"It's me, hi, I'm the problem, it's me!" - Wieviel Subjektivität verträgt (benötigt) Filmkritik?

" Sometimes I feel like everybody is a sexy baby
And I’m a monster on the hill
Too big to hang out, slowly lurching toward your favorite city
Pierced through the heart, but never killed

Did you hear my covert narcissism I disguise as altruism
Like some kind of congressman? (Tale as old as time)

It’s me, hi, I’m the problem, it’s me (I’m the problem, it’s me)
At tea time, everybody agrees
I’ll stare directly at the sun but never in the mirror
It must be exhausting always rooting for the anti-hero"

(Taylor Swift, „Anti-Hero“)

„My opinions are as valid as the next man’s!“

(Sideshow Mel, „The Simpsons“, Season 8, Episode 19: „Grade School Confidential“)

Kapitel 1: „Pierced through the heart, but never killed“ - Warum Schreiben über Filme heutzutage nötiger ist denn je

Die deutsche Filmkritik steckt - seit geraumer Zeit schon - in der Krise. Nicht erst seit dem Tod von Michael Althen oder Hans Schifferle, nein, ich würde behaupten, dass diese Entwicklung bereits in den Nullerjahren ihren Anfang nahm. Das ist also beileibe kein wirklich neues Phänomen, sondern ein seit Jahren andauernder Prozeß, der sich aber dennoch mehr und mehr zuzuspitzen scheint, ohne daß irgendjemand eine wirklich zündende Idee hätte, wie da gegenzusteuern wäre, welche(r) Kurs(e) denn nun einzuschlagen wäre(n). Und, um es gleich vorwegzunehmen: Ich selbst habe diese Idee natürlich auch nicht. Zum Einen bin ich ja gar kein:e Filmkritiker:In, sondern bloss interessierte:r Laie, zum Anderen soll es hier in diesem post auch gar nicht groß um allgemeingültige Lösungen und / oder Patentrezepte gehen, sondern vielmehr um (mehr oder minder gescheite) Fragestellungen, das Aufzeigen von Problemen im Akt des Sich-Selbst-Äusserns über Filme und ihre Rezeption, sowie die Auseinandersetzung mit und über eben diese öffentlich gemachten Äusserungen und Text-Körper. Wo sich die professionelle Filmkritik mittlerweile in einem ausserordentlich komplexen und inzwischen hochdifferenzierten Spannungsfeld von Bilderproduktion, Studio- und Kino-Ökonomie, der ausufernden Vervielfachung von Vertriebswegen, einer zunehmenden Verödung der Diversität von Darstellungsformen und Möglichkeiten des Filmemachens, der gegenseitigen und wechselhaften Abhängigkeits-Verhältnisse von Produzent:Innen und Kritiker:Innen sowie last but not least eines eklatanten Infragestellens der eigenen Profession(alität), auch, aber nur teilweise verursacht durch die allerorten ausufernde Beschäftigung mit dem Thema „Film(e)“, „Kino“ und in unzähligen youtube-Show-Formaten, Ein-Mann- / Frau-podcasts, movie blogs und, wo jeder Hans und jede Franziska sich inzwischen berufen fühlt, ungefragt und oftmals leider auch unüberlegt ihre oder seine Meinung zu den heissesten Kino-Neustarts rauszuhauen, oder auch Klassiker der Filmgeschichte hervorzuzerren und sich diskursiv-meinungsmachend an ihnen zu vergehen, da scheint einer filmhistorisch und diskurstheoretisch vorgebildeten, professional sich am Medium Film abarbeitenden Kritik nicht nur ihr Publikum und der Gegenstand ihres Schreibens, sondern mehr und mehr auch ihr ureigenstes Selbstverständnis abhanden zu kommen. Allein: Um all die vorgenannten Facetten der Gesamt-Problematik soll es mir hier und heute gar nicht gehen. Ich möchte meinen Focus vielmehr verengen auf die Notwendigkeit des Schreibens über Film, als einer Methode der Selbstvergewisserung während und in der Auseinandersetzung mit dem Gesehenen (ergo = dem jeweils einem Text zugrunde liegenden Film), sowie auf die daran anschliessenden Debatten und Diskussionen, welche sich nach der Veröffentlichung eines solcherart entstandenen Text-Korpus daran anschliessen. Schlussendlich möchte ich in einem finalen Plädoyer Partei ergreifen für mehr, anstatt weniger Subjektivität im Schreiben über Film(e), und für mehr Gelassenheit im Umgang mit Einer:Einem selbst vielleicht auch eher sauer aufstossenden Perspektiven / Herangehensweisen an den Topos „Schreiben über Filme / Filmkritik“.

