Under The Silver Lake (Spoiler!)

Ich bin auch nach einer Nacht noch ziemlich erschlagen von der gestrigen Sichtung des grandiosen Under The Silver Lake. Aus unserer Sicht sind zum Ende leider einige Fragen offen geblieben, wobei nicht klar geworden ist, ob diese tatsächlich zu entschlüsseln sind, oder es sich lediglich um „Red Herrings“ des Regisseurs gehandelt hat.

Spoiler ahead – of course! :grin:

Was also habt Ihr für Ideen und Meinungen zu den folgenden Punkten?

  1. Gibt es einen Hinweis auf die Identität des (aktuellen) Hundekillers?
  2. Was ruft der Papagei? „Oliver“? Hat das eine tiefere Bedeutung?
  3. Handelt es sich bei dem „Owls Kiss“ tatsächlich um ein übernatürliches Wesen?

Interessante Fragen. Habe allerdings zu vielen solcher Fragen die Vermutung das das alles nicht so wichtig ist.

  1. Einen sicheren Hinweis auf den Hundekiller konnte ich nicht finden. Fand es nur interessant das man Sam (Garfield) offenbar kurz verdächtigt hat als er vom König der Penner festgehalten wurde und nach dem Grund für die Hundekekse befragt wurde.
  2. Konnte ich auch nicht verstehen. Meine Vermutung war aber auch sofort das das wichtig sein könnte.
  3. ?
  1. Ich bin da zwar auch eher bei euch, aber nur als Denkansatz: Könnte man diese Szene nicht auch so deuten, dass der “König” Sam deshalb nach den Hundekeksen gefragt hat, weil er selber ein Hundehasser ist? Also nach dem Motto: “Du hast Hundekekse in deinen Taschen, bist du etwa ein Hundefreund?!” - und als er dann erfährt, dass es Sam nur um Frauen ging, war das für ihn okay. Dann könnte er der Hundekiller sein.
  2. Das wüsste ich auch sehr gerne. Ich war mir zwischendurch sicher, dass er “Oliver” sagt, aber es war mal mehr und mal weniger deutlich.
  3. Glaube ich nicht, weil es ja eigentlich sonst nichts Übernatürliches gab. Nur extreme Merkwürdigkeiten. Außerdem wirkte die Art, wie sie geschrien hat und weggelaufen ist auf mich ziemlich “unmystisch”, zusammen mit dem kaputten Fenster (durch das ist sie doch eingestiegen, oder vertue ich mich?). Und während Sam das Zimmer nach ihr durchsucht, wurde er von der Polizei an der Tür unterbrochen. Sie hätte also in dieser Zeit entkommen können.

Ich bin da zwar auch eher bei euch, aber nur als Denkansatz: Könnte man diese Szene nicht auch so deuten, dass der “König” Sam deshalb nach den Hundekeksen gefragt hat, weil er selber ein Hundehasser ist? Also nach dem Motto: “Du hast Hundekekse in deinen Taschen, bist du etwa ein Hundefreund?!” - und als er dann erfährt, dass es Sam nur um Frauen ging, war das für ihn okay. Dann könnte er der Hundekiller sein.

:+1:

Mein Englisch ist zwar nicht so prikelnd, aber das war auch sofort mein Gedanke.

Hier noch mal meine beiden Gedanken zu UTSL aus dem anderen Thread:

Etwas, was für mich sehr offensichtlich war: Die Nerdklischees, die plumpe Darstellung sämtlicher Frauen als pubertäre Jungenfantasien und die auf die Spitze getriebene „Hipheit“ der Parties haben mich das alles als Parodie auf die verbreiteten Klischees sehen lassen, die es über ~30 jährige Popculture-Nerds gibt. Nicht nur auf L.A. Sam ist zwar größtenteils sympathisch, aber vereint das alles in sich. Dazu kommt die Selbstüberschätzung, dass er mehr als andere von dem versteht, was im Hintergrund abläuft. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass der Film mit einem gewissen Nerd-Typus (4chan, Gamer- und Comicgate) „abrechnet“. Aber er sieht ihn definitiv kritisch und treibt diese Klscihees auf die Spitze, auch wenn vieles erst mal nett und positiv wirkt.

