Aktuelle Genrefilme

Nett und ungefähr so „gruselig“ wie SCARY STORIES, aber zumindest nicht so ein Ärgernis wie die BOOKS OF BLOOD. Läuft auf Shudder.

Ein echter Geheimtipp, den man sich weder von IMDb noch vom Trailer spoilern lassen sollte. In meiner Review nur minimal gespoilt am Ende (mit Warnung!). Läuft auf Apple.

Ach Du meiiine Güte, besser an Halloween noch mal die Peanuts anschauen und auf den „großen Kürbis“ warten, das bringt mehr Grusel, und das meine ich wirklich ehrlich. Ich mochte die „Scary Stories“ schon nicht wirklich, aber hier begeben wir uns auf Kleinkinder-Niveau. Bis auf den wirklich netten und kaum vorhersehbaren Twist in der „Babysitter“ Folge gibt es weder Spannung, noch Grusel oder Überraschungen. Da helfen auch nicht die von erster Sekunde zugegebenermaßen posch in Szene gesetzten Bilder oder die zumindest in Teilen bemüht atmosphärisch gefilmten Szenen, die zwar nie so richtig billig aussehen, aber trotz der bemüht wirkenden Produktion leider auch keine Sekunde lang so richtig fesseln können. Horror für die Kleinkinder, deren Babysitter an Halloween eingeschlafen sind, und hier schließt sich dann auch der Kreis. Gähn.

Naja, eine Herrengeburt durch die Urethra würde ich jetzt nicht unbedingt einem Kleinkind zumuten, aber im Grunde stimme ich Dir zu. Man kann den Film gut finden, wenn man ihn nicht als Horrorfilm sieht.

Kann mich nicht mehr dran erinnern wann ich zum letzten Mal einen Film sofort geguckt habe als er per Post ankam. Heute dann mit einer Bekannten „Guns Akimbo“ und ein echter Ritt. Ne Mischung aus Crank, Officer Downe und Hardcore Henry, ein perfekter FFF oder Obscura Film. Teilweise in München gedreht und gefördert. So hart fand ich den nicht, halt viel CGI Blut, Einschusslöcher und einmal zwei Finger ab.

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Schöner Beitrag vom BR, der in den ersten 5 min. u. a. RELIC featured. Marcus Stiglegger wird auch zu Wort gebeten. Und in den „Shortcuts“ geht’s ab Minute 9 auch kurz um GUNS AKIMBO.

Ich kann es selbst kaum glauben, da unsere Geschmäcker und Meinungen für gewöhnlich weit auseinandergehen, aber in dem Fall gebe ich Dir und den meisten von Dir zitierten Stimmen absolut recht. Review folgt im Weihnachtsfilmethread.

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UNHINGED

Der Road Rage-Thriller ist in etwa so subtil wie Russel Crowes anthrazitfarbener Monster-SUV, aber er hat, was ein guter Thriller braucht: ein trotz allen Irrsinns glaubhaftes Szenario, ein ordentliches Tempo und einen unberechenbaren, brutalen Psychopathen, dem man wirklich alles zutraut. Russell Crowe, der hier gleich wirkt wie zwei Russel Crowes, packt seine Rolle mit beiden Händen und macht so aus einem solide (wenn auch etwas klischeehaft strukturierten) Actionthriller ein perfides Psychospiel. Spannend.

THE WOLF OF SNOW HOLLOW

Jeder in Snow Hollow ist sich sicher, dass die bestialischen Morde an jungen Frauen auf Kosten eines Wolfes gehen – die Bürger, die Presse und sogar die Mitarbeiter des Sheriffbüros. Nur Officer Marshall will davon nichts hören. Schon gar nichts von einem Werwolf. Dabei hat er als ständig rückfälliger Alkoholiker selbst massive anger management issues. Zudem muss er laufend darauf achten, dass sein Vater, der Sheriff, mit seinen Herzproblemen endlich kürzer und seinen Posten an ihn abtritt. Alles in Snow Hollow scheint ein wenig „off“ zu sein, eine Spur überdreht, so dass Robert Foster (sehr rührend in seiner letzten Rolle) nicht das einzige ist, was hier an TWIN PEAKS erinnert. Jim Cummings‘ (Hauptrolle, Drehbuch und Regie!) etwas andersartiger Genrefilm ist tragisch und komisch zugleich, ist keine Horrorkomödie, aber ein Film, in dem horrende Dinge passieren und der gleichzeitig von einem ganz eigenen trockenen Humor durchzogen wird. Ein bisschen wie FARGO – mit Fell.

