Kennt ihr das auch? Ihr guckt irgendwann mal einen tollen Film, habt schöne Erinnerungen an ihn und Jahre später guckt ihr ihn nochmal und er ist nicht mehr so gut, auf jeden Fall ganz anders. In der Zwischenzeit habt ihr noch viele andere gesehen und dabei immer an den von damals gedacht, dass der ja viel besser ist und so. Aber wenn man den einen guckt, denkt man vielleicht der andere ist besser und umgekehrt.
Unsere Sehgehwohnheiten scheinen sich mit der Zeit zu verändern. Damals war man anderes gewöhnt wie heute und umgekehrt. Ob man heute noch so alte Filme genau so toll finden kann als wenn man sie damals geguckt hätte? Irgendwie schade dass man somit tolle Erlebnisse verpasst hat. Man kann sich zwar heute alles angucken aber irgendwie hätte man die Filme auch zu ihrer Zeit sehen müssen. Heute wirkt vieles anders.
Andersherum wären die heutigen Filme in der damaligen Zeit wohl ein großer Kulturschock gewesen oder etwa doch nicht?
Was meint ihr dazu? Gibt es da so klassische Filme die heute nicht mehr so funktionieren wie damals oder ist das alles Humbug den ich erzähle?
Was ich auch gemerkt habe, zwischen Kino, Heimkino und kleinem 55cm Röhrenfernseher liegt ein himmelweiter Unterschied. Das kann durchaus ein paar Pünktchen in der Bewertung ausmachen. Deswegen gucke ich ja auch fantastische Filme gerne im Kino und weniger zu Hause.
[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Dvdscot am 07.11.2010 16:42 ]
Das ist eigentlich etwas ganz normales, ungewöhnlicher wäre, wenn es überhaupt keine Entwicklung gäben würde.
Filme, die seinerzeit eine Sensation waren, etwa Das Schweigen der Lämmer, möchte ich heutzutage nicht mal mehr geschenkt haben.
Öfter ist es aber eher umgekehrt, mit vielen Filmen, ja ganzen Genre kann ich heute etwas anfangen, zu denen ich vor 10 Jahren keinen Zugang fand bzw. verzweifelt versucht habe, sie in das übliche filmästhetische Korsett zu zwängen. Was dann zur Folge hatte, dass ich Jess Franco regelmäßig zur Hölle verdammt habe. Und der Giallo war mir auch nicht aufregend genug. Inwischen hab ich mich vom Saulus zum Paulus entwickelt.
Es gibt aber auch Filme, die man heute immer noch so gut findet wie schon vor 10 oder 20 Jahren, ABER aus anderen Gründen!
Mir geht’s auch so. Filme, die ich beim ersten Mal super fand - meistens im Kino - und dann nochmal im Fernsehen oder auf DVD sehe, finde ich dann nicht mehr so gut, allerdings gibt es auch Filme, die, je öfter ich sie sehe, immer besser werden, weil mir immer mehr Details auffallen. Z.B. “Mel Brooks Dracula - Dead and Loving it” auf den ersten Blick dämlich, aber dann entdeckt man doch die einen oder anderen Szenen, die von den derberen Späßen überdeckt werden. “A Bittersweet Life” fand ich im Kino nicht so besonders, bei der Zweitsichtung war er dann besser, vielleicht auch, weil man sich dann auf einen Film konzentriert, im Gegensatz zum FFF, wo ja so viele Filme auf einen einprasseln, dass man gar nicht mehr weiß, wo oben oder unten ist.
Und Kino ist eigentlich immer noch das beste Seherlebnis, wenn nicht gerade der einzige Zweimeterberg vor einem sitzt. Schön dunkel, man kann sich völlig auf das Geschehen auf der Leinwand einlassen und die Realität für so zwei Stündchen hinter sich lassen. Daheim klingelt ja doch mal das Telefon, ist die Leinwand nicht so groß oder es gibt - aaargh - Werbepausen.
Und dann gibt’s einfach Filmklassiker, die immer gut sind und gut bleiben.