Warum aber scheint gerade heute, wo sich das gesamtgesellschaftliche Allgemeinverständnis von Film / Kino als eigener Kunstform, als ganz spezifisch-mediale, ästhetisch-narrative Perspektive auf die Dinge des (Er-)Lebens, des Erfahrens von Realität(en), Emotionen und den Mythen darüber, die wir selbst erschaffen und einander immer und wieder neu erzählen, so sehr sich zu verflüchtigen scheint, wo die Darstellungsweisen und formalen Modi der filmischen Produktion zunehmend zu verflachen und zu veröden scheinen, der (de)skriptive Akt des Schreibens über Film bedeutender als je zuvor? Nun, weil wir das Schreiben über das Erfahrene und Erlebte, das im Dunkel des Kinosaals oder daheim vor dem Flachbild-TV Erblickte, genau in ebenjenem Moment, in dem es uns mehr denn je zu entgleiten scheint, umso dringlicher benötigen, um uns ob des Aktes des Darüber-Schreibens in Beziehung zu nicht nur dem gesehenen filmischen Werk, sondern eben auch zu uns selbst, unseren eigenen Empfindungen und Gefühlen, unseren individuellen Gedanken und (Lebens-)Geschichten zu setzen, und dadurch damit aus-ein-ander-zu-setzen. Eine Distanz dazu herzustellen, trotz und gegen alle(r) Unmittelbarkeit der cineastischen Immersion, der subjektiven Involviertheit (denn jedes Film-Schauen ist nunmal ein je eigenes) sich gewahr zu werden, uns darüber Gewissheit zu verschaffen, wie und warum genau dieser Film uns so berührt, amüsiert, oder verängstigt, wie er das eben tut (oder auch nicht tut). Die Filmkritik / eine wirklich ernsthafte Beschäftigung mit dem Medium mag ins Herz getroffen sein, aber tot ist sie deshalb noch lange nicht. Eher im Gegenteil. Niemals zuvor kam ihr eine gewichtigere Bedeutung zu, als right here, right now.

To be continued soon - Ich muss erst einmal eine kurze Kaffee-Pause einlegen, mal eben die weiteren Gedanken sortieren, und die Wäsche nach draussen hängen. See ya later.

Wird später noch um-editiert…

Auch, wenn’s vermutlich weiter Keine:n großartig interessiert - Nur, damit Ihr wisst, dass ich die hier angesprochene Thematik ( von wegen " […] Torsten Dewis neueste reviews […] [dessen] durchaus ja auch streitbare Ansichten gestern ja für einigen Wirbel gesorgt haben (ich äusser’ mich nachher nochmal eingehender dazu, versprochen […]") nicht vergessen habe… und auch als sowohl kleiner reminder an mich selbst, als auch leichter Druck im eigenen Nacken, dass ich das hier im Laufe des heutigen Tages gefälligst noch fertig zu stellen habe. :wink:

Reader’s patience is kindly requested - Ich bin gerade erst aufgestanden, habe tatsächlich leider sehr sehr schlecht geschlafen (allerbeste Voraussetzungen also, um das Schreiben eines Textes über das Schreiben von Texten in Angriff zu nehmen… :crazy_face: :laughing:), aber ja, hier kommt definitiv noch was - nur wann genau an diesem wunderbaren und in der Tat (zumindest hier im Nordwesten der Republik bislang noch) sehr sonnigen Sonntag, dazu kann und will ich jetzt noch keine Prognose abgeben.

Kann (und wird) sich also nur noch um Stunden handeln…Aber so 'ne blöde Textbaustelle / thread-Ruine macht sich ja fürs Erste auch ganz gut hier… :blush: :smile:

„Alles gut, es gibt hier großartig nichts zu sehen, gehen Sie bitte in Ruhe weiter!“

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Hallo im very special interest Thread! Ich habe keine Ahnung, wo Du dieses Thema noch hinmanövrieren willst, trage aber gern mal meine Gedanken dazu bei:

Ich habe wie viele meiner Altersstufe mit CINEMA und den diversen damals aufkommenden Videozeitschriften begonnen, über Film zu lesen (eher informativ und bilderguckend) und war dann später begeisterter Leser von SPLATTING IMAGE und STEADYCAM sowie SCHNITT und anderen kleineren deutschen Heften (RAY wurde sogar schon mal beim FFF ausgegeben) sowie vom britischen DARK SIDE (FANGORIA war mir immer zu SFX-lastig). Hier wurde noch differenziert und eigenmeinungsstark filmgeschrieben. Seitdem die meisten dieser Publikationen eingestellt wurden, bin ich nur noch dem britischen EMPIRE treu, und das schon seit Jahrzehnten. Die Autoren haben zumindest noch Spaß am Film und Spaß am Schreiben, auch wenn es hier natürlich in der Hauptsache um größere Filme geht und die extreme Fixierung auf all things MARVEL, STAR WARS und LORD OF THE RINGS ziemlich nervt. Dennoch imho das einzige brauchbare Periodikum für den aktuellen Film. Ein paar Jahrgänge DEADLINE habe ich auch mitgemacht, aber nur aus Gründen der Filmentdeckung, die Schreibe war zu großen Teilen unterirdisch (mitschreibende Forenmitglieder selbstredend ausgenommen).

Was ich in den letzten Jahren vermehrt und extrem argwöhnisch wahrnehme, ist die Spoilerei im „seriösen“ Feuilleton. Da werden zum Teil schon in den Anlesern oder in den ersten Bildunterschriften third act reveals preisgegeben und wer in den Text einsteigt, erhält in vielen Fällen eine komplette Nacherzählung der Handlung und kann sich den Film eigentlich gleich sparen. Die eigentliche Aufgabe des Journalisten, einen Film objektiv (oder wegen mir auch subjektiv) zu bewerten und einzuordnen, so dass man als Leser entscheiden kann, ob die Kinokarte lohnt, ist zunehmend einer für den Schreiberling einträglichen Zeilenschinderei gewichen, die mit Filmjournalidmus nichts am Hut hat. Dieses Phänomen lässt sich übrigens nicht nur bei regional-provinziellen Blättern wie unserer „Stuttgarter Zeitung“ hier beobachten, sondern auch bei namhaften Journaillen wie FAZ oder Süddeutsche.

Wer es gerne etwas reflektierter und anspruchsvoller mag, muss aktuell wohl oder übel auf Filmliteratur ausweichen oder auf Extremintellektuellen-Podcasts wie „Projektionen“ mit Stammgast Marcus Stiglegger.

Dass der seit vielen Jahren zu beobachtende Schwund von Qualitätsfilmjournalismus bedauerlich ist – keine Frage. Für mich ist das Lesen über Film eine wertvolle Fortführung des Erlebnisses und das Schreiben über gesehene Filme eine insbesondere im Stakkato-Festivalkontext eine fast schon notwendige Form der Verarbeitung und Einordnung.

Lang lebe der (Film-)Text!

Edit/Nachtrag zum Thema subjektive vs. objektive Filmkritik:

Ich lese persönlich gefärbte Reviews wie die des Wortvogels gerne, wenn sie gut geschrieben sind. Ich bringe genügend eigene Filmerfahrung mit, um einordnen zu können, was ich wohl ähnlich sehen würde. Wenn es zu fanselig begeistert wird, werde ich skeptisch. Der Lieblingsfilmkritiker meiner Jugend war SWR-Moderator Peter Kreglinger, der den Großteil aller Filme höchst unterhaltsam verriss, aber die wenigen, die er liebte, auch fachmännisch begründet loben konnte. Ich bin der Meinung, wenn ein Film beim Sehen starke Gefühle und/oder Gedanken auslöst, fällt es auch leicht, darüber zu schreiben – ob Lobeshymne oder Verriss. Schwierig ist das viele Mittelmaß, das einen im Grunde unberührt lässt.

Zum Thema objektive Filmkritiken: Es gibt keine objektiven Filmkritiken.

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Meiner Meinung nach ist Film fast ausschließlich subjektives Erleben. Es gibt aber auch einige objektive Faktoren, die man nicht außer Acht lassen sollte, um einen Film besser zu verstehen bzw. einordnen zu können und die sogar bei der Analyse eines Films hilfreich sein können.

