Die Erwartungen an FFF-Filme

Ich wollte mal eine Frage in die Runde werfen…

…die ich mir selbst nach all den Gesprächen, Foren-Beiträgen, Reviews und Bewertungen gestellt hab:
Was erwarte ich eigentlich von Filmen, die ich auf dem FFF sehe?

Und zwar unabhängig von einzelnen Genres, wo jeder von uns seine spezifischen Vorlieben pflegt - mich erinnert grade das unterschiedliche Bewerten oft an meine Zeit in Gothic-Diskos. Da könnte man auch meinen, okay, alle schwarz gekleidet, die gehen anschließend gemeinsam auf den Friedhof und zünden kleine Kinder an. Weit gefehlt. Da gab’s die Industrial-Gothics, die Mittelalter-Gothics etc., jedenfalls mehrere Untergruppen, deren Geschmack, Prägung und Charakter sehr unterschiedlich war - aber alle konnten sich auf den gleichen Aufenthaltsort einigen, so wie wir uns auf das FFF.

Also, was erwarte ich von FFF-Filmen?
Ich hab mir zu diesem Zweck mal meine Höchstbewertungen der letzten Jahre angeschaut. Ein Auszug: SALOUM, RAGING FIRE, LAMB, FANNY LYE DELIVER’D, DINNER IN AMERICA, PALM SPRINGS, FREAKS. Das bringt mich zu folgender Liste…

  1. Eine gewisse Härte.
    Das muss nicht, darf aber gerne bedeuten, dass die Bilder übliche Sehgewohnheiten überfordern. Gleiches gilt auch für die Themensetzung. FFF-Filme dürfen - sollen - auch mal weh tun. Die reine Unterhaltung, der reine Eskapismus darf gerne auf normalen Leinwänden laufen.

  2. Exotik.
    Filme aus Ländern, die sonst kaum zu sehen sind und deren Existenz man kaum vermuten würde, goutiere ich außerordentlich, ob’s nun der Vampirfilm aus dem Iran ist oder sonstwas Schräges. Und das Einsickern in den Mainstream (wie etwa beim asiatischen Kino) gibt mir das angenehme Gefühl, meiner Zeit voraus zu sein.

  3. Ein Herz für Freaks und Außenseiter.
    Möglicherweise macht die Vorliebe für abseitige, ungewöhnliche Filme psychologische Querverweise zu meinem Persönlichkeitsprofil möglich, aber das ist mir wurscht. Ich schau einfach liebend gern Storys von Nerds und einsamen Irren zu, die sich von der normalen Gesellschaft abheben.

  4. Gesellschaftskritik. In weitestem Sinne.
    Kein Genre eignet sich so perfekt wie das Horror-Genre, Fragen nach dem Zusammenleben, dem spezifischen Besonderen unserer Gattung, ja Fragen nach dem Sinn des (nicht nur-)menschlichen Lebens zu stellen. Finde ich. Und will ich sehen. Und darüber nachdenken.

  5. Schwärze.
    Das muss doch noch ein Relikt aus meiner Gothic-Zeit sein. Spaß beiseite. Den Humor will ich gerne und bevorzugt in dieser Farbe. Ich meine aber auch eine Grund-Düsternis, ich will die wenig beleuchteten oder bewusst unterdrückten Seiten unseres Daseins und unserer Welt auf der Leinwand sehen.

Das sind mal fünf meiner Erwartungen. Ich würd mich freuen, mehr von den Euren zu hören…

4 „Gefällt mir“

Spaß und Spannung, Splatter und Gore, schwarzer Humor und Abseitiges, Bizarres und Außenseiter, Herausforderung und Wohlfühlen in unserem speziellen, düsteren Filmsud.

Gleichgesinnte und keinen Mainstream, das Besondere, Internationales und Gewagtes, Grenzerfahrungen und Großartiges, Fantastisches und Kreativität.

Hypes, bevor sie zum Hype werden. Frischer Stoff. „DTV-Ware“ auf der großen Leinwand. Infizierte und Indiziertes, bevor es indiziert wird. Verbotenes und Verruchtes, Emotionales und Schocks, Süßes und Saures, Slasher und Arthouse, Bier und Fäuste, fremde Wesen und Welten.

Mitternachtswahnsinn und Nachmittagsblues, Spezialitäten und Guilty Pleasures, Gefahr und Gedärme, Beißer und Magendreher, Neues und Nahbares, Nische und nix für den Average Joe.

