Ein neuer Film von Sabu (Hiroyuki Tanaka), weckt immer meine Neugier. Bislang hatte jeder Film von ihm den ich sah Originalität und großen Unterhaltungswert. MONDAY, BLESSING BELL, MISS ZOMBIE und MR. LONG sind allesamt Ausahmewerke in der Filmlandschaft und innerlich bei mir immer noch als Geheimtipps verbucht. Sicher ist die Bekanntheit des Regisseurs mittlerweile größer.
DANCING MARY fängt so unglaublich gut an, in Bezug auf Editing, Sounds, Bildauswahl und Timing , das man gar nicht anders kann als hierin den Beginn eines Meisterwerk zu sehen und meine Erwartungen blitzartig in die Höhe schossen. Leider kann der Film dieses starke Niveau nicht halten.
Als wenn SABU beschlossen hätte, er brauche kein solch hochwertiges cinematografisches Kino für eine Geschichte die Spaß machen soll, kommt es dann leider auch so, das nach ca. 30 Interesse weckenden Minuten des Story Aufbaus, einiger humorvoll-intelligenter Szenen und des Erscheinens sehr unterschiedlicher kurioser Protagonisten die Inszenierung nicht mehr mit der Idee dahinter mithält. Ja auch inhaltlich zeigen sich Schwächen. Szenen fangen an belanglos zu wirken, intelligenter Humor mutiert zu Blödelei und raffinierte Schnittsequenzen und dynamische Abfolgen werden einem gewöhnlich-gemächlichem Erzähltempo geopfert.
Die Idee wechselnde Farb- und s/w Bilder für die Erzählung der Story zu verwenden ist gut, genau wie der Wechsel der Zeitebenen, in denen sich dann auch noch eine wunderschöne, atmosphärisch-nostalgische Sequenz von großer Intensität zeigt. Dies reicht aber leider nicht, um an das Anfangsniveau anzuknüpfen.
Subjektiv hatte ich Schwierigkeiten mit dem Hauptdarsteller und dessen im Film dargestellten Charakter. Bis zum Schluss gelang es mir irgendwie nicht die grundlegende Sympathie aufzubauen, die mein Interesse, seinem Weg zu folgen, stark genug hätten werden lassen. Auch die qualitativ zunehmende Endphase wird duch eine mir unverständlich überzogene Sequenz des Drehbuchs wieder geschmälert, bei der ich das Verhalten des Hauptdarstellers für total überzogen hielt.
Thematisch werden wir, wie so oft im japanischem Kino, mit dem Tod konfrontiert und der Idee von der Seele, die ihren Frieden finden will/muss. Unterschwellig finden sich auch Themen der Schuldfrage und Vergebung.
Wenn sich SABU dazu entschieden hätte seiner MARY auch im Verlauf weiterhin einen größeren Stellenwert zuzubilligen, und mit Hilfe des Editing und Pacing Potenzials eine stärkere Verbindung zwischen Moderne und Nostalgie zu schaffen, dann wäre DANCING MARY das Meisterwerk geworden, das sich in den ersten 5 Minuten andeutet. Stattdessen macht er einen auf SION SONO. So kann der Film dann dennoch Spaß machen, er empfiehlt sich evtl. für eine Zweitsichtung und ist allein wegen seines Intros ein Must See auf der Nippon Connection. Aber was für ein Potenzial wurde hier in meinen Augen verschenkt. Dancing Mary