ich war neun. Und ich war total schockiert, aber auch sowas von gefesselt und angefixt und wusste: das will ich wieder haben.
„Hexen hexen“ und „Labyrinth“ mit 6-8 waren genauso verstörend, betörend wie faszinierend. Sind aber kein waschechter Horror. Genauso wenig wie „X-Files“ zu der Zeit jeden Montag im TV. Oft mit Kissen vor’m Gesicht.
„Independence Day“, „Blade“ und „Sturm des Jahrhunderts“ mit 10-11 sind’s auch nicht reinrassig, aber halt für das Alter schon irgendwie.
Und nicht viel später folgte dann auch schon alles von „Scream“ bis „Braindead“, da gab’s noch weit, weit vor dem 18. Bday weder Halten noch Grenzen für mich.
Also gab es DEN EINEN Horrorfilm bei mir leider nicht.
Ich wurde eindeutig von meiner Mutter auf den Geschmack gebracht . Da durfte ich schon zu Kinder- und Jugendzeiten diverse Filmklassiker mitgucken. Nichts wirklich grafisch brutales, aber durchaus verstörendes.
Los ging es mit ca. 10 und Tarantula. Das ist der erste, an den ich mich bewusst erinnere. Später kamen dann Poltergeist und die Hitchcock-Klassiker Psycho und Die Vögel, die prägend waren.
Dem Beispiel meiner Mutter folgend hab ich um richtige Gewalt lange einen Bogen gemacht und ab 16 die Videotheken nach Grusel- und Mystery-Filmen und gewaltarmen Horrorflicks abgegrast. Und dann kam Braindead. Nur in der gekürzten Fassung damals. Aber auch die war schon so over-the-top und hat mich trotzdem so begeistert, dass ich zu dem Schluss kam, wenn ich den gut finde, kann ich eigentlich alles gucken.
Mein erstes horrendes Filmerlebnis war zugleich mein erster Kinofilm mit zarten 6 oder 7 Jahren: Disneys SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE. Die Szene, in der die Königin/Hexe Schneewittchen den vergifteten Apfel überreicht, habe ich damals nur zwischen den vors Gesicht gehaltenen Fingern gesehen.
Mein erster „echter“ Horrorfilm muss ein paar Jahre später TANZ DER VAMPIRE im TV gewesen sein (womöglich bei seiner Erstausstrahlung irgendwann Mitte/Ende der 70er). Richtig gut einschlafen konnte ich danach nicht . Noch schlimmer war allerdings die Vampirschloß-Folge der Nonsens-Serie „Zwei himmlische Töchter“ kurze Zeit später, fragt nicht warum.
Diese Erlebnisse hatten eine ganz besondere Faszination und führten dazu, dass ich in Folge die Augen nach Gruselfilmen im TV-Programm aufhielt (darunter natürlich auch Roegs GONDELN) und möglichst keinen Beitrag der ZDF-Reihe „Der Phantastische Film“ ausließ.
Dann kam irgendwann Video und es ging richtig los…
All-Time-Klassiker, ohne Frage. Monster-Filme fand ich eher faszinierend als beängstigend, aus dieser Epoche fällt mir allerdings ein Science-Fiction-Film ein, der mir tatsächlich Angst gemacht hat, weil er so realistisch wirkte: The Incredible Shrinking Man
Braindead hat mich dann schon im abgebrühten Zustand erwischt, ist bis heute mein liebster Splatter-Film, mit Abstand.
Ja, erstaunlich gruslig, aber dann doch soooo witzig… kann man sich immer wieder anschauen.
…Zwei himmlische Töchter…!!! Meine Güte, dass das hier noch einer kennt, unfassbar. Ich kann mich an die Folge ganz dunkel erinnern und glaube zu wissen, was du meinst…
Jaa, ich muss zugeben, dass ich das auch erst mal noch googeln musste, wie der Klimbim-Ableger genau hieß und wann der im TV kam, aber die Stimmung dieser Folge war echt irgendwie unheimlich (für ein Kind in den 70ern, das sonst noch nicht viel gesehen hat).
Kein Horrorfilm, aber ein Thriller: Als kleiner Junge irgendwann in den sehr späten 70ern oder frühen 80ern hörte ich nachts im Bett, wie meine Mutter etwas offenkundig sehr Spannendes und Dramatisches im Fernsehen sah und eilte zu ihr vors Gerät, auf dem Spielbergs DUEL lief… das fand ich sehr beeindruckend.
