Suspiria (2018)

Wahnsinn, ich hatte es schon aufgegeben, SUSPIRIA noch im Kino sehen zu dürfen, aber jetzt hat sich die “Weird Wednesday” Reihe im Stuttgarter EM-Kino erbarmt und zeigt ihn in einer Sondervorstellung am Sonntag, den 2.12., um 20 Uhr in der OmU. Vorzeitige Bescherung quasi. Es gibt noch Tickets.

https://www.innenstadtkinos.de/programm-und-tickets/details.html?id=144344

Das freut mich für dich und bin gespannt auf deine Meinung! :slight_smile:

Manchmal ist es echt unfassbar und ärgerlich, wie rar sich manche, auch größere Genrefilme in den Kinos machen. Hätte die letzten zwei Wochen z.B. gerne OVERLORD und ASSASSINATION NATION gesehen, aber liefen (selbst) hier in Köln kaum und wenn dann nur zu unmenschlichen Zeiten. Sehr schade.

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Haargenau meine Meinung. Nicht als Remake ansehen, sondern als eigenständigen Film, dann funktioniert der Film auch. In jedem Fall ist der Film aber zu lang und stellenweise passierte wenig. In jedem Fall eine Sichtung wert.

Mein Film des Jahres. Vielleicht sogar der letzten Jahre. Obwohl Climax und Under The Silver Lake noch ausstehen, würde ich mich trotzdem schon festlegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Beiden toppen werden, was sich da in 152 Minuten vor dem Zuschauer ausbreitet. Vorhang auf für die Lobhudelei des Jahres. Vorhang auf für Suspiria.

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: dieser Film ist ein MONSTRUM. Ein bestialisches Etwas, ein ungeheures Ungetüm. Dieser Film ist umwerfend. Ich kann immernoch nicht fassen, was Luca Guadagnino hier geschaffen hat. Er nimmt einen Klassiker, bedient sich der besten Zutaten daraus und erschafft etwas Neues, etwas, dass für mich viel größer ist als das Original. Nicht falsch verstehen, ich liebe Suspiria von 77, aber der neue Suspiria ist auf einer ganz anderen Ebene angesiedelt.

Ich wüsste nicht, wann ich zuletzt einen Horrorfilm derart “genossen” habe. Wann ich zuletzt sämtliche Gefühlsstadien während eines Films durchgemacht habe, von amüsiert über gefesselt bis hin zu geschockt. Ich hatte Gänsehaut, mir war heiß/kalt, ich habe teilweise vor Entgeisterung lachen müssen… Suspiria ist so unglaublich einnehmend, so faszinierend in seiner Inszenierung, dass ich oft nicht fassen konnte, wie gut er ist. Der Kritiker in mir hat natürlich während des Schauens nach Schwachstellen gesucht und sicher findet man den ein oder anderen kleinen Aspekt. Aber ich konnte diesen Film beim besten Willen nicht schlecht reden und komme auch heute noch zum Schluss: Guadagnino ist ein Meisterwerk gelungen.

Ich ringe nach Worten, um das, was ich gesehen habe, angemessen beschreiben zu können. Allein das Setting, die Tanzschule im geteilten Berlin, Mitte der 70er Jahre. Der RAF Terror ist allgegenwärtig, die Angst und Unsicherheit spürbar, ständig laufen im Hintergrund Nachrichten über die Flugzeugentführung der Landshut und die inhaftierten RAF Terroristen. Und doch habe ich diese großartige Umrandung nur im Hintergrund wahrgenommen, denn zu sehr hat mich die Aura der Tanzschule in ihren Bann gezogen. Das Wort “Unheimlich” wird damit neu definiert. Jede Probe, jede Nahaufnahme der gespenstischen Mitarbeiterinnen der Schule, jede noch so grazile Bewegung löst etwas aus und ist eingebettet in eine sich immer mehr verdichtende Geschichte, die in sechs Akten zu etwas führt, was an Intensität eigentlich nicht zu überbieten ist. Auch jede Nebenhandlung hat Hand und Fuß, fügt sich perfekt in das große Ganze ein und rührt - nebenbei gemerkt - besonders in einem Fall zu Tränen. Ich erspare mir jetzt die Lobhudeleien auf den großartigen Cast (Tilda Swinton, (schon wieder) Dakota Johnson, Mia Goth, Chloë Grace Moretz… eine Fehlbesetzung gibt es nicht, hier spielt jeder (!) auf einem Top Niveau) und einen herausragenden Soundtrack, der beweist, dass Thom Yorke einfach genau weiß, was er tut. Allein der Titeltrack oder das infernalisch beängstigende Volk gehören zu den Stücken des Jahres…