Da wären z.B. Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann, Darsteller, Laufzeit, Bildformat, Produktionsjahr, Herstellungsland, Kameratechnik, Tonsystem, Spezialeffekte (CGI oder kein CGI oder Stop Motion) und ungefähres Budget sowie evtl. das Genre, wobei das bei manchen Filmen oftmals schwierig ist, da sie gleichzeitig unterschiedliche Genres bedienen. Jedenfalls unterscheidet sich ein Dokumentarfilm schon mal drastisch von einem Spielfilm. All das sind Faktoren, die man objektiv benennen kann.

Es gibt noch weitere objektive Merkmale, die man zur objektiven Beurteilung eines Films heranziehen kann, z.B. die Szenenlänge. Die kann Aufschluss über den Erzählstil geben. Als Beispiel One Take bzw. One Shot Filme sind komplett anders konzipiert als Filme mit normaler Szenenlänge. Thema Schnitttechnik ebenfalls interessant u.a. im Bezug zu J-Cuts oder L-Cuts. Auch verwendete Objektivbrennweite, Kameraperspektive und Kamerabewegungen lassen sich objektiv messen. Es gibt z.B. Filme, die wurden nur mit einer einzigen Objektivbrennweite konzipiert. Der japanische Regisseur Yasujiro Ozu als Beispiel war bekannt für die Nutzung eines 50mm Objektivs und für seine niedrige Kameraposition. Dies hat er oftmals in seinen Filmen verwendet und wurde zu einer Art von Markenzeichen von ihm.

Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein, es gibt evtl. noch andere Faktoren im Bezug zu Objektivität und Film.

Aus der Seele gesprochen…

Ich möchte an den Post von @Herr_Kees anschließen, da meine eigene Genese zum Film-(Kritik-)Liebhaber ganz ähnlich verlaufen ist - kleinere Unterschiede: FANGORIA war bei mir immer ganz oben auf der Watchlist, DEADLINE wird auch heute noch gelesen, wobei ich absolut zustimme: inhaltlich fast unentbehrlich für mich, die Schreibe ab und an grenzwertig).
Auch was @Herr_Kees zum Zustand der Filmkritik schreibt, nehme ich deckungsgleich wahr.

Umso schöner, dass Ihr Althen, Schifferle und Stiglegger erwähnt. Erstere sind auch meine persönlichen Götter der Sparte und haben mich tief geprägt, in der Art, wie sie über Filme schreiben als auch mit ihrem Geschmack. (EDIT: Wir reden vom deutschsprachigen Raum; ich hab in einem Alter begonnen, Filmkritiken zu lesen, als mein Englisch noch nicht so ausgeprägt war… :wink:). Heutzutage finde ich Spuren dieser Herangehensweise noch bei Fritz Göttler von der SZ, dann wird’s zumindest in den größeren Medien schon sehr mager.
Eine entscheidende Facette ist, dass ich bei einer Filmkritik keine vorgefertigte Meinung lesen will, die mir quasi keinen Raum mehr lässt und die eigentliche Entscheidung, ob ich den Film sehen will, aus der Hand zu nehmen beabsichtigt.
Objektivität ist tatsächlich nicht der Punkt - auch ich plädiere für ein ausdrücklich subjektives Schreiben und Erleben, allerdings ohne expliziten Wahrheitsanspruch. Im Idealfall drückt sich eine Liebe zur Kunstform aus, ob ein Werk nun verrissen oder gelobt wird; Göttler und Schifferle haben es zur Kunstform gemacht, interessante Texte vorzulegen, bei denen ich nach Lektüre nicht wusste, ob ihnen der Film nun gefallen hat oder nicht. Das finde ich super!