Das kenne ich auch, wenn auch nicht so extrem. Zum einen gibt es Filme, die einfach zu “ihrer Zeit” gehören und aus heutiger Sicht veraltet wirken, obwohl sie damals total hip und innovativ waren. Zum anderen entwickelt man sich natürlich auch selber weiter, egal ob in eine positive oder negative Richtung .
Mein Geschmack hat sich nicht sehr verändert. Natürlich hatte ich als Kind ganz andere Vorlieben: Damals habe ich Hollywood-Komödien verschlungen, heute öden sie mich an. Wenn ich aber nur etwa 10 Jahre zurück gehe (da war ich 17) fallen mir nicht viele Unterschiede zu meinem heutigen Geschmack ein. Höchstens reine Gore-Filme wie die “Guinea Pig” Reihe, denn die habe ich eine Zeit lang verschlungen. Ich habe sie mir damals angesehen, weil ich noch Horror-Neuling war und das sehen wollte, was als “hart” angepriesen wurde. Das wurde aber schnell langweilig und heute meide ich solche Filme sogar. Nicht weil sie mir zu eklig sind oder ich abgestumpft bin, sondern weil sie mir nichts positives mehr geben… ich erwarte inzwischen Spannung oder etwas zum lachen, nicht NUR Eingeweide.
Zu dem anderen Punkt: Nicht jeder Film altert gleich gut. Das fällt mir vor allem an Effekten auf. Ein 80er Jahre Fantasy-Film wirkt heute schnell lächerlich, auch wenn die Schauspieler überzeugen können. Da muss man sich vorher schon ein wenig auf Retro einstellen und “Der Herr der Ringe” aus dem Kopf verbannen. Außerdem sieht man sehr stark an Komödien, wie sich der Humor in Filmen über die Jahrzehnte hinweg verändert hat. Oder Kinderfilme! High School Musical? Bitte?! Das hätte ich mir in dem Alter niemals angesehen.
Beides ändert sich - die Filme und die Sehgewohnheiten, denke ich. Ich hab zwar erst seit kurzer Zeit das Erwachsenenalter erreicht, aber selbst ich stelle das ja schon fest - Sachen, die ich noch vor zehn Jahren ganz toll fand sind jetzt nicht mehr so mein Ding. Himmel, das gilt ja sogar für manche, die gerade fünf Jahre her sind…
Als Beispiel fällt mir da grad ‘Die Geisha’ ein. Da bin ich ins Kino und habe mir sogar die DVD gekauft - und jetzt, nach so ca. drei, vier Jahren, habe ich die DVD wieder verkauft, weil ich mir den Film irgendwie nicht mehr richtig anschauen könnte.
Auf Hollywood-Komödien stand ich aber glücklicherweise noch nie
Dass Filme unterschiedlich altern, möchte ich hier auch mal unterstreichen (auch wenn ich das natürlich nur von einem jetzigen Standpunkt aus beurteilen kann). Dass die Leute damals bei “Der Exorzist” reihenweise umgefallen sind, kann heute kaum einer mehr verstehen. Aber damals war das halt echt noch was Neues, denke ich. Das gleiche gilt natürlich im besonderen Maße auch für die Tricktechnik. Viele Dinge (Sindbad!) sind heute eher lustig als beeindruckend.
Andere sachen wie z.B. Star Wars sehen aber auch heute noch immer gut aus.
Um mehrere Filme wirklich miteinander vergleichen zu können muss man sie wohl direkt hintereinander gucken hab ich das Gefühl. Hab mal “8 Blickwinkel - Vantage Point” im Free-TV gesehen, kleiner Fernseher, Werbeunterbrechungen, fand den ganz gut, hab ich mir besorgt. “Man on a Ledge - Ein riskanter Plan” im Kino fand ich dagegen grandios. Nun hab ich beide auf Blu auf meinem großen Fernseher geschaut und finde Blickwinkel leicht besser, wahrscheinlich liegt es an dem erhöhtem Action Anteil und der Machart.