ANTEBELLUM

Die eindrucksvoll choreografierte Plansequenz auf einer Südstaatenplantage, die den Film eröffnet, bildet gleichzeitig auch schon seinen Höhepunkt. Danach kommt nicht mehr viel. ANTEBELLUM hat zwar eine ganz ordentliche Grundidee, die Elemente aus GET OUT, THE VILLAGE und WESTWORLD kombiniert, versteht es aber nicht, daraus Spannung, Schrecken oder eine interessante Story zu generieren. Der Film bleibt viel zu lange in seinen Welten von Sklavenfolter und -erniedrigung, beziehungsweise Promiglamour und Girl‘s Night und vergisst dabei, Beziehungen zwischen ihnen aufzubauen, die den Zuschauer miträtseln lassen. Auch die Auflösung bringt statt dem wohl erwünschten „Aha“-Effekt gerade mal nur ein „Naja“.

THE DROVING

THE WICKER MAN, MIDSOMMAR und KILL LIST wurden schon zum Vergleich mit diesem Low-Budget Folk-Horror herangezogen, aber bis auf die fantastischen Landschaftsaufnahmen (gedreht wurde im englischen Cumbria) hat dieser nichts zu bieten, was an die genannten Klassiker heranreichen würde. Die Story ist zwar solide, aber letztlich auch arg simpel, einzelne Szenen sind schön atmosphärisch geraten, aber filmisch ist das Ganze so unspektakulär und dialoglastig, dass sich statt Spannung hauptsächlich Langeweile breit macht.

Die letzten Filme des Jahres, passend zur Jahreszeit: Mads Mikkelsen und George Clooney im Schnee und David Fincher wie immer eiskalt.


POLAR

Auftragskiller kurz vor dem Ruhestand soll von einer illustren Killerriege ausgelöscht werden, damit das Syndikat die teure Pension spart. Damit sind die zwei Stunden Filminhalt auch schon vollständig erzählt. Jonas Åkerlunds Nachfolgefilm zu LORDS OF CHAOS ist ein völlig überzogener, ultrabrutaler Comic-Book-Trash, bei dem sich der Musikvideo-Regisseur erstmals seit SPUN mal wieder so richtig stilistisch austoben kann – mit grellbunten Aufnahmen, Schnittgewitter und schrägen Typen in stylischer Kulisse. Mads Mikkelsen ist gewohnt charismatisch, allerdings wirken manche seiner Szenen wie aus einem anderen, deutlich seriöseren Film. Insgesamt eher ein unausgegorener, klischeehafter Mischmasch, der sich nur wegen seiner Schauwerte lohnt.

ARCTIC

Nach Sandra Bullock im Weltall, James Franco in einer Felsspalte und Robert Redford auf hoher See nun also Mads Mikkelsen im ewigen Eis. Der Survivalthriller um einen abgestürzten Piloten ist irrsinnig spannend – weil er ungeheuer glaubhaft ist. Bis auf wenige verzeihliche Ausnahmen bestimmen hier keine unglücklichen Zufälle die Handlung, alles könnte genau so passieren, die unmenschliche Kälte ist spürbar, jeder Schmerz tut weh, einen beladenen Schlitten einen Berg hochzuziehen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit und auch der Eisbär stammt nicht aus dem Computer. Ein beachtliches Regiedebut.

THE MIDNIGHT SKY

Etwas klischeehaftes Endzeit-Sci-Fi-Drama, das sich wegen zweier gut inszenierter Spannungsszenen und einem ziemlich abgeranzten George Clooney lohnen – das ist mehr, als beispielsweise AD ASTRA zu bieten hatte, wenn auch nicht viel. Ansonsten ist der von Clooney auch inszenierte Film zwar solide, insgesamt jedoch eher ereignisarm, im Vergleich zu zahlreichen ähnlichen Filmen zu redundant und gegen Ende mit seinen INTERSTELLAR Anklängen auch recht kitschig.

MANK

David Finchers exklusiv für Netfllx gedrehtes Biopic über den CITIZEN KANE Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz ist ein Melodram mit Dialogen wie aus einer Screwball-Comedy. Das und ein paar von Finchers üblichen inszenatorischen Spirenzien gestalten den überlangen Film noch einigermaßen kurzweilig. Denn MANK ist kein Film für die Masse und selbst Hardcore-Cineasten werden dem Werk in seiner gewollt künstlerischen, dabei aber höchstens künstlichen Art, die Filmtechnik der frühen „Talkies“ wiederzubeleben, wenig abgewinnen können. Auch wenn Fincher sich hier ein Traumprojekt verwirklicht, das auf dem Drehbuch seines Vaters basiert, sollte man kein Rührstück erwarten – sein MANK ist kühl wie ein Fisch und orientiert sich mehr am Zynismus seiner Hauptfigur als an den Emotionen, die das Drama um Alkoholismus, politische Intrigen und die Auseinandersetzung um Citizen Kane hergeben würde. Hierfür empfiehlt sich vielmehr die spannende Doku THE BATTLE OVER CITIZEN KANE, die sowohl interessante Hintergründe zu Orson Welles als auch zu Randolph Hearst bietet. Der auf der Doku basierende TV-Film RKO 281 hingegen mit John Malkovich in der Rolle des „Mank“ nimmt es mit der Wahrheit leider nicht ganz so genau und verbreitet lieber die populären aber unbestätigten Gerüchte – wie z. B. dass „Rosebud“ Hearsts Kosename für die Vagina seiner Geliebten war.

Dann wäre es jetzt mal sehr spannend herauszufinden, ob unsere „Rosebuddies“ Ihren Firmen Namen womöglich von diesem „unbestätigten Gerücht“ entlehnt haben? :grinning:

Ich glaube, das liegt nahe :laughing:.

Nachdem Koch Films Ende letzten Jahres den original 2017 erschienen Kriegsfilm Battleship Island veröffentlicht hat, geht die Spätveröffentlichung koreanischer Filme weiter. Am 25. März 2021 veröffentlicht Koch Sea Fog, der ursprünglich 2014 rauskam und damals auch Südkoreas Beitrag für die Oscars war. Der Film wurde von Bong Joon-ho produziert, weshalb ich ihn damals, als Koch den Instagram-Account für Parasite anlegten, denen vorgeschlagen haben, Sea Fog mit auf’s Mediabook für Parasite zu packen, damit der Film auch mal in Deutschland offiziell zu beziehen ist… Nun erscheint der Film also getrennt.

Außerdem bringt Splendid am 26. März den 2017 erschienen Sci-Fi-Actionfilm Fabricated City heraus. Fand den Film gut, kann mich aber kaum noch an die Handlung erinnern…

Vier Empfehlungen (und eine Warnung) aus meinem Heimkino.

RUN

Besonders originell ist dieser Thriller nicht, der „Twist“ ist schneller klar, als man fehlerfrei „Munchausen by proxy“ aussprechen kann. Darüber hinaus stand das Thema gerade erst in zahlreichen namhaften Serien wie SHARP OBJECTS, THE POLITICIAN oder THE ACT im Mittelpunkt. Aber sei‘s drum, der Film macht selbst nicht lange ein Geheimnis daraus und lebt vielmehr von der psychologischen Bedrohung, der sich die Hauptdarstellerin ausgesetzt sieht – sowie natürlich von den Performances. Aneesh Chaganty, Regisseur des ebenfalls soliden SEARCHING liefert mit RUN einen okayen Thriller ab, der nach Hitchcock und King schielt, deren Klasse aber nie erreicht. Aber wer sich eine illegitime TV-Fortsetzung von MISERY wünscht, wird hier ganz gut unterhalten.

HAPPY TIMES

Eine Dinnerparty unter israelischen Verwandten und Bekannten in einem noblen Anwesen in L.A. entgleist aufgrund aufgestauter Animositäten, Neidereien, Eifersucht, Drogencocktails, Alkohol, Dickpics, herumliegender Waffen und einer Verkettung unglücklicher Umstände. Was als subtil bissige Satire im Stil früherer Almodóvar-Filme wie FRAUEN AM RANDE DES NERVENZUSAMMENBRUCHS beginnt, wird zunehmend abstruser und blutiger, bis sich am Ende in jedem Zimmer die Leichen türmen. Eine herrlich böse schwarze Komödie, kurzweilig, turbulent und immer kurz vor der Hysterie, aber nie nervig, die durch ihren hebräisch-englischen Sprachmix zusätzlichen Charme gewinnt.