Freunde, Fans, Freaks und Nerds, Filmkenner und die, die es werden wollen. Die Horrorcommunity. Genregulasch. Gespräche, Austausch und freundliche Konflikte. Diskussionen und diametrale Positionen. Dennoch dieselbe Welle. Ein diebisches Grinsen auf meinem Gesicht.

2 „Gefällt mir“

Ihr zwei habt das ja toll auf den Punkt gebracht.

Meine Erwartung ist, dass ich mich mal für ein paar Tage total der Realität entziehen kann.

Ich möchte Filme sehen, denen die große Leinwand verwehrt wird. Ich möchte von Regisseuren und deren Geschichten inspiriert werden und emotional von den Schauspielern gepackt werden. Das darf gerne auch exotisch, spannend, gruselig, blutig sein. Ich freu mich über Filme, die meinen Horizont erweitern.

Ich erwarte Filme in der Originalsprache und wünschte, auch manche englischen Filme hätten welche.

Ich finde es spannend, wenn ein Film mich überrascht. Wenn er anders ist als gedacht.

1 „Gefällt mir“

Ich kann mich da nur anschließen, im Kern waren es für mich folgende Gründe: Ich konnte dort Filme sehen die ich sonst nicht im Kino sehen konnte sondern nur zu Hause auf DVD. Und das auch noch mit gleichgesinnten Fans die das genauso mögen wie ich. Filme die zu klein oder zu hart für einen normalen Kinorelease sind, klassisches DTV Futter sozusagen und auch Filme aus exotischen Ländern, vor allem asiatische Kung Fu Filme. Ich will dort tolle große Bilder sehen und auch mal kleine verschrobene schwarze Komödien als Einstieg in den Tag. Stell mir einen guten FFF Tag so vor:

  1. zuerst eine kleine Komödie abseits des Mainstream, sowas wie Nothing (der von früher).
  2. ein kleiner und etwas härterer Thriller oder ein Actionfilm aus einem exotischen Land.
  3. zur Prime Time großes Spektakel, sowas wie Alienoid, Donnie Yen oder Saw wenn es Horror ist.
  4. einen dreckigen fiesen Horror Reißer, Backwoods, Torture oder Splasher.

Das gerne eine ganze Woche lang am Stück.

3 „Gefällt mir“

Was ist denn ein „Splasher“? Oder war das ein Splatterverschreiber? :laughing: Wäre auf jeden Fall ein interessantes Subgenre.

Mit Erwartungen ist das ja so eine Sache. Ich denke, wir Genrefans sind ja besonders leidgeprüft, was die Filmerwartungen angeht. Ein Drama kann schon sehenswert sein, wenn es gut gespielt ist, eine Komödie braucht ein paar gute Lacher, um sie gut oder ok zu finden. Wenn man im Bereich Horror oder Thriller schon so viel gesehen hat (wie wir hier), wurde man auch schon deutlich häufiger enttäuscht als bei anderen Filmgattungen, denn unser Lieblingsgenre ist günstig zu produzieren und fabriziert richtig viel Müll. Bei der Erwartung, das nächste richtig schockende, furchteinflößende oder gar Grenzen sprengende Ding zu sehen, ist die Erfüllungsquote extrem niedrig. Insbesondere bei den Filmen des FFF, die es ja vielfach in Pionierarbeit zu entdecken gilt, wenn es wie so oft noch keine Pressestimmen, manchmal nicht mal einen Trailer vorab gibt.

Von daher gehe ich seit einigen Jahren (und vielen Enttäuschungen) eher erwartungsoffen zum FFF. Und wünsche mir (!), dort vor allem Filme und Dinge, zu sehen, die

a) ich noch nie zuvor in dieser Art gesehen habe (und das kann ein Twist ebenso sein wie ein Blutbad)

b) mich unterhalten und/oder „thrillen“, visuell überwältigen und/oder intellektuell fordern

c) ich mir, z.B. aus Komplettisten- oder Chronisten-„Pflicht“, ohnehin irgendwann angeschaut hätte und die ich hier unter Idealbedingungen (große Leinwand, satter Sound, gleichgesinntes und häufig „wissendes“ Publikum) effizient am Stück „weggucken“ kann

Oder alles zusammen. :wink:

1 „Gefällt mir“

Splasher = Film der mit hohen Erwartungen antritt und dann einen Bauchplatscher hinlegt

1 „Gefällt mir“

Das war ausführlich… :laughing:

Unser beider Geschmack liegt doch viel näher beieinander als gedacht… :wink:

1 „Gefällt mir“

Splasher = Splatter Slasher, sowas wie Hatchet.

