Ich weiß, hier wurde schon über Nolans neuen Streich getextet, aber ich bin der Meinung, der Film, der das Kino retten soll, verdient einen eigenen Thread…
Nachdem aber allen klar ist, dass wir Cineasten die Pflicht haben, TENET mehrmals zu sichten, will ich hier nichts weiter spoilern, sondern füge nur eine lose Liste an, warum ich diesen Ausnahme-Regisseur so liebe - alle Punkte können in TENET überprüft werden.
Wenn bei Nolan ein Flugzeug crasht, braucht er keine Computertricks. Er crasht einfach ein Flugzeug.
Nolan baut in einen Millionen-Blockbuster eine feministische Kritik an gesellschaftlichen Kastensystemen ein.
Nolan muss seinen Hauptdarsteller nicht auf einen Schemel stellen, wenn der sich mit einer ein Kopf größeren Blondine unterhält. Schönen Gruß an Tom Cruise.
Nolan muss keinen Bond-Film drehen, hat es aber jetzt gemacht - mit diverser Besetzung und mehreren selbstironischen Meta-Kommentaren dazu, dass dies hier kein Bond-Film ist.
Nolan muss und soll die Leute wieder in Massen ins Kino bringen. Statt mit CGI und jeder Menge Gedöns aber einen konsumistischen Eskapismus zu fördern und intellektuell zu unterfordern, überfordert er alle, so dass man fast gezwungen scheint, TENET mehrmals zu sehen (und dafür auch zu bezahlen). Das Argument, zum Drehbeginn noch gar nichts von Corona geahnt zu haben, zählt nicht, weil ich mir sicher bin, dass Nolan daheim bestimmt so ein Zeit-Inversions-Dingens hat.
Und wer nicht weiß, was das sein soll, muss halt jetzt wirklich reingehen.
Lohnt sich.
Wirkt wie das Experiment eines Filmphysikers, der sich an dem raffiniertem Versuchsaufbau ergötzt und auf den ganz großen Coup hofft. Leider hat Tenet das gleiche Problem wie Dunkirk, nämlich seine Leblosigkeit. Mit fehlt da völlig die emotionale Mitnahme des Zuschauers. Man hat zu keinem einzigen Charakter einen Bezug, lediglich der weiblichen Hauptdarstellerin kann man eine echte Motivation für ihr Handeln abnehmen. Washington spielt das Ding souverän runter, mit dem könnte ich mich zukünftig gerne in weiteren Rollen anfreunden. Aber seinem Charakter fehlt eben auch jegliche Tiefe. Kenneth Branaghs Charakter geht eigentlich fast schon als Parodie durch, aber das Lachen fällt einem trotzdem schwer, weil die ganze Chose so dermaßen ernst daher kommt, dass man gar nicht mehr weiß, was Humor eigentlich sein soll. Lediglich zu Beginn gibt’s ein paar ganz coole Sprüche, das erledigt sich aber recht schnell. Eigentlich wirkt alles unglaublich verkrampft und dadurch äußerst uncool, obwohl wahrscheinlich das Gegenteil erzeugt werden wollte. Die Geschichte bockt letztendlich eh keinen mehr, weil’s halt doch wieder der übliche Zeitschmuh ist, auch wenn Nolan das schön verschachtelt hat. Der Score ist im Prinzip nicht verkehrt, aber das dauernde Bassgewummere ist irgendwann doch etwas nervenzehrend. Die Actionsequenzen kann man im Prinzip auch vergessen, da der Grad der Dynamik recht bescheiden bleibt, auch wenn man optisch einiges auffährt. Mit Nolan bin ich definitiv durch. Die letzten Filme waren alle mehr oder weniger Rohrkrepierer (Tenet, Dunkirk, Interstellar, Rises). 3,5/10
Das sind diese Filme bei denen, wenn sie dann mal im TV laufen, meine Freundin immer den Ton leiser stellt, weil uns das VIEL zu laut ist, man DANN allerdings ständig wieder „hochdrehen“ muss, weil man sonst die Dialoge nicht versteht - auch nicht in der deutschen Fassung. Ich hasse sowas und mit diesen krachbumm Actionfilmen kann ich sowieso nichts anfangen. Tenet werde ich mir dennoch mal geben, auch wenn ich glaube das bewitched mit ihrer (seiner?) Kritik wahrscheinlich richtig liegt und ich einen recht kommerziellen Krachbumm-Film befürchte. Aber es glimmt noch ein Funken Hoffnung, das sich unter der Oberfläche eine Art „Primer“ befinden könnte … Und wenn Herr Kees einen Film ausnahmsweise mal nicht versteht, kann er so doof gemacht eigentlich nicht sein
Oder besonders doof gemacht ! In dem Fall aber nicht der Fall. Ich habe mir TENET zum Teil durch Sekundärquellen (s.o.) „erarbeitet“, werde ihn mir aber nächste Woche tatsächlich nochmal in der OmU ansehen, dann folgt auch eine Review (toitoitoi).