Und noch ein Film, der mir immer wieder als Vergleich in den Sinn kam: Ready Player One! Ich zitiere mal eben den ersten Absatz meiner Review:

Der Protagonist ist ein nerdiger Typ ohne wirklichen Job, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, geheime Codes in popkulturellen Erzeugnissen ausfindig zu machen. Daraus - und weil er sich in ein ihm kaum bekanntes Mädel verknallt hat, bloß weil sie heiß aussieht - entwickelt sich eine Schnitzeljagd durch die Oasis, ähm, durch die bunte Partywelt von Los Angeles. In deren Verlauf lernt er, die berühmtesten Videospiele, Filme, Songs und seine eigene Umgebung, mit anderen Augen zu sehen, weil sich in ihnen geheime Botschaften verbergen. Aber nur die absolute Elite ist dafür bestimmt, sie zu entschlüsseln! Und es gibt Menschen, die offenbar über Leichen gehen, damit er es nicht schafft.

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Verstehe, Deine Wahrnehmung ist jetzt sehr auf diese popkulturellen Aspekte des FIlms fokussiert. Stimmt, da ist viel Nerd typisches im Film und da er sehr humorvoll bzw. charmant inszeniert ist, wirkt er nicht wie eine ernsthafte Kritik an diesen Klischees sondern implementiert dies quasi mit einem Augenzwinkern. Dann kann ich auch Deinen RPO Vergleich besser verstehen. Ich hätte jedoch im Leben nicht diese parallele gezogen, vermutlich weil ich RPO nicht mag, aber mehr noch weil ich UTSL gar nicht vorrangig unter diesen Pop kulturellen Aspekten wahrgenommen habe. Ich bin ohnehin überrascht wie kausal die Sichtweise auf den Film allgemein ist.

Es steckt ja auch unheimlich viel verschiedenes in dem Film, und bei den meisten Aspekten kann man sie noch dazu positiv (als “Liebeserklärung”) oder negativ (als auf die spitze getriebene Kritik) interpretieren.

Mich hat als erklärter Freund von rätselhaften Filmen ausgerechnet die Auflösung der Schnitzeljagd ein wenig enttäuscht. Schade… Vielleicht sind mir deshalb Popkultur-Anspielungen, die Darstellung L.A.s und des Vorzeige-Nerds mehr in Erinnerung geblieben.

Nun, Frauen sind keine Objekte, sie sind das komplizierteste was es auf der Welt gibt. Man kommt nur mit ihnen zurecht wenn sich sich darin weiterbildet. Wäre schön wenn sie ein paar Objekteigenschaften annehmen würden, z.B. die von einfach zu bedienenden Werkzeugen. :wink:
Der Typ im Film hat also 'ne Freundin und dann die nächste, damit ist er schon weiter als ich und muss irgendwie den Dreh raushaben. Ich würde das nicht machen, ich bin treu.
Frauen sollen noch viel mehr als nur gut aussehen. Meine Traumfrau ist Mathematikerin, Gothic Fan und Fantasy RPG Spielerin. Ohne diese oder ähnliche Eigenschaften bekommt bei mir keine eine 10.

Dieses mystifizieren, dass „die Frauen“ anders sind als die Männer, und dass man lernen muss, sie rumzukriegen, bzw richtig mit ihnen umzugehen, ist aber naja. Wir sind alle bloß Menschen, und Menschen können grundätzlich sehr kompliziert sein. :wink:
Im Film sind die Frauen übrigens auch ziemlich kompliziert, aber eher wenn es darum geht, die Rätsel zu entschlüsseln, die sie umgeben. Dafür sind sie leicht rumzukriegen - die Männer aber fairerweise auch, die zeigen nur seltener ihre Brüste. :smiley: Das ganze funktioniert durchaus auch einfach als Spaßfilm mit hohem Rätselanteil und verrückten Partyszenen. Also wenn du überlegst, ihn dir anzusehen… ich denke da steckt so viel drin, dass für jeden etwas dabei ist. Auch wenn ich ihn jetzt nicht supergut bewertet habe finde ich ihn sehenswert.

Sehr gute Aufschlüsselung und Beobachtung! Bin dahingehend gar nicht so in die Tiefe gegangen. Stellt sich am Ende bloß die Frage, ob das vom Regisseur tatsächlich als kritisch betrachtet werden wollte. Natürlich fiel einem Sams hoher Freuenverschleiß auf, was durchaus belustigend wenn auch traurig war.