Nierenfilme oder: Wann ist endlich Schluss?

da zuletzt mal wieder die diskussion mit einem kumpel aufkam, was eigentlich der heftigste film sei, den man je gesehen habe, würde ich das auch hier mal in die runde werfen.
ich denke, ich brauche nicht zu erwähnen, dass härte hier keineswegs auf den blut- und gedärmfaktor abzielt, sondern eher darauf, wie sehr das gesehene einen persönlich mitgenommen hat. welcher streifen blieb im gehirn hängen wie eine hässliche trennung und wollte einfach nicht gehen? welcher film verursachte schlimmstes unwohlsein in der magengegend? wann sehnte man sich danach, es endlich überstanden zu haben? und dennoch: man möchte die erfahrung nicht missen: die wackligen beine, das unbehagen, das schlechte gefühl danach. so paradox es auch klingen mag…

nach einigem überlegen würde ich “die 120 tage von sodom” wählen. ohne scheiß, wenn ich länger über diesen film nachdenke, bekomme ich sofort eine gänsehaut der ganz üblen sorte. ich habe bisher noch nichts gesehen, was das böse so unerbittlich, so ekelhaft, so abgrundtief hässlich, so menschenverachtend und, was irgendwie am schlimmsten war, so schmerzhaft realistisch dargestellt hat. es gibt nicht einen winzigen hoffnungsschimmer, nicht irgendwas positives, nein, es wird unerbittlich auf den zuschauer eingeschlagen und nach dem finalen akt hat man für kurz oder länger den glauben an das gute im menschen verloren. der bezug zum faschismus, der im zusammenhang mit diesem film immer wieder genannt wird, macht salo noch gnadenloser, als er schon ist. denn dieses horrorszenario könnte sich tatsächlich zugetragen haben… ein film, den ich mir wohl nie wieder ansehen werde.

Immer wieder beliebte Frage, gerade weil sich so im Netz gerne mit dem härtesten Zeug gebattelt wird^^ Aber hier in einem erfahrenen Forum unter Profis ernsthaft angegangen sicher sinnvoll & vielleicht mit ein paar echten Tipps :wink:

Salo hat auch mich mitgenommen, muss ich ebenso wie du nicht so schnell wiedersehen, obwohl die Criterion Blu-ray im Schrank ein Schmuckstück ist!

Sieben hat mich damals wegen allseits bekanntem Ende als Teen mitgenommen, ebenso wie ich Signs im Kino verdammt gruselig fand, ich war am schwitzen & am zittern^^ Und Saw 3 fand ich heftig brutal im Kino

In den letzten Jahren, seitdem ich “ausgewachsen” bin, muss ich aber einfach Serbian Film, die ersten zwei Human Centipedes, Martyrs & auch Inside nennen. Alle bekannt, aber haben gehalten was sie versprochen hatten :slight_smile: Teilweise fühlte ich mich was böse & illegal bei manchen Stellen, wollte sie lange Zeit keinen Freunden oder Familie zeigen.

Auch ein paar seltsame Schauer & einige Stirnrunzeln erfuhr ich bei Nekromantik, Guinea Pig, Cannibal Holocaust, Grotesque, Evil & I Spit On Your Grave (1+2, Remakes)…

Hmm, gute Frage - trifft bei mir allerdings eher zu, wenn der Film langweilig ist.

Auf das baldige Ende, das dann nicht kam und nicht kam, habe ich bei Sex, Lies and Videotape gehofft - grottenlangweilig.

Und auch bei Cop Car hab ich mir das Ende herbeigewuenscht, das aber vor allem deswegen, weil es der 46. Film eines langen FFF war, ich war einfach am Ende. Kann der Film natuerlich nix fuer.

Unangenehm empfand ich A Clockwork Orange. Die verschiedenen Gewaltdarstellungen, physisch und psychisch, waren schon heftig.

Die extremste Erfahrung war allerdings Ichi, der Killer. Mein erster Miike, einer meiner ersten abgedrehten Asia-Erfahrungen, huijui.

Ansonsten, wenn ich den Film zuhause sehe, mach ich einfach aus. Neulich bei Worldwar Z - war mir irgendwie zu daemlich. Nervige Kinder, nerviger Brad Pitt mit dem arschigsten Haarschnitt ueberhaupt und und und. Nicht, dass ich jetzt hohe Ansprueche an Zombie-Filme stellen wuerde …

Einigermaßen in die Magengrube gefahren sind mir:
ERASERHEAD
KIDS
MEN BEHIND THE SUN
REQUIEM FOR A DREAM
SALO oder DIE 120 TAGE VON SODOM
DER 7. KONTINENT

Auch sehr unangenehm:
BENNYS VIDEO
FUNNY GAMES (Original)
INLAND EMPIRE
IN MY SKIN
MANIAC
MARTYRS
SCHRAMM
A SERBIAN FILM

An American Crime.

Inside war auch dabei, Hills have Eyes (Remake) fand ich ziemlich fies, da so verdammt realistisch gewirkt (und muss gerade erschreckend feststellen, dass der auch schon 10 Jahre alt ist), ebenso den ersten Saw damals, auch wenn’s eher Mind- denn Nierenfuck war g High Tension war damals auch fies, auch wenn er aus heutiger Sicht deutlich in die Jahre gekommen ist.

