Letzter Film, den ich gesehen habe

Kid-Thing

Sie lächelt. Für den Bruchteil einer Sekunde ist es zu erkennen. Annie lächelt. Es ist eine Winzigkeit im Verlauf dieser 80 Minuten und auch nicht wirklich von Bedeutung. Aber diese kurze Gesichtsregung zeigt viel, denn sie steht im krassen Gegensatz zum Rest des Films, in dem einen der monotone Gesichtsausdruck von Annie regelrecht mürbe macht. Ein Gesichtsausdruck voller Langeweile, voller Leere, voller Hoffnungslosigkeit. Annie hat sich damit abgefunden, dass sie in der Einöde ihres Zuhauses ertrinkt. Ihr Vater würde sich vllt. um sie kümmern, aber er ist so dermaßen im Arsch, dass er mit sich selber kaum klarkommt und vor sich hin vegetiert, wenn er nicht gerade seine Ziegen füttert, mit seinem nicht minder abgefuckten Kumpel abhängt oder schläft. Annie ist auf sich gestellt. Sie hat keine Freunde, keinen Bock auf Schule und streunt in der Natur umher, immer auf der Suche nach Dingen, die sie zerstören kann. Doch als sie eines Tages Hilferufe aus dem Wald vernimmt und diesen nachgeht, gerät ihr Leben langsam aber sicher aus den Fugen.
Kid-Thing ist ein zäher Brocken. Obwohl nur 80 Minuten lang, ziehen sich viele Szenen eine gefühlte Ewigkeit. Es wird wenig gesprochen, die Bilder sprechen für sich. Kid-Thing ist auf seine ganz eigene Art und Weise heftig, intensiv und irgendwo auch gespenstisch. Das Ende wirkt lange nach.

7/10

Enter the Void

Gaspar Noe habe ich sehr lange vor mir hergeschoben. Irgendwie wollte meine Stimmung nie zum jeweiligen Film passen. Gestern stimmte es und ich war bereit für Enter the Void.

Himmel und Hölle.

Gibt es eine Rezi die ohne die Worte “Trip” und “Mindfuck” im Zusammenhang mit diesem Film auskommt? Egal.
Die ganzen Lobeshymnen lass ich mal beiseite und stelle lediglich fest, dass Enter the Void etwas geschafft hat, was bisher nur Sin City geglückt ist: mich vollkommen ins Geschehen hineinziehen, hineinsaugen, umschlingen. Ich war gestern Nacht dann relativ am Ende. Enter the Void ist ein cineastisches Erlebnis, eine Überdosis an Farben, Eindrücken, Blickwinkeln und kältester Realität. Gesehenes wird zur körperlichen Erfahrung. Die “Story” ist in sich perfekt verschachtelt und steuert auf ein Finale zu, welches dann komplett durch die Decke geht mit allem, was diesem Streifen noch zur Vollkommenheit fehlte… oder um es anders zu sagen: MAN WAR DAS BRILLANT!

9/10

Network

Robert Duvall, Faye Dunaway, William Holden und Peter Finch in einer bissigen Medien Satire von Sydney Lumet. Mit messerscharfen Dialogen inzeniert er eine Tempo reiche Absage an die 70er Jahre Fernseh Kultur der USA. Dabei vergisst er nicht den Konsumenten am anderen Ende, der nicht ganz unbeteiligt an der Entstehung dieser Kultur ist.

Die letzte halbe Stunde glänzt mit einer sehr starken Dialogszene, die auch von ihrer Cinematografie her aus dieser Produktion heraus sticht.
Besonders den Oscar für Faye Dunaway kann ich absolut nachvollziehen, aber auch die Würdigung für die Performance von Peter Finch und des kurzen Auftritts von Beatrice Straight. Ganz stark fand ich auch die Rede von Ned Beatty, gespielt wie inszeniert.

Ich sah die Blu ray von Arrow.

Young Mr. Lincoln

Ein frühes Lincoln Portrait von John Ford aus dem Jahre 1938.
Henry Fonda stellt Lincoln als leicht introvertiert bis schüchternen aber zuweilen auch selbstbewußt-coolen, volksnahen, jungen Autodidakten dar.
Es ist ein sehr friedvoller Film mit einigen schönen Landschaftsaufnahmen geworden, der mich sofort vereinnahmt hat. Teilweise Gerichtsdrama, ohne jedoch auf Humor zu verzichten.
Die Einstellungen wechseln geschickt der jeweiligen Szene dienend zwischen Totalen, Halbtotalen und wenigen Close ups.

Ich sah eine Kontrast starke (vermutlich 16mm) Kopie in der OF mit ansehnlicher Tiefen Dynamik aber leichten Helligkeitsschwankungen bei manchem Szenen Ende oder Anfang.

8/10

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Frank am 11.02.2016 23:06 ]

DEADPOOL

Noch nicht ganz der rein anarchische Spaß, der es hätte werden können, aber ein wohltuendes “Fuckoff” zum allgemeinen seriösen Superheldentrend: DEADPOOL ist immer dann am besten, wenn Deadpool Deadpool sein darf und sich sich frei Schnauze durch die Skizze einer Handlung bewegen kann, wird aber sofort banal und langweilig, wenn der Film sich doch als (Superhelden-)Film begreift und damit sofort auf die üblichen Klischees (Krankheits-, Leidens- und Liebesgeschichte) zurückfällt. Bei allen gelungenen Gags und Kabinettstückchen, die der Film zu bieten hat (u. a. der spektakulär-witzige Vorspann, die X-Men-Gags und einige saftige Kampfszenen), lässt das bereits beauftragte Sequel hoffen, dass die Macher auch noch die letzten Konventionen über Bord werfen und sich mehr trauen.

Mein Wochenende (Freunde waren für Filme und Brettspiele zu Besuch):

It Follows, Looper, I Declare War, Django Unchained

Vier Filme, die ich zum zweiten Mal gesehen habe, und die ich alle mit 9/10 bewerten würde. It Follows ist für mich der gruseligste und atmosphärisch dichteste Horrorfilm der letzten Jahre. Looper einr Zeitreise (yeah!) Geschichte mit ungewöhnlichen Einfällen, konsequent umgesetzt. I declare War ein leider völlig untergegangener FFF-Film, der aber bei allen in meiner Runde sehr gut anzukommen schien. Und dann halt Tarantino :slight_smile: .
Aber ein paar Worte mehr zu denen, die ich vorher noch nicht kannte:

Macho Man

MACHO MAN ist eine Trashgranate, die von unzähligen anderen 80er Jahre Actionstreifen unterscheidet, dass sie in Nürnberg gedreht wurde. Wir bekommen also einen farbenfrohen Rückblick geliefert, wie Deutschland Mitte der 80er aussah. Das bedeutet in erster Linie eine Jackenmode, die mich in jeder Szene aufs neue erstaunt hat: Frau trug damals offenbar zu jedem Anlass üppige Pelzmäntel und die beschnurrbarteten Männer monströse, bunte Sportjacken. Hässlich war beides. Und diese Frisuren… Und Tapeten… Überhaupt die gesamte Inneneinrichtung. Ja, es ist natürlich einfach sich aus heutiger Sicht über vergangene Jahrzehnte lustig zu machen. Aber seien wir ehrlich - keines macht es einem so leicht, wie die 80er.

MACHO MAN hat aber natürlich auch eine Handlung zu bieten. Es geht um einen Box-Champion und einen Karate-Meister (koreanisches Karate), die zuerst konkurrieren, sich dann aber gegen eine Horde Shurken verbinden. Garstige Dealer sind das, die unschuldige Mädchen an die Nadel bringen. Und so kommt es zu diversen Kloppereien, die gar nicht mal schlecht aussehen. Oder auch mal nur zu athletischen Kunststückchen. “…was ein Boxer nicht kann…” entwickelte sich schnell zu unserem Lieblings-Running-Gag.

Kann man also Spaß mit diesem Film haben? Aber hallo! Ist es ein guter Film? Eher nicht. Aber alleine schon, dass es überhaupt einen deutschen Actionfilm dieser Machart gab, hat mich ausreichend fasziniert. 5/10

Trailer War

Manchmal sieht man ein DVD-Cover und verliebt sich in es, ohne einen einzigen Ausschnitt gesehen zu haben. Und dann importiert man diese DVD, weil man sie unbedingt besitzen will. So geschehen bei mir mit TRAILER WAR, einer Sammlung von trashigen Film-Trailern, die der amerikanische Publisher Drafthouse zusammengestellt hat.

TRAILER WAR ist schwer zu bewerten… es sind wirklich nur unbearbeitete Original-Trailer, die hintereinander geschnitten wurden. Man kann sie sich über das DVD-Menü auch einzeln oder mit Audiokommentaren ansehen, was ich aber noch nicht getan habe.

Also nur Trailer? Diese Sammlung hat dennoch ihre Daseinsberechtigung, denn ein Großteil dieser Trailer ist unheimlich absurd. Ein kompletter Film davon würde wahrscheinlich nerven (und deshalb eine deutlich schwächere Bewertung von mir bekommen), aber in der knackigen Kurzform macht es Spaß. Man freut sich immer schon darauf, was wohl als nächstes kommt. Ein Musical mit rockenden Aliens? Eine billige Superman-Kopie? Oder doch lieber eine Schwulenkomödie mit peinlichem Humor? Die ideale DVD, um sie z.B. bei Filmeabenden mit Freunden kurz zwischen den einzelnen Filmen einzulegen.

Schade nur, dass für meinen Geschmack zu viele Kung Fu Filme vertreten waren. Es gab ein paar Hänger und man hätte die unterschiedlichen Genres besser durchmischen sollen. Aber beim zweiten Ansehen kann man ja gezielt auswählen. Ich würde mir eine solche Sammlung noch mit deutschen Trailern wünschen, denn auf meinen alten Horror-DVDs habe ich schon einige grandiose Exemplare entdeckt. Das Konzept hat auf jeden Fall Potential :slight_smile: . 7/10

Evil Spookies

Leider eine ziemlich lahme Geschichte, aber die Monstereffekte sehen zumindest nett aus. 3/10

The Hateful Eight

Er hat mich auch an Reservoir Dogs erinnert, so minimalistisch und voll auf die Dialoge konzentriert. Und was soll ich sagen… ich liebe Tarantinos Dialoge. Außerdem ist der Film etwas humorvoller als Django Unchained geraten, was gut ausgleicht, dass weniger passiert. Die Zeit verflog jedenfalls erstaunlich schnell und ich habe mich durchgängig gut unterhalten gefühlt. 8/10

Inside Out

Ein herzzerreißender Pixar Film, der auf mich wirkte, als hätte er aus der Vergangenheit gelernt. Die Stärken der letzten Pixarfilme, die ich gesehen habe (Wall-E und Up), waren für mich immer die emotionalen Anfänge, während beide Filme für mich zum Ende hin etwas schwächelten. Diesmal versucht man gar nicht erst, die Handlung großartig aufzubauschen und hält sie durchgehend simpel. Dafür suhlt man sich in phantasievollen Details, durch die diese “Welt im Kopf” einem schnell sympathisch wird. Die Handlung gerät fast zur Nebensache, was man dem Film sicher vorwerfen könnte… aber es stecken so viele phantastische Ideen drin, dass sie die das für mich ausgleichen. 8/10

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 16.02.2016 01:33 ]

Der Reigen - La Ronde

Der Film hat seinen Charme und humorvolle Dialoge. Er ist für seine Zeit eine erstaunlich psychologische Kritik an der vorherrschenden (Sexual) Moral im Wien des 19Jh. Doch zwei Stunden Dauer Walzer sind leider nicht ganz mein Fall. Hätte ich mich vorher mal schlau gemacht, was denn ein Reigen ist…
Nennenswert ist die grandios inszenierte Sequenz eines Ehepaares, nebeneinander (in Einzelbetten) einen Dialog führend.
Ophüls macht mit seiner Rückkehr nach Europa wie nach seinem Gang in die USA einen erneuten stilistischen Wandel. Geblieben ist sein Interesse für Gefühlswelten (vor allem der Frauen).

Gezeigt wurde die 35mm OFmU. Gute 6/10 (aber eigentlich besser)

Ritt zum Ox-Bow - The Ox-Bow Incident

28 Männer organisieren sich zum Lynchmob an Viehdieben.
Dieser von William A. Wellmann 1943 inszenierte Western mit Henry Fonda ist ein kleines und mit 77 Minuten kurzes Film Juwel um Recht und Gesetz, Gerechtigkeit, Ethik und die Folgen unseres Handelns.

Sehr dichte Inszenierung mit für Western ungewöhnlich wenig weiten Einstellungen. Die letzten 3 Minuten werten den ohnehin guten Film tatsächlich noch auf.
Im Wesentlichen baut sich die Spannung dramaturgisch straff auf, doch vermutlich hat die deutsche Synchronisierung ihn besonders zu Beginn etwas komischer in seinem Humor wirken lassen, als es die Intention des Regisseurs war. Im Zweifelsfall würde ich daher die engl. OF empfehlen. Ich sah eine Kopie in der deutschen Fassung.

8/10

Drums along the Mohawk

von 1939 hat für mich nicht gut funktioniert. John Fords erster Farbfilm zeigt ein junges Paar, das sich eine Farm aufbauen möchte. Doch der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten und Mord lustige Indianer stören die Idylle.
Das Setting ist ganz gelungen; Es mangelte jedoch an Balance zwischen der ernsten, teils tragischen Handlung und dem Humor mit dem diese inszeniert wurde, so das ich Schwierigkeiten hatte den Film ernst zu nehmen.

Leider wurde eine Blu ray mit den scheinbar üblichen weich gespülten Farben gezeigt, die sich durch den Transfer von Technicolor Filmen zu Blu Ray wohl nicht vermeiden lassen.

5,5/10

Am 18.12.2015 12:51, schrieb Frank:

Berichte doch mal von Deinen Eindrücken zur 35mm Version von Blut an den Lippen, wenn der bei Euch lief.

Daraus wird vermutlich nichts, obwohl wir alles versucht haben. Die 35mm liegt in der Murnau-Stiftung, und die geben die Kopie nur her, wenn wir die Rechte bekommen. Die Rechte an der deutschen 35mm liegen zwar nicht beim Regisseur Kümel, aber der Rechteinhaber weiß, dass Kümel nur eine BluRay zeigen will. Er hat uns daher wieder an Kümel verwiesen, damit wir sein Einverständnis bekommen - was er uns aber nicht gibt.

Das ist alles sehr bedauerlich, denn es soll eine schöne Kopie sein, die nun im Keller eingeschlossen und ungesehen bleiben soll. Wir brauchen einen Filmbefreier. :unamused:

Filmbefreier? :wink:

http://www.bravo.de/die-filmbefreier-kampagne-268687.html

Gestern Hail, Caesar! gesehen. Bin mir über den Langzeitwert noch nicht so ganz im Klaren, aber für Liebhaber des Kinos, seiner Geschichte und Geschichtchen ein unbedingtes Muss.

Ein Revuefilm, der sich so stark nach den (alten) Coen-Markenzeichen anfühlt wie lange keiner ihrer Filme mehr. Erinnert vielleicht am ehesten noch an THE HUDSUCKER PROXY, hat jedoch deutlich weniger Tempo und eine viel weniger stringente Narration. Bei Lichte betrachtet zerfasert die Handlung hier enorm, diverse Stränge (insbesondere derjenige um die Figur Scarlett Johanssons) wirken fast komplett irrelevant, und am Ende wirkt die komplette Story in sich merkwürdig bedeutungslos.

Was aber nichts daran ändert, dass man die schiere Buntheit und häufige großartige Absurdität des Geschehens, die hervorragenden Darstellerleistungen und die zahllosen Hommagen/Zitate an vergangene Hollywood-Zeiten mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht hochgradig genießen kann.

Trotz gestrigem Kinostart und den vielen großen Namen im Cast war der Saal erschreckend leer – man sollte ihn sich also vielleicht möglichst bald ansehen, wenn man ihn auf der Leinwand erleben will…

Am 19.02.2016 09:02, schrieb GeorgeKaplan:

Am 18.12.2015 12:51, schrieb Frank:
Berichte doch mal von Deinen Eindrücken zur 35mm Version von Blut an den Lippen, wenn der bei Euch lief.

Daraus wird vermutlich nichts, obwohl wir alles versucht haben. Die 35mm liegt in der Murnau-Stiftung, und die geben die Kopie nur her, wenn wir die Rechte bekommen. Die Rechte an der deutschen 35mm liegen zwar nicht beim Regisseur Kümel, aber der Rechteinhaber weiß, dass Kümel nur eine BluRay zeigen will. Er hat uns daher wieder an Kümel verwiesen, damit wir sein Einverständnis bekommen - was er uns aber nicht gibt.

Verdammt, das habe ich ganz vergessen.., zu viele Filme... Ich hatte gesagt, ich frag da mal nach (bei uns im Metropolis Kino), wenn ich das nächste Mal die Gelegenheit habe. Was ich auch getan habe. Es ging um den Grund für die Aufführung der Blu ray.

Der Filmvorführer hat mir auch gesagt, die Rechte lägen nicht beim Regisseur, aber es gäbe wohl so eine Art Klausel im Vertrag, nachdem der Regisseur bestimmten Vorstellungen widersprechen kann, was er dann im Falle der 35mm Kopie getan hat.
Ein weiterer Mitarbeiter des Kinos sagte mir, man hätte mit dem Regisseur gesprochen und er hätte sie gebeten, auf die Aufführung der 35mm Kopie zu verzichten.
Wie ausschlaggebend nun auch immer der rechtliche Aspekt bei der Sache ist; Tatsache ist, man hat mit dem Regisseur kommuniziert und er will das leider so.
Das reicht mir zu wissen.

