The Strange Ones - SPOILER

Ich habe diesem Film eine sechs gegeben, aufgrund der ganzen Thematik. Kann durchaus sein, dass ich da etwas falsch sehe. Auf alle Fälle hat der eine Mamasaite angesprochen.

Man sieht einen jungen Mann, ca. 30 (?) und einen Jungen, wirkte auf mich wie 13, höchstens 14, die mit dem Auto durch eine einsame Gegend fahren. Der Junge erklärt, dass er mit seinem großen Bruder zum Campen fährt. Was ich gut rübergebracht finde, ist, dass man merkt, dass das so nicht stimmt. Es beschleicht einen ein unbehagliches Gefühl, da man die Beziehung der beiden nicht richtig einordnen kann. Für eine Entführung ist das Verhalten des Mannes gegenüber dem Jungen zu zurückhaltend, der Junge hat auch, so scheint es, keine Angst vor ihm. Fast wirkt es, als hätte der Junge das Sagen.

So und jetzt kommt mein Problem mit dem Film: auf mich wirkte das Ganze erst mal so als würde der Regisseur Pädophilie gut heißen. Sozusagen Werbung dafür machen. Mir ist schon klar, dass ein 13 jähriger durchaus eine Schwärmerei für seimen coolen Nachbarn entwickeln kann. Noch dazu, wenn sich der mehr um ihn kümmert als der eigene Vater. Aber irgendwie ging mir die Darstellung der Beziehung zwischen den beiden sehr gegen den Strich. Auch wenn, zugegebenermaßen, das ganze nur im Kopf des Betrachters stattfindet, gezeigt wird es ja nicht. Allerdings thematisiert.

Die andere Szene, die ich ziemlich unmöglich fand, war, als der Junge mit einer Klassenkameradin, die ja ungefähr im selben Alter ist, in ihrem Zimmer ist. Sie macht sich an ihn ran, im letzten Moment weist er sie aber ab und geht aus dem Zimmer. Dass Kinder in diesem Alter anfangen, auszuprobieren und neugierig auf den Körper des anderen sind, ist hier nicht das Problem. Ich fand nur, dass die Darstellung der Handlung eher Erwachsenen entspricht, und die sexualisierte Darstellung von Kindern (für mich waren die eben noch kindlich) ist für mich ein absolutes no go. Wäre eventuell anders gewesen, wenn es sich um 16, 17 jährige gehandelt hätte, oder die Bettszene anders dargestellt gewesen wäre.

Was mir auch nicht gefallen hat, war die Kamera, zuviel Weichzeichner und Punktabzug gab es auch für die heftige Wackelkamera in der Mitte.

Let the discussion begin

Mmmh, also ich denke das Thema Pädophilie entsteht im Kopf des Betrachters und das durchaus vom Regisseur beabsichtigt (wurde im Film auch kurz angesprochen, wenn ich mich recht erinnere) aber tatsächlich war da nichts, jedenfalls nicht mit dem Nachbarn. Der Junge hatte vielleicht tatsächlich eine Zuneigung zu dem Mann, die aber vermutlich dem vorgehenden Geschehen geschuldet ist. Der Junge war ja schon vor der Tötung des Vaters mehr beim Nachbarn als zuhause, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Wobei ich noch rätsele, wer ihn getötet hat, der Junge schien es zu tun aber das wirkte auf mich viel mehr wie eine Vision. Es ist jedoch möglich, weil dieser offenbar derjenige war, der den Jungen misshandelt hat. Dann macht aber die Vernichtung von Beweisen und die Flucht weniger Sinn, weil der Nachbar damit ziemlich offensichtlich die Schuld auf sich lädt.

Die Szene mit der Klassenkameradin kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht einordnen. Vielleicht ist der Junge durch die väterliche Misshandlung berührungssensitiv und diese Szene sollte das zeigen?

Ähmmm, ich habe den Film mit seiner Auflösung aber mal komplett anders verstanden :grin:
Und zwar dahingehend, dass es den “Bruder” bzw. Nachbarn in Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Und demzufolge auch die “Flucht” mit ihm nie stattgefunden hat. Und die Szene mit der Klassenkameradin auch nicht.

Meine Deutung, in Kurzform: der Junge hat seinen Vater umgebracht, das durch die Brandstiftung getarnt, und wurde im Jugendheim auf dem Land untergebracht. Um das Ganze zu verarbeiten, hat er sich die gezeigte Story ausgedacht und “real werden” lassen.

Warum ich das glaube? Da ist die Szene ganz am Anfang des Films. Kaffeetasse. Und der Nachbar sagt dem Jungen, dass er selbst entscheidet, was Realität ist. Exakt dieselben Worte wählt der Leiter des Jugendheims am Ende des Films. Dann gibt es die Höhle: Der Nachbar erzählt, er hat sie betreten und kam “als ganz neuer Mensch” heraus. Am Ende sehen wir den Jungen vor der Höhle stehen und langsam auf sie zugehen. Dabei überblendet sein Bild ganz kurz in das des Nachbarn.

So, fertig. Klingt bizarr? Kann sein, aber damit macht für mich das vorher Gezeigt rundum Sinn. Wäre natürlich irgendwo eine billige Lösung. Aber sie funktioniert.

Und darum fand ich den Film dann am Ende auch bei Weitem nicht mehr so schlecht wie vorher, wo er mich doch sehr gelangweilt hatte. Denn dieses Ende (in meiner Deutung) stellt alles auf den Kopf und sorgt für eine angenehme Hirn-Verknotung. Insgesamt bekommt er deshalb von mir 5,5 Punkte. Michaela, hast du ihm 6 Punkte oder die Fresh-Blood-Note 6 gegeben?

Ah so? Auf eine solche Variante bin ich gar nicht gekommen. So macht das aber auch Sinn, da der Junge ja plötzlich wieder im Heim ist. Vielleicht war der Nachbar aber auch die Wunschvorstellung von seinem Vater, irgendwie sahen sich Vater und Nachbar ähnlich??? Und ein Umzug stand wohl bevor.

6 Fresh Blood Note, weil mich die Thematik so aufgeregt hat. Mama halt.

Oh, ja das macht durchaus Sinn! Die Sache mit der Realität hatte mich während des Films beschäftigt aber danach hatte ich das verdrängt.

Noch ein Detail, das meine These stützen könnte: Sam nutzt den Tarnnamen “Jeremiah”. So heißt einer der Jungs, den er später im Jugendheim trifft. Und der sagt sogar: “Er hat meinen Namen geklaut!”

-> spricht für mich dafür, dass sich Sam seine echte Realität in eine Story umgemodelt hat.

Und die kleine schwarze Katze, die ihm ständig über den Weg läuft, hat da sicher auch was zu bedeuten…

Fand den auch ganz interessant, gerade mit der “Auflösung”. Die Reise dahin war auch atmosphärisch und auch nicht anstrengend. Habe nach dem Kino recht viel drüber nachgedacht, sehr ambivalente Charakterzeichnung auch.

Und wie man’s letztlich auch interpretiert: Dass man mit 13 einen Crush auf jemand Älteres hat ist jetzt nicht unbedingt wahnsinnig überraschend oder schockierend und der Film nimmt das Thema ja ernst.

Siehe auch The Crush mit Alicia Silverstone :grinning: