Letzter Film, den ich gesehen habe

A Field in England

Ich verstehe gar nicht, warum der hier so schlecht wegkommt. Ich fand ihn hervorragend. Wieder ein Wheatley, der abseits bekannter Pfade zu überzeugen weiß.
A Field in England beschreitet ähnliche Gefilde wie Kill List, nur in einem anderen Jahrhundert. Eine Geschichte um 5 Männer auf (wer hätte das gedacht?) einem Feld in England, Mitte des 17. Jahrhunderts, dazu ein Schatz, seltsame Pilze, (Aber)glaube. Eine Art Kammerspiel auf offenem Terrain. Am Anfang gerade durch die schwarzhumorigen Dialoge unterhaltsam, entfaltet der Film in der zweiten Hälfte sein abgründiges Profil und wie schon in Kill List hält das Böse still und leise Einzug.
Wheatley lässt sich viel Zeit und manch einer dürfte bei diesem Film schnell die Geduld verlieren. Schafft man es aber, sich auf das karge Setting einzulassen, so bekommt man einen wahnwitzigen Historienfilm der ganz anderen Art, welcher durch seine ungewöhnlichen Einstellungen und Pausen zu überzeugen weiß. File under: Trip.

7,5/10

Die üblichen Verdächtigen

Beginnt sehr zäh, baut im Mittelteil gut Spannung auf, um dann gegen Ende wieder einzuknicken. Der viel bejubelte Twist war in Ordnung, deutete sich aber schon an und war dann weniger überraschend als erhofft.
Kevin Spacey ist über jeden Zweifel erhaben, der Rest bleibt seltsam gesichtslos. Vor allem für die Rolle des Dean Keaton hätte ich mir einen anderen als Gabriel Byrne gewünscht. Ist leider zu keinem Zeitpunkt seiner Aufgabe gerecht geworden.

6/10

Possession (1981)

Andrzej Zulawski, die alte Frohnatur. Liefert den perfekten Film für einen entspannten Sonntagnachmittag.
Aber mal im Ernst: Was zur Hölle? Possession genießt in Insiderkreisen bis heute Kultstatus und wenn man diese schweißtreibenden 2 Stunden geschafft hat, weiß man auch, warum. Eine bis an die Grenzen und darüber hinausgehende Raserei ohne jegliche Verschnaufpausen.
Will man diesen Film auf eine einfache Formel bringen, dann würde es wohl ungefähr so aussehen: The Shining + The Thing + Wahnsinn² = Possession. Ein geradezu visonäres Stück, ein bebilderter Abgrund, ein fortwährender Albtraum.
Vor der grandiosen Kulisse des geteilten Berlin, welches mit seinem grauen, tristen Anblick die trostlose Atmosphäre ungemein unterstützt, entspinnt sich eine Geschichte, die sprachlos macht. Die Geschichte um Anna und Mark, ihre gescheiterte Beziehung, Annas furchtbares Geheimnis und die Folgen. Die beiden Hauptdarsteller, Isabelle Adjani und Sam Neill, geben wirklich alles und liefern damit die Definition von manischem Spiel. Aber hallo! Gerade Adjanis infernalische Wutausbrüche lassen einem mehr als einmal sämtliche Haare zu Berge stehen und die Szene in der Unterführung trägt eine nicht für möglich gehaltene Intensität in sich. Aber auch abseits von Mark und Anna scheint in Possession keiner bei klarem Verstand zu sein. An jeder Ecke lauert hier der seelische und geistige Zer- und Verfall.

Possession ist ein Musterbeispiel für Horror. Hingabe, Leidenschaft, Obsession, Psychose. Danach brauchte ich erstmal ein paar Minuten, um wieder klar im Kopf zu werden.

9/10

Deathgasm

Puh. Definitiv ein Film für den bierseligen Abend mit ein paar Metalfreunden, weniger zum allein schauen, nüchtern. Keine Frage, diese Splatterorgie hat sich gewaschen und zeigt dem ganzen 0815 Zombieschwachsinn mal, wo die Kettensäge hängt. Nichts für zarte Gemüter also, denn hier wird ordentlich Blut gekotzt, geschissen und natürlich vergossen. Das war auch mir an manchen Stellen too much. Die Story ist an sich nicht der Rede wert, schön ist allerdings, wie Klischees rund um den Metal von beiden Seiten aufs Korn genommen werden. Dennoch: die Witze werden mit zunehmender Spielzeit immer lahmer und gerade die Masse an Analsexjokes hätte man sich echt sparen können. Das hält man mit klarem Verstand kaum aus. Wo wir wieder beim bierselig wären…

nüchtern: 4-5/10

Where The Wild Things Are

Lange habe ich den mit Beasts of the Southern Wild verwechselt bzw. gleichgesetzt und so fiel er zwangsläufig unter den Tisch. Jetzt endlich gesehen und man, fantastisch! Was für ein wunderbares Märchen mit den besten Kreaturen seit Ewigkeiten. Einfühlsam erzählt mit mehr Tiefgang, als man anfangs meinen möchte. Runde Sache, vom Anfang bis zum Ende. Beste Kreatur: Ira.

8,5/10

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: boneless am 16.05.2016 13:41 ]

Weil wir wieder einen Themenmonat mit unserem Plüschbären Bobo einlegen, sehe ich zur Zeit nur Filme zum Thema “OBEN”. Nein, “Oben” ist ausgerechnet nicht dabei. :wink: Aber ansonsten alles was mit Bergen, Himmel und Weltraum zu tun hat. Wen es interessiert: Die Übersicht zu dem kleinen Projekt.
Die ersten zufällig gezogenen Filme waren:

Cliffhanger

Vor so langer Zeit zuletzt gesehen, dass ich mir unsicher bin, ob ich ihn überhaupt schon kannte. Aber er macht Laune und bietet gute Action. Rauhe Kerle in rauhen Bergen. Natürlich gibt es aus heutiger Sicht auch ein paar Macken, aber ich finde, man kann ihn sich auch heute noch gut ansehen, wenn man Sly Action sehen will.
7/10

Cowboys & Aliens

Was wie ein B-Movie vom Wühltisch klingt, war vor ein paar Jahren eine erstaunlich teure Produktion mit namenhaften Schauspielern. Er lief ja meine ich in einigen Städten beim FFF. Ich wüßte gerne, was sie sich dabei gedacht haben, diesen Film zu produzieren… Mal lustig, meistens aber zu ernst, mit zähen Dialogen und nicht viel, was hängen bleibt. Immerhin sind die Effekte gut, aber ich hatte mehr Einfallsreichtum bei dem Thema erwartet.
5/10