ECHOES OF FEAR

Schon Brian Avenet-Bradleys DARK REMAINS (2005) war ein gelungener kleiner Schocker, den richtigen Durchbruch hat er leider noch nicht geschafft. Sein jüngster Low-Budget-Horror mit dem 08/15-Titel ECHOES OF FEAR hat zwar seine ganz offensichtlichen Limitierungen (Ausstattung, Kamera, Schauspiel, Regie, Pacing), aber er hat Ambitionen, die deutlich über einen durchschnittlichen Haunted-House-Spuk hinausgehen. Daraus wird zwar kein zweiter I SEE YOU, aber zumindest bietet der Film eine spooky Atmosphäre, eine spannende Entwicklung, mit der man so nicht gerechnet hätte und mindestens einen so effektiven Jumpscare, dass einem noch Minuten später die Nackenhaare zu Berge stehen.

THE DARK AND THE WICKED

Papa liegt im Sterben, Mama verliert den Verstand und die erwachsenen Geschwister sehen sich zudem noch mit der Inkarnation des Leibhaftigen konfrontiert. Regisseur Bryan Bertino hat den großartig spannenden THE STRANGERS, aber auch den unterdurchschnittlichen THE MONSTER geschrieben und inszeniert sowie das miese STRANGERS-Sequel produziert. THE DARK legt nahe, dass THE STRANGERS wohl ein Glücksgriff war. Der Film scheitert vor allem an seiner Überambitioniertheit. Hier wird wirklich alles zusammengeworfen, was geht – Geschwisterzwist, Abschied von den Eltern, Heimsuchung und Horror. Sinn macht das alles nicht, es nervt vielmehr. Schade auch um die ansonsten immer charismatische Marin Ireland (SNEAKY PETE, UMBRELLA ACADEMY), deren schauspielerische Leistungen hier auf Schreien, Weinen und Selbstverstümmelung reduziert werden. Wie man relevante menschliche Themen mit Genremotiven kongenial vereint, zeigt ein Film wie RELIC, das hier ist trotz ein paar gelungener Schreceknsmomente eher eine Horor-Showreel.

7500

Autor und Regisseur Patrick Vollrath setzt bei seinem Langfilmdebut wie schon Paul Greengrass bei UNITED 93 konsequent auf dokumentarischen Realismus: Der deutsch-englisch-sprachige Hijacking-Thriller wurde nahezu ausschließlich im Cockpit eines echten Flugzeugs gedreht, der Kapitän wird von einem ehemaligen Piloten gespielt und die Schauspieler mussten ihre Bewegungen auf dem engen Raum komplett improvisieren. Die Rechnung geht auf: Von der ersten Minute an hat man hier den Eindruck, ganz vorne hautnah mit dabei zu sein, vom Start-Check über die Versuche, das Cockpit zu stürmen, bis zum bitteren Ende. Das hier ist definitiv nichts für Menschen mit Flugangst. Joseph Gordon-Levitt ist großartig als Everyman-Pilot, der plötzlich über Leben und Tod entscheiden muss und dabei nicht nur Regularien, sondern auch eigene Prioritäten abwägen muss(seine Partnerin ist als Stewardess mit an Bord) – das hier ist sein CAPTAIN PHILIPS. Einziger Wermutstropfen sind die etwas klischeehaft gezeichneten Entführer, ansonsten ist das verdammt spannendes Kino, das es leider nie auf eine Leinwand geschafft hat.

By the way, das war Beitrag Nr. 666 in diesem Thread. Uuuaaah.

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Empfehlungen und Entdeckungen von meinem kleinen privaten Ersatz-FFF im Januar:

BLOOD ON HER NAME

Matthew Popes Langfilmdebüt, angesiedelt kurz vor „Coen Country“, widmet über die Hälfte seiner gesamten Laufzeit einem Thema, das in anderen Genrefilmen gerade mal eine Szene bekommt – die Beseitigung einer Leiche. Wer da wie und warum ums Leben kam, scheint offensichtlich und nachvollziehbar. Wirklich klar wird es aber erst im Verlauf des Films. Und zwar nicht durch die ansonsten üblichen Flashbacks, sondern durch gutes altes Storytelling. Der bedrückende, äußerst spannende small scale Thriller überzeugt nämlich durch ein überraschend gutes Drehbuch, eine Inszenierung, die vieles zeigt, was andere Filme ungelenk von ihren Figuren erzählen lassen sowie eine starke Hauptdarstellerin (Bethany Anne Lind, OZARK), mit deren Figur man selbst dann mitfühlt, wenn sie die schlechtesten Entscheidungen ihres Lebens trifft. Ein kleines feines Thrillerhighlight, das noch in der vorletzten Einstellung überrascht.

