Total. “Ich seh, ich seh” hat mich mit seiner Inszenierung damals ziemlich aus den Latschen gehauen. Das war wirklich suspense vom allerfeinsten. Und irgendwie hat man immer geahnt, dass mit den beiden Jungs was nicht stimmt… großartiges und sehr böses Ende. Super.
Hat sich ein bisschen was angesammelt zuletzt:
Nichts zu verzollen
Ein weiteres Musterbeispiel der so angesagten seichten französischen Komödie. Tut keinem weh und lässt sich nett schauen. Sowas wie Tiefgang, wirklichen Humor und eine interessante Geschichte sucht man hier natürlich vergeblich, das kratzt alles nur ein bisschen an der Oberfläche und der Umgang mit bzw. die Beseitigung von Vorurteilen wird schon wie in dem Sch’tifilm äußerst naiv bearbeitet. Wenns nur so einfach wäre…
4/10
Nymph()maniac (Teil 1)
Oweh. Für sowas schlägt man sich die Nacht um die Ohren. Ich hab wirklich versucht, möglichst vorurteilsfrei an diesen Film heranzugehen, aber er sorgte am Ende selbst für die herbe Ernüchterung. Nymphomaniac möchte wohl so etwas sein wie die verstörende Psychostudie einer getriebenen, kranken Frau, verliert sich aber von Anfang an in komplett hohlen Phrasen. Fast alles in diesem Film wirkt schrecklich konstruiert, aufgesetzt und jeglicher guter Ansatz, ein intensives Drama zu schaffen, wird durch dieses nervige pseudophilosophische Gebrabbel zwischen Joe und Seligman schon im Keim erstickt. Diese erzwungene Intellektualität der Dialoge verursachte bei mir schon nach 20 Minuten extreme Ermüdungserscheinungen und ich hatte hart damit zu kämpfen, nicht vorm Fernseher einzuschlafen. Abseits des Kammerspiels gab es dann auch nur sehr wenige Szenen, die ein bisschen für Spannung sorgten. Abgesehen vom Kapitel mit Uma Thurmann, welches in Ansätzen recht gut war und dieser wirklich hervorragenden Bachallegorie zieht sich der Rest bis zur völligen Erschöpfung und schafft es überhaupt nicht, Atmosphäre aufzubauen. Bestes Bsp. dafür ist das Kapitel über den sterbenden Vater. Optisch toll in Szene gesetzt, aber viel zu lang und inhaltlich sowas von egal, von Intensität keine Spur. Am Ende bleiben einige nette Ideen in der Umsetzung (die des Öfteren eine humoristische Note besitzen) und die Bilder, denn so als rein visuelles Erlebnis kann Nymphomaniac durchaus was. Meine Motivation für den zweiten Teil hält sich dennoch stark in Grenzen.
4,5/10
Pusher I-III
Wirklich beeindruckend. Trilogien haben es ja häufig an sich, mit der Zeit nachzulassen bzw. können Teil 2 und 3 nicht mit dem Debut mithalten. Bei Refns Dreiteiler ist das natürlich anders, wen wunderts.
Was sich hier hinter wirklich scheußlichen Coverartworks verbirgt, ist weit davon entfernt, die 0815 Gangsterschiene zu fahren. Jeder der drei Teile fasziniert mit den Abgründen des drogeninfizierten Untergrunds, hat kaputte Existenzen zu bieten, denen so gut wie nichts mehr heilig ist und die vor nichts zurückschrecken. Alle drei Teile haben ein zentrales Problem gemeinsam: horrende Schulden auf Grund schief gelaufener Drogengeschäfte.
Jeder Teil befasst sich mit einem Charakter der Drogenszene, wobei in Teil 1 zunächst alle drei Hauptdarsteller eingeführt werden (Frank, Tonny, Milo) und sich jener anschließend mit Frank im speziellen beschäftigt. Teil 1 beginnt ruhig, um nicht zu sagen zäh, steigert sich aber mit zunehmender Spielzeit gewaltig und lässt in der zweiten Hälfte nichts anbrennen.
Im zweiten Teil lernt man Tonny (wie immer grandios: Mads Mikkelsen) und seine (Vater)probleme kennen. Pusher II ist der wohl abgründigste und damit auch beste Teil der Reihe. Er geht von Anfang an in die Vollen und lässt an Verkommenheit nichts aus. Die Hochzeit in dem Striplokal, die koksende Mutter, die Szene im Bordell und jeder schmerzende Moment zwischen Tonny und dem Schmied…hier ist alles so abgefuckt und verdorben, dass es dem Zuschauer schon mal richtig kalt den Rücken runterläuft.