Ein riesiges Interesse an Filmen war spätestens damit geweckt und wurde durch regelmäßig folgende Kinobesuche mit meinem Vater (Verhätschel-Goodie - typisches Scheidungskind-Syndrom) gepflegt. Der erste Horrorfilm dabei, an den ich mich wirklich erinnern kann, war Camerons PIRANHA II - FLIEGENDE KILLER. Wobei es durchaus möglich ist, dass vorher auch ein Film mit ABBOTT UND COSTELLO (… treffen Frankenstein?) dabei war.
Ich fand Horrorfilme spätestens seitdem immer besonders aufregend und faszinierend (gerade im Hinblick auf ihre Thematisierung menschlicher Urängste und wie sie zu einer Beschäftigung mit ihnen motivieren können); habe später in der Schülerzeitung einen zweiteiligen Artikel zur „Verteidigung“ des Genres geschrieben (Motto: „Warum Alpträume toll sind“ - kein anderes Genre kann derartig starke Emotionen auslösen) - und meine mündliche Diplomprüfung in Filmtheorie zur Eröffnungssequenz von SCREAM abgelegt, den ich erstmals beim FFF gesehen hatte Glaube nicht, dass mir Horror jemals geschadet hat. Aber das könnten andere anders sehen
Ich gehöre zu den Ketzern, die gerne immer wieder mitteilen (okay, etwas provokativ wegen JAWS und RAIDERS OF THE LOST ARK), dass sie heute noch DUEL für den besten Spielberg-Film halten. Ich hab den auch spätnachts mal eher zufällig auf dem Bildschirm gesehen und bewundere ihn heute noch in seiner reduzierten Eleganz und Effektivität. Mag auch, dass er nicht so, nun, manipulativ mit dem Betrachter umgeht wie es Spielberg im weiteren Verlauf immer mehr ausgebaut hat…
Bei Übernachtungen bei der Oma durfte man natürlich immer etwas länger „aufbleiben“ und die ZDF Reihe „Der phantastische Film“ (wurde schon erwähnt) tat hier mit den Dracula-Filmen mit Christopher Lee sein übriges, will heissen: schlaflose Nächte!
Später mit nem Jugendfreund auf ner abgenudelten VHS Kassette „Nightmare on Elm Street“ geguckt, der Arme wohnte nur ein paar Häuser weiter und ist im Affenzahn nach Hause geflitzt…
Katharsis? Hmm?! Weiss jetz nich so genau, aber Filme, die mir Unwohlsein verursacht haben oder mich halt „gepackt“ haben fand ich schon immer die interessantesten. Muss wohl Vorahnung gewesen sein, dass ich meinen Lieblings-Kuschel-Teddy-Bär (der war rot) „Freddy“ genannt hatte…
Das ist witzig, ich habe nämlich auch nur bei meiner Oma diese Filme sehen dürfen damals, und hatte Glück „Frösche“, „Dracula“, „Silent Running“, „Die überleben wollen…“, „Logans Run“, „Westworld“ und einiges andere von der Reihe damals erleben zu dürfen. Das gruseligste daran war aber der grausige Vorspann mit dem Kopf und der Psychomusik, tyisch 70er, das müssen die Produzenten auf nem Trip zusammengeschustert haben
ging mir ganz genauso, erinnert aber generell an den bunten LSD Trip Zeichentrick Stil dieser Zeit, der gerne bei Monty Python oder auch Yellow Submarine Clips praktiziert wurde.
Man lernt nie aus, interessante Info. Es gibt in der Filmgeschichte so viele unbekannte, vergessene Genies! And now for something completely different:
Der Auflistung im Zauberspiegel entnehme ich, dass ich ROSEMARIES BABY wohl zum ersten Mal im zarten Alter von 11 gesehen hab. Kommentar meiner Gattin: Mich wundert gar nichts mehr.
Habe ich 1979 in einem kleinen Kino mit nur 12 Jahren gesehen, nachdem sie uns in Frankfurt nicht in den Film lassen wollten. Die Erfahrung war, nunja, traumatisierend
Und weil meine Oma ziemlich weit draussen wohnte und da immer allerlei Getier (Spinnen, usw.) unterwegs war, war nach diesem Film ersma Schluss mit der schönen Natur und mitm Hund alleine Gassi gehen…