FFF 2017 - Fantasy Filmfest

Bin gespannt, was du zu Malina zu sagen hast, bin noch unschlüssig, ob ich den ansehen soll. Hat eine ganz gute Bewertung und Exotenbonus.

Tag 6 in Hamburg. 3 Filme. Kein besonders guter Tag. Hoffe das läutet keine Kehrtwende ein. Land of the Little People war schön gefilmt mit einer Kamera nah bei ihren Figuren und ordentlichen Schauspiel, verfehlt aber seine Message und bleibt daher ungefähr durchschnittlich. Hatchet sah man zwar die Bemühungen an, Atmosphäre und Witz des ersten Teils wieder aufleben zu lassen, bleibt aber mit seinem engen Setting dermaßen einfallslos während die Charaktere einem egal sind, das man das Franchise damit wohl endgültig ad Acta legen kann. Marlina the Murderer in four Acts ist ein reiner Mood Film mit einer Story dünn wie Spinnenseide, die man auf ein DIN A 4 Blatt bekommt (oder DIN A 5?). Die hellen Bilder sind aber sehr schön komponiert, die Loge war genau richtig. Auch der Soundtrack hatte was mit seinen Morricone Anklängen. Deutlich unter dem was ich erhofft hatte, als entspannter Absacker nach HATCHET aber ganz gut geeignet. Und ja, er ist ein Exot.

Mal in aller Kürze:

Hatchet IV (oder wie auch immer der heißt): doof.

Marlina: Nicht doof, aber nicht mein Film. Zumindest heute.

Gib Bescheid wie der Film A Sicilian Ghost Story bei dir und deinem Papa angekommen ist. Interessiert mich sehr.

Nachtrag zu Jungle : abgesehen von der Geschichte an sich, hat man schon den Eindruck, dass die Dreharbeiten ziemlich anstrengend gewesen sein müssen, vor allem für Daniel Radcliffe, der ja doch den ganzen Film auf seinen schmalen Schultern trägt und sehr überzeugend in seiner Rolle ist.

Tag 6 in Stuttgart, eingerahmt von starken Frauenfiguren: Mein erneut überraschendes Tageshighlight war MARLINA, sehr stark inszeniert und gespielt, wortkarg aber ausdrucksstark. VICTOR CROWLEY bietet einfach mehr vom selben, muss man mögen, ich mochte schon die ersten drei nicht besonders. RADIUS hat eine schöne Idee, die in den richtigen Händen bestimmt etwas geworden wäre und MFA zeigt eine starke Francesca Eastwood mit einem enttäuschend schwachen Drehbuch, das seinem Thema leider überhaupt nicht gerecht wird.

Filmisch gesehen ist für mich heute Schluss mit den Motto-Tagen (der morgige Mittwoch steht vermutlich zwar auch noch unter einem Motto (stormy wednesday), dafür ist aber dann das Wetter verantwortlich, und nicht meine filmische Auswahl) - es war nämlich “Drama-Dienstag”… :wink:

…der mit “Land of the little People” startete. Puh, ich weiss dazu leider gar nicht soviel zu schreiben (was entweder ein gutes Zeichen ist, weil mich der Film komplett aus den Socken gehauen hat, oder aber ein schlechtes Omen, weil mir einfach gar nichts dazu einfallen mag - hier ist bedauerlicherweise Letzteres der Fall). Na gut, versuchen wir’s mal so:

Als ich Mitte / Ende der Neunziger “Life according to AGFA” sah, da war das eine filmische Erfahrung, die mich ebenfalls absolut sprachlos zurückliess, weil das ein Streifen war, der sein Sujet in eine nahezu perfekte Form zu giessen vermochte… die Idee, die Gäste in einer Tel Aviver Bar als Mikrokosmos und Spiegel der israelischen Gesellschaft darzustellen, war so einfach wie wirkungsvoll - man feiert zusammen, man diskutiert miteinander, man streitet sich, man verträgt sich wieder, man lernt einander mögen oder auch hassen, und am Schluss geht Alles, die ganze vorangegangene Nacht, in einem unvermittelten Ausbruch vollkommen sinnloser Gewalt unter. Nun mag es vermutlich unfair sein, einen Film wie “Land of the little People” mit einem der Klassiker des modernen israelischen Kinos zu vergleichen - der Punkt ist aber der, dass “Land…” eine Storykonstruktion gewählt hat, die das, was er erzählen will und problematisieren möchte, niemals wirklich zu fassen bekommt. Es geht um eine zunehmend militarisierte Gesellschaft im permanenten Ausnahmezustand, und was das für das soziale Zusammenleben bedeutet. Die Väter sind mit den Israeli Defense Forces im Krieg, und die Kinder spielen quasi stellvertretend daheim den Krieg der Erwachsenen nach - sie verteidigen “ihr” Territorium gegen die ihrer Ansicht nach unrechtmässig dort Lebenden. Am Schluss verlieren beide Seiten, die Einen ihr Leben, die Anderen ihre Menschlichkeit. Soweit, so grob vereinfachend. Nun ist das Alles leider auch nicht gerade besonders differenzierend und komplex erzählt. Sämtliche Charaktere bleiben eher Chiffren für die jeweilige Position, die sie im grossen Ganzen einzunehmen haben, für die Rolle in dem Spiel, aus dem relativ schnell blutiger Ernst wird, denn dass sie wirkliche persönliche Tiefe gewinnen und somit als Menschen aus Fleisch und Blut wahrgenommen werden könnten. Was “Life according to AGFA” vermittels seiner bestechenden Dialoge im Handumdrehen gelingt, nämlich seine handelnden Personen mit einer je eigenen Lebensgeschichte und einer individuellen, vielschichtigen Perspektive auf das Leben in Israel / Palästina auszustatten, das bleibt bei “Land…” ob seiner doch eher einfach gestrickten Grundkonstellation immer nur blosses Schema, eine grobe Skizze, die der Film nicht wirklich mit Leben und Substanz auszufüllen vermag. Und mir damit leider auch ziemlich egal geblieben ist, trotz der Dringlichkeit seines Sujets.

Hmm, da hab’ ich dann ja doch noch eine ganze Menge zu sagen gehabt - ich wünschte nur, es wäre positiver gewesen…

“Marlina the Murderer in four Acts” hat mir da schon bedeutend besser gefallen. Im Gegensatz zu vielen Anderen mochte ich den auch sehr gerne. Die kärgliche Schlichtheit der Geschichte, die perfekt mit der öden Unwirtlichkeit der Landschaft korrespondiert, hat mich auch gar nicht gross gestört. Auch, dass den lieben (gar nicht so) langen Film über im Grunde nicht viel passiert. Es ist eine sehr ruhige, extrem unaufgeregte und aufs Allernotwendigste reduzierte Erzählweise, welche die Geschichte um die Witwe, die ob der patriarchal-misogynen Gesellschaftsstrukturen im ländlichen Indonesien unfreiwillig zur Mörderin wird, nur ganz allmählich entspinnt. Ich habe das aber sehr genossen, dass der Film sich so viel Zeit lässt, als würde er gerade ein Nickercken an einem trägen, sonnendurchfluteten Nachmittag machen, und die Story eher so nebenbei erzählen. Wieder sehr viele schöne Landschaftsbilder in der Totalen, und ich bin gerade zu faul, nachzuschauen, wer genau da die Kameraarbeit gemacht hat, aber waren das mal meisterhafte Bildkader, oder was? Viele framings waren ja schon eher Tableaus denn blosse Bildausschnitte, so gemäldehaft war das in Szene gesetzt.
En passant wurde dann auch viel über die Rolle der Frau in der indonesischen Gesellschaft vermittelt - zum Beispiel auf einer Busfahrt geführte Diskussionen über Sex oder keinen Sex während der Schwangerschaft. In einer Szene sitzt Marlina mit einem jungen Mädchen auf einer mit Maschendraht vergitterten Veranda, und sie schauen einer Gruppe Jungen zu, die auf einem Sandplatz Fussball spielen. Dann gibt es einen Schnitt, man sieht dieselbe Szene von “aussen”. Es wirkt, als sässen die beiden Frauen im Gefängnis. Ich schrieb es ja schon - superbe Bildkonstruktion.
Der vierte Akt hätte dann tatsächlich auch auf einer Theaterbühne spielen können, so spartanisch war der inszeniert. Was mir auch noch gut gefallen hat, war, dass das Geschlecht des Neugeborenen am Schluss nicht mit einem Wort erwähnt wird. Weil es eben keinen Unterschied machen sollte, ob Mädchen oder Junge. So einfach ist das. Und am Ende fahren die beiden Freundinnen mitsamt dem Baby auf dem Motorrad mal eben aus dem Bildkader heraus und lassen die ganze patriarchale Ödnis einfach hinter sich.

Ich mochte “Marlina”. Ich mochte den wirklich sehr.

Mal sehen, was dann morgen die “Anne Hathaway und die Riesenmonster”- sowie “I went to School with a future Serial Killer”-Filme so hermachen.

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Die meisten von Euch werden es wissen. Auf iTunes USA gibt es RAW, Killing Ground

Jungle 5/10 hat uns leider nicht überzeugt :confused:

Habe ich das übersehen, oder gibt es tatsächlich noch keine Stimmen zu Bad Match, Fashionista, Memoirs of a murderer und It came from the desert?

Heute startet nun endlich das Festival in Berlin, wird auch langsam Zeit! Die Vorfreude ist jedenfalls groß. :grin:

Schreibt mal was zu MERMAID!

kann es sein, dass die noch nicht gelaufen sind?

ich meine, bad match kommt heute zum Schluss oder morgen, memoirs umd dessert am Freitag und fashionista am Samstag. in München.

Das mach ich sogar persönlich. Wird eine 6,5 von 10 :slight_smile:

Zumindest hier in HH ist „Bad Match“ am gestrigen frühen Nachmittag schon gelaufen - da hat sich dann ausser den Dauerkarties wohl niemand hineinverirrt… :grin: …vielleicht mag ja todi ein, zwei Sätze dazu sagen?

…zu „Fashionista“ (auf den ich mich momentan neben „It comes at Night“ am Meisten vorfreue) werd’ ich natürlich gerne was schreiben, sobald ich ihn dann am Samstag gesehen haben werde, ebenso verhält es sich mit "It (nein, diesmal nicht in Gestalt eines Horror-Clowns :stuck_out_tongue_winking_eye:) came from the Desert", der gleich im Anschluss laufen wird.

Viel Spass dann zum Auftakt im dicken B.

@die_Lachsschaumspeise: Verdammt, irgendwie hatte ich vollkommen verdrängt, daß heute im hohen Norden und tiefen Süden noch nicht der Abschlußtag ist.

Dann genießt weiterhin und berichtet fleißig! :relaxed:

Yes Sir, affirmative! … wird gemacht (sehr gerne sogar)! :writing_hand:

Was mir zu „Marlina the Murderer in four Acts“ noch einfiel, ist, dass ich es sehr schade fand, dass die Texte der Lieder, die da ab und an gesungen werden, nicht mit ge-subbed wurden…dafür können die Rosebuddies selbst ja nüscht, aber das hatten wir auch schon mal anders (bei Wong Kar-Weis superbem „Fallen Angels“ :heart_eyes: beispielsweise…).

Wie, “guter Durchschnitt”? Ich hätte gedacht, dass der mehr polarisiert.
Naja, ich werd ja lesen, wieso. :slight_smile:

Ich hoffe, alle Hamburger-FFF-Gänger_Innen schaffen es heute unversehrt ins “Savoy”, nachdem es bereits zwei Todesfälle durch den Sturm gab (ein Rollstuhlfahrer, der von einer Windböe in die Elbe geweht wurde und dort ertrunken ist, sowie ein Fussgänger, der in der Hamburger Innenstadt von Baugerüstteilen schwer verletzt wurde und im Krankenhaus verstorben ist)…:cry: :worried:

…seid vorsichtig, vor Allem in der Nähe von wackligen Baugerüsten, und kommt bitte allesamt heil an (und auch wieder zurück).

Oh, Shit, tut mir leid für Euch Hamburger, nicht nur für die FFF-Gänger. Kein gutes Jahr da oben.:worried:

Bis vor Kurzem war unklar ob man es überhaupt ins Savoy schafft weil bei uns überall Bäume auf den Gleisen liegen und reihenweise Züge ausfallen. Na ja, wird besser. Hauptsache alle bleiben unversehrt. Jetzt geht’s zu Colossal.
Edit
Tag 7 in Hamburg. Einziger Film heute: Colossal War ganz nett. Erst lustig dann Drama. Die männlichen Hauptcharaktere waren leider nicht gerade Sympathieträger. Cooles Monster Design, passte irgendwie, etwas zu wenig von gesehen. Dialoge na ja, bisschen eigenartig vorgetragen.

Freue mich auf morgen. Da gönne ich mir einen Tag Festivalpause :slight_smile:

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Ich hab auf Letterboxd einen englischen Kurztext zu Bad Match geschrieben: ‎‘Bad Match’ review by Ralf • Letterboxd

Hab bereits ein paar meiner Texte von dort auf Deutsch für die Reviews Sektion hier adaptiert. Mache ich für den vielleicht auch noch. Ansonsten gibt es hier meine bisherigen englischen Review-Texte auf Letterboxd: https://letterboxd.com/blade57/tag/fff-2017/reviews/