Im dritten Teil dreht sich die Geschichte dann um Milo, der so langsam merkt, dass seine Zeit als Drogendealer vorbei ist. Zwischen Vaterverpflichtungen (die Tochter wird 25 und er muss den Geburtstag organisieren), eigenen Problemen (er will clean bleiben) und Problemen als Dealer (aufstrebende Albaner machen ihm das Leben schwer) muss Milo entscheiden, welche Prioritäten er setzt und gerät damit zunehmend unter Druck. Teil 3 beginnt ähnlich ruhig wie der erste und ist die vllt. beste Charakterstudie, die einen Mann zwischen Fürsorge und Wahnsinn zeigt, der seine Dämonen einfach nicht los wird. Ähnlich wie im ersten Teil geht es auch hier erst in der zweiten Hälfte so richtig zur Sache und in den letzten 20 Minuten explodiert dieser Film regelrecht und geht nochmal in die tiefsten Abgründe menschlichen Handelns. Fantastisch: Slavko Labovic als Radovan, der seinem alten Kumpel Milo einen letzten Gefallen tut.
Mit diesen drei Filmen hat sich Refn ohne Frage ein Denkmal gesetzt. Er bleibt immer ganz dicht an seinen Charakteren dran und liefert dabei realistisch anmutende Bilder von Menschen im Drogensumpf, die keine Chance haben, diesem zu entrinnen. Auf Effekthascherei wird so gut wie gänzlich verzichtet, alles wirkt echt und unmittelbar. Jeder von ihnen, ob nun Frank, Tonny oder Milo, hat mächtig Dreck am Stecken und deutliche Sympathiedefizite auf seiner Seite und dennoch leidet man mit ihnen bis zum bitteren Ende. Refn zeigt keinen Ausweg, hält die Geschichten offen und überlässt es dem Zuschauer, in welche Richtung die Männer gehen werden. Von dieser Sorte Film wünscht man sich mehr, daraus hätte Refn gern eine Serie machen können…
8,5/10
The Neon Demon
Ich kann vieles, was zu diesem Film schon ausgeführt wurde, bestätigen und will da auch gar nicht weiter ins Detail gehen. Ich unterschreibe ebenfalls jedes Wort von Herrn Kees zu diesem Streifen.
Ich hatte das Glück, dass der Kinobetreiber diesen Film scheinbar auch verstanden hat, denn der Sound war für ein mittelgroßes Programmkino echt bombastisch, fett und LAUT. Vor allem die Lautstärke spielt bei The Neon Demon eine wichtige Rolle, denn erst dann entfaltet das Zusammenspiel von Bild und Ton seine volle Durchschlagskraft. Das Ende bzw. der Abspann gehören im Übrigen zum Besten, was ich im Filmbereich seit Langem gesehen habe. Refn ist einfach ein absoluter Meister in dieser Hinsicht. Von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt durchdacht und umgesetzt. Da verzeiht man auch die hier und da etwas zu abrupten Schnitte. Drive war diesbzgl. etwas fließender im Abgang… Aber egal, am Schluss kommt man trotzdem auf recht berauschte:
8,5/10
Letzten Samstag beim kleinen Filmabend mit Freunden (neben The IT-Crowd):
Primer (7/10)
It Follows (9/10)
The Raid (7,5/10)
Primer bleibt ein höchst intensives wie gleichermaßen verwirrendes Werk, dem deutsche Untertitel wirklich gut tun würden. Ohne die englischen wäre man zwar komplett aufgeschmissen, aber selbst mit der Lesehilfe bleibt doch einiges im Dunkeln. Dennoch ein schöner Film mit reichlich Diskussionspotential.
It Follows hat auch bei der Zweitsichtung nichts von seiner Faszination eingebüßt. Eine wirklich anrührende Geschichte, verpackt in einem der besten Gruselfilme der letzten Jahre.
The Raid war dann am Schluss nicht mehr ganz so derb wie beim ersten Mal, vor allem die recht klischeehaften, holzschnittartigen Dialoge fielen dieses Mal irgendwie mehr auf. Bleibt trotzdem ein astreiner und über weite Strecken packender Actionstreifen.
Rabid Dogs (2015)
Das Remake von Bava’s Wild Dogs aus dem Jahre 1974 kommt als kompromissloser Thriller daher, der trotz überzeugender schauspielerischer Leistung in der ersten Hälfte nich so richtig Spannung aufbauen kann. Warum es Hannezo nicht gelingt, die Schrauben so fest zu drehen, wie es die Story eigentlich verlangt, kann ich nicht mal sagen, aber irgendwas fehlt hier. Dafür entlohnt dann eine ziemlich eiskalte zweite Hälfte mit einem verblüffenden Twist, den man bis zur endgültigen Auflösung so garantiert nicht kommen sieht und der den Film von seiner Gesamtstimmung her noch mal ein gutes Stück anhebt. Bis auf die kleinen Macken also sehenswert, vor allem, wenn man Heist-Movies etwas abgewinnen kann.
7,5/10