Ich habe das bestimmt schon mal anlässlich des Todes von Hans Schifferle gepostet, aber ich gönne mir (und euch) die Wiederholung eines Text-Auszuges anlässlich zum '32er Original von The Mummy von Karl Freund, der perfekt auf den Punkt bringt, was ich für eine wundervolle Art halte, über Filme zu schreiben:
Von einer fremdartigen Würde ist Karloffs Imhotep, der Drifter durch die Jahrhunderte, Monster und Manipulator, Kind und Greis. Von traumhafter Schönheit ist Zita Johann als Helen, die zu zerfließen droht zwischen den Zeiten. Eine Schlüsselszene des Films spielt in einem Atrium vor einem Bassin. Auf der empfindlichen Wasseroberfläche erscheinen tranceartige Bilder vom alten Ägypten. Wie ein Teich des Unterbewussten wirkt dieses Bassin oder wie ein poetisches Kino des Okkulten. Die Surrealisten träumten einst von einem Kino auf dem Grund eines Sees.“
Der Text zeigt, dass man sogar in Maßen spoilern kann, wenn es einem gelingt, ein Gefühl auszulösen, das mich trotzdem in den Film treibt, um es selbst zu sehen/zu überprüfen. Außerdem wirkt es trotz offensichtlicher Expertise nicht belehrend, sondern einladend. Man hat auch den Eindruck, nicht nur über das Werk zu lesen, sondern auch über den Autor, sogar über sich selbst, ja: über das Leben… Naja, und toll geschrieben ist es auch.
So möchte ich es haben. :slightly_smiling_face:

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Nur ganz kurz, leider: So leid es mir auch tut, aber ich muss mein eigenes Wirken in diesem thread bedauerlicherweise auf unbestimmte Zeit auf Eis legen… Seit Sonntag mittag häng’ ich da schon fest, und komme partout nicht weiter. Ich bin auch mit dem, was da im ersten post bislang so zu lesen steht, im Grunde höchst unzufrieden, weil es das, was ich eigentlich hatte sagen wollen, nicht so richtig trifft. Das grobe Gerüst für mein weiteres Vorgehen (übersetze: verschwurbelten Endlos-Bleiwüsten-Text in die Tastatur hauen) steht zwar schon so ungefähr, aber in den letzten paar Tagen ist mein Hirn irgendwie nur Matsch, und ich komme komme komme da einfach nicht richtig voran. Dazu kommen on top of that auch noch diverse real life-Verpflichtungen, und etliche andere zeitfressende Geschichten, die mich davon abhalten, mich mal in einem ruhigen Moment mit der nötigen Sorgfalt und Muße dem Über- und Weiterdenken der ganzen chose zu widmen. Vor dem FFF-Beginn hier in Hamburg werd’ ich da also auch kaum noch Zeit für haben, mich großartig darum zu kümmern. Dementsprechend werd’ ich das jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit verschieben, bzw. mir in einem ruhigen Moment dann eventuell nochmal 'nen Kopf darum machen…

…umso mehr erfreut es mich dann aber natürlich, wenn auch Andere ihren qualifizierten Senf dazu abgeben. Denn ja, genau auf ein „Objektivität beim / im Schreiben über Film gibt es nicht, und kann es auch gar nicht geben!“, und die Tatsache, dass man (zumindest im Idealfall) aus einem gut und mit merklicher Leidenschaft für das Medium Film geschriebenen Text mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr, über die Person, welche den betreffenden Text verfasst hat, erfährt als über das darin verhandelten filmische Werk, wollte / will ich auch in meinem weiteren, hoffentlich irgendwann in mehr oder weniger absehbarer zukunft dann auch nochmal folgenden Geschreibsel hinaus. Von daher: Schön, dass ihr das genauso zu sehen scheint!

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Was ist dieses „real life“? :flushed:

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Magazine: Früher mal Abos von VAMPIR (bis zum Ende), dann CINEMA (ab ca. 1981 bis irgendwann Mitte der 90er, wurde dann mehr zum Lifestyle Mag), FANGORIA (wg. der SPFX, die ersten 300 Hefte) und SPLATTING IMAGE (bis zum Ende). Kurz auch mal VIDEO PLUS und KINO - oder später die DVD Special, MOVIESTAR und DEADLINE (alle aber zu geekig bzw. mainstream-freundlich). Wie im übrigen auch das viel zu teuere EMPIRE.
SCHNITT und STEADYCAM alle mal angetestet, aber nicht meins.
Momentane Lieblingsmagazine/-hefte:
Die 35 MM (die sich aber auf Filme bis 1965 beschränkt) plus Ableger 70 MM (1965-1975) sowie NOIR CITY (US Mag)

Göttler und Schifferle waren beide toll, würde da evtl. noch den Rüdiger Suchsland dazunehmen, während Stiglegger bei mir überhaupt nicht geht