Und da Du ja auch Freude an WESTWORLD (Skript: Christopher Nolans Bruder Jonathan) hattest (und offensichtlich auch PRIMER), wirst Du bestimmt an einigen Aspekten des Films Gefallen finden.
Zum zweiten Mal gesehen, diesmal in der OmU. Habe ich jetzt alles verstanden? Nein. Nur endlich die Dialoge. Habe ich trotzdem eine Review geschrieben? Warum nicht? Nolan hat ja auch einen Film gemacht, ohne ein schlüssiges Drehbuch zu haben .
Tenet Ich war heute genau in der richtigen Stimmung für diesen Mix aus Action und Kopfarbeit. Dennoch muss der Film erstmal nachwirken. Und wenn mich jemand fragen würde wie ich ihn fand, fiele mir wohl als erstes „LAUT“ ein. Und das ist nicht unbedingt positiv gemeint, denn mit Nachwirken meine ich auch das sich mein Trommelfell wieder beruhigen muss. Ich hoffe der Tinnitus verschwindet bald. Ich kann mir nicht vorstellen das Nolan und sein Team ein gutes Gehör haben, so wie die letzten Filme abgemischt sind. Die in Interviews begründete „Anpassung“ an höher standardisierte Soundsystem moderner Kinos (siehe auch oben von todi verlinkten IndieWire Artikel) kaufe ich da auch nicht mehr ab, denn erstens hat das Savoy ja z.B. ein gutes Soundsystem. Und zweitens gibt es dennoch einige Sequenzen in TENET, in denen kaum etwas zu verstehen ist, was eben am Sound/Story Konzept liegt. Wenn z.B. wichtige Story Details gesprochen werden aber andere Gerüsche (Motoren z.B.) das gesprochene dermaßen überlagern, das kaum noch etwas zu verstehen ist usw. Ich kann zumindest in dieser Hinsicht verstehen, wenn Kinobesucher Nolan Filme meiden. Seit Bane’s Maske geht das nun schon so, INTERSTELLAR war brachial und DUNKIRK habe ich u.a. genau deswegen gemieden…Die 70mm Optik heute war allerdings klasse!
Die Kritik an DUNKIRK kann ich nicht nachvollziehen. Hatte den im Berliner IMAX gesehen und halte ihn tontechnisch gesehen für den besten Film mit dieser (Lautstärken-)prämisse ever. So klar und eindrucksvoll direkt im Geschehen, einfach unbeschreiblich genial.
Schade, dass es das Kino nicht mehr gibt, hätte dort sonst gerne zum Vergleich TENET gehört.
…und wird vermutlich bis mindestens zum Start des neuen Bond der einzige Blockbuster bleiben, der in den Kinos läuft. Wenn die Verschiebe-Orgie der letzten Monate weitergeht, dann sogar noch länger. Die „schwarze Null“ für Warner ist möglich und ich würde es ihnen wünschen.
Tenet wird in den USA bereits am 15. Dezember auf 4K, Blu-ray, DVD und digital veröffentlicht. Im 4K UHD-Paket mit Blu-ray ist dann auch die einstündige Dokumentation „Looking at the World in a New Way: The Making of Tenet“ zu finden. Laut des Branchendienstes „Deadline“ kostet die 4K UHD 44,95 Dollar, die Blu-ray 35,99 Dollar und die DVD 28,98 Dollar.