Ich bin etwas verwirrt über die Kritik an den Sprachen hier. Euer Ernst? Ich fand gerade dieses Hin- und Herspringen zwischen Deutsch und Englisch (und später Französisch) + das Unperfekte der Sprache(n) so authentisch. Das hat dem Film eine ganz besondere Note verliehen. Zumindest für mich.
Um das Ganze abzuschließen: Suspiria ist ein fehlerloses Glanzstück, welches sich weder dem Mainstream anbiedert noch sich selbigem verwehrt. Es trifft die goldene Mitte und hat alles, was ich in einem Film sehen möchte. Deshalb kann ich vorerst nicht anders und muss 10/10 geben.

Kann ich sogar nachvollziehen, angesichts des Bergs, vor dem man steht. Ob das nun wirklich gelungen oder nicht einfach komplett überfrachtet ist, liegt halt immer noch im Auge des Betrachters.

Womit wir bei den Überfrachtungen wären. Und welche Nebenhandlung genau? Da gibt es einige.

Ne, war nur Spaß.:clown_face:

Das war zumindest nicht mein Kritikpunkt.

Dein Ernst? Ein jüdischer Arzt, der nach 30 Jahren in Deutschland so spricht, als würde eine englische, lautmalerische Transkription vorlesen - das soll authentisch sein?

Ob ein Film Fehler hat oder nicht, sagt nichts über die Qualität aus. Es gibt Filme mit zahllosen Fehlern, die großartig siind.

Ich empfand den Film ganz und gar nicht als überfrachtet, sondern in seinen vielen Facetten äußerst einnehmend und spannend. Hat für mich in jeglicher Hinsicht zur Atmosphäre beigetragen. Und mein Hinweis auf die Sprachen traf vor allem auf die Hausmütter zu, allerdings kann ich deine Kritik am Arzt nicht nachvollziehen. Warum soll er nach 30 Jahren in Deutschland gut Englisch sprechen? :face_with_raised_eyebrow: Und sein Deutsch war ok, er war ja schon steinalt, da läuft das nicht mehr so fließend. Empfand ich nicht als ungewöhnlich.
Und ich finde sehr wohl, dass Fehler etwas über die Qualität eines Films aussagen, gerade wenn es bspw. um Logiklücken geht. Sicher können Filme mit Fehlern großartig sein, aber die Fehler tragen sicher nicht dazu bei. Außerdem schon etwas kleinkariert, sich an einer “euphorischen” Aussage wie dieser zu stoßen, oder? :wink:

Das habe ich nicht gesagt. Ich sprach von einer englischen Transkription. Oder für Miss Swinton: Eesh shprugh fonn aina anglishan trunskreeptjon. So zumindest hat es sich angehört.

Daran halten sich die älteren Menschen, die ich kenne oder gekannt habe, nur nicht. Auch die Aussprache klingt bei ihnen nicht so, als ob sie eine Fremdsprache aufsagen müssten. Mich hat das deshalb komplett rausgehauen. Ich habe ihm bzw. ihr die Rolle einfach nicht mehr abgenommen, die Künstlichkeit war zu groß.

Ja, das ist eine Frage der Sichtweise, auch wenn das für dich kleinkariert ist. Aus meiner Sicht ist es ein weit verbreitetes Missverständnis, Fehler in der Kunst als Qualitätsmangel zu suchen. Ein Film ist ein Film. Mit oder ohne Logiklöcher kann er großartig sein. Fehlende Logik kann sogar großartig sein.So what?

