FWN 2019 - Fantasy Filmfest White Nights

Vielen Dank für die lobende Erwähnung. Mit dem „nur“ meinte ich, dass der Film zwar grundsätzlich eher auch einem Mainstreampublikum zugänglich gestaltet ist, Lanthimos da am Schluss aber doch nochmal sozusagen so nachtritt, dass man mit etwas bitterem Nachgeschmack aus dem Kinosaal kommt. Insofern bin ich voll bei Dir.

Und schade, dass Dir DESTROYER nicht so gut gefallen hat wie mir. Zugegeben: Die Erzählweise war nicht so sehr raffiniert verschachtelt, Anfang und Ende jedoch schon. Hat mich an ARRIVAL erinnert.

Ja, umgekehrt würde so ein Typ das aber wahrscheinlich wirklich so kommentieren, was dann ja auch zeigt was für eine geistige Einstellung er hat. Also aus seiner Perspektive ganz harmlos. Da wird dann vom Zuschauer erwartet das kritisch zu sehen. Die Proleten die dann bei solchen Sprüchen grölen können das natürlich nicht.

Das muss eigentlich nicht unkenntlich gemacht werden; ist doch bekannt. Jedenfalls denke ich nicht dass das überhaupt so unangenehm dargestellt werden kann und auch hier wird wohl vom Zuschauer erwartet sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Dass das Publikum mitjohlt liegt wohl eher daran, dass es sich dabei im Grunde genommen um genau solche Spinner handelt. Sicher kann man an der Stelle lachen, weil es schon sarkastisch ist, aber zustimmend mitjohlen geht gar nicht.

Zum Review:
Es gibt / gab hunderte Bands, die sich derartig bemalt haben. Also ich denke nicht dass sich das Corpsepaint von Xytrax in Heavy Trip auf die Band Mayhem bezieht.

Hm ja klar, die Rezeption liegt natürlich immer am Publikum. Und ich denke, es liegt in der Verantwortung des Regisseurs, das zu steuern. Aus meiner Sicht ist das hier eben nicht so gut gelungen und das Resultat unausgewogen. Schlecht ist der Film dadurch nicht.

PS:
Bild

Eine gewisse Inspiration liegt hier in Bezug auf das Make up vor. Jetzt wid mir klar, woher Xytrax die Idee hatte. Da ich allerdings mit der Metal-Szene überhaupt nichts am Hut habe, hab ich eher an Kiss gedacht.

Ich denke, man braucht angesichts des düsteren Themas durchaus Auflockerung. Die Kirchenverbrennungen und Morde werden ja nicht ins Lächerliche gezogen. Sondern stehen im Kontrast zu den jungen Menschen, die erst einmal nur Musik machen und evtl. auch Erfolg damit haben wollen. Da aber jeder von ihnen mit seinen eigenen Dämonen kämpft, kann das ja nur schief gehen. Gelinde gesagt. Ich denke, zumindest so wie die Jungs im Film dargestellt wurden, dass denen die Konsequenzen ihrer Taten gar nicht richtig bewusst waren. Erst mal die Sachbeschädigung, dürfte ja ein ziemlich hoher Schaden entstanden sein, beim Kirchenniederbrennen.

Was mich geschockt hat,

war die Szene, in der der eine Typ den Mann aus der Bar einfach abgestochen hat, nur weil er wissen wollte, wie sich das anfühlt.

Man sollte nach Sichtung des Films aber nicht den Fehler begehen und den Black Metal lediglich mit solchen spätpubertären Taten und rein chaotischer Musik abstempeln. Was der Film nicht vermittelt ist die Faszination, Energie und auch durchaus ein hoher künstlerischer und vor allem kultureller Anspruch, den viele Black Metal Bands an den Tag gelegt haben. Wenn man sich heute Wolves in the Throne room vor Augen führt, weiß man, wo so etwas im Idelfall münden kann. Und dennoch hat die in den 90ern erschaffene Musik eine derartige Strahlkraft, dass sich nahezu kein postmodernes Black Metal Album damit messen kann.

Mich interessiert der Film prinzipiell auch, auch wenn ich die “Musik” für indiskutabel mies halte. Nur habe ich mich beim FFF auch dagegen entschieden, weil ich weiss, dass im Publikum ein paar Leute sind, die bestimmt die Straftaten als cool abgeklatscht hätten und sowas muss ich mir nicht geben, wenn ich dumme Menschen sehen will, schalte ich das Dschungelcamp ein, mache ich aber auch nicht :wink:

Die White Nights haben meinen Geschmack dieses Jahr leider gar nicht getroffen. Mir geht es da ein bisschen wie Dvdscot: Mir fehlen die klassischen und manchmal auch stumpfen Horrorfilme (wohlgemerkt solche, die sich selbst ernst nehmen). Dennoch mag ich das FFF als phantastisches Festival, das mich auch mal über den Tellerrand hinausblicken lässt. The Favourite hätte ich mir unter normalen Umständen niemals (!) angesehen, aber so war das echt eine tolle Erfahrung, die vielleicht auch ein bisschen meinen Horizont für historische Stoffe geöffnet hat.
Was jetzt rein die Erwartungen angeht, für mich das bislang uninteressanteste FFF-Ableger-Wochenende. Kann nur besser werden mit den Nights im April.

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Gern geschehen.:slight_smile:
Ich wundere mich meinerseits, dass Dir, den ich hier als sehr kritischen Geist kenne, DESTROYER so gut gefallen hat, Ich weiß auch nicht, ob ich den von Dir genannten Film zum Vergleich heranziehen würde. Bei dem handelt es sich ja um eine zarte Geschichte rund um das Thema Leben an sich, bei DESTROYER jedoch eher um eine etwas grobschlächtige Whodunnit-Story mit Revenge- Elementen. Und das Aufbrechen der linearen Erzählstruktur ist ja auch nichts mehr, was einen vom Sitz haut. Berühmte Vorbilder wurden ja schon weiter oben genannt.

Ach, da war so viel Unbefriedigendes in DESTROYER. Alles irgendwie schon mal besser dagewesen. Viele wenig nachvollziehbare Handlungen. Und dann diese grässlich sentimentale und innerhalb der Paradigmen des Films auch nicht nachvollziehbare Mutter-Tochter-Beziehung …

Ich meine: Sie (Erin) ist ein Cop, verdammt nochmal. Noch dazu einer mit eigener Gang- Vergangenheit. Sie könnte dieses Jogginghosen- Bürschchen, das ihrer Tochter nachstellt, bis nach Acapulco blasen, wenn sie wollte. Und die Tochter, die auch nicht das hellste Licht im Lampenladen zu sein scheint, würde nicht einmal kapieren, was los ist. Stattdessen lässt sich Frau Mama auch noch als “Fotze” bezeichnen und schaut nur traurig dazu drein. Bei Tarantino würde jemand, der die Heldin als Fotze bezeichnet, ganz schnell traurig auf die Stelle schauen, an der zuvor liebgewonnene Extremitäten saßen.

Das meine ich, wenn ich finde, dass hier viel verschenkt wurde, was DESTROYER zu einem kultigen Genrebeitrag hätte machen können. Karyn Kusama hätte mal ein bisschen bei Kathryn Bigelow über die Schulter schauen sollen.

Die Aspekte, die Du ansprichst, fand ich gerade gut :wink:. Also, dass der Charakter von Erin eben nicht so ein straighter Haudrauf-Cop ist und dass sie diverse Erniedrigungen einsteckt, um ihren Weg zu machen. Und was das Ende angeht: Den Vergleich mit ARRIVAL habe ich gezogen, weil auch dort durch einen unerwarteten Zeitschnitt die ganze Geschichte eine neue Wendung bekommt. Das, was anfangs wie eine gewöhnliche Ermittlungsstory wirkt, stellt sich am Ende als bereits vollzogener Racheplan heraus. Das fand ich clever.

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Die fehlen mir auch - aber bei nur 10 Filmen ist die Wahrscheinlichkeit das gerade was passendes angeboten wird eben deutlich geringer als auf dem großen FFF.

10 Oscar-Nominierungen für The Favourite, 2 für Isle of Dogs, keine für Burning

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Mich interessiert diese Witzveranstaltung zum Glück schon lange nicht mehr. Aber für THE FAVOURITE freut’s mich natürlich.

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Ich schließe mich dem an. Gerade die Nights und die White Nights brachten doch immer eine geballte Ladung an Horrorfilmen, was sie für mich besonders attraktiv machte. Natürlich liebe ich auch die bunte Mischung, aber ein paar mehr ernsthafte Horrorbeiträge hätten es schon sein können.

Das war früher mal so, z.B. 2008 hatten wir das Mega Jahr mit den beiden Franzosen und Doomsday. Später gab es dann auch I Spit on your Grave und Mother’s Day. Mittlerweile ist es eher eine kleinere Version des Sommerfestes, also auch hier von allem etwas. Steht so ja auch im Vorwort drin: “von der Filmkunst zum Splatter im 2h Takt”, oder anders gesagt: “Top die Wette gilt”, 'ne Anspielung auf “Wetten dass!?”. :slight_smile:

Fand die White Nights 2019 persönlich klasse, nach dem ich von den “normalen Nights” letztes Jahr enttäuscht war. Auf die Dauerkarte zu verzichten war eine gute Entscheidung. Entsprechend habe ich die “trashigen Horror Filme” dieses Jahr ausgelassen. Ich sehe so etwas zwar schon gerne, aber nicht im 100. Aufguss, ohne neue Ideen.

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Habe es bei den White Nights nur zu BURNING und LORDS OF CHAOS geschafft. Waren aber genau die Titel die mir am meisten zugesagt hatten.

BURNING:

Nicht das erhoffte Brett von Film wie von verschiedensten Reviews bekanntgegeben, hatte mich aber trotzdem in den Bann gezogen. Schöne mystische und veträumte Atmosphäre die hier dank tollen Bildern und dem guten minimalistischen Soundtrack aufgebaut wird. Trotz des langsamen Erzählsstils kam keine Langeweile auf, hätte mir jedoch bei all der Ruhe ein krachendes Ende mit ein bisschen mehr Aufklärung gewünscht. Aber wirkt definitiv nach. Kann mir sogar vorstellen dass mit der Zeit meine Wertung steigt. Merkwürdig.
(7/10)

LORDS OF CHAOS:

Erinnerte mich teilweise an EX DRUMMER, vom Erzählstil jedoch nicht ganz so wild und verrückt. Trotzdem schockierende und teilweise lustige Unterhaltung. Die Lockerheit mit der hier Themen wie Depressionen,Suizid, Mord und Paranoia von jungen Erwachsenen behandelt werden ist schwer verdaulich und äußerst fragwürdig. Jedoch vielleicht genau deswegen interessant und eiganartig. Gegen Ende geht jedoch etwas die Luft raus und es wird alles etwas vorhersehbar. Trotzdem ein guter Streifen und dass alles auf wahren Tatsachen beruht verleiht dem ganzen einen bitteren Nachgeschmack. Krass.

(8/10)

Hab zu The Favorite den deutschsprachigen Trailer gesehen. So grauslig. Ich denke, der Film verliert durch die Synchro ziemlich an Wortwitz.

So wie fast jeder Film…

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Gerade das hier gesehen und unmittelbar an LORDS OF CHAOS gedacht.