Russische Filme

Was meint ihr, ist es verantwortbar russische Filme zu zeigen? Ich gucke gerade einen der sehr gut ist aber bin total unschlüssig ob ich den zeigen soll. Geht das nur wenn der Krieg bis dahin vorbei ist, geht das gar nicht? Vielleicht als Sneak?
Ich weiß dass einige Festivals russische Filme im Programm hatten und als der Krieg begann haben sie die rausgeworfen. Jetzt ist der schon seit einem Jahr in Gang und der Film wurde auch zu der Zeit schon gedreht.

Schwierige Frage. Die Entscheidung werde ich dir auch nicht leichter machen können. Auf den FFN im letzten Jahr lief ja die russische Produktion No Looking Back. Ich habe nicht in Erinnerung, dass deswegen „Horden“ an Dauerkarteninhabern den Film boykottiert hätten. Klar, ob der ein oder andere Festivalbesucher aus diesem Grund kein Ticket für diesen Film gekauft hat, kann ich ebenfalls nicht beurteilen. Ein klares ja oder nein gibt es daher von mir nicht. Kannst du dein Stammpublikum einschätzen? Würde es den Schritt mitgehen, einen russischen Film zu sehen? Oder läufts du Gefahr, dass der Kinosaal zu diesem Film (nahezu) leer bleibt? Ist der Inhalt des Films kritisch und hat Bezug zum Krieg oder geht es eher in Richtung „no brainer“? Fragen über Fragen. Ich muss gestehen, dass ich mir im letzten Jahr auf den FFN NO LOOKING BACK angesehen habe. Würde er jetzt auf den bevorstehenden Nights gezeigt werden … ich wäre vermutlich wieder am Start. Der Film hat bei mir keine ernsthaften Assoziationen zu Putin und Russland geweckt. Je nach Filminhalt kann das natürlich auch anders aussehen.

Meines Erachtens klares Ja. Genauso wie man auch Atomic Heart spielen kann. Musst halt nur aufpassen, dass nicht irgend so ein Troll von der Letzten Generation das mitbekommt, der dann das Kino stürmt und die Leinwand mit Farbe überschüttet.

Solltest aber auf das Thema des Films achten. Wenn der Film Putin glorifiziert oder Witze auf Kosten der Ukraine macht, dann lieber nicht zeigen.

Zwiespältig.
Eine Einzelfallprüfung, soweit möglich, würde ich anraten, sprich: Thema des Films, evtl. Bezug zum Krieg, Haltung der Beteiligten in politischer Hinsicht… soweit man das überhaupt in Erfahrung bringen kann.
Damit will ich gar nicht sagen, dass ich es selbst zu hundert Prozent richtig oder falsch fände, russische Filme zu zeigen, aber du holst dir eventuell schon Probleme ins Haus, wenn du nun mal derjenige bist, der das Programm kuratiert.
Ich denke, es gibt da momentan keine einfache oder überhaupt „richtige“ Lösung. So sehr ich es fragwürdig fände, Werke russischer Künstler momentan frei und locker zu genießen, so wenig läge mir an irgendwelchen Gesinnungsprüfungen.

Damit will ich sagen, es gibt wohl potentiell ignorante Ansätze für beide Seiten. Offensichtliches Beispiel: Russischer Kriegsfilm eines Regisseurs, der das Regime unterstützt. Geht gar nicht. Offensichtliches Gegenbeispiel: Bekannte russische Dissidenten drehen eine Satire über ein kriegslüsternes, vom eigenen Herrscher gehirngewaschenes Volk. Geht im Prinzip schon.

Alles dazwischen… also, Klartext: ich selbst würde es eher lassen. Und das sagt einer, der ansonsten sehr auf die Trennung Werk/Künstler besteht.
Aber verantwortbar ist ein dehnbarer Begriff und hängt dann wohl auch mit Fragen der Reichweite, Zielgruppe und weiteren Umständen zusammen.

So richtig moralisch (!) unbedenklich ist meiner Ansicht nach aktuell nur die Aufführung von Werken, deren Macher/Urheber sich explizit gegen den russischen Angriffskrieg positionieren und wo dies auch öffentlich belegbar ist. Ansonsten musst Du je nach Reichweite Deines Festivals einen Sitstorm einkalkulieren.

Und natürlich kannst Du auf Deinem Festival grundsätzlich zeigen, was Du willst.

Bei der hohen Screening Fee hat sich das Thema sowieso erledigt.

Den kreativ schaffenden Menschen ist sicherlich nicht damit gedient, sie mit einem Boykott abzustrafen. Dann könnte man das genau so gut auch mit China und dem Iran machen. Was können denn die armen Menschen dafür, die Mehrheit der Völker will den Scheiss ganz bestimmt nicht. Ich sage : Jetzt erst recht!

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