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He he he - ich find’ Stiglegger eigentlich so gut wie immer grandios. Selbst wenn ich mal nicht mit ihm übereinstimmen sollte, sind seine Einlassungen und Anmerkungen für meine Wenigkeit in der Regel intellektuell dann doch überaus stimulierend. Dafür kann ich für meinen Teil mit Suchsland’s Schreibe aber oft nicht so viel anfangen… :wink:

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Sagen wir mal so, auf Filmkritiker, die von einem Studio finanziert werden, oder in einem engen Verhältnis zu einem Filmkonzern stehen, oder dessen Filmkritiken unter Druck einer bestimmten gesellschaftlichen Meinung geschrieben wurden, oder just angesagten Internet Trends folgen, lege ich null Wert. Ganz egal wie schön der Schreibstil solcher Kritiken ist. Ansonsten bin ich für alles offen.

Naja, der Stiglegger kommt mir wahrscheinlich auch einfach nur ‚zu deutsch‘ daher…wenn ich den so sehe und ihm zuhöre (hüstel). Da schalt ich meist nach wenigen Minuten ab - und Lesen tu ich ihn eh nicht…

Werf ansonsten auch ab und an mal einen Blick bei Roger Ebert rein…

Und was Zuhören angeht, da ziehe ich tatsächlich Leute wie Kim Newman, Tim Lucas, David Kalat, Eddie Muller, Tony Rayns und zahlreiche andere US oder UK Kritiker vor - was sich jetzt natürlich eher auf Audiokommentare bezieht, die ich oft und gerne äh goutiere. Klassiker jeglicher Couleur sind dann sowieso eher meine Baustelle…

Bin dank dieses Threads auf eine Doku über Stuttgarter Filmkritiker gestoßen, deren Regisseur mir auch aus dem Stuttgarter FFF-Umfeld nicht ganz unbekannt vorkommt :wink:. Die Bluray kann für 15 € beim Macher selbst bestellt werden.

http://www.wolframhannemann.de/lisat.shtml

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Ah, cooler Tip! Der Kollege Hannemann hält ja auch desöfteren in der Karlsruher Schauburg Einführungen zu Filmen… und zumindest einen der hier genannten Kritiker kenn ich noch von früher, als er noch u.a. als Musikjournalist tätig war.
Lustig! Muss ich mir echt mal holen/anschauen…

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Darf ich fragen, wie lange das schon her ist? Wir haben fraglos einige Mitschreibende, deren Texte stilistisch wie inhaltlich zum Haareraufen sind. Aber in den letzten Jahren sind auch einige durchaus versierte, professionelle Autoren hinzugekommen, also wirf doch vielleicht einfach mal wieder einen Blick in eine aktuelle Ausgabe :smiling_face: (Die neue erscheint morgen.)

Zum Thema beizutragen habe ich, vor allem aus Zeitgründen, gerade nichts Relevantes. Für mich ist es aber - wie ebenfalls von @Herr_Kees formuliert - die entscheidende Aufgabe einer Filmkritik, dem Leser zu vermitteln, ob und aus welchen Gründen ein bestimmter Film seinem Geschmack entsprechen oder sein Interesse wecken könnte. Über die Persönlichkeit des Autoren hingegen muss ich nun nicht unbedingt etwas erfahren, wenn ich ehrlich bin.

Ich habe glaube ich um 2021 aufgehört.

Wo wir es ja unter anderem gerade auch des Öfteren von einem gewissen „Wortvogel“ hatten: Ihn könnte man geradezu als Paradebeispiel dafür nennen, was einen guten Kritiker m.M. gerade NICHT ausmacht. Wer hier schon länger mitliest weiß, dass ich selbst in früheren Jahren gerne mal extrem „auf die Pauke gehauen“ und Filme eventuell eloquent, definitiv aber bösartig verrissen habe. Das sorgt für jede Menge Applaus, Likes, Fans. Es ist jedoch nichts einfacher, als etwas herunterzumachen - und falls man halbwegs gut schreiben kann, ist auch nichts einfacher, als damit Lorbeeren einzusammeln. Verkürzt gesagt, sind solche Kritiken in weiten Teilen nichts als Ego-Streicheleinheiten. Wenn man jemals selbst mit der Filmproduktion befasst war, oder auch: wenn man sich die nötige professionelle Distanz verschafft… wird man niemals (mehr) so laute, plumpe, polemische Kritiken verfassen, wie sie ein „Wortvogel“ verfasst und wie ich sie auch selbst früher verfasst habe. Das sind Kritiken, die m.M. mehr das Ziel verfolgen, den Verfasser selbst hervorzuheben, als dass sie ernsthafte, ehrliche Würdigungen der jeweiligen Filme darstellen. Denn Letztere würden a) Rahmenbedingungen mehr in Betracht ziehen und b) relevante Vergleiche mit ähnlichen Werken zur Verfügung stellen, also die Güte eines Werks in Relation zur „Konkurrenz“, aber auch zu den vorhandenen Möglichkeiten stellen. Nicht zuletzt würden sie zudem dem Betrachter ermöglichen, sich ein Bild vom zu Erwartenden zu machen, indem sie auf tatsächliche Inhalte, Bezüge und Verweise des jeweiligen Werks eingehen. Das finde ich in den paar mir bekannten „Wortvogel“-Kritiken genauso wenig wie in meinen alten Verrissen. Dafür finde ich ganz viel Persönlichkeit des Reviewers. Oder, anders formuliert: ganz viel Text, der vor allem dem Zweck dient, den Autor als möglichst smart dastehen zu lassen. Und nicht dem Zweck, Filme für ein Publikum hilfreich vorzustellen.

