Angepasste Versionen von Filmen

Nach diesem Artikel habe ich mich gefragt, was ihr anderen Filmfreunde davon haltet, wenn für unterschiedliche Regionen unterschiedliche Versionen eines Films veröffentlicht werden.

In dem Artikel geht es um Animationsfilme. Aktuell z.B. wurde ein Charakter in Zootopia je nach Region von einem anderen Tier dargestellt. Ein netter Gag, um den Zuschauer persönlich anzusprechen… einerseits. Aber andererseits finde ich es ernüchternd, zu sehen, wie egal es den Machern ist, welches Tier verwendet wird. Fast so, als würde man einen Afroamerikaner für den deutschen Markt durch einen blassen Bayern ersetzen. Für die Völkerverständigung fände ich es besser, wenn wir einen ausländischen Film sehen dürfen, ohne dass er an unser Land angepasst wird. Das Problem gibt es ja auch manchmal mit asiatischen Filmen wie Red Cliff, die für den europäischen Markt gekürzt werden. Aber dass man Charaktere komplett austauscht, finde ich noch eine Spur merkwürdiger… Ich mag die Illusion, dass ein Film von vorne bis hinten durchgeplant ist und ein Ganzes ergibt. Auch wenn klar ist, dass es immer genügend kleine Details gibt, die so irrelevant sind, dass man sie ohne Qualitätseinbußen ändern kann. Nur gibt es dann eben auf einmal nicht mehr “den einen” Film, und es gibt noch nicht mal eine “komplette” Version. Ich komme mir etwas altmodisch vor, weil mich das stört… denn eigentlich meint es Disney ja nur gut.

Ich nehme mal an, dass wir uns bei klassischer Zensur einig sind, dass wir alle am liebsten einen Film so sehen möchten, wie er gedacht war. Aber schwierig wird es, wenn es nicht mehr die eine definitive Version gibt, sondern bereits bei der Produktion Details an unterschiedliche Märkte angepasst werden. Was haltet ihr davon? Ein sympathischer Service am Zuschauer, so wie Disney das sieht? Oder ist es euch lieber, eine definitive Version eines Films zu haben?

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 14.03.2016 20:08 ]

Da gibt es für mich eigentlich eine eindeutige Antwort: Ich will einen Film so sehen, wie er vom Regisseur gedacht war bzw. umgesetzt wurde. Deshalb kommen z.B. auch Synchronfassungen für mich absolut nicht in Frage.

Was kleine Änderungen je nach Veröffentlichungs-Markt angeht, da fällt zum Beispiel auch UNFRIENDED negativ auf (zu deutsch: “Unknown User”). Im Film spielen ja Textbeiträge in sozialen Medien eine riesige Rolle, und statt englischem Slang bekommt man in der hiesigen Fassung teils recht unbeholfen wirkende deutsche “Kreationen” vorgesetzt…

Bin, nebenbei, auch gespannt, wie das bei DEADPOOL umgesetzt wird, oder hat hier vielleicht jemand sogar die deutsche Fassung gesehen? Beziehe mich auf die Credits-Sequenz (für mich eins der Highlights des Films)… im Original stehen da großartige Sachen wie “Screen writers, the true heroes here” usw. … ist das in der hiesigen Fassung eingedeutscht worden?

Das irritierende finde ich an der Praxis von Disney, dass es gar keine “vom Regisseur gewollte Fassung” mehr gibt, sondern bereits während der Produktion als kreative Entscheidung die Anpassungen für verschiedene Regionen vorgenommen werden. Nicht erst hinterher. Man erfährt höchstens durch Zufall, welche dieser Fassungen dem Regisseus am besten gefällt. Es muss ja nicht automatisch der Elch sein, sondern vielleicht findet er den Koala am witzigsten. Aber alle Fassungen stehen auf einmal gleichwertig nebeneinander und das ist im Vergleich zu früher ein ziemlich junges Phänomen (soweit ich weiß, bitte korrigiert mich, falls es das schon länger gab :wink: ).

Ein bisschen erinnert mich das an Videospiele mit mehreren Enden, bei denen es kein “richtiges” gibt.

Man könnte höchstens danach gehen, dass die Disney Filme in den U.S.A. entstehen und deshalb die U.S…Fassung automatisch die “richtige” ist. Aber ein komischer Beigeschmack bleibt finde ich.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 15.03.2016 15:54 ]

Am 15.03.2016 13:02, schrieb todaystomorrow:


Bin, nebenbei, auch gespannt, wie das bei DEADPOOL umgesetzt wird, oder hat hier vielleicht jemand sogar die deutsche Fassung gesehen? Beziehe mich auf die Credits-Sequenz (für mich eins der Highlights des Films)… im Original stehen da großartige Sachen wie „Screen writers, the true heroes here“ usw. … ist das in der hiesigen Fassung eingedeutscht worden?

Ja. Und es kommt zwangsläufig eher nicht so lustig rüber. Wegen solcher Geschichten habe ich mich immer schon über die deutsche Synchronisation-Praxis gewundert. Muss man etwa Bloopers in den End-Credits unbedingt übersetzen? Da geht der Joke ja gleich in zweifacher Hinsicht daneben.

