Sitges 2022

Eine Woche nach dem Ende des FFFs in Frankfurt und Nürnberg fliege ich (zum ersten Mal seit Corona) nach Barcelona/Sitges… und abgesehen von dem üblichen paar Dutzend extrem spannenden Premieren dort fällt auf, dass das FFF in diesem Jahr wirklich vergleichsweise up to date ist. Soll heißen: Gleich 18 Filme aus dem diesjährigen Programm laufen auch dort, nämlich:

AFTER YANG
ALIENOID
DEADSTREAM
EMERGENCY DECLARATION
FAMILY DINNER
HUESERA
HUNT
LA PIETA
MEDUSA DELUXE
MEGALOMANIAC
PIGGY
THE PRICE WE PAY
THE ROUNDUP
SISSY
SOMETHING IN THE DIRT
SPEAK NO EVIL
WATCHER
YEAR OF THE SHARK

Dazu noch vier Beiträge der letzten FFF NIGHTS:

DARK GLASSES
HATCHING
INCREDIBLE BUT TRUE
SALOUM

Und vier von der NIPPON CONNECTION:

DOZENS OF NORTHS
INU-OH
MOLE SONG: FINAL
SING A BIT OF HARMONY

Daneben aber natürlich eine wie immer unfassbar große Zahl an Filmen, auf die man schon seit Ewigkeiten gewartet hat - oder von deren Existenz man noch gar nichts wirklich wusste und deshalb nun um so aufgeregter ist.

BODIES BODIES BODIES findet sich zwar (bisher) nicht im Programm, genauso wenig wie BARBARIAN und Lucky McKees neuer Film OLD MAN, aber dafür zum Beispiel der neue von Quentin Dupieux: SMOKING CAUSES COUGHING, das Prequel zu X namens PEARL, der neueste Teil des V/H/S-Franchises namens V/H/S/99 oder auch, als Eröffnungsfilm, VENUS von Jaume Balagueró.

Ein paar weitere potenzielle Highlights:
FLUX GOURMET von Peter Strickland
HALLOWEEN ENDS
THE HARBINGER von Andy Mitton (YELLOWBRICKROAD, WE GO ON)
KIDS VS ALIENS von Jason Eisener (HOBO WITH …)
THE LAIR von Neil Marshall
MAL DE OJO von Isaac Ezban
NOCEBO von Lorcan Finnegan (VIVARIUM)
SATAN‘S SLAVES 2: COMMUNION
SLASH/BACK
TALES FROM THE OCCULT (Anthologie u.a. von Fruit Chan)
UNWELCOME von Jon Wright (GRABBERS)
VESPER

Außerdem in diesem Jahr ein großer Fokus auf Filmen aus Korea, z.B. A MAN OF REASON oder PROJECT WOLF HUNTING, und auf neuen Dokumentationen u.a. über Jean Rollin, Stephen King, David Lynch, Robert Englund, [REC], Texas Chainsaw Massacre oder, äh, Jurassic Park. Es läuft auch das französische Remake von ONE CUT OF THE DEAD aka COUPEZ! und der Oscar-Beitrag Costa Ricas namens DOMINGO AND THE MIST sowie eine kleine CAT III-Retro.

Und außerdem: SHIN ULTRAMAN! :partying_face:

Insgesamt (bisher) 279 Filme - inklusive Kurzfilme - in 11 Tagen. Bin noch am Programm-Zusammenpuzzlen :wink:

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279 Filme ! Da dürfte auch wesentlich mehr Geld für das Festival vorhanden sein.

Pearl hätte ich auch gerne im FFF Programm gesehen.

Coupez ist also schon fertig. Dachte der wäre noch in der Mache.

Viel Spaß

COUPEZ! war dieses Jahr Eröffnungsfilm in Cannes!
Unter den 279 Filmen sind mindestens 20–30 Kurzfilme. Trotzdem noch eine Menge :wink:

Insgesamt laufen in Sitges dieses Jahr nun 294 Filme – darunter knapp 60 Kurzfilme und etwa ein Dutzend Klassiker in einer Wiederaufführung. Der Eröffnungsfilm ist Jaume Balaguerós VENUS, der Abschlussfilm BONES AND ALL von Luca Guadagnino (SUSPIRIA-Remake).

Unter den Gästen befinden sich unter anderem William Lustig, Dario Argento, Ti West, Edgar Wright, Quentin Dupieux, Neil Marshall, Brigitte Lahaie, Robert Englund, Claudio Simonetti, Jaume Balagueró, Álex De la Iglesia, Nacho Vigalondo, Eva Green, Justin Benson und Aaron Moorhead, Isaac Ezban, Joe Begos, Lee Jung-jae, Jung Woo-sung, Paco Plaza und viele, viele mehr (z.B. auch quasi das gesamte Team von LA PIETÀ).

Donnerstag geht’s los, ich freu mich!

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Heute SATAN‘S SLAVES 2 gesehen, der nicht nur ein stilistisch völlig anderer Film als der Vorgänger (FFF 2018), sondern auch um Klassen besser ist. Und dann BLOOD FLOWER aka HARUM MALAM aus Malaysia. Alter Falter, was für ein großartiges Gematsche! Einer der „saftigsten“ Filme seit Ewigkeiten, und ulkigerweise wird das Mega-Gesplatter immer wieder von ultra-kitschigen oder auch mal religiösen Szenen unterbrochen :laughing:

Ach so, und VENUS, der neue von Jaume Balagueró, ist eine einzige Bombe, macht unglaublich viel Spaß. Ganz im Gegensatz zu Neil Marshalls neuestem Versuch THE LAIR. Der splattert zwar ordentlich (und wurde dafür auch ziemlich abgefeiert), ist aber speziell hinsichtlich der Figurenzeichnung (alles stramme, toughe, ultimativ prollige Soldaten) und der sich auf Geisterbahnerschrecker-Niveau befindlichen Monster-Masken/-Kostüme Peinlichkeit im Quadrat.

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Kommt man in Sitges als Normalbürger eigentlich an Karten, oder ist das nur für Fachbesucher?

Für reguläre Vorführungen kann man auch als Normalbürger Tickets kaufen; am besten online direkt bei VVK-Start, denn vieles ist schnell ausverkauft. Tickets kosten im Normalfall 11€, glaube ich. Nur ein Großteil des Rahmenprogramms ist ausschließlich für Fachpublikum.

COUPEZ!, das französische Remake von ONE CUT OF THE DEAD, ist allen eventuellen Befürchtungen zum Trotz ein grandioser Film geworden - der sich nur zum Teil damit beschäftigt, das Original in einen europäischen Rahmen zu bringen (und schon dabei ein paar großartige, außergewöhnliche Einfälle hat). Tatsächlich setzt er der Vorlage noch eine komplett neue, eigene Ebene obendrauf, ist ihr gegenüber äußerst respektvoll und wirkt am Ende mehr wie ein schräger, intelligenter Kommentar aufs Original als wie eine plumpe Neuverfilmung. Der Regisseur (der vorher u.a. die OSS 117-Filme gedreht hat) wurde mit minutenlangen Standing Ovations gefeiert. Zu Recht.

MAL DE OJO ist feiner „altmodischer“ Grusel mit Folk-Horror-Vibes; Gebrüder Grimm im mexikanischen Gewand - sehr schön.

A MAN OF REASON (von und mit HUNT-Co-Star Jung Woo-sung) bietet hartes, souverän inszeniertes Korea-Action-Kino der Sorte „Gangster will aussteigen, Gangsterboss will das aber nicht“: keine inhaltlichen Neuigkeiten, dafür einige Gewalt-, Zynismus- und SFX-Exzesse. Macht Spaß.