ANYTHING FOR JACKSON

Audrey und Henry sind ein überaus freundliches und modernes älteres Ehepaar. Ach ja, und sie sind Satanisten. Und haben eine schwangere Frau entführt, um ihren verstorbenen Enkel Jackson wiederzuerwecken. Diese Ausgangssituation bietet natürlich jede Menge satirisches Potenzial, doch wird dieses nur am Rande ausgespielt, den Horror nimmt der Film äußerst ernst und einige Szenen sind wirklich sehr spooky und bedrohlich. Denn die beiden Hobbysatanisten hätten wohl beide im Lateinunterricht etwas besser aufpassen sollen… ANYTHING FOR JACKSON ist ein ungewöhnlicher okkulter Entführungsthriller, der mit viel Liebe zum Genre und reichlich Spielfreude umgesetzt ist und der sein mangelndes Budget mit Ideenreichtum und einigen Überraschungen ausgleicht. Eine Wohltat für alle Horrorfans, die nicht immer denselben Film sehen wollen.

GUNS AKIMBO

Die Emanzipation von Harry Potter, Teil XII: Daniel Radcliffe hat von Allen Ginsberg über Frankensteins Igor, Teufel und Neonazi bis hin zur furzenden Leiche schon so ziemlich alles gespielt, um den Zauberlehrling vergessen zu machen und die Herzen der Genrefilmliebhaber zu erobern. Und was soll man sagen – er wird darin immer besser. Gemeinsam mit Horror-Indie-Darling Samara Weaving als ultimative Badass-Killerin bringt er genau die nötige Chemie auf die Leinwand, um dieses wildgewordene Actionfeuerwerk auch emotional zu tragen. Anfangs meint der Film noch, mit möglichst crazy Kamerakunststückchen Eindruck schinden zu müssen, entspannt sich dann aber und vertraut auf seine Darsteller und Stuntleute, die hier alle einen exzellenten Job machen. GUNS AKIMBO erfindet das Genre des Extrem-Actionfilms nicht neu, setzt es aber nach Filmen wie CRANK, SHOOT EM UP und HARDCORE HENRY sehr unterhaltsam und schön gewalttätig fort. So macht das Spaß.

ESCAPE FROM PRETORIA

Die Idee, sich Zellenschlüssel einzuprägen und diese dann aus Holz nachzubasteln ist komplett irre. Aber das ist die Idee, andere Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe wie Dreck zu behandeln, auch. Beruhend auf einer wahren Geschichte erzählt das Debüt Francis Annans von der eigentlich spektakulär unspektakulären Flucht politischer Gefangener im Südafrike zu Zeiten der Apartheid. ESCAPE FROM PRETORIA hat dabei alles, was ein fesselnder Gefängnisausbruchsfilm braucht, sympathische Helden im Kampf für das Gute, ein verachtenswertes System auf der Gegenseite und genügend spannend inszenierte Nägelkau-Szenen während der zahlreichen „Generalproben“ des geplanten Ausbruchs. Die ansonsten üblichen gewalttätigen Gefängnisklischees sind hier erfreulicherweise abwesend, der politische Kampf eint die Häftlinge und die Mörder sitzen ohnehin in einem anderen Trakt. Daniel Radcliffe – als einziger namhafter Star – verschwindet hinter seiner unglücklichen Perücke und dem 70er-Brillengestell, aber auch im starken Ensemble seiner Schauspielkollegen. Fazit: Spannender, sehr kurzweiliger Thriller, der die Tradition von Klassikern wie PAPILLON, ESCAPE FROM ALCATRAZ oder MIDNIGHT EXPRESS fortsetzt, auch wenn er nicht ganz deren Intensität und Klasse erreicht.

Wo kann man die sehen? Grad der erste würd mich interessieren. :kissing_heart:

Mit einem amerikanischen amazon Account kannst Du BLOOD ON HER NAME (und ANYTHING… über Shudder) jetzt schon streamen :wink:. In Deutschland ist BLOOD für den 25.3. auf DVD angekündigt. Die beiden Harry Pot…äh Daniel Radcliffe Filme gibt‘s auf DVD.

Ah ok. Danke. Dann wird das erst mal nichts.

I’M YOUR WOMAN

Es ist schon grundsätzlich interessant, einen solchen Genrefilm mal aus der Perspektive der „Gangsterbraut“ zu sehen. Das Ergebnis ist dann aber leider doch etwas zu realistisch geworden: Nach einem offenbar missglückten Coup wird man von einer Bleibe zur anderen verschoben, ist wohl irgendwie in Gefahr, bekommt aber ansonsten nichts mit. Ausstattung und Kostüme sind cool und Rachel Brosnahan kann zeigen, dass sie nicht nur eine wunderbar aufgedrehte Komödiantin, sondern auch eine sehr vielseitige Schauspielerin sein kann. Aber ansonsten hat der Film leider zu wenig zu bieten. Auf amazon.


