Memories of Murder >SPOILER inside<

Genialer Film!!

Nur das Ende ist mir nicht ganz schlüssig. Was genau ist gemeint?

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Horowitz am 30.07.2004 00:35 ]

Ich fand den Film auch super. Mit Oldboy der beste Film des Festivals.

Welches Ende meinst du? Die allerletzte Szene?

Also ich hab das als Sinnbild für den Wandel der koreanischen Gesellschaft von Militärdiktatur zur Demokratie interpretiert. Die Polizisten in dem Film haben den Mörder nie gefunden, weil die Polizei einerseits vielmehr damit beschäftigt war Demonstrationen lahmzulegen (wie man zweimal im Film sieht) und andererseits weil in dem korrupten System die brachialen und unwissenschaftlichen Methoden der Cops geduldet wurden. Verdächtige (vor allem politische Aktivisten) wurden ja eigentlich ständig gefoltert.

Zwanzig Jahre nach den Morden schwimmt Inspektor Park dann auf der Welle des wirtschaftlichen Aufschwungs mit und führt ein neues Leben als erfolgreicher Geschäftsmann. Der verbesserte Lebensstandard der Menschen ist ja sehr deutlich zu sehen. Als ihm das Mädchen aber von dem Mann erzählt, der den gleichen Leichenfundort besuchte, wird ihm wieder sein Versagen in Erinnerung gerufen, welches sinnbildlich für das Versagen jedes Koreaners stehen könnte, der gewollt oder ungewollt das damalige System aufrecht erhielt. Also, dass man quasi ein neues Leben führen kann, aber immer noch sein Gewissen mit sich herumtragen muss, vor dem man eben nicht fliehen kann.

Kann sein, dass dieser soziopolitische Hintergrund nicht allen Zuschauern in Deutschland bewusst ist, aber vom Regisseur ist der Film meines Wissens auch als gesellschaftlicher Kommentar gedacht. Ein koreanischer Freund sah den Film auch so, dass hier die Geschichte eines Serienmörders verwendet wird um eigentlich ein Bild des gesellschaftlichen Wandels seit den 80ern zu zeichnen.

Da hast du dem Film ja einiges entnommen. Da werden sich die wenigsten im Kinosaal soviel interpretieren.

Aber was bedeuten die letzten Sätze, die scheinen doch was bewegt zu haben?

Did you see his face?

What did he look like?

Well…

Kind of plain.

In what way?

Just…

ordinary.

Und dann dieser Blick, als sei ihm eben ein Licht aufgegangen und es ihn ziemlich blamabel aussehen läßt.

Das Ende kann man auf zwei Arten interpretieren.

Hier so, wie ich es verstanden habe: Der Ex-Cop ist in diesem Moment entsetzt, weil
A. Der Killer läuft immer noch frei rum und er weiß es.
B. Er hat immer noch keinen Hinweis, wer es ist.

Die zweite Möglichkeit: Es war der Vater des geistig behinderten. (Ein Bauer --> gewöhnlich aussehender kann man ja nicht mehr). Schließlich hat der Zeuge ja auch gemeint, daß der Täter ihn einmal verbrannt hat. Das dürfte dann ja wohl am ehesten im familiären Umfeld gewesen sein.

Da der Täter aber bis heute noch nicht gefasst wurde, schließlich beruht der Film auf wahren Begebenheiten. War es mit großer Sicherheit Möglichkeit A :wink:

Und nun hat man den Täter vermutlich doch noch identifiziert, er sitzt jedoch wegen eines anderen Mordes im Gefängnis:

Vielen Dank für den Hinweis, @todi.

Der Film war und ist einer meiner absoluten Festival-Favoriten.