Das ist alles sehr bedauerlich, denn es soll eine schöne Kopie sein, die nun im Keller eingeschlossen und ungesehen bleiben soll. Wir brauchen einen Filmbefreier. :unamused:
Wirklich schade. Vielleicht werden wir nie erfahren, wie die 35mm Fassung aussieht. So ganz verstehen kann ich das auch nicht. Man könnte ja als Regisseur - wenn man schon den Einfluss hat - z.B. dafür sorgen, das der Film nur mit ergänzendem Vortrag gezeigt wird, indem eindeutig klar gestellt wird, das/warum die Fassung unerwünscht ist. Das hätte sogar doppelten Nutzen. Mir erscheint das ein wenig stur :unamused: Werdet ihr den Film für Eure Vampir Reihe auf Blu ray zeigen? Vermutlich nicht nehme ich an..Anyway. Viel Spaß, wenn's soweit ist.

Doch, wir zeigen die BluRay, denn wir haben den Film bereits angekündigt. Aber ich werde in der Einführung zum Film auch deutlich sagen, warum wir die BluRay zeigen müssen.

Am 11.02.2016 21:06, schrieb boneless:

Kid-Thing
Enter the Void
oder um es anders zu sagen: MAN WAR DAS BRILLANT!
9/10

Auch absolut meine Meinung, leider reicht der neue Film Love nicht an Enter the Void heran. Zwar finde ich nicht, dass man ihn so zerreißen sollte, wie teilwiese geschehen, aber so richtig Zugang finde ich nicht zu dem Film. Verfolgt man großteils doch recht teilnahmslos, vielleicht auch, weil alle Charaktere unsympathisch bleiben.

Früchte des Zorns - The Grapes of Wrath

Nach einem Roman von John Steinbeck inszenierte John Ford den Film 1940.
Verarmte Arbeiter werden von ihrem Land vertrieben und machen sich auf den Weg nach Kalifornien wo sie sich Arbeit und ein besseres Leben erhoffen. Doch sie müssen gegen Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen.
Man kann Früchte des Zorns durchaus als Flüchtlingsdrama bezeichnen und er ist somit thematisch erschreckend aktuell.

Leider wurde der Film in der deutschen Fassung gezeigt, wie er seiner Zeit im Kino lief. Einerseits interessant, andererseits bedauerlich, da diese Fassung um 20 Minuten gekürzt ist. Und das merkt man leider auch. Nicht nur seine Schlussphase wirkt ein wenig hastig, auch zwischendrin hatte ich hier und dort den Eindruck, das irgendendwie ein wenig erzählerische Substanz fehlt.

Die Qualität der Kopie war ganz ok. 7/10 in dieser Fassung.

Faustrecht der Prärie - My Darling Clementine

Noch ein Film von John Ford. Ein Klassiker aus dem Jahre 1946. Henry Fonda spielt einen Viehzüchter namens Wyatt Earp, welcher in einer Kleinstadt den Sheriff Posten annimmt um den Tod seines Bruders zu rächen. Die Stadt wird friedlicher, nachdem sie lange Zeit von “Old man Clanton” und seinen Söhnen terrorisiert wurde. Eine Frau namens Clementine reist an, um zu ihrem Verlobten Doc Holliday zurückzukehren, der jedoch mittlerweile mit einer Bardame zusammen ist. Es kommt zu einem Vorfall bei dem diese erschossen wird. Die Clantons fordern Earp und Holliday heraus. Es kommt zu Showdown und Schießerei.

Wyatt Earp ist scheinbar sehr bekannt, für mich jedoch erzählerisches Neuland. Wer bei diesem Film einen straighten klassischen Western mit viel Schusswechseln erwartet kommt nur in den letzten 30 Minuten auf seine Kosten. My Darling Clementine ist eine Liebesgeschichte mit viel Poesie. Der deutsche Titel wird dem Film kaum gerecht, der Original Titel schon.

Nach meiner anfänglichen Begeisterung für John Ford durch seine Young Mr. Lincoln Inszenierung bin ich ein wenig ernüchtert. Die Art und Weise wie er komische Elemente in seine Filme einbindet empfinde ich manchmal leicht albern oder störend, die Poesie seiner Filme hingegen ist sehr schön.

Ich sah wieder nur eine deutsche Kopie. Insgesamt fand ich Synchro (und Qualität) aber in Ordnung. 6,5/10

Madame D.

Ein paar Ohrringe, die Madame D., Comtesse der priviligierten Schicht, auf Grund ihres aufwendigen Lebensstils verkaufen möchte, verbinden die Figuren dieses letzten s/w Films von Max Ophüls aus dem Jahr 1953.
Strukturell ist Madame D ähnlich wie Der Reigen als Kreislauf inszeniert, in dessen Verlauf der Ehemann von Madame besagte Ohrringe diverse Male zurück erwirbt. Und je nachdem, in wessen Händen sie sich befinden, versinnbildlichen sie andere Eigenschaften und Wert Vorstellungen.

Unter anderem ist Vittorio De Sica zu sehen, der ja auch diverse Filme inszeniert hat.
Die Kamera ist wieder einmal gleichzeitig entschlossen wie tänzerisch leichtfüßig. Wie die meisten Filme von Max Ophüls begleitet auch diesen Film Walzer Musik.
Ein schöner Film, dessen Grund Idee mit den wiederkehrenden Ohrringen mir jedoch nach dem xten Male ein klein wenig zu absurd vorkam. Manchmal kann es gar nicht absurd genug sein, hier war es mir eine Spur zu viel.

Gezeigt wurde eine schöne 35mm Kopie im (franz.) OmU. Gute 7/10

Lola Montez

Ophüls letzter und einziger Farbfilm von 1955 verfilmt das Leben der viel reisenden Tänzerin Lola Montez, die offenbar im 19Jh. für eine Menge Skandale in Europa gesorgt hat.
Die Inszenierung ist ein bisschen eigenwillig, passt jedoch mit den Wechseln von Zirkusszenen mit der Montez und den Rückblicken zu einigen ihrer Lebensetappen, bis zu ihrer Beziehung zum König von Bayern gut zu ihrem extravaganten, doch letztlich flachen, hohlem Leben. Entsprechend baut die Inszenierung möglichst wenig Empathie auf, so das man auf ihr Schicksal als Zikurs Attraktion fast schon mit einem Achselzucken reagiert.

Sehr gut gefiel mir der Bild Aufbau, Perspektiven und Farb Schema zu Beginn des Films. Hat mich kurioser Weise an Mario Bava erinnert. Ophüls beläßt es leider zu Lasten der Dramaturgie in zwei Szenen bei fröhlichem Walzer. Besser wäre es gewesen hier auf kontrastierende Musik zu verzichten. Mit dem Verlauf des Films ändert sich die Gestaltung etwas.

Die Verleiher haben den Film wie ich vernahm, offenbar ziemlich verstümmelt, bis zur Vernichtung einiger Teile des Films. In Frankreich existierten offenbar noch fehlende Negative, die für die Restaurierung der deutschen 35mm Archiv Kopie in tollem Cinemascope verwendet wurden, die ich sah. Leider hat man auf die Untertitelung der französischen Part verzichtet. Mindestens 10 Minuten mit einigem Dialog.

Die Ophüls Reihe ist beendet. Es war eine schöne Überraschung einige Perlen dieses außergewöhnlichen Regisseurs im Kino zu entdecken, allen voran Letters from an Unknown Woman.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Frank am 24.02.2016 20:14 ]

Kindsköpfe 2

Ich konnte oft nicht glauben, was ich da sehe und noch weniger konnte ich glauben, dass ich mir den Mist tatsächlich gegeben haben.

2/10

Sushi Girl

Nun ja, an sich war das eigentlich ganz unterhaltsam. Da aber sowohl die Optik des Beginns als auch Teile der Story und des Settings (Reservoir Dogs) recht dreist von Tarantino entwendet wurden, setzt man seine Ansprüche auch dementsprechend, zumal Kern Saxton ebenfalls versuchte, viele lässige Dialoge einfließen zu lassen. Selbiges ging allerdings gründlich in die Hose, denn die Gespräche sind weder erheiternd noch in irgendeiner Weise originell. Hinzu kommt eine völlig deplatzierter Soundtrack und ein Kurzauftritt von Danny Trejo, den man nur als schlechten Scherz interpretieren kann. Dennoch war der Film recht kurzweilig und die Idee mit dem titelgebenden Sushi Girl auf dem Tisch hatte definitiv was. Spannung und Folterszenen waren auch ordentlich und der Twist am Ende zwar nicht gerade innovativ, aber doch nett. Mark Hamill hätte ich übrigens nie und nimmer wiedererkannt. Sein latent wahnsinniges Spiel stahl den anderen Akteuren locker die Show.