Damals in den 90ern als ich diese ganzen Filme entdeckt und geschaut habe, als ich Horrorfan wurde, da konnte ich aktuelle und auch ältere Filme schauen und sie machten keinen Unterschied. Die “alten” Filme fühlten sich weder alt noch schlecht an, gerade im Horrorbereich kamen damals die Highlights eher aus den 70ern und 80ern als aus den 90ern. Als ich dann durch war tauchte auf einmal eine Suspiria Veröffentlichung in UK auf, der Film wurde in den Himmel gelobt, warum bin ich also nicht drauf gekommen, schließlich ist der auch aus den 70ern. Der Film war toll, also hab ich nach weiteren Argento Filmen gesucht und dank Anchor Bay auch gefunden.
Zufällig hab ich auch ein paar Trailer von asiatischen Martial Arts/Action Filmen gesehen und war auch sofort infiziert. Hab dann auch ganz viele Filme aus den 80ern und frühen 90ern nachgeholt. Sie fühlten sich allesamt neu und genial an.
Heute ist das anders, es ist alles abgegrast, man kann heute nicht einfach in ein weiteres exotisches Land gehen und dort was geniales entdecken, falls sowas wie The Raid rauskommt, erfahren wir alle recht schnell davon. Auch kann man keine unentdeckten Klassiker irgendwo ausgraben die sich dann toll und neu anfühlen. Heute fühlen sich die meisten älteren Filme auch wirklich alt an, selbst die die man damals noch toll und neu fand und es sogar auch waren. Das ist sehr schade, man muss also heute auf neue Filme hoffen.
Heute ist das anders, es ist alles abgegrast, man kann heute nicht einfach in ein weiteres exotisches Land gehen und dort was geniales entdecken, falls sowas wie The Raid rauskommt, erfahren wir alle recht schnell davon. Auch kann man keine unentdeckten Klassiker irgendwo ausgraben die sich dann toll und neu anfühlen. Heute fühlen sich die meisten älteren Filme auch wirklich alt an, selbst die die man damals noch toll und neu fand und es sogar auch waren. Das ist sehr schade, man muss also heute auf neue Filme hoffen.
Wie traurig. Bei mir ist es genau anders herum. Je mehr ich sehe, desto größer werden die Lücken. Und alte Filme sind ziemlich aufregend, eben weil sie mit den heutigen Sehgewohnheiten wenig zu tun haben.
Ich glaube das Potential, Perlen zu finden, ist immer vorhanden. Vielleicht nicht, wenn man sich auf ein ganz bestimmtes Genre versteift… als z.B. Zombiefan hat man wahrscheinlich wirklich irgendwann alles gesehen und kommt dann an einem Punkt, an dem man nur noch darauf hoffen kann, dass interessante neue Filme zu diesem Thema gedreht werden. Aber wenn man allgemein nach guten, einfallsreichen Filmen sucht, wird man denke ich nie alles abgegrast haben - dafür gibt es einfach viiiiiel zu viele Filme . Und selbst wenn man gezielt Top-Listen abarbeitet bedeutet das ja nicht, dass einen nicht ein Film überraschen kann, den andere vielleicht gar nicht so gut finden.
So geht’s mir auch. Vor allem je tiefer man in die Filmgeschichte eintaucht bzw. sich immer weiterführend mit abgelegeneren Genres beschäftigt. In gewisser Weise kann ich oft auch Filme mit damaligen Augen sehen bzw. den Reiz und die Wirkung früherer Werke mehr als nur gut nachvollziehen, sondern spürbar erleben.
Wie traurig. Bei mir ist es genau anders herum. Je mehr ich sehe, desto größer werden die Lücken. Und alte Filme sind ziemlich aufregend, eben weil sie mit den heutigen Sehgewohnheiten wenig zu tun haben.
So geht es mir auch. Man entdeckt immer neue Filmwelten (vor allem die älteren), und Genres, die man vernachlässigt hat.