In diesem Sinne: Nein, ich brauche tatsächlich keine Reviewer-Persönlichkeit in einer Filmkritik :wink: Ich brauche eine ehrliche Meinung, die nachvollziehbare Argumente liefert. Sehr gerne gut und unterhaltsam geschrieben - aber niemals die nachvollziehbare Beschreibung der Stärken und Schwächen eines Films der Unterhaltsamkeit opfernd. Filmbesprechung statt Selbstdarstellung, bitte.

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Letztendlich unterscheiden sich die Leser von Filmkritiken untereinander genauso wie die Schreiber. Der eine will mehr unterhalten werden (wobei sich das Verständnis von Unterhaltung sehr unterscheidet), der andere vor allem informiert werden (auch hier interessieren jeden andere Aspekte). In allen Abstufungen und Variationen.

Ich persönlich mag es kurz und knackig, weil ich mich in erster Linie über den Film informieren will. Dabei freue ich mich über schöne Formulierungen und Wortwitz, diese dürfen aber nicht den Inhalt überdecken. Und was ich gar nicht mag sind ausschweifende Ausflüge in andere Filme, übergreifende filmkulturelle Analysen und eben persönliche Auslassungen.

Alles in allem müssen sich Filmkritikschreiber halt überlegen, worum geht es ihnen? Schreibt man Reviews einfach, weil es einem Spaß macht? Oder legt man Wert darauf, möglichst viele Leute zu erreichen und wenn ja, welche? Möchte man neben der eigentlichen Filmkritik Messages vermitteln oder soll es eher leichte Lektüre sein? Soll es gar gesellschaftspolitisch werden?

Ich selbst habe auch schon ein paar Reviews hier in der Datenbank hinterlegt, aber ich mach das eigentlich nicht gerne. Diese Art zu Schreiben fühlt sich für mich wie Arbeit an. Deshalb mache ich das eigentlich nur, wenn ich das Gefühl hab, dieser Film erfordert mehr als eine Bewertung (die ich immer brav auf schon auf der Rückfahrt für alle Filme des Tages abgebe). Und hinterher bin ich letztendlich immer unzufrieden mit meinem Geschreibsel. :wink:

Grundsätzlich haben alle Variationen und Motivationen, Kritiken zu schreiben, ihre Daseinsberechtigung, auch weil es eben unterschiedliche Zielgruppen gibt. Allerdings sollte man sich überlegen, in welchem Rahmen man seine Reviews veröffentlicht. Hier bei f3a.net sollte man sich meiner Meinung nach eher auf die eigentliche Kritik konzentrieren, da die Seite gerade bei einem laufenden Festival mit die beste Quelle ist, um sich zu informieren, welche Filme man sehen möchte. Für ausführlichere Auslassungen kann man einen Thread eröffnen. Oder man schreibt in einem anderen Rahmen und verlinkt hier (bzw. wird verlinkt).