Martyrs hat bei mir in die Richtung ueberhaupt nicht gezuendet. Das war mir zuwenig “subtil” dafuer. Wobei das Ende schon durchaus auch in diese Richtung wandert.

Vielleicht MEN BEHIND THE SUN. Brutale Morde, Folter und Vergewaltigungen kann ich relativ gut wegstecken, wenn ich weiß, dass es fiktiv ist. Wenn der Hintergrund allerdings ein reslistischer ist, wird es unangenehm und das Gesehene brennt sich eher fest. Deshalb haben mich wahrscheinlich MARTYRS oder CANNIBAL HOLOCAUST weniger geschockt.

Filme, bei denen ich schon ahne, dass sie mir zu unangenehm werden, sind außerdem solche, die sich um tödliche Krankheiten drehen. Krebs-Dramen zum Beispiel würden mich zu sehr mitnehmen, deshalb meide ich sie. Die Realität ist schon grausam genug, das will ich nicht in einem Film ausgebreitet sehen.

Dann fallen mir noch die thematisch in einer Liga spielenden Filme WENN DER WIND WEHT und THREADS ein, die die Folgen eines Atomkrieges zeigen.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 06.10.2015 10:03 ]

An American Crime hätte ich jetzt auch genannt.
Aber bei mir unangefochten auf Platz 1 ist War Zone vom Tim Roth.
Keine Ahnung wir hier das mit dem Balken wegen Spoilern geht, deshalb will ich nicht mehr dazu schreiben, aber die letzten 20 Minuten sind das schlimmste bedrückenste was ich jemals gesehen hab - und das ganz ohne Blut.

Bei War Zone bin ich völlig bei Ugene-Gene - mich hat auch kaum ein anderer Film so mitgenommen.

Filme, bei denen ich schon ahne, dass sie mir zu unangenehm werden, sind außerdem solche, die sich um tödliche Krankheiten drehen. Krebs-Dramen zum Beispiel würden mich zu sehr mitnehmen, deshalb meide ich sie. Die Realität ist schon grausam genug, das will ich nicht in einem Film ausgebreitet sehen.

interessant. genau so ergeht es mir auch. ich habe mit harten darstellungen in filmen wenig probleme, aber solche streifen meide ich ebenfalls wie die pest.

an american crime fand ich persönlich zwar gut, aber ich habe mich gefragt, warum sich o’haver nicht komplett an die tatsachen gehalten hat. irgendwie war mir das ganze ein wenig zu oberflächlich und wenn man weiß, was sylvia likens 1965 wirklich alles erdulden musste, dann wird einem schon beim lesen schlecht (das zeigt der film nicht mal im ansatz)… nicht, dass ich auf eine realitätsnahe verfilmung scharf wäre, aber o’havers film war mir dann doch etwas zu halbherzig.

ich würde noch 21 gramm nennen. einer meiner absoluten lieblingsfilme, aber ebenfalls schwer zu ertragen. selbst beim dritten mal war der kloß im hals am ende rießig.

übrigens „danke“ für die nennung von war zone. ich bin angefixt. auch dank so erbaulicher statements wie diesem hier:

Accusations of incest surface in an isolated family. This is a remarkably dark drama. The pace is slow and the mood is always heavy. While I understand that the story and subject matter fit the dreary atmosphere, I couldn’t help but think that I’d rather slit my wrists than continue watching.

was eigentlich der heftigste film sei, den man je gesehen habe
Beim Gucken ist mir das meist nicht ganz bewusst. Die Bilder kommen dann erst später wieder. "Men Behind The Sun" jeden Winter denke ich dran, wenn mir die Hände kalt werden... :-/ "Gesichter des Todes" fehlt mir bislang, wobei das heute vielleicht nicht mehr so wirkt wie damals. "Salo" wirkt für mich null wohingegen ich "Das Weiße Band" nie weiter als 10-15 Minuten gesehen habe. Das Alter in dem man einen Film sieht spielt eine Rolle, sonst gäbe es nicht so viel Leute die ein Problem mit "Es" haben. "A Clockwork Orange" finde ich heute leicht anschaubar, aber in jüngeren Jahren hat er mich verstört. So wird es erst interessant bei Filmen die man nicht weiter geguckt hat oder sich aus irgendwelchen Gründen gezwungen hat und noch überlegt, ob es so gut war z.B. "A Serbian Film". Über Gruselfilme (Rec, Ring, Drag Me To Hell) wage ich es kaum zu schreiben.

Vieles wurde ja bereits genannt. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme fehlt aber bisher.
Dabei handelt es sich um Gaspar Noes “Menschenfeind” (“Seul contre tous”).

Auch wenn der Film eigentlich sehr ruhig und langsam ist, kommt hier vieles zusammen: Tristesse, Gefühlskälte, Wut, Hass, Gewalt, Sehnsucht, Hilfsbedürftigkeit, Triebhaftigkeit, Egoismus und noch so einiges mehr. Das alles sehr nüchtern, schonungslos und direkt erzählt. Für mich ein grandioser Film und (buchstäblich) ein Schlag in die Magengrube zugleich.