Im Filmmuseum Frankfurt habe ich mir z. B. drei Filme von Alain Resnais angesehen. Großartiger Regisseur. Und so gibt es noch ganz, ganz viele andere Regisseure, die man eigentlich mal erkunden müsste.
Von den aktuellen Filmen interessieren mich hauptsächlich nur noch kleinere Genrefilme. Das große Hollywood-Kino lässt mich immer mehr kalt, schon seit Längerem. Daneben wieder verstärkt das asiatische Kino (Korea, Japan, Hongkong).
[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: bewitched240 am 20.10.2014 13:42 ]
Ja, also ich schließe mich da auch an. Egal wie viel man schaut, die Filmgeschichte ist einfach so umfangreich und es gibt so so so viel, das ich noch nachholen muss. Und das Kino schläft ja nicht, es kommt immer mehr dazu. Ich gehöre nicht zu den “alt=besser”-Fraktion. Es gibt tolle alte Filme, beschissene alte Filme, tolle neue Filme und beschissene neue Filme. Ich glaube zu jeder Zeit gab es genau so viel schlechte und gute Filme, wie jetzt, nur dass viele der schlechten einfach nach 50 Jahren in Vergessenheit geraten, weil sie eben schlecht sind.
Ich habe zum Beispiel kürzlich Winterschlaf gesehen, den diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme in Cannes. 196 Minuten im türkischen Original mit Untertiteln. Schon ein Brocken.
Und da wurde mir klar, dass es der ERSTE türkische Film war, den ich je gesehen habe und auch das Land hat bestimmt mehr als einen guten Film zu bieten. Und es gibt Dutzende Länder, aus denen ich noch keine Filme gesehen habe.
Aber Sehgewohnheiten verändern sich, klar, häte man mir vor zehn Jahren vorgeschlagen, einen 196-minütigen türkischen Film im Original zu schauen, in dem NUR geredet wird, hätte ich eher der Farbe beim Trocknen zugesehen.
[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: ArthurA am 20.10.2014 17:17 ]
Ein Filmemacher hat mir seinen Film eingereicht, ich hab ihn nicht genommen und das hat er geschrieben:
What’s pity… I thought I could count on your help to see my film in your festival… My film has an internal rhythm that is attractive to the audience instead of a noisy external rhythm… Can you think more about it?
Versteht ihr was er mit internal und external Rhythmus meint?
@Dvdscot
Nö, versteh ich auch nicht. Aber man muss auch nicht auf alles hören, was Künstler:innen von sich geben. Zumal, wenn sie mit einer Absage nicht klarkommen. Dann fühlen sie sich verkannt, und alle anderen sind nur die Dumpfschädel, die ihre Genialität nicht erkennen. Würde ich nicht zuviel drüber nachdenken.
Zu den Sehgewohnheiten: Das fällt mir sogar ziemlich oft auf, dass ich Filme heute mit anderen Augen sehe als damals. Klar, die Welt hat sich in den Jahrzehnten verändert, und ich mich irgendwie auch. Manches ist auch nur noch als Zeitzeugnis interessant.
Mich nerven auch diese ganzen Nostalgiegruppen in den sozialen Netzwerken gewaltig, die dauernd über die gute, alte Zeit schwadronieren, und wie schade es ist, dass nicht mehr nur der alte Krempel von damals läuft.
Am Schlimmsten finde ich es immer beim Thema Kinderprogramm. Da schreien sie alle nach den Serien aus ihrer Kindheit, irgendwann um 1975 herum, und dass man die Kinder all das anschauen lassen soll, aber wenn sie selbst es nochmal gucken müssten, würden sie nach nicht mal zwei Folgen vor Langeweile einschlafen.
Das mag ich übrigens auch an der Community hier: Hier gibt es viele Leute, die sich auch jenseits der, ich sag mal 30, mutig allen neuen Trends und Experimenten stellen.
Wenn man sich nicht mehr mutig neuen Experimenten stellt und nicht mehr neugierig ist, auf das was einem die Welt / das Leben bietet, dann ist man alt.