„Spaß“ macht RESURRECTION nicht, ist aber der vielleicht intensivste, böseste Psychothriller (oder Psychodrama?) des Jahres. Mit einer sehr beeindruckenden Rebecca Hall in der Hauptrolle und einem dämonischen Tim Roth als Meister-Manipulator als Antagonisten. Für mich bislang eins der Highlights.

KIDS VS ALIENS, tja… keine Ahnung, wer Zielgruppe dieses Films ist, für erwachsene Horrorfans ist er eigentlich deutlich zu nervig, denn die Protagonisten sind fast permanent herumschreiende Kids. Für Kids wiederum sind die Handvoll Splatterszenen im letzten Drittel aber wiederum eigentlich deutlich zu hart. Gutes kleines Partyfilmchen für Festivals vielleicht, aber dürfte ansonsten Probleme haben. (Und wer irgendwas in Richtung HOBO WITH A SHOTGUN erwartet hat: nein. Geld für richtig böse Splattereffekte gab es diesmal wohl nicht.)

Abgesehen von allem anderen ist es interessant/lustig, wie heftig CERDITA/PIGGY hier beworben wird. Der Film startet am 13.10. in Spanien in den Kinos und wird wohl als nationaler Blockbuster in Spe eingeschätzt.



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Mon Dieu, Quentin Dupieux! In Sitges laufen dieses Jahr gleich zwei Filme von ihm - den einen, INCREDIBLE BUT TRUE, kennen wir schon von den FFF Nights, den anderen, SMOKING CAUSES COUGHING, werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Vielleicht das Wildeste, Unerklärlichste und auch Blutigste, das der Herr bislang gedreht hat. Tobacco Force for the win! Enthält in seiner absurden Story auch eine eigene kleine Anthologie, etwa „Campfire Tales à la Quentin Dupieux“. Einen sprechenden Fisch gibt’s auch, und das Ende der Welt (oder auch nicht). Sensationell.

Dann kam AMAZING ELISA von Sadrac González-Perellón (BLACK HOLLOW CAGE, DEATHCEMBER), der mit jeder Menge spanischer Star-Power aufwartet und deshalb beim Red-Carpent-Event mit Boygroup-Fan-ähnlichen Kreischexzessen gesegnet wurde. Mehr ein intellektuelles Revenge-Drama als ein echter Genre-Film, etwas zu lang, aber hochinteressant.

IRATI dann war irgendwie der HERR DER RINGE auf baskisch und mit mehr Horror. Mittelalterliches Fantasy-Epos mit Folk-Horror-Motiven und Bildern zum Niederknien. Exoten-/Geheimtipp!

4 „Gefällt mir“

Vorhin nun PEARL gesehen, und bin gespalten. Einerseits kann man ja nie zu viel Mia Goth bekommen, andererseits reicht ihre starke Präsenz doch eher nicht aus, um einen knapp 2 Stunden langen Film quasi im Alleingang zu füllen, der sehr lange braucht, um in die Gänge zu kommen. Der Einstieg ist wunderschön, das letzte Drittel (und insbesondere die durch die End Credits „hindurchgehaltene“ Schlussszene) ist famos und bietet den erwarteten/erhofften Psychosen-Overkill, dazwischen zieht es sich aber leider manchmal. Zudem ist der größte Teil des Films stilistisch sehr „normal“ bzw. unspektakulär gehalten. Trotzdem natürlich eine schöne, inhaltlich (von ein, zwei Logikfehlern abgesehen) schlüssige Ergänzung zu X - der war aber eindeutig unterhaltsamer. Naja, dafür wird hier, speziell im ersten Drittel, viel Deutsch gesprochen :wink:

2 „Gefällt mir“

Klingt so als hättest du einiges für die White Nights entdeckt.

Auf jeden Fall. Kommt ja auch noch einiges (sind noch 4 Tage hier) und ich habe hier längst nicht alles genannt, sehe insgesamt ca. 45 Filme.

Vielleicht hab ich morgen noch Zeit, mehr dazu zu schreiben, aber echte Bretter sind zB PROJECT WOLF HUNTING und SISU.