Devil’s Pass

Beim FFF habe ich ihn verpasst, später nachgeholt und ihn (passend zur Durchschnittsnote hier) nur ziemlich mittelmäßig gefunden. Zu sehr haben mich die Charaktere genervt, Allerdings gefiel er mir rückblickend, je mehr ich darüber nachdachte immer besser. Jetzt habe ich ihn zum zweiten Mal gesehen und war viel positiver gestimmt. Wie sich die Handlung entwickelt ist sehr einfallsreich, und das Finale gefiel mir diesmal sogar noch besser. Eigentlich ein echt guter Found Footage Film, wenn man über den etwas zähen Start hinwegsehen kann.
7/10

Barbarella

Kitschig bunt und voller phantasievoller Kulissen, die direkt klar machen, dass der Film aus der Hippie-Ära stammt. Dazu noch die Botschaft, dass man im ganzen Universum Liebe verbreiten sollte. Das alles ist zwar total dämlich, aber unter Trash Gesichtspunkten ein ziemlicher Spaß. Ich war allerdings überrascht, dass es eigentlich keine einzige Sexszene gibt, obwohl es die ganze Zeit nur darum geht. Aber das passt zum Rest… macht zwar auf sexy, ist aber eigentlich total naiv und harmlos.
6/10 mit Herzchen

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 16.05.2016 16:06 ]

Am 16.05.2016 13:39, schrieb boneless:

Where The Wild Things Are

Lange habe ich den mit Beasts of the Southern Wild verwechselt bzw. gleichgesetzt und so fiel er zwangsläufig unter den Tisch. Jetzt endlich gesehen und man, fantastisch! Was für ein wunderbares Märchen mit den besten Kreaturen seit Ewigkeiten. Einfühlsam erzählt mit mehr Tiefgang, als man anfangs meinen möchte. Runde Sache, vom Anfang bis zum Ende. Beste Kreatur: Ira.8,5/10


Ich finde das ist einer der unterschätzten Filme aller Zeiten (mit Eden Log). An den Kinos völlig gefloppft, ich hätte auch mit etwas furchtbarem gerechnet, aber der Film ist einfach sagenhaft-fantastisch geworden. 9,5/10

Am 16.05.2016 22:11, schrieb lexx:


Ich finde das ist einer der unterschätzten Filme aller Zeiten (mit Eden Log). An den Kinos völlig gefloppft, ich hätte auch mit etwas furchtbarem gerechnet, aber der Film ist einfach sagenhaft-fantastisch geworden. 9,5/10

Total. Im Gegensatz dazu steht der von mir erwähnte Beasts of the Southern Wild. Über weite Strecken leider recht langweilig.

Berberian Sound Studio

Den Abschluss meines Pfingstfilm-Wochenendes bildet ein kleiner, aber ungemein wirklungsvoller Mystery-Streifen.
Gilderoy ist Tontechniker und ein Guter noch dazu. Selbst in Italien hat man von seinen Künsten gehört und so wird er für einen Film namens The Equestrian Vortex engagiert. Gilderoy stellt erst spät fest, dass es sich um einen Giallo handelt und die Sounds, die er für diesen Film herstellen soll, häufig von bestialischer Natur sind. Je länger die Arbeit andauert, desto mehr nimmt sie den sensiblen Akteur gefangen und konfrontiert ihn mit unangenehmen Dingen, die er anfangs noch mit scheinbarer Professionalität beiseite schiebt, denen er aber irgendwann nicht mehr aus dem Weg gehen kann.

Berberian Sound Studio ist wohl zuallererst eine Liebeserklärung an die konventionelle Tontechnik. Und auch eine Art Aufklärungsfilm für den Zuschauer, der auf eindrucksvolle Weise gezeigt bekommt, wie man (damals?) Szenen, in denen Haaren ausgerissen oder Menschen erstochen werden, nur mit Hilfe von Gemüse wie Radieschen oder Kohl soundmäßig untermalt hat. Interessant ist, dass Berberian Sound Studio vor allem auf akustischer Ebene funktionert. Selten waren Geräusche so wichtig wie hier, vom eigentlichen Film, der vertont wird, bekommt man nichts zu sehen. Kopfkino ist also angesagt und das nicht zu knapp.
Toby Jones (vllt. dem ein oder anderen aus Harry Potter oder Tale of Tales bekannt) ist der Star dieser düsteren Geschichte. Er verkörpert den schüchternen, zart besaiteten Tontechniker Gilderoy perfekt, der sich zunehmends unwohl fühlt, inmitten von italienischen Playboys, Schleimern und Ignoranten. Zudem setzt ihm die Arbeit an The Equestrian Vortex mehr zu, als ihm lieb sein kann.
Berberian Sound Studio ist unheimlich, geräuschhaft furchterregend und ein nicht zu unterschätzendes Psychospiel zwischen Wahn und Wirklichkeit.

7,5/10

Es war Marvel-Woche:

CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR
Es geht doch: Die Russo-Brüder zeigen, wie man das Konzept Superheldenfilm im Jahr 2016 noch frisch und interessant halten kann – indem sie in weiten Teilen einen harten, handgemachten Actionstreifen mit ziemlich spektakulären Setpieces und Stunts abliefern, sich zwischendurch überraschend viel Zeit für einzelne Charaktere nehmen und der Superheldenklopperei nach BATMAN V SUPERMAN den Spaßfaktor zurückbringen. Einzig das bewusst antiklimaktisch verlängerte Ende verhaut die Dramaturgie etwas, das eigentliche Finale ist der Fight am Flughafen, danach wäre besser Schluss gewesen.

X-MEN: APOCALYPSE
Bryan Singer hat mit den ersten beiden sehr gelungenen X-MEN-Filmen einen frühen Meilenstein im Superheldengenre gesetzt und mit dem vorigen Teil DAYS OF FUTURE PAST zumindest einen unterhaltsamen, komplexen Blockbuster kreiert. Um so verwunderlicher ist, wie APOCALYPSE so gnadenlos schlecht werden konnte. Der neue X-MEN-Film spielt nicht nur in den 80ern, er folgt auch einer 80er-Jahre-Dramaturgie – komplett mit allen dümmlichen Motiven und Klischees zahlreicher Actionstreifen der Ära. Singer und seine Co-Autoren konnten sich offenbar nicht zwischen ernsthaftem Drama, Pop-Unterhaltung und B-Movie-Kitsch entscheiden (oder erkennen den Unterschied nicht mehr) und haben so alles zu einem schwer genießbaren Brei verrührt, bei dem talentierte Schauspieler wie Michael Fassbender gezwungen werden, absoluten Nullerphrasen schwerste Bedeutung zu verleihen, bei dem Auschwitz als Kulisse für CGI-Showcases missbraucht wird und eine Kernsequenz auf der Glaubwürdigkeit dessen beruht, dass ein polnischer Dorfpolizist mit einem selbstgeschnitzten Holzpfeil versehentlich zwei Menschen gleichzeitig erschießen könnte. Klar gibt es auch hier ein paar tolle Szenen, aber diese wirken wie aus einem anderen Film, beispielsweise der Quicksilver-Auftritt, der ja auch einfach nur die beste Szene des Vorgängerfilms kopiert und versucht zu toppen – wobei auch hier wieder etwas vom Charme verloren geht.

Drei erwähnenswerte Filmreihen/Ereignisse gab es bei mir in den letzten zwei Wochen. Zum einen:

Die 2. Hamburger Stummfilm Tage. Sie haben mich thematisch allerdings nicht angesprochen, Schwerpunkt waren Kriminal- und Detektivfilme der 20er Jahre. Schlauer weise hat man jedoch zum 40. Todestag von Fritz Lang ein paar seiner Filme drangehängt, nicht ausschließlich Stummfilme. Daher gab es bei mir 4 Fritz Lang Filme im Kino + einen im Heimkino.

Spione von 1927 gefiel mir gut, man hätte ihn allerdings einen Ticken kürzen können. In dem Stummfilm leitet der Chef des Bankhauses Haghi nebenbei eine internationale Spionage Zentrale. Der Geheimdienst setzt einen Spion ein, den Unbekannten zu enttarnen. Haghi kontert mit einer russischen Agentin, doch die Spione verlieben sich ineinander.
Vermutlich haben sich zahlreiche Filmemacher von Spione inspirieren lassen, denn der Film nimmt vieles vorweg was in heutigen Bond Filmen und Spionage Thrillern zu sehen ist, inkl. technischen Spielzeugen. Man hat sich außerdem verstärkt der Maske bedient, um die Verwandlungen von Haghi zu zeigen.
Es wurde die digital restaurierte Fassung gezeigt.

Dr. Mabuse, der Spieler von 1922 war mein bisher längster Film im Kino überhaupt, wobei dieses Großereignis eher zwischen Konzert und Film anzusiedeln war. 5 1/2 Std. hat die Vorstellung gedauert inkl. kurzer Einführung und Pause. Als reinen Stummfilm hätte ich das nicht durchgehalten. Die musikalische Begleitung bestand aus Saxophon, Klavier und Bass.

Teil 1 - Der große Spieler, 155 Minuten.
Teil 2 - Inferno, ein Spiel von Menschen unserer Zeit, 115 Minuten. Es wurde die restaurierte Fassung (von 2002?2005?, hab’s vergessen) gezeigt.

Mabuse, ein durchaus intelligenter Verbrecher, wechselt ständig Verkleidung wie Identitäten. Fritz Lang gelingt es überzeugend das Chaos aufzuzeichnen, das Mabuse bis an den Wahnsinn führt. Als Dokument seiner Zeit oder zeitgeschichtlicher Kommentar bezeichnet, ist Mabuse auch auf Teile der heutigen Gesellschaft zutreffend in seiner Zeichnung von Spielleidenschaft und Dekadenz.

Scarlet Street von 1945 ist ein klassischer Noir um Betrug und Eifersucht, von Lang als Tonfilm wunderbar in Szene gesetzt. Und mit einem psychologisch außergewöhnlichem klasse Ende. Gezeigt wurde die ungekürzte Kopie in der OF. Sehr empfehlenswerter Streifen. 7,5/10

Von M - Eine Stadt sucht einen Mörder war ich ein bisschen entäuscht. Es war meine Erst Sichtung. (Und vermutlich auch die Letzte). Auf Grund seines Status als gefeierter Klassiker bin ich auch mit gewissen hohen Erwartungen in den Film gegangen, die er für mich nicht erfüllen konnte.

M ist im wesentlichen ein Polizeikrimi mit (Massen-) Psychologie. Einige Elemente wirkten unfreiwillig? komisch in ihrer Darstellung auf mich, z.B. die Darstellung der Mob Mentalität oder das Loch im Boden bei der Suche nach M. Die Gegenschnitt Konferenz habe ich als sehr gelungen wahr genommen, ebenso das Schauspiel von Fritz Lorre speziell in den letzten 10-15 Minuten, inkl. der Kamera und Dramaturgie dieser Sequenz.
Irritierend fand ich erstaunlicherweise den Einsatz von Ton, während einige stumme Szenen in ihrer Geschwindigkeit an “alte” Stummfilmzeiten erinnern. Stilistisch im Sinne von atmosphärisch fand ich die Wechsel gut, technisch war mir die Diskrepanz zu hoch und ich hätte es gerne gesehen, Lang hätte den Ton Einsatz z.B. auf das Pfeifen begrenzt.

Insgesamt fand ich M von der Story her langweilig, in Kleinigkeiten voraussehbar und zu altbacken in seiner Humoristik. ca. 6,5/10

The Big Heat von 1953 habe ich im Heimkino wiederholt. Ein Klassiker mit leicht politischem Einschlag, u.a. mit Lee Marvin, in dem eine ganze Stadt offenbar bis in die Spitzen von Ganoven regiert wird. Ein heftiges Ereignis reiht sich ans Nächste und das Happy End ist eigentlich gar kein Happy End. 7,5-8/10

Zu den anderen beiden Reihen sage ich später noch etwas.

Stummfilme sollten immer musikalisch begleitet werden. Schließlich war das bei ihrer Uraufführung auch so. Die Musik ist natürlich eine Möglichkeit, einen Film zu unterstützen, verbessern, sogar zu retten, aber auch zu zerstören. Aber trocken - oder wie du es nennst, “rein” - schaut man Stummfilme allenfalls zu Analysezwecken. Das macht keiner freiwillig. Schon gar nicht fünfeinhalb Stunden. Schade aber, dass du nur die Filme gesehen hast, die man auch im Heimkino hätte sehen können. Die anderen Filme wären für mich interessanter gewesen (ok, ich kenne aber auch das Werk von Lang bis 1933 bereits komplett).

Ja, wie sehr oder ob mir ein Stummfilm gefällt ist extrem von der Begleitung durch die (Live) Musik abhängig. Meine Tendenz bei Stummfilmen ist meine Aufmerksamkeit mehr der Musik zu widmen als dem Geschehen auf der Leinwand. Du hast recht, in gewisser Weise ist es schade nicht die (seltene) Gelegenheit genutzt zu haben einen der anderen 16 Stummfilme zu schauen. Allerdings muss ich mich eh immer ein wenig zu Stummfilmen überwinden - ich tu mich ja schon manchmal mit s/w schwer - , da meine filmischen Interessen doch modernerer Natur sind. So sind Stummfilme im Heimkino auf meinem 40 Zoller für mich keine Option; bei vielen wäre ich wohl versucht abzubrechen…außerdem liegt der Reiz für mich in der Begleitung durch Live! Musik. Mein liebster Stummfilm (und so ziemlich bestes Kino Erlebnis überhaupt) bleibt bis heute Sunrise mit der Begleitung durch das Gitarren Orchester Gilbert Couchè.

Die Hamburger Stummfilm Tage, die das Metropolis organisiert sollte man sich als Filmliebhaber jedenfalls merken. Es ist ein ziemlich teurer Spaß jedes mal und wer weiß wie oft sie das noch wiederholen können.

Weitere Produktionen aus diesem Jahr waren z.B. Der Mann mit dem Laubfrosch von 1928, Die Hochbahnkatastrophe von 1921, Das Geheimnis von Chateu Richmond von 1913 oder Das Panzergewölbe von 1928 von Lupu Pick.
Vielleicht denke ich daran, nächstes Jahr rechtzeitig im eigenen Thread für alle Interessierten daran zu erinnern.

Die 2. erwähnenswerte und bereits zum 7. Mal stattfindende Filmreihe war Das Monster machen Mobil Hamburger Sci-fi Horror-Festival. Alle Filme werden als 35mm Fassungen mit dt. Ton gezeigt. Leider habe ich dieses Jahr nur einen Film gesehen obwohl mit Godzilla und den Urweltraupen, Schwarze Messe der Dämonen oder Corman’s Der Massenmörder von London durchaus noch weitere spaßige Produktionen liefen. Bei Corman hat mich die frühe Uhrzeit um 11 und die dt. Synchro abgeschreckt.

Meine Wahl viel auf Nosferatu von 1922, den ich, hier in der Klavier Begleitung durch Werner Loll, zum ersten Mal sah. Und wie bei M kann mich dieser Film nicht wirklich begeistern. Gefühlt für mich ein sehr träger Aufbau, bin zwischendurch 3 bis 4 Minuten weg genickt. So richtig ansprechend fand ich nur die letzten 15 Minuten. Im Grunde wirkte der eher lustig als gruselig auf mich; die Kino Atmosphäre mit den ganzen Monster Trash Fans tat ihr übriges. Ich finde z.B. die Coppola Fassung von Dracula bei weitem stimmungsvoller, atmosphärisch gelungener auch die Musik. Und sie hat - im Gegensatz zu Max Schreck - einen gruseligen Grafen.
6/10

Außerhalb dieser Events wurde vor einigen Tagen der Stummfilm Steamboat Bill jr. - Wasser hat keine Balken, von 1928 gezeigt. Mit der Begleitung durch mein Lieblings Orchester Gilbert Couchè. Vermutlich das erste Mal, das mir überzogener Slapstick Humor wirklich gefiel. Der Keaton ist richtig gut und die Story hat Herz und gute Ideen. Klasse wieder einmal die Musik.
gute 7/10

Boaaah, du stampfst da aber ein Meisterwerk nach dem anderen ein.

Coppola hätte ohne Murnaus Vision gar nicht so oft Nosferatu in seinem Film zitieren können. Und man kann über den Film denken wie man will, aber wenn Max Schreck kein gruseliger Vampir ist, wer dann? Gary Oldman ist es für mich jedenfalls nicht.

Aber gut, Nosferatu ist auch für mich nicht die Krone des deutschen Stummfilm-Horrors. Das ist eindeutig Caligari. Und weil es keinen guten Soundtrack dazu gibt (bzw. keiner, der zu Blu passt), habe ich mir in liebevoller Kleinarbeit selber einen gebastelt. Jetzt wirkt er so frisch wie am ersten Tag.

Musik ist grundsätzlich ein wesentliches Element. Ich habe Filme völlig unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem, welche Musik dazu erklang. Und ja, Stummfilme können in der passenden Stimmung zu intensivsten Erlebnisse zählen, die man im Kino haben kann.

Etwa Steamboat Bill jr. Den habe ich auf der Riesenleinwand bei den Bonner Stummfilmtagen gesehen, und das hat mich völlig weggehauen.

Am 03.06.2016 16:17, schrieb GeorgeKaplan:

Das ist eindeutig Caligari. Und weil es keinen guten Soundtrack dazu gibt (bzw. keiner, der zu Blu passt), habe ich mir in liebevoller Kleinarbeit selber einen gebastelt. Jetzt wirkt er so frisch wie am ersten Tag.

Meine Erstsichtung von Caligari war 2014 auf der Berlinale in der Philharmonie. John Zorn (einer meiner Lieblingskünstler) hat den live mit zum Teil infernalischer Orgelmusik untermalt. War definitiv ein Erlebnis.

The Duke of Burgundy

Wow. Dieser Film war ein visueller Hochgenuss. Die Art, wie Peter Strickland eine regelrechte Märchenlandschaft um die beiden Hauptdarsteller(innen) herumbaut, ist schwer in Worte zu fassen. Das Schlichtheit so viel Tiefe haben kann, war nicht unbedingt klar.
Die Geschichte dazu ist abseits der Bilder recht düster, geht es doch um Zwänge, dunkles Verlangen, unerfüllte Wünsche und Eifersucht zwischen zwei hemmungslos verliebten Damen, die ihre Zuneigung in täglichen SM-Ritualen „abarbeiten“. Abgesehen von diesen beiden war Fatma Mohamed in ihrer kurzen Rolle als Tischlerin noch bezaubernder als schon in Berberian Sound Studio. Unterlegt ist die Story mit dem Soundtrack von Cat’s Eyes, den ich so gut fand, dass er gleich im Warenkorb landete. So darf Strickland gern weitermachen.

8/10

Clerks

Hehe. Ich bin kein Kevin Smith Fan, aber Clerks hat mir doch den ein oder anderen Lacher abgerungen. Einige wirklich unterhaltsame Dialoge und die Toiletten-Szene erst… dann noch Jays und Silent Bobs Tanzstil und natürlich der Eiermann. Kurze und gute Sache.
If you plan to shoplift, let us know. Thanks.

6,5/10

Sightseers

Jetzt hab ich die Ben Wheatley Filme durch und zum Abschluss gab es nochmal eine kleine Überraschung. Auf Grund nicht all zu guter Rezis waren meine Erwartungen an Sightseers überschaubar und die erste Hälfte bestätigte dies, da recht zäh. Sympathisch war Sightseers aber durchaus und gerade Wheatlys eigenwilliger inszenatorischer Stil hiefte das Ganze übers Mittelmaß. Hälfte zwei ging dann allerdings so erheiternd absurd in die Vollen, dass man aus dem Grinsen kaum mehr rauskam. Dazu ein rundum gelungenes Ende. Fein.

7/10

The Drop

Tom Hardy, Noomi Rapace, James Gandolfini, Matthias Schoenaerts, John Ortiz. Allein die Riege an Schauspielern, die hier zusammengekommen ist, beeindruckt. Des Weiteren führte Michael Roskam Regie, der schon mit Bullhead Großartiges vollbracht hat. Kann also nicht viel schief gehen? Korrekt.
The Drop ist ein ruhiges Gangsterdrama mit einer ziemlich unspektakulären Geschichte. An dieser liegt es am Ende auch, dass The Drop lediglich gut, aber nicht sehr gut geworden ist. So richtig Spannung will irgendwie nicht aufkommen und der Schluss bringt keinen sonderlichen Aha-Effekt mit sich. Seis drum, schauspielerisch befinden sich so gut wie alle Akteure auf höchstem Niveau und gerade über Tom Hardy kann man einfach nichts Schlechtes sagen.

6,5/10

Am 03.06.2016 16:17, schrieb GeorgeKaplan:

Boaaah, du stampfst da aber ein Meisterwerk nach dem anderen ein.

…aber wenn Max Schreck kein gruseliger Vampir ist, wer dann? Gary Oldman ist es für mich jedenfalls nicht.

Aber gut, Nosferatu ist auch für mich nicht die Krone des deutschen Stummfilm-Horrors. Das ist eindeutig Caligari. Und weil es keinen guten Soundtrack dazu gibt (bzw. keiner, der zu Blu passt), habe ich mir in liebevoller Kleinarbeit selber einen gebastelt. Jetzt wirkt er so frisch wie am ersten Tag.

…Etwa Steamboat Bill jr. Den habe ich auf der Riesenleinwand bei den Bonner Stummfilmtagen gesehen, und das hat mich völlig weggehauen.

Tjaa…was soll man machen…?

Max Schreck als Vampir war für mich leicht spooky bis niedlich-bemitleidenswert…ein bisschen wie die Gremlins, ja, wie ein Gremlin, auch mit diesen großen Ohren.

Caligari lief letztes Jahr auf den HH Stummfilm Tagen. Der war richtig gut. Da gefiel mir alles besser (Kulisse/Drehbuch/Regie). Sich den eigenen Soundtrack zu basteln ist natürlich tough und wahre Leidenschaft; womöglich noch Frame genau mit Timecode? - Gratuliere!

Nach Steamboat war ich richtig guter Dinge. Die Gitarristen von Gilbert Couchè interpretieren und spielen ihre Songs immer leicht psychedelisch; das gefällt mir so an denen.

Gestern habe ich The Unborn von 2009 gesehen, den fand ich gruselig, nur so nebenbei, obwohl das Finale leider gerade noch sehr durchschnittlich war. Kurioserweise war der auch mit Gary Oldman, er war es allerdings nicht, der gruselig war. Er war einfacher Uni Professor, der sich zu einem Exorzismus überreden lassen hat. Man gönnt sich ja sonst nichts :grin:

@boneless

The Duke of Burgundy hat auch ein unglaublich gutes Intro mit 70s Flair soweit ich mich erinnere.

Drei Horrorfilme aus dem Amazon Prime Programm:

As Above, So Below

Found Footage Horror meets Indiana Jones. Und die Mischung machte mir Spaß. :slight_smile:

In “Katakomben” (so der lahmere deutsche Titel) geht es um eine Professorin für Archäologie und ähnliches Gedöns, die sich mit einem kleinen Team auf der Suche nach dem Stein der Weisen in die Katakomben von Paris wagt. Natürlich wird die nicht ganz offizielle Expedition filmisch festgehalten. Und natürlich gibt es Tote.

Die Pariser Katakomben sind ein dankbares Setting mit ihren Bergen aus uralten Gebeinen. Bei meiner Abi-Abschlussfahrt nach Paris wollte ich sie unbedingt besuchen, aber konnte mit der Idee die anderen nicht überzeugen. Nach diesem Film bleibe ich vielleicht lieber freiwillig oben. Man weiß ja nie.

Zugegeben, man sollte eine gewisse Toleranz für “Vereinfachungen” mitbringen. Die erstaunlich junge Professorin wirkt eher wie eine naive Studentin und wenn über alte Sprachen gefachsimpelt wird, kam mir das selbst als Laie nicht sonderlich überzeugend vor. Die Rätsel sind immer superschnell gelöst und das Team scheint immun gegen Kälte zu sein. Aber ich konnte es dem Film verzeihen, weil ich den Versuch spannend finde, eine Schatzsuche im Stil von Indiana Jones einzubauen. Das lenkt ab. Man hätte ja auch einfach nur auf Jump Scares und Klaustrophobie setzen können, wie viele andere Vertreter dieses Genres. Außerdem werden uns glücklicherweise eine ereignislose Einleitung und erzwungene Romanzen erspart. Es kommt selten Langweile auf, die Katakomben sind abwechslungsreich aufgebaut und es gibt ein paar nette Überraschungen. Die Auflösung war mir leider eine Spur zu kitschig… aber dafür entschädigt die doch wieder ganz coole Schlusszene.