5/10

Der Bunker

Hm. Ließ mich gestern recht ratlos im Kino zurück. Zunächst einmal ist Der Bunker von Nikias Chryssos ein recht außergewöhnlicher Film. Von Beginn an absurd, komisch und sehr skurril. Eine Familie lebt abgeschottet in einem Bunker mitten im Wald, der Vater denkt, er wäre intellektuell überlegen, die Mutter ist sensibel und manisch und ihr angeblich achtjähriger Sohn Klaus (absolut großartig: Daniel Fripan) soll mal Präsident werden, ist aber dumm wie Brot. Der namenlose Student, der im Bunker Ruhe für seine Arbeit sucht, soll Klaus unterrichten und ihn für seine kommende Aufgabe vorbereiten. Im Verlauf des Films wird es langsam aber sicher immer seltsamer und das Kammerspiel wird durch einen geheimnisvollen Vierten namens Heinrich deutlich beeinflusst.
Ich fühlte mich am Ende ein wenig zwigespalten. Einerseits hat der Bunker viele Szenen, die richtig amüsant waren und herrlich unterhalten haben, andererseits übertreibt es Chryssos an manchen Stellen deutlich und die Geschichte rutscht doch das ein oder andere Mal ins Lächerliche ab. Trotzdem sehenswert und bei gerade mal 88 Minuten auch recht kurzweilig. Der Soundtrack ist übrigens wunderbar.

6/10

High Tension

Der erste von vier Filmen, die das französische Terrorkino auf die Landkarte der Genrefans hievten und mit ihrer erbarmungslosen Darstellung von Gewalt wohl so manchem Fan das Fürchten lernten.
Ich muss vorwegschicken, dass ich den Plottwist schon kannte und mich damit um einen großen Überraschungseffekt brachte, was diesen Film rückblickend aber nicht schlechter dastehen lässt. Nein, High Tension macht seinem Namen alle Ehre und ist ein ziemlich fieser Brocken, der vor allem durch sein hohes Tempo und komplette Ironieferne überzeugt. 90 Minuten bierernste Stimmung mit einem Killer, der Anton Chigurh aus No Country schon fast freundlich wirken lässt. Alexandre Aja’s Horrorthriller braucht nicht lange, um in die Vollen zu gehen und ist von Beginn an atmosphärisch extrem dicht (unterstützt von einer minimalen, aber sehr wirkungsvollen Soundkulisse). Die Kills sind erbarmungslos und ziemlich drastisch, allerdings sehr gut über die gesamte Spielzeit verteilt, so dass man nie den Eindruck hat, dass Aja hier auf Biegen und Brechen das Härtebarometer sprengen möchte. Des Weiteren ergötzt sich der Film auch nicht an seiner Gewalt, sondern stellt diese stets in den Kontext der Geschichte. Selbige fand ich übrigens sehr gelungen und der Twist am Ende ist in meinen Augen weder weit hergeholt noch übertrieben. Wenn man vor allem den Beginn (also noch bevor Marie und Alex aufs Land fahren) und das Ende genauer betrachtet, dann ergeben sich meines Erachtens nach keine Fragen nach grundlegender Logik, von ein paar kleinen Lücken mal abgesehen.

8,5/10

Kleine Frage in die Runde: Wie sind die Meinungen zu den anderen 3 Filmen? Frontier(s) hab ich zwar schonmal gesehen, allerdings in stark geschnittener Fassung. Um Inside werde ich wohl einen Bogen machen, da ich kein ausgesprochener Horrorfan bin und mir das Ganze wohl etwas zu heftig sein wird. Bleibt noch Martyrs. Um den drücke ich mich jetzt schon seit Monaten. Einerseits fasziniert er mich ziemlich, andererseits weiß ich nicht, ob ich mir sowas ansehen sollte… Hm, hm.

Obwohl ich Martyrs persönlich nicht als das Meisterwerk sehe, als das es viele Horrorfans feiern, würde ich sagen, dass man ihn mal gesehen haben sollte. Obwohl ich die zweite Hälfte als richtig fiesen Torture Porn bezeichnen würde (hier wird sehr explizit mit der Gewalt umgegangen), steckt eine Idee dahinter und man kann hinterher gut darüber reden. Aber wenn du eher empfindlich bist, dürfte es schon grenzwertig sein… und es ist nicht nur die Gewaltdarstellung, sondern auch die deprimierende Atmosphäre. Martyrs ist kein Film, der einem Verschnaufpausen gönnt, wenn er erst mal richtig loslegt.

