Hab den gestern gesehen.
Ja, sie orten Mindys Standort also die Stelle im Wald, durch das GPS Signal ihres Handys. Dass das Signal dabei scheinbar abbricht, die Ortung also scheinbar erfolglos verläuft, ist einfach dem Thrill der Story zu verdanken. Dass die Aktion erfolgreich war, wird dann direkt in der nächsten Szene aufgelöst, in der Kommissar Spitzky mitgeteilt wird, dass jemand am Telefon behauptet, den Entführer gesehen zu haben. Daraufhin bricht Spitzky sofort auf. Dass Spitzky nicht sofort zum Tatort in den Wald fährt - was mich zunächst gewundert hat (wie bekommt er die Verbindung zum Haus seines Kollegen Harpers hin?), liegt daran, dass er diesen zu Hause abholen will. Im zweiten Durchlauf der Geschichte, wird der Dialog („I’m gonna pick him up!“) gar nicht mehr gezeigt. Wieder ein guter Kniff der Story, wie ich finde.
Durch die aktuelle Berichterstattung des Verschwindens des Jungen wird das Feuer nach Rache des traumatisierten Alecs entfacht. Mindy erklärt in ihrer Mini Doku, Alec habe sich das Haus ausgesucht. Dass Alec ganz andere Beweggründe hat (wovon Mindy und der Zuschauer (!!) natürlich nichts weiß), entfaltet sich im Verlauf der Geschichte auf erneut recht clevere Art und Weise. So gibt es schon in der ersten Nacht eine ungewöhnliche Szene, als Alec mit der Kamera im Haus umher schleicht. Er macht dabei einen langen Zoom auf das Gesicht des auf dem Sofa schlafenden Vaters, untermalt wird dies mit bedrohlicher Musik. Auch geht das Verschwinden des - zunächst nur einen - Fotos auf seine Kappe. Außerdem gibt es den Streit, in dem Mindy erklärt, es gehe beim Phrogging nicht darum, die jeweiligen Hausbesitzer zu terrorisieren. Alec versucht aber die ganze Zeit, in genau diese Richtung zu steuern. Er verabreicht Mindy zu diesem Zweck ja sogar Beruhigungsmittel, auf dass sie ihn bei seinen Rachespielchen (Hamster, Schrank, Anpissen) nicht stört.
Ja, na klar, die Mutter geht davon aus, dass Connor ihre Blümchenrasse auf den Lover geworfen hat (wer auch sonst?), wird von den folgenden Geschehnissen (wird vom Handy des Lovers angerufen, obwohl sie mit ihm im Keller ist, Platte wird abgespielt) aber dermaßen überrumpelt und zunehmend skeptisch. Als sie dann auf dem Weg zur Schule ihren Sohn, zu dem ja ohnehin ein überaus angespanntes Verhältnis besteht, zur Rede stellen will, gipfelt das darin, dass sie beinahe die Nachbarin auf der Straße überfährt.
Und dann kommt am Ende des ersten Drittels die Szene, bei der mich beinahe der Film verlassen hätte. Als Harper nämlich den Plan fasst, die Leiche verschwinden zu lassen, da dies ja die einzige Möglichkeit sei, Connor zu schützen. Als Cop (!!) sagt er das. Das fand ich…naja, sehr unrealistisch. Er hält da sein Schauspiel ab (was man zu dem Zeitpunkt allerdings nicht ahnt) und seine ambivalente und perplexe Frau willigt bei seinem Plan ein.
Letztlich werden viele Finten gelegt, die zunächst unlogisch erscheinen aber sich am Ende doch zusammenfügen. Das macht den Film ziemlich spannend und originell, finde ich. Zumal er ja in der ersten Hälfte damit spielt, als gingen übernatürliche Dinge vor sich.
Den einzigen „Logikfehler“, den ich anzubringen hätte, wäre, dass ich es für etwas unwahrscheinlich halte, dass bei dieser groß angelegten Massen Suche nach dem verschwundenen Jungen, bei dem quasi der ganze Wald durchkämmt wird, das Pädomobil nicht entdeckt wird.