Die Frage ist doch eher, wie man „Fehler“ definiert. Wenn ich etwas an einem Film kritisiere, z.B. dass er wenig Atmosphäre hat, dann ist das in meinen Augen ein Fehler, der die Qualität beeinflusst. Oder anders: so richtig verstehe ich nicht, worauf du hinauswillst. Wie sollte man sonst einen Film kritisieren? Selbst Aspekte, die mir an einem Film nicht gefallen, die vllt. nur mich persönlich stören, sind in meinen Augen doch Fehler des Films. Ich wüsste nicht, wann ich zuletzt gesagt hätte: Wow, der Film hat so viele Fehler, er ist einfach großartig.

Und jetzt bin ich wirklich neugierig: Welche Filme findest du denn großartig, die ohne Logik auskommen?

D’accord. Atmosphäre ist für mich mit am wichtigsten, fehlt diese, ist das - nunja - ein Fehler.

Naja, keine Fehler, sondern Dinge, die nicht funktionieren, die mich stören. Aber ok, weil

Stimmt wohl. Vermutlich meinen wir beide das gleiche. Fehler sind für mich eher die Sachen, die mich nicht stören, Anschlussfehler, Logikfehler, aufgrund eines beschränktes Budgets „misslungene“ Effekte oder billig wirkende Ausstattung. Dinge, die dem eigentlichen Genuss eines Films nicht entgegenstehen, wenn man den Film dort abholt, wo er steht. Oder zumindest keinen Maßstab anlegt, den der Film entweder nicht erfüllen kann oder erst gar nicht erfüllen will.

Barbarella, Dracula jagt Frankenstein (Paul Naschy naschte ziemlich gern irgendwelche halluzinatorische Pilze), Vampyros Lesbos (der delierende Vampirfilm schlechthin), überhaupt ein Großteil des Oevre von Jess Franco, The Reincarnation of Isabel, 5 Dolls for an August Moon, eine ganze Reihe von Turksploitatations, allen voran natürlich Turkish Star Wars und En Büyük Yumruk, Star Crash. das Komplettwerk von Ed Wood.

Wäre schön, wenn Du den Spoiler noch ausblenden könntest. Keine Ahnung, was hinter der Entscheidung stand, Herrn Dr. Klemperer von Tilda Swinton spielen zu lassen, ich war vom ersten Augenblick an sicher, dass hier Makeup im Spiel ist – und aufgrund der Bewegungen, insbesondere der Hände, auch, dass es eine Frau ist, die den Doktor spielt. Tilda Swinton lag nahe und nach den ersten Worten des Doktors war es auch klar. Was sollte das? Eine falsche Fährte? Wunsch oder Bedingung von Frau Swine-town/Ebersdorf? Sie selbst sagt: "“for the sheer sake of fun above all”. Hier meine Review:

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Also ganz ehrlich: mir ist diese Tatsache nicht ein mal in den Sinn gekommen. :upside_down_face: Erst jetzt wird mir bewusst, was hier alle meinen, wenn sie davon reden, dass Tilda Swinton auch Klemperer ist. %)

Gestern endlich auch in unserem geliebten Savoy gesehen.

Weiß nicht ob das wirklich ein Spoiler ist… es handelt sich doch um nichts was die Handlung beeinflusst? Aber der Vollständigkeit halber sollte auch die Oberhexe Markos erwähnt werden, die lt. IMDb ebenfalls von Tilda gespielt wurde! Mir ist das Make-up des Klemperer übrigens erst im Garten aufgefallen, erst danach war “er” für mich auf einmal ganz klar Tilda Swinton, aufgrund Bewegung und Aussprache.

Ich hab’s nicht geschnallt. :joy:

In der FAS steht dazu: “Auch passend und überhaupt die beste Idee des neuen Suspiria ist es, alle Hauptrollen von Schauspielerinnen spielen zu lassen…In einer feministisch umgedeuteten Geschichte über Gewalt von und gegen Frauen eine zusätzliche männliche Hauptfigur zu erfinden, nur um sie dann ebenfalls von einer Frau spielen zu lassen, ist ein ziemlicher Clou…” Naja, kann man so sehen.