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Da hast Du einen sehr guten Punkt.
Wenn ich es schätze, in einer Kritik auch etwas über den Autoren zu erfahren, meine ich das eher so, dass ich die Art, sich auszudrücken, kennenlerne, oder etwas über seine Vorlieben erfahre. Das Ganze sollte natürlich nie zu Lasten des eigentlichen Zwecks gehen, und der bleibt die Kritik und nicht die Darstellung seiner selbst.
Man kann sicher auch noch unterscheiden zwischen dem schlichten (Be-)Schreiben über/eines Films, also einer puren Informationsübermittlung, und eben einer Kritik im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn wir etwa die DEADLINE nehmen, finde ich sehr viele Artikel, die sich recht deutlich ersterem widmen, und das ist dann auch völlig okay. Wenn das literarische Niveau dann nicht das allerhöchste oder anspruchsvollste ist, finde ich das nicht allzu schlimm. Bei einer Kritik lege ich dann schon höhere Maßstäbe an, reagiere dann aber auch deutlich unleidiger, wenn sich der Autor/die Autorin darin suhlt, als ewiger Bescheidwisser einen billigen Verriss zu schreiben, der mehr über ihn/sie aussagt als über den Film.
Für mich bleibt DEADLINE übrigens auch heute noch unverzichtbar, aufgrund der schieren Masse an Inhalt aus allen Ecken der für mich interessanten Genres. Ich mag auch die Aufmachung und Leidenschaft, die tatsächlich aus allen Zeilen springt. Ab und an ist mir die Fan-Haltung 'ne Spur zu deutlich, da dürfte es dann etwas mehr Kritik sein, aber das ist nur mein persönliches Geschmäckle. Einzelne Autor/-innen schätze ich auch für ihren Stil, wieder andere für ihren ausgesuchten Geschmack oder ihre Haltung. Letzteres sogar sehr häufig (Go-/No-Go’s…) :wink:!

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Mir geht’s bei der erwähnten Subjektivität bzw. dem Wunsch, etwas (mehr) über den / die Autor:in zu erfahren, tatsächlich auch überhaupt nicht um Selbstdarstellung, oder sich selbst als den:die geile:n Oberchecker:In hinzustellen… nein, im Idealfall möchte ich vielmehr etwas davon erfahren, was in der schreibenden Person vorging, als sie den Film angesehen hat - welche Gefühle das Gesehene in ihr geweckt hat, was sie damit sonst noch assoziiert hat, und was das Anschauen des Films mit dem:der Autor:In „gemacht“ hat. In der Tat finde ich nichts enervierender und anstrengender als Menschen, die mit den von ihnen verfassten Texten primär den Zweck verfolgen, ihr eigenes Ego zu streicheln / aufzuplustern. Nein, ich würde mir stattdessen wünschen, dass die Leidenschaft für (den) Film(e) und fürs Kino im geschriebenen Wort aufscheint, dass gegebenenfalls ein Funke der Begeisterung auf mich überspringt / in mir entzündet wird, wenn ich lese, was, warum wie dem:der Autor:in dieser oder jener Film gefallen (oder auch missfallen) hat. Dass da noch a bissi was mehr ist, als ein blosser Service, ob dieser oder jener Film das Anschauen nun lohnt, oder nicht. Dass die / der Schreibende vielleicht auch Verbindungslinien zieht, von der Leinwand, zu seinem: ihrem persönlichen (Er)Leben, und was das gesehene filmische Werk ihnen darüber zu erzählen hat. Das wären so in etwa die Texte zu Filmen, die ich am Allerliebsten lese, und die mir persönlich am Meisten am Herzen liegen. Ist natürlich aber auch klar, dass die nicht notwendigerweise in einer monatlich erscheinenden Filmzeitschrift veröffentlicht werden, wo man sich vermutlich eher kurz, knapp und prägnant auszudrücken hat, weil nur so und soviele Wörter pro review, etc. pp. Aber muss ja auch gar nicht jeder Text so sein - ich les’ auch gerne mal Sachen, die fix auf den Punkt kommen, so isses ja nu’ auch wieder nicht. Nur sind mir dann aber doch die Texte am Gerngesehensten, die über eine blosse Dienstleistung hinausgehen, und mich mit dem Feuer der Leidenschaft für’s Kino in Brand setzen. Wenn’s dann stilistisch etwas blumiger / eigenwilliger ist, umso schöner.

So weit erstmal, ich hoffe nur, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe. Falls nicht: Sorry, habt ein wenig Nachsicht mit mir, mein Hirn ist grad’ totaler Brei, weil die ganze Nacht nicht geschlafen, und so (don’t ask…).

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