Vor allem das! Das heißt, ich schaue auch gerne dort Filme, die in den Herkunftsländern vielleicht sogar Blockbuster waren, aber bei uns keine Kinoveröffentlichung bekommen (oder nur in synchronisierter Fassung). Train to Busan wäre so ein Beispiel.

2 „Gefällt mir“

Stört euch das eigentlich dass es fast keine Horrorfilme gibt? Ich hab das Gefühl es kann alles mögliche laufen, die Leute gehen hin und finden es toll. Was müsste passieren dass ihr euch Gedanken macht?

Aus dem FFF 2023 Thread.

Ich glaube (auch wenn viele von uns recht horroraffin sind und sicher nicht die Mundwinkel runtergehen, wenn es ein horrorreicher Jahrgang ist), dass die meisten von uns einfach vorrangig Filmfans sind. Oder zumindest Genrefans. Und wenn es gute Filme sind, dann ist das erstmal wichtiger und besser, als notgedrungen suboptimale Horrorfilme nur wegen des Genres ins Programm zu drücken.
Deswegen: solange es nicht zu viele spröde Dramen oder Filme komplett ohne Genrebezug werden, bin ich fein damit. Qualität vor Horror. Obwohl ich Horror natürlich liebe.

6 „Gefällt mir“

Gedanken worüber machen? Zum Einen: Es heisst ja immer noch nicht: „HorrorFilmFest“, sondern „FantasyFilmFest“… :wink:

Zum Anderen: Es ist ja nun nichts Neues nicht, dass die Orga-Crew sich in großen Teilen eher weg von der „klassischen“ Horrorschiene bewegt hat… dass diese Tendenz weiter anhält bzw. sich noch verschärft, mag die Eine oder der Andere sicherlich bedauerlich finden, wird am Ende des Tages aber nichts daran ändern. Denn unter’m Strich muss ein Filmfestival sich ja immer noch rechnen, und (auch das ja nix Neues), als „reines“ bzw. „Hauptsächlich-Horror“-Festival würde es das (zumindest in den Augen der Macher:Innen) vermutlich so nicht mehr tun. Da Du ja selbst ein Festival organisierst, dürften Dir die Kosten und Probleme ja weitaus besser bekannt sein, als den Meisten von uns anderen Foren-User:Innen… und das FFF ist dann ja - sowohl von den Filmkosten als auch der Anzahl der Spielorte / Städte - doch noch mal eine ganz andere Hausnummer als das ja doch eher etwas kleinere und nischigere Obscura. Andererseits aber auch international nicht so 'ne Hausnummer wie Sitges oder das Frightfest, wo sich eine mehr Horror-und Phantastischer Film-orientierte Ausrichtung vermutlich dann doch wieder eher rentieren dürfte als bei uns. In meiner Perspektive also: Zu groß für „Nur Horror“, zu klein für „Hauptsächlich Phantastisch“ (wobei es das FFF ja aber doch immer noch irgendwie ist). Ich glaube aber auch, dass es letzten Endes die bunte Mischung macht - und die scheint in diesem Jahrgang - wenig Horror hin, so gut wie kein Splatter her - allen bisher vernehmbaren Stimmen nach ja doch zu stimmen.

Edit-To-Add: @Michaela - Ja, wir hatten und haben alle Jahre wieder solche Diskussionen… auch wenn die meist nicht viel bringen…scheinbar isses heuer wieder mal soweit. :wink:

3 „Gefällt mir“

Ja, es heißt nicht Horrorfilmfest aber im Trailer heißt es:

thriller horror sci fi & more

Ich weiss auch gar nicht, was ein „richtiger“ Horrorfilm sein soll… ist Polanskis „Repulsion“ (noch) ein solcher? Fällt zum Beispiel (der von mir noch ungesehene, von einigen Foren-Mitgliedern auch durchaus in diese Kategorie einsortierte) „Tár“ darunter? Sind eher witzige Horror-Komödien wie „The Fearless Vampire Hunters“ und „Braindead“ noch „richtige“ Horrorfilme? Wenn ich bei einem nihilistischen Psychodrama wie „The Reflecting Skin“ mehr Schrecken und Entsetzen verspüre als bei bei einer überdrehten Splatterkomödie wie „Dead Snow 2: Red VS. Dead“, welcher von beiden ist dann (noch / schon) ein Horrorfilm und welcher nicht? Und ist das überhaupt irgendwie wichtig für (m)einen Filmgenuß? Fragen über Fragen… :thinking: :wink:

1 „Gefällt mir“

Wenn nur noch Kinderfilme gezeigt würden wie Benjamin Blümchen und Avengers.