Beim Ende hätte ich mir höchstens noch gewünscht, dass sie durch das Loch einfach in den Himmel fallen und der Film damit endet :slight_smile:

Fazit: Ein vielleicht nicht sonderlich intelligenter, aber unterhaltsamer Found Footage Film, der ein gutes Tempo vorlegt. 7/10

GirlHouse

Studentinnen haben es schwer. Wenn ihre Familie sie nicht finanziell unterstützen kann, bleibt ihnen NICHTS anderes übrig, als ihren wohlgeformten Körper zu verkaufen. Zum Glück gibt es sympathische Zuhäl… Internet-Unternehmer, die ihnen die Chance geben, in einer schicken Villa vor Webcams zu strippen oder Sex zu haben. Glück gehabt! Alles voll seriös und man wird zu nichts gezwungen, was man nicht möchte. Probleme gibt es nur, wenn so ein dicker Computerfreak im Chat auftaucht, der von Kindheit an vom anderen Geschlecht schlecht behandelt wurde und deshalb zum psychopathischen Killer wurde.

Merkt man’s? “Girlhouse - Töte, was du nicht kriegen kannst!” könnte sehr leicht als sexistischer Dreck durchgehen. Oder man kneift beide Augen zu und sieht ihn einfach nur als naiven oldschool Slasher. Als solcher macht er seine Sache gut genug, um nicht zu langweilen. Es gibt ein paar fiese Brutalitäten und natürlich (nicht unbedingt natürliche) Brüste, wobei ausgerechnet die Hauptdarstellerin (Spoiler) erstaunlich zugeknöpft bleibt. Überhaupt wirkt der ganze Film für das schmuddelige Thema ziemlich clean. So als hätte man einfach nur ein sexy Setting für ein Drehbuch gesucht, das ansonsten unglaublich gewöhnlich gewesen wäre. Hier gibt es wirklich gar nichts, was auch nur den Versuch unternimmt, zu überraschen. Man weiß immer, wer der Killer ist, und was er unternimmt. Zig Horrorfilmklischees werden hintereinander gereiht. Und man weiß natürlich auch ziemlich schnell, wie es endet.

Ein solcher klassischer Schmuddel-Slasher hat natürlich seine Zielgruppe, aber mir war er etwas zu vorhersehbar und nicht wirklich sympathisch. Man bekommt halt, was man erwartet. 4,5/10

Fragile

Calista Flockhart war nach dem Ende von Ally McBeal anscheinend ziemlich mies drauf, weil sie keine anderen Erfolge feiern konnte. Zumindest hatten wir diesen Eindruck, als wir sie in “Fragile” sahen. Noch bevor wir erkannten, wer sie überhaupt ist, waren wir uns einig, dass sie sehr lustlos wirkte.

Dabei hätte sie guten Grund, aufgeregt zu sein. Als Kinderkrankenschwester landet sie auf einer Station, auf der es in letzter Zeit zu gruseligen Vorfällen kam. Die kleinen Patienten leiden unter unerklärlichen Verletzungen und aus dem gesperrten 2. Stock dringen immer wieder Geräusche. Gibt es das Geistermädchen, von dem die Kinder erzählen, etwa wirklich?

“Fragile” erfindet den Geistergrusel zwar nicht neu, aber wenn man gerade Lust auf so etwas hat, kann er für einen Abend gut unterhalten. Auch wenn mich die Hauptdarstellerin nicht überzeugt hat. 5,5/10

I Am Ali

Aus gegebenem Anlass mal reingezogen, da ich gar nichts von dieser Person wusste, außer dass Ali ein großartiger, oder gar der beste Boxer aller Zeiten war.
Der Film hat sehr gut vermittelt, wieso Muhammad Ali nicht nur ein großartiger Sportler, sondern auch ein großartiger Mensch war, und wieso er dieses Halbgott Standing hatte.
In einer Zeit, in der Fußballprofis ihre Antworten scheinbar vom vorgesetzten Reissbrett vorlesen und sich dadurch in Szene setzen, dass sie ohne Führerschein Auto fahren, werden Sportler, Menschen wie Muhammad Ali umso mehr vermisst. 8/10

Wie angekündigt die dritte Filmreihe der letzten Wochen. Anlässlich des neuen Captain America hatte ich im Heimkino ein kleines Marvel Rewatch gestartet, unvollständig und nicht ganz exakt der Timeline folgend. Hat Spaß gemacht. Von keinen der Filme kenne ich den oder die Comics. Die Wertungen verändern sich meist je nach Sichtung ein wenig. Ich liste sie in der Reihenfolge wie ich sie sah. Gestartet habe ich das Ganze mit einer nicht Marvel Produktion, nämlich:

Ang Lee’s Hulk (2003)

Als ich ihn bei Erscheinen 2003 zum ersten Mal sah, dachte ich mir Ang Lee hätte lieber bei seinen Sozial Studien bleiben sollen. Mittlerweile (3.Mal) gefällt er mir richtig gut. Durch Stilmittel wie Split Screen oder auch Trick/animierte Sequenzen und geschicktes Editing huldigt er seiner Ursprungsform als Comic und geht dennoch eigene erzählerische Wege. Die Action Szenen haben Power und gute Effekte. Der Film ist nicht mit Action überfrachtet und er schafft es den Hulk auch als ein sensibles Geschöpf darzustellen. Mit Jennifer Conelly, Eric Bana, Sam Elliott und Nick Nolte gefällt auch die Besetzung. 7,5/10

The Incredible Hulk 2008

Leterrier’s Hulk sieht bedrohlicher aus als Ang Lee’s. Interessante Idee war es bei der Besetzung des Hulk auf Gegensätze zu setzen und in diesem Sinne ist auch die Wahl des schlanken Edward Norton eine gute bzw. vertretbare. Der Film funktioniert als reiner Action Monster Movie ziemlich gut, bleibt aber Popcorn Kino ohne großen Tiefgang seiner Figuren. Er hat in Tim Roth einen überzeugenden Gegenspieler. Liv Tyler und William Hurt wirken glaubwürdig als Vater und Tochter mit viel emotionaler Distanz zueinander. Wer darauf achtet wird bemerken, das schon hier der Name Nick Fury - Shield Command im Vorspann auf einem Dokument von Shield auftaucht. 7/10

Iron Man 2008

Immer noch mein Liebster der bislang drei Teile, noch frisch in seinem speziellen Humor. Zugegeben habe ich lange gebraucht um der Figur Tony Stark Sympathien entgegenzubringen. Als Action Comic Verfilmung ist der Film für mich jedoch mittlerweile ganz weit vorn mit dabei inklusive einer bezaubernden Gwyneth Paltrow als Pepper Pots. Wie Stark im Film selbst sagt, ist der Name Iron Man natürlich Quatsch, da die Anzüge nicht aus Eisen sondern aus einer Titan-Gold Legierung bestehen :wink: S.H.I.E.L.D. Agent Phil Coulson hat seinen ersten Auftritt in Iron Man. Am Ende des Films besucht Nick Fury Tony Stark in seinem Haus. 8/10