IN THE SHADOW OF THE MOON

Im Jahr 1988 jagt die Polizei Philadelphias eine Serienkillerin, deren Opfer rätselhaft verbluten. Neun Jahre später gibt es identische Todesfälle – obwohl die mysteriöse Mörderin doch eigentlich lange tot ist… Da hat man mal einen interessanten Plot und dann scheitert der Film daran, dass er schlichtweg nicht packend genug geschrieben und inszeniert ist. Oder anders ausgedrückt: eine typische Netflix Eigenproduktion. Dabei hat Regisseur Jim Mickle schon ein paar solide Genrefilme wie z. B. den Neo-Noir COLD IN JULY hinbekommen. Mit diesem SciFi-Mysterythriller scheint er allerdings überfordert. Dass die Killerin aus der Zukunft, einem Paralleluniversum o. ä. stammt, dürfte wohl niemanden überraschen, nichtsdestotrotz braucht der Chefermittler ganze 27 Jahre, um dahinterzusteigen und man ist dem Film als Zuschauer immer um Längen voraus. Das macht es nicht gerade spannend. Auch die Auflösung hätte mehr Mysterium gebraucht, letztlich dreht sich die Serie TIMELESS um dasselbe Thema und auch in TENET tauchen ähnliche Elemente auf – alles interessantere, unterhaltsamere Werke als diese mal wieder grade so okaye Netflix-Produktion.


THE WIND

Die schwangere Nachbarin hat ihr halbes Gesicht verloren, nun muss Lizzy der Toten das Baby aus dem Bauch schneiden. Der Film erzählt in Rückblenden, wie es dazu kommen konnte – und lässt uns mit der traumatisierten Lizzy alleine. Western und (Psycho-)Horror – diese beiden Genres sieht man auch nicht alle Tage in Kombination. Vermutlich gibt es sogar mehr Horrormusicals als Horrorwestern. Dabei bietet sich das Setting eines einsam im Nirgendwo gelegenen Farmhauses doch geradezu an für atmosphärischen Psychoterror, wie Regisseurin Emma Tammi hier gekonnt zeigt. Dabei wandelt THE WIND auf den Spuren von Polanskis REPULSION und Eggers‘ THE VVITCH, setzt seine Schreckeffekte wohldosiert ein und verlässt sich vor allem auf seine creepy Atmosphäre, die tollen Bilder sowie die starke Performance von Caitlin Gerard. Auf DVD.


YOU SHOULD HAVE LEFT

Ein psychisch vorbelasteter Familienvater, eine Auszeit in der Einöde und ein Haus, dessen verwinkelte Räume und endlose Gänge ein Eigenleben zu haben scheinen – klingt vertraut? Die Blumhouse-Produktion von David Koepp, der schon einen ganzen Haufen schlechter (SECRET WINDOW, THE MUMMY, INFERNO, INDY IV) Drehbücher und Filme verbrochen hat, aber ab und an auch ganz ordentliche Werke zustande bringt (PREMIUM RUSH, STIR OF ECHOES), basiert zwar auf einer Kurzgeschichte von Daniel Kehlmann (!), ist in der Filmversion jedoch ganz offensichtlich eine Art SHINING „light“ geworden. Sehr „light“ allerdings. Als Hauptdarsteller war zunächst Nicolas Cage im Gespräch, was die Nähe zu Kubricks Klassiker sicher noch mehr verdeutlicht hätte. Der Film hat ein paar schöne visuelle Ideen, spielt mit Licht und Schatten und Spiegelungen, taucht dann aber auch immer wieder knietief ins Gruselklischee, wenn z. B. im Keller plötzlich eine überlaufende Badewanne steht, um die Geister der Vergangenheit zu beschwören. YOU SHOULD HAVE LEFT ist kein schlechter Film, man hat ihn nur schon zu oft gesehen. Auf DVD.

Wer die gemütlich entschleunigte Jarmusch Zombedy „The Dead Don’t Die“ noch nachholen oder wiederholen möchte, kann ihn jetzt als Amazon Prime Kunde kostenlos streamen. Ideal zum sonntäglichen Frühschoppen :grinning:

Auch wenn der wirklich sehr gemütlich ist, werde ich ihn gerne wiederholen.