2 „Gefällt mir“

Das wäre für mich mal der wirklich fiese Horror… :grimacing: :crazy_face: :laughing:

1 „Gefällt mir“

Wir waren uns mit mehreren Leuten in Frankfurt einig, dass das diesjährige Programm - von wenigen Ausnahmen abgesehen - eher durchwachsen gewesen ist. Aber die Meute (= Zuschauer) zeigte sich häufig begeistert mit Applaus. Mir war die Filmauswahl zu wenig auf Horror fokussiert. Weniger als in den Anfängen des Festivals, aber auch weniger als in den vergangenen Jahren. Diesen rückläufigen Trend habe ich bei anderen Genre Festivals (u.a. Frightfest) so nicht ausmachen können. Also gibt es weiterhin derartige Filme. Immer, wenn Arthur Filme besonders anpreist, sind es Filme, die so gar nix mit Horror zu tun haben und oft in die Arthouse Schiene gehen. Ja, solche Filme gab es in den 90ern auch vereinzelt auf dem FFF, aber sie waren doch rar gesät. Heuer kommt man sich fast so vor, als würde man ein Arthouse Festival besuchen. Den Leuten gefällt es, mir weniger. Andere Festivals können mich hinsichtlich der Filmauswahl deutlich mehr begeistern. Wenn aber durch arty Filme die Butze gut gefüllt wird und mit Horror weniger, dann muss man sich das entweder gefallen lassen und trotzdem aufs FFF gehen, oder selektiv nur noch wenige Filme bestaunen, die einen dafür ausnahmslos begeistern. Oder ganz dem FFF abschwören. Die FFF Macher machen daher m. E. vieles richtig hinsichtlich der Selektion der Filme. Ich erwarte dahingehend keine großartigen Änderungen für die Zukunft. Aber die Wahl der slots für manche Filme war schon unglücklich gewählt. Das hätte man auch anders programmieren können. Unterm Strich bleibt für mich einiges an Gemeckere und Unzufriedenheit … und Hoffnung auf eine bessere (weil horrorlastige) Zukunft.

Ich finde, oft ändert sich der Schwerpunkt auch. In manchen Jahren gab es einen Haufen Krimis, dann wieder viele Franzosen oder Asiaten. In letzter Zeit gibt es halt eher langsame Filme, die mehr Dramen entsprechen. Wird sich auch wieder ändern.

Dieses Jahr war mir definitiv zu wenig Horror. Ich hätte lieber midnight madness Filme im letzten slot als Kunstfilme à la Conann.

Bin auch Fan von Horrorkomödien.

Überhaupt könnte man den „Kunstanspruch“ runterschrauben.

Gut gefiel mir dieses Jahr, dass es einiges an science fiction und Anime gab.

Ich finde es durchaus in Ordnung, Filme wie Survival, Pandemonium oder Conann zu zeigen. Wenn nicht auf dem FFF, wo sonst.

Ich finde auch, dass man nicht nur neue Filme zeigen sollte. Es muss ja nicht gleich eine ganze Retrospektive sein, aber wenn sich ein Dracula oder Braindead oder sowas in die Richtung ins Programm schmuggeln würde, fände ich das klasse. Wurde in den Anfangsjahren ja auch gemacht.

Denke, das mit den Horrorfilmen ist auch so eine Sache. Da immer mehr davon ihren Weg ins mainstream Kino / streaming finden, ist es überflüssig (mir fällt grad kein besseres Wort ein), diese auf einem Festival zu zeigen. Da macht es schon Sinn, Filme zu finden, die auch abseits von mainstream / streaming die große Leinwand verdienen, z. B. die Fresh Blood Filme.

Hauptsache ist doch, dass man gerne hingeht und die ein oder andere Perle entdeckt, die man sonst übersehen würde. Dogman, z. B. hätte ich wahrscheinlich nicht angesehen, wenn der nur normal ins Kino gekommen wäre.

Einen Vergleich zu anderen Festivals habe ich nicht, da ich nur zum FFF gehe.

4 „Gefällt mir“