Wenn immer möglich, schaue ich am liebsten OmdU. Leider ist in der Hinsicht Amazon Video sehr nachlässig, bzw. ganz offensichtlich legen Sie da weniger Wert drauf. Klar, jede weitere Sprache oder Untertitelung kostet eine extra Lizenz. Kann man ja einsparen. Netflix sind da hingegen sehr vorbildlich.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Neck am 15.03.2016 19:32 ]

Super Artikel, danke, der Link wird gleich weiter gereicht. Ich fände es auf Zoomania bezogen gar nicht so schlimm, das die Tiere zwecks geografischer Zielgruppe ausgetauscht werden. Sammler können sich doch freuen, haben sie die Gelegenheit haben, gleich mehrere Importe aus verschiedenen Ländern zu ordern :grin:
Nicht gut finde ich, das offenbar zuerst die Marketing Abteilung befragt wird (und vermutlich die Entscheidung fällt) und nicht die Regie. Das ist keine schöne Tendenz. Bezgl. Zoomania finde ich es viel trauriger, das es so wenig OT Vorstellungen in HH gibt. Die bietet bislang nur das Savoy an. Habt ihr Euch mal den US-Trailer und danach den dt. angeschaut? Mit der gleichen Szene? Das funktioniert gar nicht gut.
Auch ich möchte einen Film am liebsten so sehen wie er vom Regisseur gedacht war. Mittlerweile schaue ich die meisten Filme bei Erstsichtung im OT oder OTmU. Wenn ich annehmen kann, das sie inhaltlich oder sprachlich schwer verständlich sind, wie z.B. The Big Short neulich, mache ich allerdings gerne eine Ausnahme. Bei Zweit- oder Drittsichtungen darf es auch mal die dt. Synchro sein.

Besonders schade finde ich das Ersetzen von Hockey durch Fußball im Kopf des Vaters bei Inside Out, weil Hockey ja eine wichtige Bedeutung den Film hindurch hat (der Rest wurde wohl nicht verändert). Es ist also nicht nur ein losgelöstes Detail, das veändert wird, sondern die Verbindung zu anderen Szenen geht flöten.

Da hier das Thema gerade merklich zur Sprachversion rüberdriftet… :wink: Je nach Film bevorzuge ich das eine oder andere. Asiatische Filme sehe ich grundsätzlich lieber im O-Ton, weil ich die Synchro meistens furchtbar finde. Vielleicht liegt es am geringeren Budget, vielleicht daran, dass sich der Sprachrhythmus schwerer ins Deutsche übertragen lässt… jedenfalls leidet gerade bei Horrorfilmen darunter die Atmosphäre. Auch South Park geht auf Deutsch für mich überhaupt nicht, und die meisten Found Footage Filme. Bei großen Hollywoodfilmen hingegen stört mich die Synchro meistens nicht, weshalb es mir bei denen egal ist, und ich der Bequemlichkeit halber öfter zur deutschen Version greife. Und dann gibt es noch wie bei Frank die Filme, die ich sogar ganz bewusst auf Deutsch sehen will, weil ich sonst Angst habe, zu wenig zu verstehen. Also bunt gemischt…

Stimmt, den Aspekt der Bequemlichkeit kenne ich auch hin und wieder. Schätze mein Verhältnis von OT(mU) zu Synchronisierung auf 75-80% zu 25-20% ein.

Das Beispiel mit Hockey und Fußball finde ich um einiges krasser als das Austauschen einer (Nachrichtensprecher) Figur. Sportarten mit nicht nur anderen Regeln, sondern ganz anderem sozialem Drumherum. Das kann auch leicht die Aussage des ganzen Films verwässern.

Mich stört der Hintergedanke dem Konsumenten damit noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.

Gerne mehr nicht lineare Filme. Um den Jahrtausendwechsel war ich euphorisch nachdem ich die Spezifikationen der DVD gelesen hatte. Es wurde die Möglichkeit für mehrere Kamerablickwinkel geschaffen und ich hoffe so etwas mehr vom Film sehen zu können und diese Starre des Blickwinkels aufheben zu können.

Wenn ich vor Filmstart wenigstens automatisch die gelöschten Szenen in den Film einfügen lassen könnte, würde ich das auch gerne tun. Nach dem Film gucke ich die ohnehin meist, wie die Bonus Features. Auch so ein Pluspunkt damals für die DVD, dass da nun ein Making Of drauf sein kann oder anderes, aber genutzt wird es immer seltener. Die Leute scheinen nur den Film zu wollen und nicht mehr.

Dabei wäre es schön eine “familienfreundliche” Fassung und eine für Erwachsene in einem zu haben und die Wahl zu haben.
Die Gefahr ist wie bei der Traumszene, dass die kontinuität unter Änderungen leidet wie der Filmfluss bei harten Gewaltschnitten. Damit könnte ich leben, wenn ich die Wahl hätte.
Bei Zoomania würde ich gerne die Chinesische Version sehen und die deutsche oder amerikanische hören.

Nur kurz als Einwurf, THE BIG SHORT ist auch im Original relativ gut zu verstehen. Klar, Finanzfachbegriffe, aber die verstehe ich auf Deutsch auch nicht besser :grin: Und es gibt ja diese wunderbaren eingeschobenen Erklärszenen… :wink: