Giallo-Tipps

Allgemein mag ich die Stilmittel sehr gern, also dass eben auch sehr viel Wert auf Optik & Ton gelegt wird. Dass die Handlung untergeordnet ist und der Kontext sexuell und gewalttätig fetischiert ist, ist eh klar. Das vorausgesetzt ist die Masse an Gialli ja dennoch eher trashig, aber eben nicht nur. Was für Filme würdet ihr denn bei klassischen Gialli favorisieren, die zwar richtige Giallio-Filme sind, aber eben nicht so trashig sind, sondern eher Richtung Arthouse gehen (Stichpunkt neuzeitlich „Amer”)?

Also so erst einmal zum Einstieg, ohne besondere Wertung und Reihenfolge, empfehle ich Dir:

  • Profondo Rosso
  • La ragazza che sapeva troppo
  • Cinque bambole per la luna d’agosto
  • La coda dello scorpione
  • A doppia faccia
  • Una sull’altra
  • Lo strano vizio della Signora Wardh
  • Nude si muore
  • Sei donne per l’assassino
  • L’uccello dalle piume di cristallo
  • Der schöne Körper der Deborah -> Buster’s special recommendation :slight_smile:

Mille grazie!
Mein Italienisch geht eher gegen Null, aber ein paar Filme habe ich schon erkannt, die in die Richtung gehen und ich auch kenne, aber ad hoc habe ich jetzt erstmal größtenteils keine Ahnung. Ich hoffe mal, dass man die Filme zumindest in englischer Sprachfassung finden kann. Vielen Dank nochmals!

Occhi di cristallo aus dem Jahre 2004.

Eine gute asiatische Variante des Giallo ist übrigens Memories of a murder

Am 20.09.2014 23:24, schrieb Araxe:

Mille grazie! (…)

Ma dài, andiamo :slight_smile:

Ansonsten die Titel mal bei den üblichen Verdächtigen wie IMDb oder OFDb nachschlagen. Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Spaß bei Deiner Entdeckungsreise.

@ meiklsan
Yep, 2005 auf dem FFF, „Eyes Of Crystal”, fand ich damals schon allgemein mehr überdurchschnittlich. Aber das ist dennoch nur so der Ansatz, den ich meine. Und ja, mir geht es mehr um das Kennenlernen der Klassiker. Nichtsdestotrotz „Memories of a Murder” habe ich damals verpasst, also vielen Dank für den Reminder.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Araxe am 20.09.2014 23:50 ]

@Buster
Kein Problem. Das herauszusuchen ist kein Thema. Danke nochmals!

Zu meinen, hier noch nicht genannten Favoriten zählen noch:

  • “Cosa avete fatto a Solange?” aka “Das Geheimnis der grünen Stecknadel”
  • “Who saw her die?” (mit George Lazenby) aka “The Child - Die Stadt wird zum Alptraum”
  • “The Perfume of the Lady in Black”
  • “Plot of Fear” aka “E tanta paura”

Puh, Leute.

Hier möchte jemand einen Einstieg in den Giallo haben, wörtlich “Klassiker”. Und dann kommt er zwar eine schöne, aber lange Liste, und die ohne jede weitere Erläuterung - da hätte er gleich googeln können. Außerdem wollte er keinen Trash. Da ist er bei “A doppia Faccia” aber auf den besten Weg (obwohl ich den selbst sehr mag und auch nicht als Trash sehe). Den Hinweise auf “Eyes of Crystal” finde ich ehrlich gesagt noch weniger hilfreich. Das soll ein Klassiker sein? :confused:

Also, wenn du wirklich selbst auf die Entdeckungsreise gehen willst, dann am besten über die größte deutschsprachige Reviewsammlung.

Ansonsten hier meine Empfehlung für den Einstieg.

Mario Bava: Blutige Seide - Weil es der erste Giallo ist, und weil er wriklich stilbildend war, sowohl inhaltlich als auch formal. Die beiden deutschen DVDs sind out of print. Aber in über den Marketplace von amazon.co.uk bekommt man preiswerte amerikanische Ausgaben.

Dario Argento: Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe - Weil es der kommerzielle Durchbruch für den Giallo war. Damit fing die Hochphase an. Und weil es Dario Argentos Debüt ist. Seinen Stil verfeinerte er später noch (vor allem bei Profondo Rosso ist der Höhepunkt erreicht), aber bereits hier ist alles da. Die deutsche Ausgabe ist etwas geschnitten. Die englische Ausgabe “Bird with the crystal Plumage” gibt’s sehr preiswert ebenfalls im Marketplace.

Sergio Martin: Der Killer von Wien - Für mich der ideale Film, um in den Giallo einzusteigen. Lief bei uns im Filmclub als Eröffnung der Gialloreihe. Die Göttin Edwige Fenech, George Hilton und Ivan Rassimov sind so etwas wie das Trio Infernale des Giallo. Sehr schöne DVD-Ausgabe von Filmart Giallo. Nicht preiswert, aber jeden Cent wert.

Massimo Dallamano: Das Geheimnis der grünen Stecknadel - Mein Lieblings-Giallo, ein Giallo-Edgar-Wallace-Hybrid. Ex-Kameramann von Sergio Leone verstarb leider viel zu früh, aber jeder Film ist ein Genuss. Die eigentlich simple Kolportage bekommt unter seiner Hand eine echte Tiefe. Wahnsinns-Soundtrack von Ennio Morricone. Die deutsche Fassung unterscheidet sich von der italienischen, beides sind aber in sich gültige Versionen. Läuft ab und an im TV. Ansonsten auf die Wallace-Box zurückgreifen.

Lucio Fulci: Lizard in a Woman’s Skin - Fulci ist hierzulande eigentlich für seine Zombies bekannt, tatsächlich aber zeigte er zuvor im Giallo, zu welcher Eleganz er fähig war. Und so surreal wie hier war er nie mehr. Giallo goes LSD. Falls du ein großer Freund von “Vertigo” bist, dann schau alternativ seine Perversion Story. Die hat außerdem die wunderbare Marisa Mell als optisches Highlight zu bieten.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: GeorgeKaplan am 21.09.2014 12:37 ]

@GeorgeKaplan
Vielen Dank für die ausführlicheren Beschreibungen. Mir ging es ja nicht allgemein um einen Einstieg in den Giallo, sondern um die gezielte Suche nach den eher außergewöhnlichen Vertretern. Nach Trailer-/Ausschnittsichtung dürfte das 100%ig bei „Lizard in a Woman’s Skin” der Fall sein.

Wonach ist die österreichische Giallo-Reviewsammlung eigentlich sortiert?

@Meikl - meinst du “Memories of Murder” - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen. Aber vielleicht meinst du ja einen anderen Film ?

Gibt es unter den Gialli denn auch welche, bei denen die Handlung etwas mehr im Vordergrund steht als üblich? Ich sehe diese künstlerischen Bilder wirklich gerne aber brauche auch etwas “Substanz”, eine Story.

@Araxe: Sorry, irgendwie hatte ich dich missverstanden, weil du schriebst, es ginge dir um “das Kennnenlernen der Klassiker”.

Die filmtipps-List kannst du beliebig sortieren lassen (im blauen Einführungsfeld unter dem Facebook-Button).

@Neck: Was heißt denn “mehr als üblich?” Welche Gialli kennst du?

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: GeorgeKaplan am 21.09.2014 22:01 ]

Am 21.09.2014 19:42, schrieb Michaela:

@Meikl - meinst du „Memories of Murder“ - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen.

Ich denke, Meiklsan meint schon den genannten Streifen. Unabhängig davon, daß ich den für ein absolutes Meisterwerk halte und zu meinen Lieblingsfilmen zähle, würde ich Michaela zustimmen. Es gibt zwar schon ein paar Elemente, die in Richtung „Giallo“ gehen, insgesamt würde ich den Film aber eher zum Genre „Serienkiller-Thriller-Gesellschaftsdrama-Black Comedy“ zählen. :wink:

@GeorgeKaplan

Wie Araxe eingangs erwähnte, ist die Handlung im Giallo üblicherweise ja untergeordnet. Ich suche nach einem Film dieser Art, bei dem das nicht so ist, also wo man einer Geschichte folgt und trotzdem coole Bilder hat (wobei das dann ja schon irgendwie nicht mehr Giallo ist, egal).

Ich kenne bisher nur “Amer”, der visuell Hammer war und bei dem das mit dem Storyanteil grad noch so ging und “Profondo Rosso”.

Also, wie soll ich sagen, ich will mir ja keinen Kunst- oder Experimentalfilm ansehen, jedenfalls nicht ausschließlich. Vielleicht als Beispiel, jetzt nicht der klassische Giallo aber auch Elemente davon, “Dressed to Kill” von Brian de Palma. Da ist ja noch eine Story, der man folgt, weil sie spannend ist.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Neck am 22.09.2014 13:53 ]

Am 21.09.2014 19:42, schrieb Michaela:

@Meikl - meinst du „Memories of Murder“ - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen. Aber vielleicht meinst du ja einen anderen Film ?

Doch doch ich meinte schon diesen einen und einzigartigen koreanischen „Memories of Murder“, aber natürlich nur im weit entferntesten Sinne. Aber irgendwie haben mich diese einprägsamen Bilder von dem weitläufigen Reisfeld oder Grasfeld doch so ziemlich an manch eine Giallo Tatort Anfangs Szenerie erinnert.

:wink:

Am 21.09.2014 22:06, schrieb Lovecraft:

Am 21.09.2014 19:42, schrieb Michaela:
@Meikl - meinst du „Memories of Murder“ - den Koreaner, mit Kang-ho Song ? Den würde ich jetzt nicht als Giallo sehen.

Ich denke, Meiklsan meint schon den genannten Streifen. Unabhängig davon, daß ich den für ein absolutes Meisterwerk halte und zu meinen Lieblingsfilmen zähle, würde ich Michaela zustimmen. Es gibt zwar schon ein paar Elemente, die in Richtung „Giallo“ gehen, insgesamt würde ich den Film aber eher zum Genre „Serienkiller-Thriller-Gesellschaftsdrama-Black Comedy“ zählen. :wink:

korrekt, genauso sehe ich das auch :wink:

@Neck: Gialli sind sicher keine Kunst- oder Experimentalfilme, nur weil sie in der Regel einen Schwerpunkt auf Style legen. Das wäre schon ein wenig der Ehre zu viel. Du darfst auch Neo-Gialli wie AMER oder STRANGE COLOUR nicht als Maßstab nehmen.

Im Gegenteil, alle in diesem Thread erwähnten Filme erzählen eine Geschichte. Sie erzählen sie in mehr oder minder ungewöhnlichen, stark arrangierten und inszenierten Bildern - aber sie erzählen. Wie du sagst, ein Giallo ist “also wo man einer Geschichte folgt und trotzdem coole Bilder hat.”

Versuchs einfach mal mit meinen Vorschlägen zum Kennenlernen. Aber Vorsicht: Gialli machen süchtig.

Nicht wundern, dass ich aktuell einen Haufen uralter Threads wieder zum Leben erwecke, aber durch die Umstellung aufs neue Forum, sehe ich endlich mal, welche Threads ich bis dato schändlicherweise ungelesen in der Ecke hab liegen lassen.
Ich würde diese Möglichkeit auf Nacharbeit durchwegs als einen positiven Effekt des neuen Forums bewerten!

Doch jetzt hin zum Thema Giallo.
Sehr geehrter Herr George"Giallo"Kaplan.
Gibt es aktuell vielleicht irgendwelche nennenswerten neuzeitlichen “Neo-Giallo” Tipps?
Oder kann es diese “per definitionem” eigentlich gar nicht geben?
Dieses Jahr haben wir zwar 2 italienische Beiträge im Programm, die aber wohl sehr weit am Giallo Thema vorbeigehen.
Inwieweit soll/kann man sich eigentlich auf das US-Remake des Argento Kult-Klassikers “Suspiria” im Jahre 2017 freuen? Trotz US Cast immerhin von einem reinrassigen Italliener aus Palermo gedreht.

Natürlich gibt es Neo-Gialli. Einen davon, Tulpa, habe ich ja hier besprochen. Ein anderer, sehenswerter ist Blackaria. Aber warum möchtest du einen Neo-Giallo empfohlen haben, wenn es unter den originalen Gialli noch so viel zu entdecken gibt? Den 10 oder 12 Filmen, die man wie auch immer dem Neo-Giallo zurordnen kann, stehen über 250 originale Gialli gegenüber.

Ich bin auch durchaus nicht dogmatisch in Bezug auf die Definition des Giallo. Das ist eben ein weites Feld. Aber Suspiria ist nun wirklich kein Giallo. Das ist eins der großen Missverständnisse, die immer wieder kolpotiert, die dadurch aber nicht richtiger werden.

Suspiria ist und bleibt ein Horrorfilm. Ein Giallo kann den Horrorfilm streifen, er kann ihn aber nicht zum Zentrum machen. Denn ein Giallo ist in seiner Ursprungsform letztlich immer noch ein Krimi, der am Ende eine zumindest halbwegs logische Erklärung für das Geschehen liefert. Das tut Suspiria nicht.

Suspiria ist natürlich eine Farborgie. Aber das sind seine Vorbilder (insbesondere L’orribile segreto del Dr. Hichcock) auch, ohne dass man sie deswegen dem Giallo zuordnet.

Was nun Remakes angeht: Ich will im Falle Suspiria nicht vorab urteilen, bevor ich es selbst gesehen habe. Aber wenn ein Film perfekt ist, stellt sich mir automatisch die Sinnfrage. Was soll, was kann das Remake dem bereits Gesagten noch hinzufügen? Wie kann es aus dem riesigen Schatten heraustreten?

Wenn es nichts zu verbessern gibt, hat ein Remake hat nur dann eine Existenzberechtigung, wenn es den Film nicht kopiert, nicht nacheifert (oder sich, noch viel schlimmer, durch Insider-Gags als Nerdprodukt outet), sondern eine vollkommen eigenständige Vision ist. Das aber ist in heutigen Zeiten zumindest im Mainstream-Kino nahezu ausgeschlossen.