Zum Vergleich: Ich mochte High Tension mehr und Frontier(s) weniger. Inside habe ich noch nicht gesehen.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 26.02.2016 13:26 ]

Danke für die Antwort. Ich kenne einige Bilder von Martyrs und die waren schon nicht ohne. Ich kenne auch die Story (Wikipedia ist diesbzgl. ja sehr ausführlich) und mich hat es damals schon beim lesen geschaudert bzw. hab ich da schon ein recht ungutes Gefühl bekommen. Vor allem, wenn es für Anna zum Finale geht…

Der Vergleich hinkt eventuell ein wenig, aber High Tension fand ich jetzt z.B. nicht so hart wie erwartet. Sicher waren die Tötungsszenen nicht von seichter Natur, aber doch deutlich im Rahmen des Erträglichen und da wie schon beschrieben nicht eine Greultat an die Nächste gereiht wird, hat man immer genügend Zeit, zu verschnaufen.

Moin.
Martyrs kann wirklich Gift für die Seele sein, gerade weil er so verdammt gut gemacht ist. Zutiefst böse und unmenschlich. Sensiblen Gemütern würde ich definitiv abraten. Die Bilder brauchen lange, bis sie sich verflüchtigen. Danach habe ich mir lange gewünscht, ich hätte ihn nicht gesehen. Im Vergleich zu Inside ist er auf jeden Fall der größere Horror (Horror im weiteren Sinne), wobei die Ausgangsidee von Inside auch grausam genug ist. Für Inside braucht man allerdings ein starkes Herz. Terror Kino pur mit einigen Schockmomenten, er lässt dir weniger Verschnaufpausen im Vergleich soweit ich mich erinnere. Hab sie beide nur einmal gesehen und glaube zumindest bei Martyrs nicht, das ich den ein weiteres Mal schauen würde. The Descent ist dagegen echt entspannender Horror, der immer wieder geht. Frontiers fand ich entweder schlecht oder habe ich nicht gesehen.

Am 26.02.2016 13:43, schrieb Frank:

The Descent ist dagegen echt entspannender Horror, der immer wieder geht.

Meine Freundin hat bis heute ein Trauma von diesem Film. Sooo entspannend ist das nun nicht.

Hast recht, kann man eigentlich nicht so stehen lassen. Wollte nur verdeutlichen, das im Direkt Vergleich für mich immer noch ein ziemlicher Abstand zwischen den beiden Filmen liegt, das Grauen betreffend.

Seltsamerweise hat Inside bei mir nie gezündet. Und das sag ich nicht, um irgendwie den harten Macker heraushängen zu lassen. Ehrlich gesagt fand ich ihn stellenweise eher albern. Mir ist vollkommen klar, was der Film transportieren will, mit seiner zweifelsfrei drastischen Gewalt und seinem Sounddesign. Aber vll. war gerade dieses over the top das, was mich nicht überzeugen wollte.

Ganz im Gegensatz zu Martys. Der ist schon ein Brocken, bei dem ich auch keine unfreiwillige Komik erkennen konnte. Ebenso bei High Tension, bei dem die Gewalt wie schon beschrieben innerhalb der Geschichte zwar immer präsent ist aber nie dauerhaft oder übertrieben (vom Climax jetzt mal abgesehen aber der ist ja auch richtig gut gesetzt).

Um Martyrs hab ich damals auch erst einen Bogen gemacht aber man überlebt ihn. :wink: Schau Dir vll. zunächst das US Remake an. Das wird seichter sein. :laughing:

HIGH TENSION hat bei mir durch seine Logikfehler extrem verloren (die Story kann so halt einfach nicht funktionieren…), ist aber atmosphärisch brillant. INSIDE ist ein einziges Blutbad, schonungslos und dabei emotional bitterkalt, gibt wenig Vergleichbares. MARTYRS ist auch äußerst brutal, hat aber wesentlich mehr Tiefgang, gibt sich geradezu philosophisch. Sollte man m.M. schon unbedingt mal gesehen haben, aber zieht einen ernsthaft runter. FRONTIER(S) ist der “normalste” Film im Bunde, eigentlich nur eine Art WRONG TURN usw. in etwas krasser… macht bei der Gewalt tatsächlich auch wenig Gefangene und hat eine durchaus bedrohliche Atmosphäre… ist aber insgesamt deutlich konventioneller angelegt als die drei anderen Filme.

Aber hey, wenn du das Kurzzeitphänomen “New Wave of French Horror” wirklich ergründen willst, fehlt definitiv noch ein Film auf deiner Liste: CALVAIRE, der beim FFF auch mal lief (unter dem Titel THE ORDEAL). Der ist zwar nur halb-französisch, der Regisseur Fabrice Du Welz (hat danach u.a. VINYAN gemacht) ist Belgier, aber er hat die Welle damals mit ausgelöst und wurde u.a. von Bustillo/Maury (INSIDE) auch mehrfach als Einfluss bezeichnet.