Thor (2011)

Das Production Value wirkt deutlich niedriger als bei anderen Blockbuster Produktionen des Marvel Universums. Dennoch finde ich die Idee um die nordische Saga, Thor und seine “Wikinger” äußerst unterhaltsam. Einen besseren Darsteller als Chris Hemsworth als Thor kann ich mir nicht vorstellen. Sehr ansprechend ist die Gestaltung der Welt von Asgard. Ein wenig schade finde ich hingegen, das man vernab des Palastes und der Herrschenden nichts über seine Bewohner, die Gesellschaftsstruktur und die Geografie von Asgard erfährt. So wie Thor Story technisch in das Marvel Universum eingebunden ist war dies allerdings auch nicht notwendig und es fehlte dafür verständlicherweise die Zeit. Ein eigener Asgard Film würde mich dennoch reizen. gute 7/10

Captain America - The First Avenger (2011)

Diese nationalistische, amerikanische Helden Verehrung transportiert Comic Geist und funktioniert doch wunderbar als Film. Stimmungsvoll in den 50er Jahren verankert und die Motive des anfänglichen Loosers und späteren Helden humorvoll eingearbeitet, gefiel mir Captain America sofort, auch wenn die Euphorie nach mehrfach Sichtung nachläßt. Wie schon bei Iron Man gibt es einen kleinen Cliffhanger mit Nick Fury, der die unangenehme Aufgabe hat, Captain America über die Ereignisse aufzuklären, nachdem dieser nach langer Zeit aus der Kryostase erwacht ist. 7/10

The Return of the First Avenger - The Winter Soldier (2014)

Komplexer, reifer und detaillierter ausgearbeitet als sein Vorgänger, ernster und ziemlich düster wikte The Winter Soldier auf mich. Misstrauen, Intrigen und Action sind die Zutaten für diesen Substanz reichen Film, der auch mit dem Story Element des Zeitsprungs zum Vorgänger ganz ausgezeichnet der Sprung in die Moderne gelingt. Es wird ihm zuweilen eine gewisse Schwere und ein kleinerer Spaß Faktor vorgeworfen. Das habe ich nicht so empfunden. 8/10

Iron Man 2 (2010)

Meine brennenste unbeantwortete Frage ist:
Wie kommt der Shield von Captain America in die Grabbelkiste von Tony Stark? :slight_smile:
Solide bis gute Fortsetzung des ersten Teils mit ebenso ordentlicher Besetzung.
Am Ende bietet Nick Fury Tony Stark eine Tätigkeit als Berater für die Avengers an, da seine Qualifikationen als Mitglied nicht reichen.
Laut ImdB ist der Film randvoll mit Continuity Fehlern - es gibt eine Aufzählung. Es ist bestimmt ein großer Spaß ihn mit Blick auf diese nocheinmal zu schauen. 7/10

Iron Man 3 (2013)

200 Mio. Euro teuer ist dieses Action reiche Spektakel in dem eine ganze Menge zu Bruch geht. Die Effekte sind gut, es gibt einige technische Erneuerungen um die Iron Man Anzüge und auch die Idee von Menschen, die sich, nachdem sie mit Hilfe eines Virus manipuliert wurden, bis zur Glut aufheizen und als menschliche Bomben fungieren können, gefiel mir. Bezüglich der restlichen Story Elemente bin ich ein wenig gespalten. Die Idee, das Tony Stark sich plötzlich allein durchschlagen muss hat Stark’s Charakter interessante Aspekte hinzugefügt. Der Mandarin als Gegenspieler war mir etwas suspekt. 7-7,5/10

Marvel’s The Avengers (2012)

Von Joss Whedon unterhaltsam inszenierte Zusammenkunft von Superhelden inklusive gelungener Dialoge.
Loki stiehlt die geheimnisvolle Energiequelle, den Tesserakt, aus einem ebenso geheimen Forschungslabor von S.H.I.E.L.D. namens Pegasus (gedreht u.a. in einer, oder sogar der? größten (Vakuum)Kammer für Schwerelosigkeit). Nick Fury lässt daraufhin die großen Superhelden zusammentrommeln um den Tesserakt wieder zu beschaffen…
Im Bonus Material gibt es unter “Entfallene Szenen” ein Alternatives Opening, eine Interrogation Szene mit der Agentin Maria Hill vor dem World Security Council, die atmosphärisch so unglaublich gut ist mit verlangsamten Kurzeinblendungen der Superhelden, z.B. Thor wie er seinen Hammer fallen läßt usw. Schade, das sie es nicht in den fertigen Film geschafft hat. Schaut sie Euch unbedingt mal an. Ich sah die italienische Blu ray, sie ist um einige Sekunden länger als die übrigen europäischen VÖs. 8/10

Captain America - Civil War (2016)

Wie ich feststellen muß, habe ich in meinem Rewatch einen wichtigen Film zur Vorbereitung versäumt, im Grunde sogar zwei. Nämlich The Avengers: Age of Ultron und Ant Man, die ich bis heute noch nicht kenne. Das mir Civil War offenbar im Gegensatz zum Großteil der Zuschauer nicht sonderlich gefiel mag zum Teil diesem Umstand geschuldet sein. Überhaupt war ich die ersten 15 Minuten so irritiert von der Ansammlung an Superhelden, das ich mein Ticket hervorgekramt habe, um nachzuschauen, ob ich fälschlicherweise evtl. in einem neuen Avengers Film sitze. Nein, das soll ein Captain America sein. Und wer ist der Typ mit der roten Haut? Wo kommt der her? Der ganze Film fühlte sich am Ende wie eine Mischung aus X-Men und The Avengers an.

Auch das Drehbuch selbst empfand ich eher als irreführend denn überraschend innovativ. Zuerst liegt scheinbar der Schwerpunkt auf einem terroristischen Akt, dann scheinen es global-politische Inhalte zu sein, um letztlich in einem Mix aus persönlicher Vendetta und Twist unter Superhelden zu eskalieren. Die Idee des Kampfes unter Superhelden - also hier ausgelöst von Tony Stark und Steve Rogers - hat mir schon für Batman vs. Superman nicht gefallen (auf den ich bislang vorsichtshalber verzichtet habe) wie auch die Tendenz wohin sich die Marvel Filme zum Teil entwickeln: Viel hilft viel nicht nur in Zerstörungsorgien sondern auch in der Anzahl vieler Superhelden auf einmal…aber gut, wenn das die Ideen und Konzepte für weitere Storys sind…Allgemein sagten mir auch die visuellen Lösungen nicht besonders zu.
Und als wäre das alles nicht verunsichernd genug, hat das ans Savoy Kino angrenzende Hotel beschlossen zu renovieren, so das die letzten 10 Minuten des Films von Bohrmaschinen begleitet wurden.

Doch genug gemeckert, es gibt auch positives. Als gelungenen Aspekt des Drehbuchs erinnere ich den Twist um Tony Starks Eltern. Daniel Brühl gab einen überzeugenden Bösewicht, der sich von Reißbrett Bösewichtern unterscheidet. Und alles in allem empfand ich Civil War zumindest ganz unterhaltsam; Im Fight am Flughafen mit einer ordentlichen Portion Humor, gelungenen Stunts und meiner ersten Begegnung mit Ant Man im vollen Einsatz. (Vorläufige) Wertung als ein Captain America Film ca. 6,5-7/10

HORNS

Ich stelle fest, dass mir die Filme von Alexandre Aja bisher eigentlich immer ganz gut gefallen haben… selbst wenn es nur Remakes waren. Bei “Horns” geht er mehr vom Horror Richtung Fantasy, aber abgesehen von dem etwas schnulzigen Ende (wobei… irgendwie war das dann doch herzerwärmend) hat mir das alles sehr gut gefallen. Ungewöhnliche Ideen, eine Prise schwarzer Humor, feine Atmosphäre und ein geschickter Umgang mit unterschiedlichen Genres. Weil der Film meinem Gefühl nach ziemlich untergegangen ist, hatte ich deutlich weniger erwartet. 8/10

Jetzt bin ich sehr gespannt auf “The 9th Life of Louis Drax”. Vielleicht kommt er ja beim FFF :slight_smile:

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Zwerg-im-Bikini am 11.06.2016 13:21 ]

ZomCom-Woche im Heimkino, leider wenig ergiebig:

LIFE AFTER BETH
Schade um die sympathischen SchauspielerInnen, dass das Skript nichts zu erzählen hat und auch kaum einem von ihnen die Gelegenheit zum Glänzen bietet – BETH ist keine ZomRomCom, sondern ein unausgewogenes, bisweilen etwas zähes Indiedrama, mal deprimierend und mal hysterisch, aber leider weder interessant noch lustig oder gruselig.

BURYING THE EX
Noch eine Zombiekomödie, deren bester Gag ihr Titel ist: Auch der immer sympathische Anton Yelchin kann die lahme Story um die unkaputtbare Freundin nicht retten, die man so ähnlich auch schon mal im ebenso öden bis albernen SUPER EX-GIRLFRIEND gesehen hat – wieder kein Comeback für Joe Dante.

COOTIES
Ein paar hübsche böse Momente hat die Kinderzombiekomödie zwar, aber das ist ein bisschen wenig in Anbetracht der Grundidee und der fähigen Besetzung, die hier in einer viel zu normalen, gefälligen Genrecomedy mit harmlosem Kindersplatter verheizt wird.

Warcraft

Kenne weder das Spiel noch hab ich mich vorher über den Film informiert. Wurde von meiner Schwester mitgeschleift, die WoW spielt.

Einiges war mir zu cgi-lastig, z. B. die Orks. Die Kulissen und andere Elemente haben mich dann auch öfter mal an Herr der Ringe erinnert. Insgesamt unterhaltsamer Popcorn-Fantasyfilm, mit ein paar brutalen Kampfszenen und ein paar traurigen Stellen. Der Comic Relief war dann leider sehr sparsam eingesetzt, dem Film hätte ein bisschen mehr Humor ganz gut getan.

Cooties hab ich neulich auch gesehen. Netter Zombie-verschnitt mit Elijah Wood. Ganz vergnüglich, großes Horrorkino sollte man nicht erwarten. :laughing:

Ehrlich gesagt, sind cooties, also Läuse, im wahren Leben bei Kindern der echte Horror.

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Michaela am 19.06.2016 22:45 ]

Hatte nach dem JFFH Lust das Filmthema Asien noch etwas zu verlängern. Passend lief im 3001 Kino der Film Miss Hokusai, der auch auf dem Japan Filmfest gezeigt wurde.
Der Film würdigt Arbeit und Leben des Malers Hokusai und seiner Tochter, die zu Beginn des 18.JH. in Edo, dem heutigen Tokio lebten.
Bilder und Licht Atmosphäre sind liebevoll und von intensiven Farben, klar akzentuiert umgesetzt, die Gesichter häufig im Vordergrund in Szene gesetzt. Stilistisch sagte mir Miss Hokusai zu. Doch leider habe ich keinen richtigen Zugang zum Film finden können, was vor Allem an den Charakteren lag, die weitestgehend passiv angelegt waren, während der aktivste Charakter eher ein nerviger Störenfried war. Die glaubwürdigsten, intensivsten und am meisten vereinnahmenden Szenen waren dann auch die mit einem blinden Mädchen, abseits der Handlung um die Malerei. Als Portrait eines Zeichners und seiner Zeit Miss Hokusai daher nur etwas über dem Mittelmaß, in Pkt. so ca. 6-6,5/10.

Im Heimkino lief Himizu, ein weiterer Sion Sono, der schon länger auf seinen Einsatz gewartet hat. Habe wohl den richtigen Tag getroffen. Der Film ist ein Hammer Drama von enormer Intensität. Manga Adoption - Coming of Age - Tsunami Gebiete als Drehorte. Von losgelöst bis bodenständig kreiert Sono mit einfachen Mitteln nicht nur eine Genreperle oder einen in der Form einzigartigen Film, sondern in meinen Augen auch ein (kleines) Meisterwerk um eine verwahrloste und perspektivlose Jugend. Packend, soghaft, ehrlich, ergreifend und verstörend. 9/10 Pkt.

Und Apropo Japan Filmfest. War außer Dvdscot und mir wirklich niemand aus dem Forum zu Besuch, der Lust hat sein Feedback zu Filmen und Fest im entsprechendem Thread zu posten???

[ Diese Nachricht wurde bearbeitet von: Frank am 20.06.2016 16:14 ]